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Zwar besteht die »Bibliothek« aus einem recht bunten Durcheinander von jungen und alten, gehalt vollen und wertlosen deutschen Geisteskindern, aber die Möglich keit ist doch jetzt gegeben, daß jeder, der darin etwas zum Lesen sucht, schließlich auf seine Rechnung kommt. In jedem Kranken saal befindet sich eine kleine Bücherei, aus der sich der Lesebedürf tige selbst das ihm Zusagende heraussuchen kann. Die Aufgabe, diese Bestände durch den neuen Vorrat zu ergänzen und für eine möglichst gleichmäßige Verteilung zu sorgen, fiel mir, dessen Eigenschaft als »Bücherwurm« schnell bekannt geworden war, «u. Ich hatte also Gelegenheit, die von allen möglichen Seiten gestifteten Bücherliebesgaben nicht nur auf ihren Inhalt und ihr Äußeres, sondern auch auf ihre Besonderheiten hin zu Prüfen. Über den Ursprung unterrichteten mich die Stempel der verschie denen zwecks Beschaffung von Lesestoff für die Truppen und La zarette bestehenden und neu gebildeten Verbände, z. B. der des Roten Kreuzes und der gelegentlich der Reichsbuchwoche ange wandte Eindruck »Unverkäuflich«. Hier und da begegnete mir auch der gelbe Einllebezettel, der vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler als »Exlibris« alias Stiftungsnachweis zur Ver fügung gestellt worden war, so z. B. in der Ausgabe des Insel-Ver lags vonBrentanos »Vombraven Kasperlund dem schönen Annerl«, gewiß ein Buch, das vom Buchhändler als geeignete Soldaten lektüre empfohlen werden kann. Auch die Stadtbücherei Elber feld, die offenbar eine grotze Liebesgabensammlung fürs Feld übernommen hatte, war mit einem hübsch ausgestatteten Ein klebezettel vertreien, auf dem die Worte stehen: »Den Helden des deutschen Heeres in Dankbarkeit gestiftet von . . . (folgt Name i des Stifters) durch die Stadtbücherei Elberfeld«. Offenbart sich schon hierin das Suchen einer gewissen per sönlichen Verbindung zwischen den Stiftern und unseren Krie gern als Lesern, so findet der Wunsch, diese Verbindung in mög lichst enger Form herzustellen, noch besonders Ausdruck durch Ein tragung zahlreicher Namen und Adressen von Geschenkgebern, besonders auch von Schülern der höheren und niederen Schulen, in denen für die Rcichsbuchwoche gesammelt wurde. Wie mir von »Kundigen« versichert wurde, sollen die Leser im feldgrauen Rock oft recht gute Erfahrungen mit diesen Adressen gemacht, ja sogar auf diese Weise manche »zarte Bande« angeknüpft und hier und da auch Erfolge im Empfang von Liebesgaben gehabt haben, ohne daß ich behaupten will, daß in letzterem Falle die Absicht ausschlaggebend gewesen sei. Ihren eigentlichen sprechenden Charakter bekommen diese ge- wöhnlich auf den Vorsatzblättern befindlichen Eintragungen aber erst dann, wenn sie einen über die bloße Namen- und Adressen anführung hinausgehenden Inhalt haben. Die einfachste Form ist hier die kurze Widmung, die sich in Worten wie »Den tapferen Kämpfern geschenkt«, »Unseren Braven gewidmet«, »Gewidmet unseren tapferen Kriegern«, »Unseren tapferen Helden im Feld und Lazarett« ausspricht. Wenn freilich Klärchen K ... in Dort mund das in durchaus kindlichem Tone geschriebene Erziehungs- buch von Theuermeister »Unser Körperhaus. Wie ich mit meinen Kindern über ihren Körper rede« mit der Widmung »Zur Un terhaltung einem Feldgrauen« stiftet, so erscheint es frag lich, ob sie in jedem Falle ihren Zweck erreicht. Vielfach be schränkte sich die Widmung auf die Form des Grußes. »Deutschen Gruß sendet . . .