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17» 43. Jahr« Donnerstag, den 13. November 1890. v ir. » rm ttr. oember »n. "8. lassemn. ilnahme renvolle > dahin« »wiegel« wir uns ihltestcn n, äL5S ast ent- livmpel onn- l der 'stehlt ?ch. »1. Beilage zum „Clvevlatt und Anzeiger" Abends Nur C. er. »tW irische stekm. d Von erau tage ,esp. den Mitgliedern der Kommission zugänglich gemacht werden. Die Arbeiten sind dem Abschluß nahe und werde« al-bold dem Druck übergeben werden. In der Expedition de- „Berl. Bolksöl." find 33180 Exemplare deS socialdemokratischen OrganisationS- EntwurfS und Parteiprogramm« von Seiten der Polizei beschlagnahmt worden, weil auf denselben die Angabe deS Verlegers fehlte. Frankreich. Das Organisationskomitee für das Ganbaldidentmal in Fraakre.ch hat sich endgiltig gebildet mit dem Senator Schoelcher als Präsidenten. Dem Komitee gehören außerdem Jules Simon, Magnier, Spuller, Ranc und General Eampenon an. DaS Komitee zur Betreibung der Sammlungen besteht aus den Direktoren der republikanischen Zeitungen. Boulanger ist von der Insel Jersry nach London abgereist. England. Der englische General-Konsul Smith ist von Sansibar «bberufen worden wegen Verdächtigung Deutschlands in der Sklavcreisrage. Smith hatte die berüchtigten Artikel, daß Deutschland in Ostafrika den Sklavenhandel offiziell dulde, für die „Times" geschrieben! Holland. Wie das „Utrechtschc Tageblatt" be richtet, ist im Zustand des Königs eia merkbarer Rück schritt zu konstatiren. Die Nahrung wird ohne Be wußtsein genommen. Der wenige Schlaf wird wieder holt durch Unruhe gestört, wodurch der Kranke unter dem Druck beängstigender Gefühle fortwährend bald das Bett verlassen will, bald wieder nach demselben »erlangt. Amerika. Während bas vereinigte Europa An strengungen macht, die Sklavenjagden in Afrika zu unterdrücken, werden diese — wie man jetzt vernimmt — in Gegenden ausgenommen, die vo« diesem Fluche bisher verschont bliebea. Der Minister de- Aus wärtigen der Ver. Staaten von Nordamerika ist bei der Regierung Brasiliens vorstellig geworden »egen deS Menschenraubes, der von Brasilianern in den ent fernten Gebieten Columbias ausgeführt werde. Die Räuber sind mit Flußdampsern bis zum Orinoko vor gedrungen und scheinen die dort geraubten Urein wohner bis an den Amazonenstrom hin verkauft zu haben. Deutsches Reich. Reichskanzler vo« Caprivi ist von seiner italienischen Besuch-reife wieder zurück gekehrt. In Tom», der letzten italienischen Eisenbahn station, fand er noch ein sympathisches Abschieds telegramm Lrispis vor. Der Kanzler kann mit seiner Ausnahme in Italien zufrieden sein; selbst daS leitende radikale Blatt in Mailand brachte einen begrüßenden Artikel. Nach Mittheilungen deS Blattes „Jl Sole" sind bei den Conferenzen zwischen C ispi und Caprivi auch wirthschaftliche Fragen besprochen worben. Nach dem über den Gegenstand früher bereits ein ein gehender Meinungsaustausch stattgefunden hatte, sollen bei der Erneuerung deS Zolltarifs der italienischen Ausfuhr nach Deutschland in Bezug auf Wein sowie andere Bodenproducte weitere Erleichterungen gewährt werden. It-bcr die Zugeständnisse, welche andererseits Italien der deutschen Einfuhr machen würde, meldet daS italienische Blatt noch nichts. Bezeichnend für die Stimmung, in welcher die „N. Pr. Ztg." sich durch die Entlassung Stöcker« be findet, ist ein Artikel, an