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wäre schon damals groß geworden, wenn ihm nicht so viele Neider in Frankreich, Oesterreich und einigen deutschen Staaten ül den Weg getreten seien. Da» Beste, waS in dieser Zeit noch Habs wer den könne«, sei der deutsche Bund gewesen. Wenn derselbe auch wegen Eifersucht zwischen Preußen und Oesterreich nrcht völlig gedeihen konnte, auch innerlich nicht» Gutes zu Stande gebracht habe, so hielt er doch die deutschen Staaten zusammen und ein bedeutend größeres Ver dienst desselben, sei es, daß er bis 1866 Europa vor einem gewaltigen Kriege bewahrte, indem sowohl Frank reich als auch Rußland eS nicht wagen durften, diesen Bund anzugreifen. Wir sehen also in dem deutschen Bunde immerhin ein EinheitSband Deutschlands, wenn er auch nicht als genügend erkannt worden sei, um die kaiserliche Herrlichkeit wieder zu erlangen. Dies suchte nun der Tugendbund zu erreichen. Aber auch dieser Bund habe nicht viel erreicht, da er selbst ruckt fest genug zusammengehalten habe. Redner zog daraus für unS die Lehre, fest zusammen zu halten in Liebe, welche das edelste und festeste Band fei. An den TuMdbund schloß sich die Burschenschaft, von welcher einzelne Mitglieder erst vor einigen Jahien gestorben seien. Sie hatte sich vorgenornmen, bas alte «ömrsck- deulsche Kaiserthum wieder aufleben zu lassen. Du die Bereinigung aber meist aus jugendlichen Geistern bestanden habe, blieb sie mangelhaft, ja wurde so.,ar verbrecherisch, als revolutionäre Geister, wie Gib» Boll, sich darunter mischten. Redner wies nach, daß eö gut sei, daß die alte römisch-deutsche Kaiferherrlrchkeit nickt zu Stande gekommen sei, da ter Kaiser eines solchen Reiches unter dem Papste stehe und ein Wahl kaiserreich, wie es dieses war, nicht gewünscht werten könne. Redner wies hiernach noch darauf hin, wie durch französische Litteratur eine veiderbltche Strömung nach Deutschland kam, wie aber auch Frankreich mit seinen revolutionären Bestrebungen ein atschi, elendes Beispiel gebe. Auch seien die revolutionären Bcstiebungen in Deutschland nicht eigentlich von Deutschen, sontern von Fianzosen, Italienern u. s. w. ausgegangen; die Deutschen seien gar nicht einmal zu einer R publik veranlagt, sondern zu einer Monarchie. Redner wies weiter nach, wie nach einer Zeit ter O-nmachr Deutsch lands zuerst in Preußen der Keim der deutschen Ein heit Wurzel gefaßt habe und wie Bismarck es war, der auf die Verwirklichung der deutschen Emheitsrdee ausging. Ein allseitiges Bravo-Rufen der Ve sammelten stimmte dem Redner bei. Er wies darauf hin, wie wir das Gut, nach dem Tausente Deutsche sich gesehnt haben, die deutsche Einheit, erreicht hätten und schließt daran die Mahnung: Halte was du hast und laß.dir Niemand deine Krone rauben; laß dir nicht rauben dein protestantisches Kaiserthum, nickt dein Deutsch- thum. Jeder Stamm muß seine Eigenheiten bewahren. Nachdem der Redner geschlossen halte, ergriff Herr v. Manteuff-l das Wort und brachte, anschließend an das soeben Gehörte ein Hoch auf Se. Maj König Albert und Se. Maj. Kaiser Wilhelm II. aus, ebenso auf den Fürsten von Bismarck. Hierauf forderte er die Versammlung auf, Herrn Schuldrr.ktor Gesell durch Erheben von den Plätzen den ihm gebühieuoen Dank für die zündende begeisternde Rete zu zollen. Obwohl Herr v. Manteuffel zur Debatte an sior verte, m.ldete sich doch Niemand hierzu, denn man war vollständig mit dem Gehörten einverstanden. Herr Gesell hatte den