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11t, 18. Mai 1912. Nichtamtlicher Teil. odrsenblau f. d Dlschn. vuchhanbel. 6125 Lieferanten gegenüber in einen peinlichen Jnteressenkonflikt gerät. Die verschiedenen Kunstausstellungen haben ihre Pforten geöffnet. Das Tagesintereffe erregt besonders die Aus stellung der »Futuristen«, deren immerhin etwas fremd artige Kunftprinzipien von der Presse lebhaft diskutiert werden. Originell war es auch, daß sie das Manifest ihres Ordensgenerals Marinetti massenweise in den Straßen ver teilen ließen. Ich glaube nicht, daß irgendein Berliner Bürger durch die Lektüre dieses Blattes dauernd Schaden genommen hat, so daß der Vorschlag, es zu konfiszieren, recht überflüssig war. Der immer noch vorhandene Gegensatz zwischen »Se zession« und »Großer Berliner Kunstausstellung» wurde durch eine Rede des Bürgermeisters Reiche wieder aktuell, der in wenig geschickter Weise das Festmahl der »Großen Berliner« benutzte, um gegen die Sezession zu polemisieren. Eine große Sonderausstellung von Originalzeichnungen namhafter und beliebter Künstler der in den »Lustigen Blättern« veröffentlichten Illustrationen ist in den Kunst- salonS von Arthur Dahlheim, Kochstraße 8, in dieser Woche eröffnet worden. Über »Reklame und Presse« sprach Generaldirektor Albert Willner im Oberlichtsaal der Philharmonie und schloß damit den vom Verein Berliner Kauslcute und Industrieller ver anstalteten Vortragszyklus Uber das Wesen der Reklame. Der Vortragende sprach zunächst von den Beziehungen der Reklame zum redaktionellen Teil der Zeitungen und verbreitete sich über diejenigen Mitteilungen und Notizen in der Presse, die einem öffentlichen Interesse dienen und zugleich einen Reklamewert besitzen. Hierauf ging der Vortragende des näheren auf die eigentliche Zeitungsreklame im Inseratenteil ein und setzte in ausführlicher und methodischer Form die Prinzipien, nach denen sie zu handhaben sei, auseinander. Zunächst, so führte der Vortragende aus, kommt es auf die richtige Auswahl der Zeitungen hinsichtlich ihres Charakters, ihres Leserkreises mit Bezug auf die angepriesenen Artikel, sowie auf die günstige Wahl des Zeitpunktes, in dem annonciert wird, an. Sodann aber ist von besonderer Be deutung die Act der Reklame, sowohl nach der Seite der praktischen Wirksamkeit und der Hervorhebung des Wesent lichen, als nach der Seite des guten Geschmackes, der künst lerischen Ausgestaltung und der kaufmännnischen Anständig, keit. Mit einem Überblick über die Hilfsmittel, die dem Inserenten sür eine geeignete Zeitungspropaganda zur Ver fügung stehen, schloß der Vortragende seine interessanten Aussührungen, die mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurden. Franz Ledermann. Kleine Mitteilungen. DaS dänische Urheberrecht ist durch ein Gesetz vom I. April 1912, das in der Vovtiäsoäs kor Longsrixst vs-nmarlr ^ Nr. 14 vom 24. April 1912 veröffentlicht wurde, in zahlreichen Punkten geändert worden. Neue wissenschaftliche Forschungsinstitute au der Uni versität Leipzig. — Für die Förderung wissenschaftlicher For- schungen und die Unterhaltung von Forschungsinstituten an der Universität Leipzig hat die Staatsregierung einen Zuschuß von 66 000 ^ gefordert, wofür jetzt eine ausführliche Begründung vorliegt, die in dem Berichte der Finanzdeputation ^ der Zweiten Kammer über Kapitel 91 des ordentlichen Staatshaushaltsetats für 1912/13, betr. die Universität Leipzig, mit enthalten ist. Seit längerer Zeit wird in der Gelehrtenwelt, so heißt es iy der Begründung, die Frage erwogen, ob und wie etwa für einzelne Wissenschaften eine von akademischen Lehranstalten mög lichst unabhängige Gelegenheit zu besonders eingehender, durch Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. keinerlei Rücksicht auf den Unterrichtsbetrieb jener Anstalten be einträchtigter Forschungsarbeit zu bieten sein möchte. Ein be deutsamer Schritt nach dieser Richtung wurde im Anschluß an die 100jährige Jubelfeier der Universität Berlin 1910 unter nommen