dessen Schluß es heißt: Wir unsererseits wollen auch nicht eine Stunde mit der Erklärung zu'ückhalten, daß, wie wir bisher Schuller an Schulter mit Stöcker gekämpft haben, für die Befreiung der evangelischen Kirche von dec Beherrschung durch den Staat und für die Befreiung des Staates von der Beherrschung durch Judcnlhum und CapitalismuS, als die unerläßlichen Vorbedingungen einer ersprießlichen Sozialrefoim, s» wir auch ferner in diesem Kampfe ihm zur Seit« stehen werden. Die „National-Zeitung" habe an die Ansprache de« Prinz regenten an da« Ministerium AuerSwald erinnert. Nunwohl, bemerkt die „N. Pr. Ztg ": Diese Ansprache sand am 8. November 1858 statt. Schon im März 1862 aber übernahm Her» von Mühler baS Cultusministerium. Die Zeiten kommen und gehen, die chiistlich-conservativen Principiea aber find unwandelbar! Die „Post" schreibt: Das bedeutsame Moment liegt i» der Wahl eines so ge mäßigten, der Sammlung aller Kräfte der evangelischen Kirche geneigten Mannes wie Consistorialrath Dryander, zum Vertreter des Oberhofpredizers Kögel. Sie zeigt, daß die hochkirchliche Richtung ebensowenig den Beifall des Landesherrn findet, wie die extrem- conservative. Nach dieser Richtung mögen Illusionen gehegt und genährt worden sein; sic werden jetzt schwinden müssen. Herrn Stöckers DemisfionSgesuch und die Annahme desselben stellen den wahren Sach verhalt in daS hellste Licht; insofern haben sie eine klärende Wirkung, und man muß Herrn Stöcker Dank dafür wissen, daß er diese Klärung gerade angesichts der bevorstehenden Generalsynode herbeigesührt hat. Stöcker wird jetzt unter Zusammenfassung aller antisemitischen Gruppen eine compacte Partei bilden und sich mit Böckel und Liebermann von Sonnenberg verständigen. Auf von deutscher Seite erfolgte Anfrage ist be kannt gegeben worden, daß daS amerikanische Gesetz er fordere: vom 1. März 1891 an müssen alle für die Vereinigten Staaten bestimmten ausländischen Maaren in englischer Sprache gestempelt, etikettirt oder einge brannt die Bezeichnung ihres Ursprungslandes tragen. Wie verlautet, werden mit Rücksicht auf die bevor stehende Volkszählung und die vor Weihnachten ein tretende erhöhte gewerbliche Thätigkeit die für die Monate November und Dezember ongeordneten um fangreiche« Uebungen des Beurla«bt«nstandeS auf Januar bezw. Februar »erlegt. Der Präsident deS Reichstages hat an die Mit glieder desselben nachstehendes Circular gerichtet: „Die Herren College« werden ergebenst benachrichtigt, daß der zur Zeit vorhandene Mangel entsprechenden Be- rathungSmaterialS, sowie die gebotene Rücksicht auf die Arbeiten der seit dem 5. d. wieder zusammengetretenen Kommission zur Vorberathung des Gesetzentwurfs betr. die Abänderung der Gewerbeordnung, die Festsetzung einer Plenarsitzung umnittclbar nach dem Ablauf der Vertagung deS Reichstag« nicht gestatten. Von der Anberaumung der voraussichtlich in der Zeit zwi schen dem 25. und 27. November bi« spätestens zum 2. Dezember stattfindenden nächsten Plenarsitzung werde ich sofort nach meiner Entschließung den Herren Mit gliedern des Reichstags Kenntniß geben. Die Arbeiterschutzkommisfion deS Reichstag« schreitet in ihren verathungen so rüstig vorwärts, daß man an die Beendigung der «rsten Lesung Ende nächster Woche denkt. Alsdann wird eine Pause eintreten, ehe die zweite Lesung beginnt. Während dieser Zeit dürften di« Resultate