Anwesenden wirklich richt einen Abend der Auf regung, sondern der Anregung bereitet. Ties zeigte sich besonders in den Worten eines A beiters, der sich zum Worte meldete. Dieser forderte auf zur B kawpfung der Sozialdemokratie, er forderte auf, Hst zu halten zur Kirche und zu den Fürsten. Er weist darauf hin, daß vor Allem ein Familienvater nicht einer Partei angehörcn kann, welche nicht zur Landeski che halte, ohne daß er seine heiligsten Pflichten als Familienvater Verletze. Er weist ferner hin auf ie glänzenden, aber unerfüllten Versprechungen der sozialcemokiatrschen Führer, welche sich nur von den sauer verdienten Groschen der Arbeiter mästeten. Der ungetheilie Beifall der Ver sammlung wurde ihm zu Theil. Nacktem Herr Schul direktor Gesell seinen Dank für die freundliche Aufnahme ausgesprochen hatte, schloß Herr v. Manbuffl die Versammlung, welche ohne jeden unangenehmen Zwiscken- sall verlaufen war. * Großenhain, 3. Dezember. Wie bereits aus dem Jnseratentheil d Bl. ersichtlich war, hält nächsten Freitag, den 5. d. M , der hr.stge Aldert-Zweigverem im Dnektorialzimmer der kgl. Amtihauptmannschaft seine Hauptversammlung ab. Aus dem Erzgebirge, 30 November. In der Papierfabrik des Herrn C K. Leonhardt in Niederschlema brach heute Nuchmrtiog kurz vor 3 Uhr in dem Bodenraum über dem Hollänberlocal bis auf ctzt noch unerklärte Weise Feuer aus. Dasselbe griff schnell um sich und vernichtete den Dachstuhl, sowie theilweise die vorhandenen Holztheile i« Holländer saal. In Folge energisch« Ein greif«» der hiesigen und au««ärtigen Feuer«»ehren wurde da» Element auf seinen Herd beschränkt und die übrigen Gebäude unbeschädigt erhalte». Der Betrieb der Papierfabrik ist nur wenig beeinträchtigt und konnte zum größten Theil wirder ausgenommen werden. — Im Laufe voriger Woche schlachtete der Straßenwärter A. Hecker in Sofa ern ca. 300 Pfund schweres Schwein. DaS Wellfleisch brodelte schon lustig im Kessel und reizte bereits verführerisch zum Genuß, als mit einem Male der verpflichtete Tnchinenbeschauer die SchreckenSkunde brachte: „Las Schwein hat Trichinen!" Scheibenberg, 2. Dekember. Gestern Nach mittag wurde in Mittweida die Weber'sche Pappen- sabrrk durch ein ausgehrvchenes Schadenfeuer vernichtet. Plauen, 2. December. Der königl. Amts- hauplmann von Burgsvoiff in Oelsnitz i. V. hat folgenve Bekanntmachung erlassen: „Da namentlich in Utzier Zert durch bas unvorsichtige Gebühren mit Zündhölzchen seilens der Kinder wiederholt Schadrnfcuer v-rursacht worden sind, wird nach Gehör des Bezirksausschusses angeordnet, daß Zündhölzchen in den Haushaltungen stets so aufzubewahren sind, raß Kruder nicht dazu g-langen können, sowie daß solche an Kruder unter 12 Jahren von Niemanden Verkauft oder sonst verabreicht werden dürfen. Zu widerhandlungen hiergegen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. o:er Hast bis zu 14 Tagen bestraft." Zwickau, 28. November. Trotz der schon so häufig vorg-kominenen Uugluckssalle, welche dadurch veranlaßt werden, baß Besitzer von Schießwaffen solche geladen an off nen, anderen Personen leicht zugänglichen Stellen uuverwahlt ablegen, giebt es doch immer wieder von solchen zu .berichten. So legte kürzlich ein im Vogtland wohnender Restaurateur das geladene Teschin offen in die Schlafkammer. Der 9 jährige Sohn kam in bi srlde und hatte natürlich nichts Eiligeres zu thun, als es rn die Stube zu tragen und damit, während die Eltern in anderer Räumlichkeit sich