Volltext Seite (XML)
NMall und Aiycigcr. AwtsStatt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 181. Dienstag, den 25. November 1890. 48. Jührß. Erscheint in Riesa wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — «bonncmentSpreis vierteljährlich I Mark 2S Pfg. — Bestellungen nehmen alle Saiserl. Postanstalten, Postboten, die Expeditionen in Riesa und Strebla (S. Schön), sonne alle Boten entgegen. - In »rate, welche bei dem ausgebreitetcn Leserkreise eine wirksame Veröffent lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Vormittags 9 Ubr. — JnsertivnSpreiS die dreigespaltene LorpuSzeile oder deren Raum 10 Pfg. Telegramm-Adresse: „Elbeblatt", Riesa- Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Artikel II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetz-Blalt Seite 245 flg. — nach dein Durch schnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Großenhain im Monat October dss. Jhs. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Quarticrwirthen innerhalb der Amtshauptmann- schast im Monat November d. I. an Mililärpferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt: 7 Bk. 24,s Pfg. für 50 Kilo Hafer, 3 - 30,7 - - 50 - Heu, 2 - 31 - - 50 - Stroh. Königliche Amtshauptmcmnschaft Großenhain, am 22. November 1890. v I)r. Waentig. Tn " Erledigt hat sich die für den 8. D.cember 1890 anberaumte Versteigerung der Friedrich Moritz Bielig schen Nachlastgrnndstükke in Spansberg. Großenhain, am 22. November 1890. Das Königliche Amtsgericht. Estler. Schr. Warnung! Depesche der Königl. Wasserbau-Direetion: Elbe mit allen Nebenflüssen in Böhmen m starkem Steigen. Vorsicht. Riesa, den 24. November 1890. Der Stadtrath. Klötzer. Bekanntmachung. Verordnungsgemäß werden die Einwohner unserer Stadt hiermit auf die am 1. December dieses Jahres staltfindende Volkszählung, so- wie auf »ie Wichtigkeit derselben hmgewiesen und gleichzeitig aufgesordert, Sie ihnen demnächst zugehenden Zählungslisten borschriftsmästig und gewlffenhaft auszuMen. Riesa, am 24. November 1890. Der Stadtrath. * i. V.. Ruckdeschel. Tagesqeschichte. Aus dem Haag kommt die Nachricht, daß König Wilhelm III. der Niederlande von seinen Leiben durch den Tod erlöst woiden ist. Während der letzten Wochen sind fast Tag für Tag Nachrichten über das Befinden des Königs verbreitet worden, mlche zwar keinem Zweifel mehr Raum gaben, daß derselbe je roch in die Lage kommen werde, die Regierungsgeschäfte wieder zu übernehmen, die jedoch den körperlichen Zustand des Monarchen als noch keines wegs völlig gebrochen darstellten. Kommt also die Kunde von dem Ableben Wilhelms III einigermaßen überraschend, so trifst doch dieses Ereigniß die Nieder lande in wohl vorbereitetem Zustande. Die Regent schaftsfrage, die vor mehr als Jahresfrist, als dieses Ereigniß bereits einmal drohte, noch ungelöst war, ist nunmehr fest geregelt. Die Gemahlin des Königs, Emma, hat dem Drängen ihrer Räthe und den Wünschen des Volkes nachgegeben und die Regentschaft übernommen, bis zu der Zeit, wo ihre Tochter, die Prinzessin Wilhelmine — dieselbe ist am 31. August 1880 geboren —, die Volljährigkeit erlangt hat. Die Königin, welche als deutsche Prinzessin anfänglich bei den Holländern kühle Aufnahme fand, ist in den letzten Jahren sehr beliebt geworden. Ihr großer Opfersinn, ih:e treue Anhänglichkeit an den kranken Gemahl und ihr wohlthätiger, menschenfreundlicher Sinn haben ihr die Herzen der kalten niederländischen Bevölkerung er schlossen. Die Niederlande sind also wohl damit zer stieben, wenn sie zum ersten Male seit 3 Jahrhunderten von einer Frau regiert werden. Auch betreffs Luxem burgs ist die Regentschaftsfrage bekanntlich bereits geregelt. Herzog Adolf von Nassau ist mit dem nun mehr erfolgten Tode des Königs der Niederland der rechtmäßige Thronfolger für Luxemburg und führt nun mehr den Titel eines Großherzvgs von Luxemburg. Der eben verstorbene König Wilhelm hatte sich im Jahre 183S mit der Tochter deS Königs von Württem berg, Sophie, verheirathet; aus dieser Ehe stammten 2 Söhne, Wilhelm (geboren 1840) und Alexander igeboren 1851), welche beide vor ihrem Vater gestorben sind, ebenso ist der Bruder deS Königs vor ihm ver schieben: Prinz Heinrich der Niederlande, der als Statthalter von Luxemburg erst mit Amalie, einer Tochter des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar, und dann mit der Prinzessin Marie von Preußen, der Tochter deS Prinzen Friedrich Karl, verheirathet war. Diese Erklärungen sind zum Berständniß der mit dem Tode des KönigS Wilhelm in den Niederlanden und Luxemburg eingetretenen Veränderungen nothwendig. Der verstorbene Monarch war am 19. Februar 1817 geboren, er trat nach dem am 17. Mä z 1849 erfolgten Tode seines Vaters, Wilhelms II., die