der angestellten L> Hebungen dem ReichS- !nst ein er. Tagesgeschichte. Heute Mittwoch, den 13. November tritt der preußische Landtag zu einer Tagung zusammen, die an Bedeutsamkeit alle ihre Borgängerrnnen seit langen Jahren überragen wird und deren Ergebnisse auch im Reiche vielfach von allgemeinem Interesse sein werden. Nicht nur ein einzelne« großes Gesetz wird zur Ve rsitzung stehen, sondern aus den wichtigsten Gebiete« deS StaatSlebenS werden Reformen von grundlegender und für alle öffentlichen Verhältnisse maßgebender Bedeutung i« Angriff genommen. Die Reform der direkten Steuern, die Umgestaltung der Lanbgemeinde- »rdnung und eia Volksschulgesetz, daS sind die schwerwiegenden Ausgaben, die diese Landtazssesston zu lösen berufen ist. ES ist fast zu viel der Arbeit auf einmal, allein diese Angelegenheiten stehen in vieler Hinsicht in einem so cngen Zusammenhang, daß die eine ohne die andere nicht wohl in die Hand ge nommen werden kann. DaS Staatswesen ist ein so einheitliches Gebilde, daß gruadlegenbe Umgestaltung«« nicht auf ein einzelnes Gebiet beschränkt werde« können und die Unfruchtbarkeit, die lange Jahre in der preußischen LandeSgesetzzebung geherrscht, macht jetzt eine erhöhte Anspannung der Kräfte uncrläßlich. Man darf mit Sicherheit annehmen, daß die ganze R-sorm- gesetzgebung von vornherein so angelegt ist, daß sie in ihren Grundgedanke» die Billigung aller gemäßigten Elemente von recht- und links finden kann, auch bei der CentrumSpartei wird man auf positive Mit wirkung, wenigsten» bei der Steuer- und Landgemeinde reform, hoffen dürfen. Ja einer der jüngst statt gehabten sozialdemo kratischen Versammlung in Leipzig hatte man an die „Leipziger Zeitung," welche ebenfalls die manchen Leuten recht unangenehme Frage gestellt, wie der sozialdemokratische Zukunftsstaat beschaffen sein werbe, die Gegenaufforderung gerichtet, binnen wenigen Tagen genau anzugeben, wie eS i« fünf Jahren in dem Staate der heutigen Gesellschaft oussehen wird. Für „das Gegentheil von ehrlich und wahrheitsliebend" ward die „Leipz. Ztg." erklärt, wenn sie diese Frage nicht zu beantworten wissen werde. Die „Leipziger Ztg." hat sich natürlich beeilt, die „Resolution" dieser erleuchteten Versammlung zu entsprechen, und erklärt: „Der Staat der heutigen Gesellschaft" wird in fünf Jahren in allen wesentlichen Punkte» genau so aussehen wie heute. Wie die Einrichtungen, Gesetze und Behörden dieses Staate- beschaffen sind, wissen ja wohl die Herren. Wenigstens kritifiren sie dieselben Tag für Tag so gründlich, daß man glauben sollte, sie müßten sie kennen. Der Aufgabe, ihnen eine Vorlesung über heutiges Staatsrecht zu halten, werden sie uns daher gern entbinden. Wir wiederholen blos: „der Staat der heutigen Gesellschaft" wird in fünf Jahren in seinen Grundlagen derselbe, seine Verfassung wird noch immer die monarchische sein, und die Kirche wie Schule, die großen erziehenden Mächte des Menschengeschlechts, werden sich zu ihm verhalten, wie heute. Gott wird mit Erlanbniß der Herren auch noch in fünf Jahren da- Weltregiment führen und seine Kirche wird fort fahren, Millionen Herzen zu trösten, zu erheben und zu «wärmen. Auch wirthschaftlich wird sich in den nächsten fünf Jahren nichts wesentlich ändern. Nach dem uralten Gesetz, auf dem seit Beginn der Dinge jeder menschliche Fortschritt beruht, wird jeder Einzelne auch künftig