befanden, zu spielen. Das Gewehr ging los und die Ladung drang eiium 2jährigen Knaben in den Kopf. Der Kleine ist verstorben. Zschopau, 2. Dezember. Einen recht schweren Tod er lut am Freitag Nachmittag der in den vierziger Jahren stehende Handarbeiter Gemper hier. Derselbe stürzte beim Futterholen in der an der Walbkrrchner Straße gelegenen Scheune des Töpfermeisters Gemper von der Leiter herab durch ein Loch auf die Tenne, wobei er sich eine heftige Gehirnerschütterung zuzog. Der Verunglückte wurde erst am Sonnabend Nachmittag tobt aufgefunden. Ehemnitz, 1. Dezember. Da die Fabrikanten in de« Lohnfrage unnachgiebig sind, beschlossen die hiesigen Wirker einen Versuch, eine Kontrolmarke für Wirk- waaren einzuführen und Maschinen für die Gemaßregelten anzuschufs.n. — Als heute Mittag nach 1 Uhr auf einem Mudau an der Adorfer Straße ein Dachdecker die Arbeit beginnen wollte und zu diesem Behuf« durch das Dachfestcr auf das Dach gestiegen war, um mit einem Besen den Schnee wegzukehren, glitt er aus und stürzte 5 Stockwerk hoch hinab auf den Erdboden. Der Verunglückte, welcher schwer verletzt war, der rechte Arm ist mehrfach gebrochen, wurde mittelst Kranken wagens noch besinnungslos in daS Stadlkcankenhaus gebracht. Daselbst ist er auch nach kurzer Zeit ver schieden. — Der städtische Friedhof erweist sich aber mals als nicht mehr dem vorhandenen Bedürfniß ge nügend. Es wird deshalb ein Areal von gegen 16 200 Quadratmetern hinzugenommen. Eppendorf, 1. Dezember. Am Freitag weilte Kreithauptmann Freiherr von Hausen, derzeit noch in Zwickau, vom 1. Januar ab nach Dresden versetzt, in unserem Orte, um sich über die durch die Vorgänge bei der Eppendorfer Industrie-Gesellschaft geschaffene Lage zu informüen. Die gegenwärtigen wirthschast- lrchen Verhältnisse unseres Ortes sind nun den Um ständen nach ziemlich befriedigend, finanziellen Nachtheil erleiden nur diejenigen, welche mit den vormaligen Direktoren Zahlungsverbindlichteiten hatten. Im All gemeinen gehen die Geschäfte ebenso flott wie in den Vorjahren, so daß «in ziffermäßiger Bevölkerungs rückgang durchaus nicht zu erwarten steht. Das Ge rücht, die Regierung wolle turch Bewilligung von Baarmitteln unterstützend auf die wirthschaftlichen Verhältnisse Eppendorfs eingreifen, bewahrheitet sich nicht, ein Beweis, daß man die Situation für nicht so bedrohlich betrachtet. Mittweida, 1. Dezember. Durch einen Chemnitzer Kriwinalwachtmeister wurde am gestrigen Sonntag Vormittag im benachbarten Weinsdorf ein daselbst ein- logirter böhmischer Steinbrecher dingfest gemacht, welcher durch seine in Chemnitz wohnende Zuhälterin beschuldigt ist, den im Jahre 1884 in Gablenz bei Chemnitz ver übten Mord an einem jungen Manne begangen z» haben. Der damals todt aufgefnndene Mann «ar, vom Tanzsaale kommend, in Gablenz in ein« Streit verwickelt, arg geschlagen und schließlich über da» Brückengeländer in den vablenzbach gestürzt morde«. Ein Freund de» Gemordeten hat damals längere Zeit in Untersuchungshaft gesessen, wegen verdacht», di« That auSgeführt zu haben. Hartha. Hier wurde kürzlich mehrfach die Wahr nehmung gemacht, daß von auSwiirtS eintreffende Post sendungen an die Adressaten nicht abgeliefert worden waren. Es lenkte sich nach langen sorgfältigen Beob achtungen der Verdacht auf den Briefträger B. Münch und konnte derselbe auch in 57 Fällen solcher Unter schlagungen überführt werden, die der Angeklagte auch in der gegen ihn vor dem Chemnitzer Landgericht ein