durch Gründung der dortigen »Kaiser-Wilhelm-Gesell- schaft zur Förderung der Wissenschaften«, einer Gesellschaft, die laut ihrer Satzung den Zweck verfolgt, die Wissenschaften insbesondere durch Gründung und Erhaltung naturwissenschaft licher Forschungsinstitute zu fördern. Erscheint somit die oben angedeutete Möglichkeit der Forschung für das Gebiet der Natur- Wissenschaften innerhalb Deutschlands auf einem Wege gesichert, der annehmbarerweise — trotz des Mangels einer hierauf bezüg lichen Satzungsvorschrift — die geplanten Institute mindestens in ihrer Mehrzahl nach Berlin führen wird, so liegt die Erwägung nahe, ob nicht an einem anderen Mittelpunkte geistigen Lebens und insbesondere in Leipzig eine hervorragende Forschungsstätte für die sog. Geisteswissenschaften gegründet werden könnte. Bon solchen Erwägungen ausgehend, hat zunächst der Rector magnificus des Studienjahres 1910/11 persönlich die Geneigtheit privater Kreise zur finanziellen Unterstützung von Forschungs instituten geprüft und in erfreulichem Maße bestätigt gefunden; bisher sind mehr als 620 000 ^ von opferwilligen Bürgern bar oder in Wertpapieren zum weitaus größten Teile schon ein gezahlt und im übrigen fest zugesichert worden. Auch ist zu hoffen, daß die Stadtgemeinde Leipzig einen Jahresbeitrag von etwa 20 000 gewähren werde. Es kann daher mit einer jähr lichen Verfügungssumme von rund 44 000 gerechnet werden. Im Einvernehmen mit dem Akademischen Senate der Leip ziger Universität sind vorläufig Forschungsinstitute auf den Ge bieten der Geschichte, der Religions-, Kultur- und Kunst, geschichte, der Sprachwissenschaften, der Geographie und Ethno- graphie, der Philosophie und Psychologie, nach Befinden auch der Volkswirtschaft in Aussicht genommen; indes kann ein endgültiger Beschluß hierüber naturgemäß erst nach Gehör der Stifter gefaßt werden, mit denen deshalb in Verhand lungen einzutreten sein wird, sobald vermöge ständischer Be willigungen der von ihnen erwartete Staatszuschuß ge- sichert ist. Als solchen hat die Staatsregierung die Summe von 65 000 vorgesehen, während der Rest der bei Tit. 41 eingestellten Mittel unter eine größere Anzahl akademischer Institute verteilt werden soll zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in den durch die Rücksicht auf den Unterricht gezogenen engeren Grenzen. So werden für die besonderen Forschungs institute jährlich nahezu 100 000 verfügbar sein, ein Betrag, der ausreichend erscheint, wenn man bedenkt, daß die geistes wissenschaftliche Forschung bei weitem nicht den gleichen Aufwand wie die naturwissenschaftliche erfordert. Frankreich ans der Leipziger BuchgewerbeanSstellnng. — In der unter dieser Spitzmarke in Nr. 109 erschienenen Notiz ist der Name des Vorsitzenden des vsrols äs Is. vibrairis sto. entstellt wiedergegeben: es muß Lucien Layus (nicht Lucien Layres) heißen. 6. internationaler Kongreß für Elektrologie «ud Radio logie. — Laut Beschluß des im Jahre 1910 in Barcelona abge haltenen Kongresses wird der 6. internationale Kongreß für ärztliche Elektrologie und Radiologie vom 26. bis 31. Juli in Prag unter dem Präsidium des Hofrats vr. Julius Stoklasa, derzeitigen Rektors der dortigen böhmischen Technischen Hochschule, statt- finden. Mit diesem Kongreß, auf dem Fragen über ärztliche und allgemeine Elektrologie eingehend behandelt werden sollen, ist eine Fach-Ausstellung verbunden. Der diesjährige Denkmalspflege-Tag findet vom 18. bis 22. September in Halberstadt statt. Vorträge werden haltenr Geheimer Hofrat Prof. vr. Meier aus Braunschweig über Halber- stadts Kunstdenkmäler, Architekt Prof. Emil Högg aus Dresden über moderne Ladeneinrichtungen in alten Häusern. Uber den ge setzlichen Schutz der kirchlichen KunstdenkmSler werden referieren Prof. vr. Bredt-Barmen, Superintendent Wissemann-Hofgeismar und Konservator Prof. Sauer in Freiburg i. B. Prof. vr. Koetschau, der Direktor am Berliner Kaiser Friedrich-Museum, wird über Denkmalhandel und Denkmalpflege sprechen. Technisches aus der 799