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Nichtamtlicher Teil. 48, 1. Mkirz I81V Diese Reihe von Apparaten soll von dem Standpunkte be urteilt werden, daß es sich nur um einen Versuch handelt und die Apparate durchweg von zunächst wenig erfahrenen Schülern hergestellt sind, weshalb man von ihnen auch nicht die Wider- standsfähigkeit gegen unvorsichtige Behandlung erwarten kann wie von Arbeiten aus mechanischen Werkstätten. Die Vorführung der Apparate beginnt mit einer Zeichnung des menschlichen Auges, an dem die Analogie der einzelnen Teile eines photographischen Apparats mit solchen des Auges veranschaulicht wird. Danach entspricht die Hornhaut des Auges dem Objektivschutz, die Pupille der Blende, die Kristalllinse dem Objektiv, die Netzhaut der lichtempfindlichen Schicht, die Netzhaut grube der schärfsten Stelle des Bildes, die Bindehaut dem Kamera gehäuse und der »blinde Fleck« einem Plattenfehler. Die Apparate 2 und 3 zeigen die Akkommodation des Auges und veranschaulichen, daß auch unser Auge verschieden einstellbar ist, eine große Brennweite besitzt und die nahen Gegenstände un scharf zeichnet. Trotzdem kann durch eine im Auge angebrachte Vorrichtung eine Änderung der Objektivbrennweite und somit genügende Schärfe herbeigeführt werden. Als Erläuterung zeigt der Apparat eine Kamera mit festem Auszug, in welchem zwei Linsen verschiedener Brennweite angebracht sind. Als Objekt dienen zwei elektrische Lampen, die in verschiedenen Entfernungen von der Linse stehen. Beim Einschalten der ersten Linse ist die eine Lampe scharf, bei der zweiten die andere. Leide Lampen gleichzeitig scharf zu erhalten ist unmöglich. Apparat 4 führt die Blendeneinrichtung des Auges vor. Bringt man das Auge mög lichst nahe an die Öffnung des Apparates und betrachtet die schwarze Pupille (Blende) des Auges, schaltet dann durch Druck auf den Taster eine zweite Lampe ein, die das Auge stark belichtet, so sieht man, wie sich die Augenblende in demselben Moment zusammenzieht. Apparat 6 liefert den Beweis, daß auch das Auge einen Lichthof (Irradiation) besitzt. Apparat 6 vergegenwärtigt den Unterschied des Sehens mit einem Auge und mit beiden Augen. Während das Sehen mit einem Auge die umgebende Natur unplastisch, wie eine gewöhnliche Photographie erscheinen läßt, bringt das Sehen mit beiden Augen ein Bild stereoskopischen Charakters hervor. Die Blut gefäße im Auge, die das Sehen bis zu gewissem Grade störend beeinflussen, veranschaulicht der Apparat 7. Bringt man das Auge möglichst nahe an die Öffnung und stellt es so ein, daß das Weiße des Auges möglichst stark belichtet ist, so taucht vor dem Auge eine Erscheinung auf, die an die Darstellung der Flüsse auf Land karten erinnert. Apparat 8 zeigt den sogenannten »blinden Fleck«. Da an einer Stelle der Bindehaut eine lichtunempfindliche Stelle vorhanden ist, so können wir unter Umständen gewisse Teile eines Bildes nicht wahrnehmen. Dies läßt sich dadurch feststellen, daß man auf einen schwarzen Karton ein größeres kreisrundes weißes Papier und in einiger Entfernung davon ein kleines weißes Quadrat aufklebt. Heftet man das Auge fest auf den Kreis und entfernt den Karton allmählich vom Auge, so ver- schwindet das kleine Quadrat völlig. Apparat 9 gibt eine Bestätigung der chromatischen Aberration des Auges, also die Unmöglichkeit, zwei verschiedene Farben gleichzeitig scharf einzustellen. Dies zeigt sich, wenn wir auf eine grüne oder blaue Fläche rote Formen auftragen; cs erscheinen dann die roten Teile plastisch. Durch den Apparat IO sehen wir bei schwachem Licht, also ähnlich wie in der Dämme rung, daß wir die Fähigkeit verlieren, Farben genügend unter scheiden zu können, während Apparat II zeigt, daß wir geringe Helligkeitskontraste nur dann zu erkennen vermögen, wenn sie unmittelbar aneinandergrenzen, und Apparat 12 veranschaulicht, daß Grau, neben eine farbige Fläche gesetzt, eine Färbung in deren Komplemenlärfarbe erhält. Eineähnliche WirkungruftderApparat13 hervor, indem er erkennen läßt, daß, sobald wir nach längerem Sehen auf eine farbige Fläche den Blick auf Weiß richten, wir dort die Komplementärfarbe wahrnehmen. Apparat 14 zeigt mit Hilfe rotierender Scheiben, daß unser Auge die einzelnen Teile der Scheibe, wie z. B. die Speichen eines Rades, bei schneller Umdrehung nicht mehr wahrnimmt, — eine Tatsache, die