geleiteten Untersuchung mehr oder minder eingestanden hat. Auf Grund von ß 354 der Strafsatzungen, der sür Handlungen, wie sie hier geschildert wurden, eine Gefängnißstrafe von nicht unter 3 Monat bestimmt, wurde der Angeklagte zu sechs Monat Sefängniß ver- urtheilt. Glauchau, 1. Dezember. Am Sonnabend Nach mittag wurden hier 2 Personen plötzlich vom Schlag fluß getroffen. Ein Kaufmann wurde in seiner Wohnung vom Tode ereilt, nachdem er wenige Minuten vorher die ihm bereits zugcstellte Volkszählungslrste ausgefüllt hatte. Im anderen Falle machte ein Herzschlag dem Leben des 56 Jahre alten Webermeisters Carl Gottlob König auf der Straße in dem Augenblick ein rascher Ende, als König aus einem Fabrikationsgeschäft, für das er arbeitete, in seine Wohnung zurückkehren wollte. Leisnig. Der hiesige Stadtrath hat, um die vielfachen Belästigungen, welcher die Besucher öffent licher Wirthschaften und Gasthöfe durch Hunde zu er leiden haben, abzustellen, angeordnet, daß Hunde in dergleichen öffentlichen Orten bei 5 Mk. Strafe nicht mehr mitgebracht werden dürfen. Mügeln. Von viel Glück im Unglück konnte am vergangenen Freitag der Schmiedemeister Männel von hier sprechen. Derselbe war unter Beihilfe mehrerer Arbeiter mit dem Auflegen des Holzbelags auf eine eiserne Brücke der Müglitzthalbahn bei Oberschlottwitz beschäftigt. Da der Güter zug von Glashütte nicht zur rechten Zeit ein trat, glaubten die Leute, daß der Zug überhaupt ausfalle. Als nun derselbe etwas später doch noch um die dortige Curve und den Einschnitt fuhr, wollte Männel schnell über die Brücke laufen, kam jedoch dabei zu Falle, so daß ihn die Lokomotive mit den Schneeschutzräumern ein Stück mit fortschleifte und schließlich den Bahndamm hinunteiwarf. Er erlitt hierbei wohl Verletzungen; dieselben find aber nicht gefährlicher Natur. Leipzig, 3. Dezember. Am Spätabend des ver gangenem Montags hat sich auf dem Berliner Bahn hofe ein bedauerlicher Unglücksfall ereignet. Der 30- jährige Hilssrangirmeikier Jentzsch aus Langenreichen- bach wurde daselbst beim Rangiren eines GüterzugeS überfahren, wobei ihm der rechte Ober-, sowie der linke Unterschenkel vollständig zerquetscht wurden, so daß er schwer verletzt, aber noch lebend mittelst Krankenwagen» ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Weißenfels, 2. Dezember. Der durch die Ueber- schwemmung in unserer Stadt angerichtete Schaden wird auf 300,000 M. geschätzt. Kirchennachrichten für Riesa und Weyda. Riesa: Dom. 2. Adv. predigt Vorm. >/g9 Uhr ?. Führer; Nachm. i/?2 Uhr Confiimandengotlesdrenst mit den Knaben: Diac. Tiübenbach; Abend S Uhr Abendmahksgottesdieitft. Weyda: Dom 2. Adv. predigt Vormittag Vr9 Uhr Diac. Trübenbach. Das Wochenamt vom 7. bis 13. Dezember hat Diac. T'übenbach. Getraute: Carl Hermann Neumüller, Handarb. hier u. Anna Emilie Rohrbach hier. Getaufte: Alfred Max, Fr. Aug. Juhra's. Handarb. in R., S. Mar Otto. Franz Reinh. Roßberg'«, Schmied« in R., S.—Alwin Martin, K. Fr. Serftenberger'S, MühlenbäucrS in R., S Willy Hermann, Otto Oswald Hommel's, Gold- u. Silberarb. in R., S. Martha. Ed Zaschke's Fabriktischler« in R.. T. Auguste Lina, Karl Wilhelm BSnisch'S, Bahnarb. in R.. T. Beerdigte: Martha Margarethe, Gust. Ed. Gräfe'«, Bäckermstr« in R., T-, —. 3. 4. Kirchennachrichten für Glaubitz u. Zschaiten. 2. Adv. Glaubitz: Frühkirche */,9 Uhr. — Zschaiten: Spätkirche 11 Uhr. Glaubitz: Mittwoch, den 10. Dezember, Abends */z7 Uhr WochengotteSdienst mit Communion.