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6706 Nichtamtlicher Teil. ^ 185, 11. August 1904. brauchen. Auch andre deutsche Militärschriften sind bereits ins Japanische übersetzt worden. k. U. Postanweisungsporto. — Die Handelskammer zu Posen hat an den Deutschen Handelstag die Bitte gerichtet, an zu ständiger Stelle den ihr zugegangenen Wunsch gellend machen zu wollen, daß das Postanweisungsporto^ auch für Beträge über verhältnismäßig wenige unter fünf Mark blieben. ^Der Deutsche Handelstag wird am 22. September in der Sitzung des Ver kehrsausschusses über den Antrag beraten. Archiv und Bibliothek von Ephesos. — Immer klarer und greifbarer ersteht nunmehr aus den ephesischen Ausgrabungen ist. Dieses Gebäude verdankt seine Entstehung einer hoch herzigen Schenkung des Themistos. Wie es im Altertum so oft geschah, ^ war auch hier in der Widmungs-Inschrift genau Sänger und andre Unterbeamte der Tempel, für allerlei Be scheinigungen in Prozessen und Rechtsangelegenheiten. Es wurden also wahrscheinlich über alle diese Dinge städtische Register geführt. Ephesos besaß noch einen zweiten Markt platz im Südwesten des großen Theaters. Auch er ist jetzt frei gelegt. Zwei Prachttore führten zu ihm. Das eine haben im Jahre 4 v. Ehr. Mazaios und Mithridates errichtet und zu Ehren des Kaisers Augustus mit Standbildern der ganzen kaiserlichen Familie geschmückt. An dem zweiten Tore sind alle Bauteile, die bequem sichtbar waren, bedeckt mit Inschriften zu Ehren verdienter Agoranomen, die die Oberaufsicht über Markt sich, wie eine Bau-Inschrift lehrt, zur Zeit des Kaisers Domitian ein reicher Alexandriner, Jschyrion, der vielleicht aus Ephesos stammte, sehr verdient gemacht. Er ließ, um den Verkehr zu er leichtern, eine Rampe durch eine Seitenhalle des Marktes durchbrechen und stiftete eine neue Täfelung für die ganze Halle. Auch zierte er den Markt durch Errichtung einer Exedra mit Standbildern. astronomischen Angaben, wie er auf dem Markte von Milet entdeckt worden ist. Eine Seitenstraße, die vom Markte aus geht, haben die Entdecker Vibliothekstraße genannt. Denn an ihr erhebt sich, durch eine große Freitreppe kenntlich, das Bibliotheksgebäude, das Tiberius Julius Celsus Ptole- mäanus, Konsul im Jahre 92 nach Christo, der Stadt geschenkt hat. Freigelegt ist bisher nur seine Ostseite, die der Bestimmung des Hauses als Stätte der Wissenschaft alle Ehre macht, da sie reich mit Statuen geschmückt ist. Unter diesen sind allegorische Figuren der Wissenschaft, Weisheit und Tugend durch Inschriften gekennzeichnet. Eine Überraschung bot schließlich noch die Freitreppe selbst, denn auf ihr sind in spät römischer Zeit riesige Reliefplatten (2 Meter hoch) aufgestellt morden, die von einer zerstörten Anlage, vielleicht einem Wasser becken, herrührten. Die 13 Platten mit einer Gesamtlänge von 18 Meter zeigen in bunter Folge lebendig bewegte Kampfszenen zwischen berittenen Barbaren mit Hosen und phrygischer Mütze und Kriegern zu Fuß in klassischer Harnischtracht. (Wiener Abendpost.) Personalnachrichten. Hoftitel. — Seine Majestät der König von Preußen hat dem Verlagsbuchhändler Herrn Ür. Konrad To eche-Mittler in Berlin, Teilhaber der dortigen Verlagsbuchhandlung und Buch druckerei E. S. Mittler L Sohn, das Prädikat eines Königlichen Hofbuchhändlers und Hofbuchdruckers verliehen. -j- Eduard Hanslick. (Vgl. Nr. 184 d. Bl.) — Fast die gesamte deutsche Zeitungspresse widmet dem am 6. d. M. in Baden bei Wien hochbetagt verstorbenen Musikgelehrten und Musikschriftsteller Hofrat vr. Eduard Hanslick ehrende Nach rufe. Am ausführlichsten und beredtesten schildert die -Neue Freie Presse« in ihrer Nummer vom 7. August das Leben und Wirken ihres Mitarbeiters, der ihrer Redaktion vierzig Jahre lang treu zur Seite gestanden hat. Aus einem Nachruf der »Wiener Zeitung« erfahren wir. daß er im Beginn seiner journalistischen Kritik auch für dieses angesehene amtliche Blatt tätig gewesen ist. Aus dessen Nachruf sei hier das Folgende herausgehoben: musikalischen Kritik, ein Mann, in dessen sechs Jahrzehnte um spannender kritischer Tätigkeit sich das Musikleben Europas während einer seiner reichsten Entwicklungscpochen zu verkörpern schien, einer der glänzendsten Schriftsteller der deutschen Pikst. , h.^k Ai.rd. ^ bkk Wlkbkk^ Publizistik^ Hanslick im Jahre 1844, als ihm das Musikreferat^ des belle tristischen Journals »Ost und West« übertragen wurde. Er trat frühzeitig in Verbindung mit den ersten Meistern jener Epoche, er eifrig seine Tätigkeit als ^Musikschriftsteller fort. Als mit Am 7. Januar 1848 erschien in der »Wiener Zeitung« das erste Konzertfeuilleton Eduard Hanslicks. Sein Stil, die kristallhelle Klarheit und natürliche, ^ungekünstelte Anmut, die gab Hanslick sein Erstlingswerk »Vom Musikalisch-Schönen« heraus, das seither zahlreiche Auflagen erlebt hat. 1856 habili tierte er sich als Privatdozent für Geschichte und Ästhetik der zum außerordentlichen, 1869 zum ordentlichen Professor dieses Faches ernannt. Nachdem Hanslick mehrere Jahre als Musik referent der »Presse« tätig gewesen war, trat er bei der Gründung der -Neuen Freien Presse« im Jahre 1864 sofort in die Redaktion derselben ein und gehörte dem Unternehmen bis zu seinem Tode an. — Hofrat Hanslick war Ritter des Leopold-Ordens sowie des Ordens der Eisernen Krone dritter Klasse und Besitzer der kaiser lich österreichischen Medaille für Kunst und Wissenschaft.« — Die Leiche des Verblichenen wurde nach Wien gebracht. Das Leichenbegängnis fand am Dienstag den 9. August um 3 Uhr nachmittags vom Hause der »Neuen Freien Presse« in der Fichte gasse statt. Die Einsegnung erfolgte in der Karlskirche, die Be erdigung auf dem Zentralfriedhofe. Aus Anlaß des Todesfalls wurde auf der Universität zu Wien die Trauerfahne gehißt. f Heinrich Hasselhorst. — In Frankfurt a. M. ist am 7. d. M. der Maler Professor Heinrich Hasselhorst, neunundsiebzig Jahre alt, gestorben. Cr war seit 1872 Lehrer am Städelschen In stitut in Frankfurt a. M. Von seinen Gemälden ist das be kannteste »Die Anatomie in Frankfurt« (Städtische Galerie). Weitere Schöpfungen von ihm (außer Porträts) sind die lebendig aufgefaßten und technisch vorzüglich gemalten Bilder: »Vor der Kirche« , »Archiv in Alsfeld«, »Szenen auf dem Mühlberg«, -Gottesdienst im Freien«, »Maifest«.