bei der Kinematographie klar zutage tritt, indem die einzelnen auf einanderfolgenden Bilder wie ein einziges fortlaufendes er scheinen. Apparat 16 behandelt die Bewegungen in der Mo mentphotographie, Apparat 16 die intermittierende Beleuchtung. Eine schnell rotierende Scheibe, die abwechselnd weiße und schwarze Felder auswcist, erscheint uns desto Heller, je größer das Verhältnis ihrer lichten Stellen zu den dunklen ist. Appa rat 17 zeigt, daß, geringe Unterschiede in der Beleuchtung festzuhalten, vom Verhältnis derselben und nicht von der Licht stärke abhängig ist. Apparat 18 bestätigt, wie durch optische Mischung zweier Farben eine Mischfarbe entsteht, deren Neigung nach der einen oder anderen Farbe hin durch das Verhältnis der beiden zueinander bestimmt wird. Auf dieselbe Weise veran schaulicht Apparat 19, wie der Grad der Sättigung einer Farbe durch Vermischung mit Grau abnimmt, wogegen Apparat 20 die Helligkeitsgrade durch Vermischung mit Weiß oder Schwarz erkennen läßt. Apparat 21 kennzeichnet die Eindrücke des Gegensatzes von Hell und Dunkel, da wir je nach der Beleuch tung der Umgebung des Gegenstandes diesen einmal sehr licht, das andre Mal sehr dunkel erblicken können. Apparat 22 zeigt uns als tiefstes Schwarz das Innere eines mit schwarzem Stoff ausgeschlagenen Kastens, wogegen der außerhalb des Kastens be findliche schwarze Stoff grau erscheint. Apparat 23 führt die additive und subtraktive Farbenmischung vor. Tragen wir auf eine runde Scheibe verschiedene Farben auf, so erhalten wir durch schnelle Drehung eine Mischfarbe additive Mischung). Lassen wir dagegen ein einfarbiges Licht durch eine andersfarbige Scheibe fallen, so wird von der ersten Farbe die zweite gewissermaßen abgezogen (subtrahiert) und so in unser Auge eingeführt. Die Apparate 24, 25 und 26 bieten die additive Mischung aller Farben, die Grundfarben bei der additiven Mischung in zweierlei verschiedener Darstellung und Wirkung. Die Appa rate 27 und 28 vergegenwärtigen die mangelnde Sehschärfe des Auges einmal durch farbige Linien, das andere Mal durch Mischung farbiger Körner. Apparat 29 macht die additive Farbenmischung bei fähigen Lichtstrahlen kenntlich, wogegen Apparat 30 die subtraktive Mischung bei Beleuchtung eines far bigen Körpers mit farbigem Licht sehen läßt. Apparat 31 ver anschaulicht gleichfalls die subtraktive Mischung unter Anwendung farbiger Pulver, Flüssigkeiten usw. Apparat 32 gibt das Schema einer Lochkamera und zeigt, wie das durch diese aufgenommene Bild bei Entfernung der Mattscheibe immer größer und bei Ein schränkung der Öffnung immer schärfer wird. Die Gesetze der Spiegelung, die darauf beruhen, daß das Licht in demselben Winkel reflektiert wird, wie es auffällt, macht der Apparat 33 klar. Apparat 34 bietet die Brechung des Lichtes im Prisma, während Apparat 35 die Brechung in verschiedenen Substanzen vorführt. Die Apparate 36 und 37 zeigen die Beugung des Lichtes und Entstehung des Spektrums, wie die Beugung des Lichtes im Autotypieraster, wogegen Apparat 38 die verwandtschaftlichen Beugungserscheinungen der Interferenz, wie wir sie bei Seifen blasen oder in der Zwischenschicht zweier fest aufeinanderge preßter Glasscheiben beobachten, wiedergibt. Apparat 39 erklärt die Absorption des Lichts durch verschieden dicke Schichten eines gleichmäßig alle Teile des Spektrums durchlassenden Stoffes, wobei nur die Helligkeit des Spektrums beeinflußt wird. Mit Hilfe der Apparate 40 und 41 können wir dagegen die Selektiv-Absorption und das Absorptionsspektrum wahrnehmen und sehen, wie die allermeisten Stoffe die verschiedenen Bestandteile des weißen Lichts verschieden stark absorbieren und daß eine Änderung der Absorption mit der Schicht dicke, auch das Aussehen des Absorptionsspektrums herbei führt. Manchmal ändert sich das Absorptionsspektrum bei Änderung der Schichtdicke so stark, daß der Farbton der Schicht in den direkt entgegengesetzt enumschlägt, und wie im Apparat 42, dichroitische Substanzen entstehen. Apparat 43 erläutert die Absorptionskurve, und der Apparat 44 dient dazu, die Beziehungen zwischen der Absorption und dem Farbton eines Stoffes zu zeigen. Auf dem Gebiete des Sehens bilden diese Apparate ein vor zügliches Anschauungsmaterial. Mit ihrer Hilfe sind die wich tigsten Lehren vom Licht leichter verständlich zu machen. Ernst Kiesling.