Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. 129. 8. Juni 1914. Städtebau und Gartenkunst; Städtische Kirchhöfe; Gemeindliche Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke; Aufgaben der Gemeinden auf dem Gebiete der Bauordnungen; Städtische Museen, Theater, Schlacht höfe und Badeanstalten. Eingclcitet wird der Kursus durch den Pro fessor au der Universität Halle, Or. Waeutig, der über Volkswirtschaft und Kunst vortrageu wird. Ferner werden u. a. Vorträge, zum Teil durch Lichtbilder illustriert, halten Geheimer Hofbaurat Professor Felix Geuzmer, Berlin; Professor Otto Blum, Hannover; Frau Geheimrat Gothein, Heidelberg; Stadtbaurat Professor vr. Grässel, München; Professor Nußbaum, Hannover; Geheimer Negierungsrat Professor I. Brix, Charlotteuburg; Geheimer Oberbaurat Stübben, Berlin, und andere mehr. Die Vorträge werden durch Besichtigungen der verschie densten Art unter sachverständiger Führung ergänzt. Nähere Auskunft erteilt das Sekretariat der Hochschule Köln. Neubildung des höheren Mädchenschulwescns in Württemberg. — In Württemberg ist das höhere Mädchcuschulwesen neu geregelt worden. Die bisherigen höheren Mädchenschulen heißen nunmehr Mädchenrealschuleu. Sie haben 10 Klassen. Das Unterrichtsziel ent spricht etwa dem der Untersekunda einer Nealanstalt. Als Aufbau ist eine Mädchenoberrealschule vorgesehen. Württemberg hatte seit 1909 seine höheren Knabenschulen den Mädchen geöffnet; jetzt ist jedoch in Orten, wo eine Mädchenrcalschule besteht, der Übertritt in die Knaben schulen nur den Mädchen erlaubt, die die oberste Klasse der Mädchen realschule mit Erfolg besucht haben; die Kuabenoberrealfchuleu sind den Mädchen dort nicht zugänglich, wo eine solche Anstalt für Mädchen besteht. Die Müdchenoberrealschule umfaßt drei Klassen. Ihr Lehr plan entspricht mit einzelnen Abweichungen demjenigen der drei ober sten Klassen der Kuabenoberrealschule. Die mit dem Reifezeugnis ver bundenen Berechtigungen sollen durch eine besondere Verfügung be kanntgegeben werden. Als Ersatz fiir die Frauenschule hat man die Einrichtung eines Hausfrauenjahrs getroffen. Der Lehrplan hierfür soll nur als Muster angesehen werden. Der Unterricht (24 Wochen stunden) erstreckt sich nur auf praktische Fächer und wissenschaftliche Weiterbildung. Der Verband Deutscher Kinderschutzvereine, der kurz nach seiner Begründung im vorigen Jahre unter seinem — so plötzlich dahinge- schiedeuen — 1. Vorsitzenden, Professor vr. Freiherrn von Soden, eine öffentliche Versammlung im kleineren Kreise in Darmstadt abge halten hatte, veranstaltet am 15. Juni in H a l l e a. S. die erste größere Deutsche Kinderschutztagung, die in enger Verbindung mit dem dies jährigen Allgemeinen Fürsorgeerziehungstage steht. Internationaler Jonrnalistenkongreß. — Zu dem Mitte Juni in Kopenhagen stattfindendcn Internationalen Journalistenkongreß werden etwa 400 Teilnehmer aus Deutschland erwartet, denen die König lich Dänische Staatsbahn eine Sondcrfähre von Warnemünde ab vom 11. Juni an unentgeltlich zur Verfügung stellt. Die Tagesordnungen für den geschäftlichen Teil der Tagung, der von einer sehr großen Zahl gesellschaftlicher Veranstaltungen, Besichtigungen, Ausflügen und dergleichen eingerahmt wird, lautet: 1. Wahrung des Nedaktionsgeheim- nisses. — 2. Generaldebatte über das Recht der Reproduktion journa listischer Arbeiten. — 3. Gegenseitige Hilfe für Journalisten, die außer halb ihres Vaterlandes arbeiten. — 4. Journalistenkammern. — 5. Versicherungsinstitutionen innerhalb der Presse und anderes. Die Senckcubcrgische Naturforscheude Gesellschaft erläßt ein Preis ausschreiben für das Gebiet der Paläontologie. Ein Preis von 500 .