«, »Freundliche Grüße aus der Heimat sendet« und ähnliche Eintragungen. Was das Soldatenherz am meisten bewegt, wünscht der Seminarist A. E.: »Dem Empfänger dieses Buches viel Glück und eine baldige Heimkehr!« Ausführlicher ist die ungelenke Schriftprobe des zehnjährigen Bübleins Otto S. aus Stuttgart: »Lieber Soldat! Dieses Buch möchte ich Dir wid men, damit Du Dich einige Stunden unterhalten kannst. Von Herzen wünsche ich Dir Gottes Schutz, damit Du einst gesund heimkehren darfst. Mit freundlichem Gruß!« Ob allerdings das Buch, nämlich Taaitus' Annalen aus der Kollektion Spemann, seinen Zweck der »guten Unterhaltung« in allen Fällen bei un seren Soldaten erreichen wird, möge dahingestellt bleiben. Rüh rend bleibt die Eintragung doch, und mancher unserer Feldgrauen mag sich dabei in Gedanken an seine eigenen Kinder daheim eine Träne verstohlen aus dem Auge gewischt haben. — Auch Zitate finden sich hier und da, z. B. Schillers Wort: »Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an, das halte fest mit deinem ganzen Her zen!«. Daß es nicht gut ist, Prophezeiungen über den großen Krieg auszusprechen, lehrt eine Inschrift auf dem Vorsatz von Karl Stielers »Durch Krieg zum Frieden«. Es heißt dort: »Durch Krieg zum Frieden. Es waren die Jahre 1014—1916«. Auch ein Exlibris taucht auf, und zwar in Angela Neumanns »Erinnerungen an Richard Wagner«. Exlibris Greil B . . . Ein durchgeistigter Frauenkopf mit aufgelöstem Haar, offenem, dürstendem Munde und sehnsüchtigem Blick in die Ferne. Dem nach dürfen wir nicht an das blonde Gleichen in Goethes Faust denken, sondern an eine gebildete — sicherlich noch junge - Dame, die ihre Bibliothek besitzt und pflegt. Ein Exemplar von Timm Krögers Erzählungen »Hein Wieck« ist offenbar eine Er innerungsgabe. Die auf dem Vorsatzblatt befindliche Bemer kung lautet: »Zum 28. 1. 11 und zur frdl. Erg. an deine treue Martha B. . . .« Das Buch stammt Wohl aus einer Familien bibliothek, nachdem sich die beiden in Treue gefunden. Lebhaft an die Verhältnisse zu Anfang des Krieges erinnert die Ein tragung in die in der Insel-Bücherei erschienenen zeitgenössischen Berichte »Weimars. Kriegsdrangsal« in den Jahren 1806—1814«, die da lautet: »Dem weimarischen Kriegsfreiwilligen von 1914. Deine Grete F.« Zwei Kriegsjahre sind inzwischen vergangen. Lebt er noch? Begleiten ihn noch die heißen Wünsche seines Mädchens, ihn, der, wie aus einer weiteren Eintragung hervor geht, es offenbar bis zum Leutnant gebracht hat, oder deckt auch ihn der grüne Rasen mit dem schlichten, weithin leuchtenden weißen Kreuze, wie wir es so oft auf den Friedhöfen und Einzel gräbern der blutgedüngten flandrischen Erde finden? Zwei Bücher werden nicht geschenkt, sondern von ihren Be sitzern immer nur auf die Wanderschaft ins Feld geschickt. In »Raabe, Meister Autor oder Geschichten vom versunkenen Gar ten« findet sich ein Zettel eingeklebt mit der Inschrift: »Jeder, der das Buch gelesen, schreibe seinen Namen hinein und gebe es weiter, damit möglichst viele ein paar angenehme Stunden da durch haben. Am Schluß bitte ich denjenigen, der es zuletzt ge lesen, es mir zuzusenden«. Folgt die Adresse einer (jedenfalls) lS33