Regierung an, die für ihn durch keinerlei große Stürme bewegt worden ist, da er sich mehr und mehr von einer selbstthätigen Anteilnahme an der Leitung des Staates zurückzog und dieselbe, dem parlamentarischen Regierungssystem getreu, den von der Mehrheit der Gencralstaaten ab hängigen Ministerien überließ. Der König hat auch keinerlei Anstrengungen unternvmmen, um der durch den fortwährenden Ministerwechsel eingetretmen Stockung und Unfruchtbarkeit der Politik ein Ende zu bereiten. Bon den wenigen hervorragenden Ereignissen^der Regie rung Wilhelms ist die Luxemburgische Frage, die im Jahre 1867 beinahe zum AuSbruch des Krieges zwischen Frankreich undDeutschlandgeführt hätte, erwähnenswerth. Der König wollte bekanntlich Luxemburg an Frankreich verkaufen. Dieser Plan wurde aber durch Mrttheilung des Ministers Zuylen an Preußen zum Scheitern ge bracht. Der König unterzeichnete darauf den Londoner Garantievertrag, in dem tue N-utralität Luxemburgs unter dem Schutze der Mächte sestgestellt wurde. Preußen gab sein Besatzungsrecht auf, das Land blieb aber im deutschen Zollvereine und in der Folge übernahm auch das Reich die Verwaltung der luxemburgischen Eisenbahnen; sie wurden mit derjenigen der Reichseisenbahnen in Elsaß-Lotungen vereinigt. Der 1870/71 folgende deutsch-französisch» Krieg brachte für den König und sein Land eine ge waltige Enttäuschung und Wandlung de, pokjjschen Ansichten. Tie Stimmung war bis dahin Frankreich sehr günstig gewesen, man hrffre auf den Sieg der französischen Heere, ja es war Alles zu einem Ein greifen der holländischen Armee für den Fall des Sieges Napoleons über Deutschland vorbereitet. Daß die Dinge ganz anders kamen, hatte man in Haag nicht erwartet, und umso weniger angenehm war eS für den König und seine Minister, daß sie mit der neuen Lage rechnen mußten. Seitdem haben sich die Beziehungen zu Deutschland erheblich gebessert. Immerhin besieht aber noch in den Niederlanden, genährt durch französische und englische Einflüsterungen, ein Mißtrauen gegen Deutschland. Man fürchtete, seitdem das Deutsche Reich Colonialmacht geworben, für den Colonialb.fitz Holland«. Ueberhaupt hat Deutschland nicht viel Freundliches von dem Verstorbenen König erfahren, seine Bestrebungen gingen wenigstens vor 1866 dahin, Luxemburg und Limburg aus der bisherigen Verbindung mit Deutschland loszulösen. WaS Limburg anlangt, so ist ihm dies ja g« langen. Im Jahre 1874 feierte der König unter großartigen Kundgebungen der Be völkerung sein 25jähriges Regierungsjubileum. Des Verhältnisses Luxemburgs zu Deutschland möge noch mit einigen Worten gedacht sein. Wie wir schon erwähnt.», hat mit dem Ableben des KönigS Wilhelm von Holland Herzog Adolf von Nassau den Thron des Großherzozthums bestiegen. Sein jetziges Land nimmt staatsrechtlich eine Sonderstellung zu dem Deutschen Reiche ein, es ist nur lose mit diesem Ver bunden; ob hierin eine Aenderung eintreten wird, d. h. ob ein engerer politischer Anschluß an Deutschland erfolgen wird, ist eine Frage der Zeit. Schwerlich dürfte man von deutscher Seite Anstrengungen unter nehmen, diese zu beschleunigen, weil hieraus Ver wickelungen unberechenbarer Natur entstehen könnten. Immerhin bleibt aber Luxemburg mehr auf Deutsch land angewiesen, als auf einen anderen größeren Staat; möglich, daß die Besitzergreifung des Landes durch einen deutschen Fürsten den Zusammenhang beider Länder befestigen wird. An ein freundschaftlicheres Verhältnis; Luxemburgs mit Deutschland hat schon die Ernennung des langjährigen Geschäftsträgers von Luxemburg am Berliner Hofe, des Dr. Eyschen, zum Staatsminister von Luxemburg erinnert. Die Begegnung, welche Kaiser Wilhelm II. seiner Zeit mit dem Herzoge von Nassau hatte, war hierin von nicht zu unterschätzender Tragweite. Man kann es nur freudig begrüßen, wenn man eine deutsche Fürstensamilie, die durch die w.ltgeschichtliche Ent wickelung deS Deutschen Reiches ihrer Thronrechte ver lustig ging, sich mit den durch das Jahr 1866 ge- zerligten Verhältnissen aussöhnen sieht. Es ist dies als Act großherziger Vaterlandsliebe anzuerkennen, und es gereicht dem Fürsten Adolf von Nassau zu hoher Ehre, daß er im Gegensätze zu anderen ehemals souveränen Fürsten seine Interessen dem Wohle de- großen Ganzen unterordnet. Herzog Adolf von Nassau, der seincn Frieden machte mit dem Deutschen Reiche und besten Kaiser, befindet sich in einer ähnlichen Lage, wie vor wenig Jahren der Herzog von Cumberland, dem daS Erbrecht auf die Braunschweiger Herzogskron« wohl nie streitig gemacht worden wäre, wenn er eS vermocht hätte, mit der starren Verneinung der ge schichtlichen Thatsachen zu brechen. Luxemburg hat von jeher zum Deutschen Reiche I gehört eS ist rin altes deutsches Dynastenland, seit