// soll der besten Arbeit zuerkannt werden, die einen Teil der Paläonto logie des Gebietes zwischen Aschaffenburg, Heppenheim, Alzey, Kreuz nach, Koblenz, Ems, Gießen und Büdingen behandelt. Nur wenn cs der Zusammenhang erfordert, dürfen andere Landcsteile in die Arbeit einbezogen werden. Die Arbeiten, deren Ergebnisse noch nicht ander weitig veröffentlicht sein dürfen, sind bis zum 1. Oktober 1915 einzu- reichcn. Personalimchrichlen. Gestorben: am 20. Mai nach kurzer Krankheit im 78. Lebensjahre Herr M. W. Schlenker, früherer Mitinhaber der Firma Rühle L Schlenker, in Bremen. Der Verstorbene übernahm am 17. März 1877 in Gemeinschaft mit C. G. Rühle die 1829 gegründete Sortimentsbuchhandlung von M. Hcinsius in Bremen, die sie unter der Firma Heinsius'sche Buch handlung (Rühle L Schlenker) bis zum 30. April 1882 sortsiihrten: von da an erhielt die Firma ihren heutigen Wortlaut. Am 15. Mai 1888 trat Rühle aus, und Schlenker führte bas Geschäft, das sich eines guten Ansehens erfreute, allein weiter, bis er am 1. Juli 1898 Adolf Gillhoff als Teilhaber aufnahm, ohne jedoch die Firma zu ändern. Mit Beginn des Jahres 1909 ging das Geschäft in den Alletnbesttz des jetzigen Inhabers Herrn vr. Ml. Friedrich Wilhelm Calvör über, und Schlenker zog sich ins Privatleben zurück. Auszeichnung. — Herrn Bernhard Teich ert, Inhaber der gleichnamigen Buch- und Kunsthandlung in Königsberg i. Pr., ist vom Könige von Preußen der Note Adlerorden 4. Klasse verliehe» worden. ^ Spreihsaal. Falsche Ladenpreise. Die Firma Schulze L E 0. in Leipzig lieferte uns auf Be stellung 1 Adreßbuch der Papier-Industrie, das beim Verleger laut Hinrichs 6.— ord., 4.50 bar kostet, für ./i 6.30 bar, also teurer als der Ladenpreis des Verlegers. In ihrem Katalog »Adreßbuch der Adreßbücher 1912« gibt sie den Verkaufspreis sogar mit 8.— au. Ist die Firma als Mitglied des Börscnvereins zur Angabe fal scher Ladenpreise und zur Lieferung über den wirklichen Ladenpreis befugt? Leipzig. O t t o s ch e B u ch h a n d l u u g. Biicherabsatz durch Preisrätsel. <Vgl. Nr. 25. 80, 57 u. 113.) Immer neue Firmen bedienen sich der Preisrätselanzeigen zum Büchervertrieb, nachdem ein halbes Jahr lang die Firmen Gyldahl L Hansen sowie Verlagshaus Börse in Berlin nahezu alle größeren und mittleren Zeitungen und Zeitschriften mit ihren Anzeigen gefüllt haben. Jetzt soll ihnen freilich das Handwerk gelegt werden, denn die Ber liner Staatsanwaltschaft hat öffentliche Anklage wegen unlauteren Wettbewerbs und unerlaubter öffentlicher Ausspielung gegen sie er hoben. Nachdem kürzlich an dieser Stelle bereits auf die Firma Theodor Alexander Berghoff in Münster i. Wests, hingewiesen worden war, gesellt sich jetzt auch die Firma Bosse L Co., Buchverlag, Ham burg 2 3, Hasselbrookstr. 27, hinzu, die Werke von Schiller, Goethe, Grillparzer usw. durch ihre Preisrätselanzeigen vertreibt. Gegen solche Neklameauswttchse gibt es nur zwei Mittel: Zunächst müssen die Buchhändlervereine und Buchhändler unverzüglich Straf antrag wegen unlauteren Wettbewerbs und unerlaubter öffentlicher Ausspielung stellen und die Schnelligkeit anmenden, die der Börsen verein in solchen Fällen empfiehlt (Bbl. Nr. 115, S. 823, 2. Spalte, rechts oben). Sodann müssen sich die Buchhändlervereine an die ver antwortlichen Anzeigen-Nedakteure der Blätter wenden, die solche An zeigen ausgenommen haben, und sie ersuchen, in Zukunft von deren Aufnahme abzuscheu. Auch Blätter, die solche Anzeigen noch nicht ausgenommen haben, müssen auf das Bedenkliche des Inhalts dieser Anzeigen aufmerksam gemacht werden. Falls Zeitschriften, die solche Anzeigen bereits einmal ausgenommen haben, sich nicht verpflichten, ihre Aufnahme in Zukunft zu unterlassen, so bleibt nichts anderes übrig, als auch gegen sie Strafantrag wegen Beihilfe zu einer uner laubten öffentlichen Ausspielung (siehe Entscheidungen des Reichs gerichts in Strafsachen, Bd. 26, S. 225 ff.) zu stellen. Da in unserer deutschen Presse das Gefühl der Verantwortlichkeit für die Interessen des Publikums noch in starkem Maße lebendig ist, so ist anzunehmen, daß die Redaktionen einem Ersuchen auf Unterlassung der Aufnahme solcher Anzeigen in den meisten Fällen entsprechen werden. So ist es beispielsweise einem sächsischen Buchhänölerverein bei der Zeitung seines Sitzes ohne weiteres gelungen, sie zu seinen Anschauungen hcr- überzuziehen, da es die Zeitungen naturgemäß vermeiden wollen, sich mit einem großen Verbände in Gegensatz zu bringen oder sich der Gefahr einer Anklage auszusetzen. In dankenswerter Weise haben auch bayerische, besonders Münchener Blätter sich den Vorstellungen buchhändlerischer Kreise zugängig gezeigt oder aus eigener Entschlie ßung die Aufnahme der Inserate im Interesse ihres Leserkreises ab gelehnt. Ein Buchhändler. 912