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GMall unS Anzcher. Amisötatt der Königs Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgericht- und de- Stadtraths zu Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Kür die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 83. Sonnabend, den 30. Mai 1891. 44. AützW. - - Erscheint in Riesa wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — «vonnemenrsprcis vicrieljährlich i Mark 2b Pjg — Betreuungen nehmen alle lkatsec? Postanftaltcn, Postboten, die Expeditionen in Riesa und Strehla (E- Schön), ionne alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem auSgcbretteten Leserkreise eine wirksame Beröfsen'» lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Vormittag- 8 Ubr. — InsertionSpreiS die dreigespaltene LorpuSzetle «der deren Ran« 10 Pfg; Lelegramm-Adressc: „Elbeblatt", Riesa- GeschSstsstcllc: Kastanienstra-e 59. Bl. 4K Bekanntmachmlsi, -en Schutz Ver Waldameisen und das Sammel« von Ameiseneiern betreffend. Nachdem sachverständig Beobachtungen ergeben haben, daß der Schutz der Waldameisen ein wirksames Borbeugnugünittel gegen die Gesädrdung der Waldungen durch Schädlinge, insbesondere auch die 'Nonne bildet, will die unterzeichnete Königliche Amtshanptmannschaft mcht unterlassen, die Waldbe sitzer ihres Bezirks hierauf ausdrücklich aufmerksam zu machen. Hierbei m?kg zugleich in Erinnerung gebracht werden, daß das Einsammeln von Ameisen eiern ohne ausdrückliche Erlaubnis) beziehentlich Bonussen des Waldeigen- thümers verboten ist. Großenhain, am 27. Mai 1891. Königliche Amtshanptmannschaft. 1345 L. -0?. Waentiff. Donnerstag, den 4. Juni 1891, Vormittags 1« Uhr, soll im Hinterhause des Herrn Kaufmann Hermann Mittler am Kaiser Wilhelinsplatz hier 1 Bohrmaschine, 1 Dreybank, 1 hohes Zweirad, 1 Schraubstock mit Tisch und I Bcrnickelunzsbad gegen sofortige Bezahlung , versteigert werden. Riesa, 28. Mai 1891. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Eidam. Ortskrankenkasse Riesa. Sonntag, den 7. Juni dss. Jahres, Nachmittags 3 Uhr, findet die 1. ordentliche Generalversammlung für i«9i im Hvtel zum Kronprinz statt Tagesordnung: 1. Vorlegung der geprüften Jahresrechnung für 189», beziehentlich Richtig- sprcchung dieser Rechnung. 2. Berarhunz etwa eingehender Anträge. Die Vertreter der Generalversammlung «erden hierzu eingrladen und um pünkl'ches Erscheinen ersucht. Großjährige Kassenmitglieder, welche nicht zur Generalversammlung gehören, Haven zwar Zutritt, sind jedoch nicht stimmberechtigt. Riesa, am 28. Mai 1891. Der Kassenvorstand. Frz Heinrich, Vorsitzender. Bekanntmachung. Sonntag, den 31. Mai Nachmittag 3 Uhr soll im Patitzsche» Gasthofe das Sand-. Stein-, Wasser- und Walzefahren an de« Mindest fordernden vergeben werden. Weida, den 28. Mai. 1891. Schlag, G.-V Tagcsgeschichte. i Die gegenwärtige bedenkliche L-bensmitltlverlheuerung, ! insbesondere des Roggens und Weizens (an der Berliner > Börse wurde am 25. d. Licferiingkq ralität Roggen zu ! 214, desgleichen Weizen zu 246 Mk. gehandell) hat j im preußischen Abgeordnetenhaus- zu einer sehr bewegten i Verhandlung über die Gttreidezölle geführt. Man ge- > winnt aus dieser Verhandlung den Eindruck, als ob wir vor einer zeitweiligen Herabsetzung der Getreide zölle stehen, und es wird eine solche mehrfach denn auch schon als unmittelbar bevorstehend angekündiJ. Der Beschluß soll nach der „Nat.-Ztg." gleich nach Rückkehr des Kaisers, vermuthlich am Sonntag, gefußt werden, so daß dem BundeSrath alsbald der entsprechende Antrag der preußischen Regierung zuzehen und dem nächst der Reichstag auf einige Tage berufen werden würde. Vermuthlich wird Vorgischlagen werden, den Getreidezvll zeitweilig von 50 auf 25 Mark pro Tonne herabzusetzen, was ungefähr einer in Frankreich soeben beschlossenen Ermäßigung des Weizenzolls auf 30 Franken oder 24 Mark entsprechen würde. Der Endtermin dec zeitweiligen Ermäßigung wäre das Inkrafttreten deö Handelsvertrags mit Oesterreich, worin bekanntlich eine definitive Herabminderung der Getreidezölle erfolgen soll, also wahrscheinlich der 1. Februar 1892. Aus einer kurzen Erklärung deS Herrn von Huene war zu ersehen, daß daS Centrum weder der definitiven Ermäßigung der Getreidezölle durch den Handelsvertrag, noch einer provisorischen durch ein Nothges-tz widersprechen würde. ! Da die Rationalliberalen ebenso wie die Deutschfrei finnigen ldie Socialdemokraten selbstverständlich ebenfalls) die Maßregel billigen «erden, so könnten höchstens die Konservativen im Reichstag ihr widersprechen. Ob sie «S wirklich thun werden, scheint zweifelhaft. Herr von Kardorss wenigstens stimmte ebenfalls einem etwaigen Nothgesetz« zu. Nächsten Sonntag findet in Berlin ein national liberaler Parteitag statt und sind demselben während der letzten Zeit mannigfache Erörterungen