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5962 ^ 264, 12. November 1888. Fertige Bücher. (42601) X X LaugkiWidtschk Ncrlagsblllhh. (Professor H ^Langenscheidt) in Berlin 8>V 11, Hallesche Str. 17 Deutsche Sprachöriefe von Prof. vr. Daniet Sanders. 8. Auslage. Ein Kursus in 20 Briefen )u je 16—24 Seiten. Nebst besonderen Gratis-Beilagen: Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur. Wörterbuch der Zeitwörter. Register (zugleich grammatisches Lexikon). — 662 Seiten, gr. 8°. - 2 (Mit Ausnahme von Brief 1, der in beliebiger Anzahl ä cond. zur Verfügung steht, n»r komplett und nur bar.) O Preis 20 ^ ord., 15 ^ netto. Die „Gartenlaube", Leipzig, schreibt: „Wem es ehrlich darum zu thun ist, die deutsche Sprache in ihrem Reichtum und ihrer Schönheit ganz kennen zu lernen, i sie sich völlig zu eigen zu machen und da-! bei in die Entwickelungsgcschichte unserer Litteratur eingeführt zu werden, der wird Sanders' Sprachbriefe bald zu den besten Kleinodien seiner Häuslichkeit zählen." Fritz Mauthner schreibt in einer humoristische» Abhandlung im Deutschen Montagsblatt folgendes: „Was muß es sein, wozu ich Ihnen raten soll?" „Natürlich ein Buch; ich würde sonst nicht Sie fragen. Aber nichts Belle tristisches! Mein Mann ist so kurios. Das Geschenk wird ihn nur freuen, wenn er etwas daraus lernen kann." „So kaufen Sie ihm doch Sanders' Sprachbriefe." „Was ist das?" „Ein sehr nützliches Werk, aus dem Ihr Mann lernen kann, wie man rich tiges Deutsch schreibt." „Das verbitte ich mir! Mein Mann ist zwar nur ein Kaufmann und kein Schriftsteller; aber er hat das Gymnasium bis zur Obersekunda besucht und hat es nicht nötig, sich von Ihnen über die Achsel ansehen zu lassen. Mein Mann schreibt ein sehr richtiges, ein sehr schönes Deutsch. Und wenn ich Ihnen die Briefe zeigen wollte, die er als Bräutigam..." (Die Thränen traten ihr in die Augen.) „So beruhigen Sie sich doch, liebste gnädige Frau. Ich wollte Sie ja nicht kränken. Ich versichere Ihnen — oder sagt man: Sie —, daß ich seit acht Wochen jede freie Stunde dem Studium der deutschen Sprachbriefe widme." „Das sagen Sie nur, um sich aus zureden! Sie werden doch deutsch ge lernt haben, bevor Sie anfingen, Bücher zu schreiben?" „Das ist ja das Unglück der deutschen Sprache, daß man bei uns Briese, Predigten, Zeitungsaufsätze, Landtags reden und sogar Bücher verfaßt, ohne vorher das Handwerkszeug, eben die Sprache, wie ein Meister gebrauchen zu lernen. Da sollte der Deutsche von den Franzosen lernen. Diese behandeln ihre Muttersprache wie ihre Geliebte." „Aber mein Mann . . ." „Ihr lieber Mann ist auch nicht besser als die Mehrzahl, bah, als fast alle unsere Kaufleute, Ärzte, Richter und selbst Lehrer, die ja bis zu einem gewissen Grade die Sprache beherrschen, die aber bei jeder sogenannten Schwierig keit sowohl von der Grammatik, als von ihrem Sprachgefühl im Stiche ge lassen werden." „Mein Mann ist freilich nur ein Kaufmann. Wenn Sie aber glauben, daß auch die gelehrten Stände die Sprachbriefe brauchen können . ." „Die Unkenntnis der deutschen Sprache geht in Deutschland sehr, sehr hoch hinauf. Unsere größten Dichter sind nicht immer mustergiltig, oft nachlässig im Ausdruck. Kein Franzose würde sich solche Schnitzer zu schulden kommen lassen." „Ist das Deutsche denn schwieriger?" „Schwieriger just nicht, aber leben diger, blutreicher und darum» auch über mütiger " „Warum giebt man denn nicht ein für allemal feste Regeln? Warum sagte uns der Lehrer in so vielen Fällen: es ist beides richtig? Konnte man denn da keine Gesetze erlassen?— Sie antworten nicht. Ich frage wohl dumm? Oder sagt man: ich srug? Ich bin schon so verwirrt, daß ich nicht mehr weiß: fragt' ich, ich srug, oder srug ich, ich fragte. — — Glauben Sie wirklich, daß mein Man» noch etwas von Sanders hätte lernen können? — oder sagt man: lernen gekonnt hätte?" „Ich wenigstens bin ihm zu Dank verpflichtet. Natürlich sind diese Sprach briefe für ein breites Publikum be rechnet und Ihr Mann und ich werden manches Bekannte überschlagen Aber des Tüchtigen und Neuen bleibt so viel, daß niemand dieses Werk verachte» sollte." „Nun denn, wenn Sie glaube» . . . Wissen Sie was, schenken Sie's meinem Manne zu Weihnachten! Ich traue es mir nicht." „Und ich getraue mich dessen wohl." (Nachschrift der Berlagshand- lung) Heute, am 12. Nov. feiert der um unsere Muttersprache so verdiente Herr Verfasser seinen 70. Geburtstag. Dieser, bereits von der gesamten deutschen Presse gebührend gewürdigte Umstand dürfte das Interesse des Publikums für obiges Werk zur Zeit erhöhen; ebenso für Sanders', jetzt in 19. Ausl, bei uns erschienenes „Wörterbuch der Kauptschwicriglreiten in der deutschen Sprache" (3 ^ ord). Bitten in Rücksicht auf kommende Weih nachten Ihr Lager durch beide Werke zu ergänzen; Nichtabgesetztes tauschen jeder zeit um. Hochachtungsvoll Langcnschcidt'sche Berl.-Buchhaiidlmig (Prof. G. Langenscheidt). X X X