für sei« wirthschaftliches Handeln verant wortlich und sich seine wirthschaftliche Existenz auS eigener Kraft zu erkämpfen gezwungen sein. Diese wirthschaftliche Verantwortlichkeit konnte ausarten und ist nicht selten ausgeartet zu einem hohen Grade von wirthschaftlichem Egoismus. Solchen Mißbildungen entgegenzuwirken, den wirthschaftlich Schwachen gegen de» Starken zu schützen, und dke Auswüchse unseres „System-", soweit eS in Menschenträften steht, zu be seitigen, »erben Alle staatserhaltenen Kräfte mit oder ohne Hilfe der Herren Agitatoren auch in den nächsten „fünf Jahren" bemüht sein. Aber ebenso gewiß, wie der heutige Staat diese friedliche Resormarbeit fort setzen wird, wird in diesen „fünf Jahren" auch jeder Versuch der Umsturzpartei, an die Stelle der fried lichen Entwickelung die Gewalt zu setzen, blutig und bis zur Vernichtung seiner Urheber zurückgewiesen werden. Bi- auf die letzte Spur würde „in fünf Jahren" das Agitatorenthum mit feinem Anhang von Erdboden verschwinden, wenn eS die unglaubliche Thor- heit beginge, den nur mühsam verhüllten Umsturzge danken bis dahin inS Werk zu setzen." Den Herren „Töhrern" in der sozialdemokratischen Partei wird freilich die „Enthüllung" nicht sonderlich gefallen. Reue Patente. Bericht des Patent-Bureau von Person L Sachse, Berlin SW. Die Firma ertheilt Abonnenten Auskünfte über Patent-, Muster- ,nd Markenschutz gratis! Die Sicherheit-Ofenklappe (Pat. N. 5383S) von P. Kossack in Land-berg a. W. ist so eingerichtet, daß dir Gefahr einer Kohlenoxydga-vergiftung bei zu frühem Kloppenverschluß ausgeschlossen wird. Vie Kloppe besteht au- dreihintereinander versetzt »»geordneten halben Kloppen, welche durch Stangen so mit einonder verbunden siud, daß sie sich stets gleichzeitig öffnen und schließen, und welche in der geschloffene« Stellung z»ar de« »»mittelbaren Zug hemmen, aber trotzdem Vermischtes. Der Eiffelthurm hat bei den vnschiedeuen Völkern einen wahren Wetteifer, möglichst hohe Thürae zu errichten, hervorgerusen. BemerkenSwerth ist der Plan deS spanischen Architekten de Palacio zu einem Monument-Monumentalthurm für Christoph Columbus. Dieser Thurm wird auS einer von einem entsprechenden Unterbau getrogenen Kugel von «wo 100 Fuß Durch messer bestehen. In dem Innern dieser Kugel könnten, wie da- Berliner Patent-Bureau von Gerson u. Sachse bemerkt, bequem die ägyptischen Pyramiden und die Sphinx aufbewahrt werden. Die Kugel soll al- Globu- gearbeitet »erden, und am Aequator eine große Gallen« tragen, von der aus eine spiralförmige Wandelbahn nach dem Nordpol führt. Auf letzterem befindet sich die Darstellung deS Schiffes, welche- Columba« bei d,r Entdeckung Amerika- benutzte. Allgemeine Renten-, Capital- u»d L«benS- versicherung-bank Teutonia in Leipzig. I« der Zeit vo» 1. Januar bis 31. Oktober 1890 gingen ein 3807 Anträge über 12.281.542 M. Ver sicherungssumme, während 2972 Versicherungsscheine über 9^878.379 M. Versicherungssumme auSgefertigt wurden. In derselben Zeit belief sich der ReiozuwachS auf 5066 990 M. Versicherungssumme, sodaß am 31. October 1890 in Kraft waren 44934 Policen über in«ges,mmt 113 529.359 M. Versicherungssumme gegen 43580 Policen über 106.991.429 «. Der- sicherungssumae am 31. October 1889. Durch Tod wurden in den ersten 10 Monaten de» laufenden Jahre« fällig: 1 315.448 M. Bisher gezahlte Ver sicherungssumme: 30 Millionen Mark.