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Redaktioneller Teil. 133, 28. Juni 1919. Honorar der wissenschaftliche» Schriftsteller ist aber trotz Teuerung und Geldentwertung das gleiche ge blieben. Die Verleger weigern sich fast durchweg, eine Erhöhung eintreten zu lassen. Sie halten es also mit der buchhändlerischen Ehre, auf die der deutsche Buchhändlerstand stets und mit Recht so stolz war, vereinoar, daß vom Mehrverdienst am geistigen Werk eines Autors der eigentliche Produzent allein ausgeschlossen bleibt. Wir halten es für unsere Pflicht, auf dieses Mißverhältnis ans- drücklichst hinzuweise», und rufen das Rechts- und Ehrgefühl des Buch handels an, hier bessernd ciuzugreifen. Wir weisen insbesondere noch darauf hin, daß der Autor nicht nur keinen Vorteil von der Er höhung des Ladenpreises seines Werkes hat, er leidet selbst finanziell unter dieser die Hersteller entschädigenden Preiser höhung. Uns liegt, um nur eines der vielen bekanntgewordcnen Bei spiele anzuführen, eine Mitteilung vor, wonach der Mitarbeiter einer technischen Zeitschrift für einen Artikel von 13 Seiten im Jahre 1016 für 300 Sonderdrucke 13.15 Mark bezahlen mußte. Im Jahre 1017 war der Preis für 200 Sonderdrucke von 16 Seiten 70.20 Mark, 1010 für 250 Sonderdrucke von 17 Seiten 174.65 Mark. Seine eigene Ver gütung betrug für die Seite etwas mehr wie 10 Mark und ist immer die gleiche geblieben. Sie würde im Jahre 1910 also vollständig von der Bezahlung für 230 Sonderdrucke ansgezehrt. Es müssen sich Mittel und Wege finden lassen, um gegen diesen N o t st a n d A b h i l s e zu schassen und bei der Kalkulation des wissen schaftlichen Werkes und der Zeitschriften auch für den A utor ein a n - gemessenes Entgelt bereit zu stellen. Den wissenschaftlichen Arbeitern stehen Druckmittel zur Durchführung ihrer Forderung, wie sie etwa der Drucker und der Buchbinder gebraucht, nicht zur Seite. Es widerstrebt auch ihren» Gefühl und der hohen Anffa s s u n g ihres Berufes, zu solchen Mitteln zu greisen. Umsomehr sollte der Verleger von sich ans das Vertrauensverhältnis, auf das zwischen Autor und Verleger so großer Wert gelegt werden muß, durch frei williges Entgegenkommen in der Honorarfrage stärken und befestigen. Die Autoren müssen darin die Anerkennung ihrer geistigen Arbeit erblicken können. Es muß ihnen das Gefühl genommen werden, daß vom Verleger die Handarbeit des Druckers und Buchbinders höher bewertet wird, als die schöpferische Leistung des Verfassers. Auf eine gerechte Würdigung dieser Leistungen zielen vor aller» unsere Anssiihrnngen. Leipzig, im Juni 1919. Der Akad. Schutzverein. I. V. vr. Teichmann, Syndikus.« Die Antwort der Verlagsfirma lautet: , den 14. Juni 1010. An den Akademischen Schntzverein, Leipzig. Sehr geehrte Herren! In höflicher Erwiderung ans das uns heute zugegangcnc Zirkular gestalten »vir uns, Ihnen mitzuteilen, daß die Annahme, daß nur der Verfasser bei der Hcraufsctznng der Bücherprcisc leer ansgehe, im Be zug ans den wissenschaftlichen Verlag ein durchaus irrtümlicher ist. Der wissenschaftliche Verleger hat es allerdings in der Hand, die Preise entsprechend den Mehrkosten für Herstellung heranfznsetzen, er hat aber von diesem Recht nicht mehr Gebrauch gemacht, als unbedingt nötig war und rvie er es mit Rücksicht ans das Publikum und den Ver fasser glaubte verantworten zu können. Für ihn ist dabei absolut nicht mehr abgefallen. Im Gegenteil ist für den Verleger die Geschäftslage eine ganz bedeutend schwierigere geworden. Er hat das Drei- bis Vierfache a» Kapital answende» müssen gegen früher und hat infolge dessen einen viel höheren Bankkredit in Anspruch nehmen müssen. Sein Absatz ist tatsächlich erheblich, zum Teil bis zu 50"/, zurückgegangep, ivas hauptsächlich in der Einbuße des Anslandsbnchhandels und in der Leere der Hochschulen, die erst neuerdings einen stärkeren Bedarf zeigen, seinen Grund hat, wenn auch die Brnttosnmme seines Um satzes vielleicht nicht nachgelassen hat. Daß der Autor infolge der verteuerte» Lebensbedürfnisse auch den berechtigten Wunsch hat, seine Einnahme» zu erhöhen, ist begreiflich, soweit er nicht auf andere Einnahmen, als ans die seiner literarischen Tätigkeit angewiesen ist. Wo aber der Verfasser ein festes Einkommen ans einem Hanptbernf bezieht »nd die Schriststellerei als Nebenberns betreibt, da sollte er es sich aber wohl überlegen, ob er gut daran tut, höhere Honorare zu fordern. Denn das muß hier klipp und klar aus gesprochen werden, der Verleger kann diese Erhöhungen nicht ans seiner Tasche tragen, sondern muß sic dem Publikum anfhalsen, und da natürlich