vorauSge- gangen. Die .Hamburger Nachrichten" richteten einen Appell an die Nationalliberalen, den Parteitag zu einer energischen Kundgebung für die durch den Fürsten BiSmarck inaugürirte WirthschaftSpolitik zu benützen; dieser Appell, dessen eigentliche Tendenz augenscheinlich gegen Len deutsch - österreichischen Handelsvertrag ge richtet war, ist jedoch von dem leitenden Organe der Nationalliberolen, der „National-Zeitung", sofort zurück gewiesen worden. Jetzt erklärt nun auch di- „National liberale Torrespondenz", daß der Parteitag richt statt- surde, um p ogramrrartige Beschlüsse zu fassw, sondern um einen den Allgemeinintercffen dienenden Gedanken austausch zu ermöglichen. Es heißt dann weiter noch, daß das Ergebniß der vorjährigen Reichstagswahlen, die seitdem so vielfach veränderte innere politische Situation, sowie ferner die neuen Aufgaben, welche unserm gesetzpbenden Körperschaften obliegen oder in nächster Zeit obliegen werden, unter den Parteigenvsien den naheliegenden Wunsch hervorgerufen hätten, sich wieder einmal in größerem Kreise über die heutige Lage und die aus derselben für die nationalliberale Partei erwachsenden Aufgaben auszusprechen. Deutsches Reich. Die militärischen Reisen des Karsers in diesem Herbste sind jetzt endgültig fest gestellt. In den ersten Tagen des Septembers wird der Monarch sich zum Besuch deS Kaisers von Ö sterreich und zur Theilnahme an den Manövern nach Oesterreich begeben, vom 8. bis zum 12. September wird er den bayrischen Manövern in der Nähe von München bei wohnen, und vom 12. September an finden die Kaiser manöver des 4. und 11. preußischen Armeekorps in der Nähe von Erfurt statt. Auf diesen Krisen wird der Kaiser vom Reichskanzler Caprivi begleitet sein; derselbe wird auch in diesem Jahre keinen Urlaub nehmen, sondern seine AmtSgeschäfte ununterbrochen wie bisher wahrnehmen. Wie der „StaatSanzeiger für Württemberg" meldet, leidet der König von Württemberg seit einiger Zeit an vnterleibSflülUngen. Gegen dieses Uebel «erd« eine Trinkkur mit Wildunger Wasser gebraucht. In der Nacht zu Mittwoch habe sich etwas Fieber gezeigt, wo durch der König am Mittwoch veranlaßt war, daS Bett zu hüten. Zu Emmendingen hielt der Großherzog von Baden anläßlich deS Gau-KriegerfesteS deS BreiSgauer Militär- VerbandeS an die Feiernden eine in verschiedener Hin sicht bemerkenSwerthe Ansprache. Mit besonderem Nach druck mahnte er sie, festzuhalten an dem Eide der Treue und aufmerksam auf der Wacht zu sein gegen alle Versuchungen, die sich im öffentlichen Leben in allerlei Gestalten an das Herz herandrängten. Er mahnte di- Krieger, danach zu trachte», daß die Ord nung nie gestört werde, und vertraue auf sie, daß sie ihn verstehen und seiner Meinung beitreten würden. „Es gi-bt", so äußerte sich der Großherzog zum Schluffe, an die Selbstlosigkeit Moltkes anknüpfend, „keine Frei heit im Leben ohne Unterordnung und ohne die Selbst losigkeit, die man an sich erprobt haben muß. Be wahren Sie die Liebe nicht nur zum engere» Heimath- land, sondern auch zum großen weiten Vaterland." Dem offiziösen „Dresdner Journal" wird von wohlunterrichteter Seite aus Wien bestätigt, die Er neuerung des Dreibundes sei unbedingt gewiß. Die Kommission für die zweite Lesung des Ent- , wurss eines bürgerlichen Gesetzbuchs setzt ihre Arbeiten I mit großem Fleiß fort und hofft, den allgemeinen Theil des Entwurfs bis zum Anfang der großen Gerichtsfenen erledigen zu können. Die Sitzungen, denen auch die nichtständigen Mitglieder mit großer Negrlmäßigkeit beiwohnen, finden allwöchentlich an den drei ersten Wochentagen statt. In der Württemberger Abgeordnetenkammer kam daS P ojckt einer Bodensee-Gürtelbahn zur Sprache. Der Ministerpräsident von Mittnacht erklärte zwar, die württembergische Regierung sei vollständig geneigt, in Verhandlungen einzutreten, wies jedoch auf die bisherige ablehnende Haltung der Nachbarstaaten, namentlich Bayerns, hin. Die Entwickelung der deutschen Industrie wird am deutlichsten nachgewiesen ouS den Ziffern der internationalen Exportstatistik. Während die Reihenfolge der am Weltmarkt betheiligten Nationen im Jahre 18K0 England den ersten, Frankreich , den -weiten, den.ver einigten Staaten von Nordamerika de» dritten und Deutschland de» vierten Platz anwie», hatte Deutschland im Jahre 1880 den dritte», 1890 aber den zweiten Platz erreicht. England besitzt nach wie vor die Füh rung im internationalen Wettbetrieb, Frankreich ist ins Hintertreffen gedrängt und Deutschland fitzt der führen den Ratio» hart aus den Fersen. Dabei ist zu be achten, daß der deutschen Industrie auS den Arbeiter schutz- und VersorguvgSgesetzen Bürden erwachsen, mit denen die Concurrenzländer auch nicht einmal annähernd belastet sind. Um so wichtiger erscheint eS, den Pro- ducNonSbedingungen deS heimathlicheu Gewerbes jed-