der Sortimenter auch seinen Anteil daran haben muß, »veil sich mit jeder Umsatzerhöhnng auch seine Spesen steigern, so gehen die Preise, die ohnehin durch die w ahnsinnigc Steigerung der Druck- löhne, Papicrpreisc und Bnchbindcrarbcitcn sehr gewachsen sind, immer weiter in die Höhe, und Verleger nnd Autor müssen sich fragen, ob die betreffenden Bücher die Belastung noch weiter tragen können oder ob sie besser ungedruckt bleiben. Es trifft dieses allerdings nur in bezug ans den wissenschaftlichen und Schulbücher-Verlag zu, während z. B. der' schönwissenschaftliche Verlag z. Tl. einen glänzenden Absatz erzielt hat. Dieser wird aber naturgemäß auch durch die schnellere Folge der Auflagen für den Autor lukrativer. Wo es möglich war, hat auch der wissenschaftliche Verlag seinen Autoren gegenüber sich entgegenkommend gezeigt und wird dieses auch weiter tun. Aber wir möchten ganz energisch dagegen protestieren, daß die Ehre des wissenschaftlichen Verlags angegriffen wird, indem man glaubt von »Mehrverdienst am geistigen Werk« sprechen zu können, von dem der Autor als »eigentlicher Produzent allein ausgeschlossen bleibt«. Wir wünschen den Autoren nicht die Sorgen, mit denen heute die wissenschaftlichen nnd Schnlbücher-Verleger der Zukunft entgegenschen, und »vir Verleger können wohl alle mit guten» Gewissen versichern, daß sich unsere Lage gegen die Friedenszeit nicht verbessert hat und daß »vir init den Preiserhöhungen nur das notdürftig hereingcbracht haben, ivas »vir zur Aufrechterhaltung des Betriebes und zur Existenz für uns und unsere Angestellten notwendig branchten. Der Buchhandel hat im allgemeinen die Steigerungen der Kriegsgewinnler anderer Berufe nicht mitgemacht und etwaige Ausnahmen können nur die Regel bestätigen. Trotzdem die Papierpreise ans das Vier- nnd Fünffache, die Buchbinderpreise und Drucklöhne ans das Drei- und Vierfache gestiegen sind, sind die Bücherpreise im Durchschnitt nur verdoppelt worden, »voraus schon ersichtlich ist, daß nur die allernotwcndigsten Aufschläge geinacht sind. Die Summe des Verdienstes ist nicht gestiegen, sondern heruntergegangcu und das Risiko und die Spesen sind erhöht. So stellt sich in Wahrheit das Ergebnis, nnd man sollte »die hohe Auffassung des Berufes« nicht nur dem Verfasser, sondern auch dem Buchhändler zu- gestehcn und nicht einseitig Vorwürfe gegen ihn erheben, wenn er sich weigert, Erhöhungen eintreten zu lassen, zu denen er kontraktlich nicht verpflichtet ist. Es werden in den meisten Fällen wichtige Gründe dafür sprechen, sein Handeln so zu bemessen. Denn »leben und leben lassen« ist anch die Devise des Verlegers, und ohne wichtige Gründe verärgert sich kein Verleger mit seinem Autor. Aber die Bewilligungs- freudigkcit kam» auch sehr zweischneidige Folgen haben, »vie »vir dies im politischen Leben heutzutage oft genug erfahren. Dem Autor fehlt die wirtschaftliche Übersicht, die der Verleger haben muß, nicht nur zu seinem, sondern auch meist zu des Autors Bestem. Mit vorzüglicher Hochachtung Barbezüge. Weshalb beziehen die Sortimenter so wenig durch Postnachnahme, eine Verkehrsform, die heute so billig ist, wenn der Verleger die ein - zuziehen den N a ch n a h m e b e t r ä g e auf sein Postscheck konto überweisen läßt? Bei Krenzbändern nnd Postpaketen er wächst dadurch lediglich die Vorzeigegebühr von 10 Pfg. sowie die (Postscheck-)llberweisungsgebühr, die bei Zahlungen bis 25 Mark: 5 Pfg., bei höheren Beträgen 10 Pfg. ansmacht. Also erfordert die Jnkassogebiihr anch für höchste Beträge insgesa m tnnr 2 0 Pf g ! Berlin. Ernst Hofmann L E o. Zusammenlegung der Journallesezirkel. Dem Beispiele der Buchhändler anderer Städte folgend, gehen »vir vier Kollegen in H. mit dem Gedanken um, nnscre Jonrnallese- zirkel znsammenzulegen und gemeinschaftlich wei 1erzu - f ü h r c n. Ehe »vir weitere Schritte hierzu tun, möchten »vir ai» dieser Stelle die Frage answcrfen, welche Erfahrungen sowohl in technischer als anch in geschäftlicher Beziehung in den Städten gemacht »vnrden, in denen die Buchhändler zu einer derartigen Gemeinschaft übergc- gangen sind. Um freundliche Mitteilungen im Börsenblatt wird ge beten. H. E. S. Vorsicht bei »erseubung von »es»rechu«gsexemPlaren. Der Herr E.sornelis) G. G o u m a in Echten, Provinz Fries land (Niederlande), auf den schon im Bbl. Nr. 5 n. 33 hingewiesen »vnrde, fordert weiter wertvolle deutsche Verlagswerke zur Bespre chung ein, »vie eine uns vorliegende Karte ncneren Datums beweist Ans dieser verspricht er eine eingehende Besprechung in »De Natnnr«, Niederländische Zeitschrift für Naturwissenschaften nnd Technik.