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^ 88. 18. Mörz 1909. Nichtamtlicher Teil. VSrscntl»« s. d. Dtschn. »nchhmck-l. 8351 seinen beiden flotten Adjutanten, den Herren Sternheim und Francke. Besonders die Einladung des Vereins Berliner Buchdruckereibesitzer, sowie des Berliner Buchgewerbesaals zeige, wie gut der Buchgewerbeverein in Berlin ausgenommen sei. wofür er herzlichst danke. In der Tat sei ja die Arbeit des Buchgewerbevereins eine echt friedliche und verbindende; wie sie Prinzipale und Gehilfen zu gemeinsamer Fort- bildung zusammenführe, so gleiche sie auch wirtschaftliche Gegensätze und Schwierigkeiten überaus wohltuend aus. Sein Hoch gelte den Berliner Mitgliedern oder besser den Berliner Freunden. Nach Beendigung der Frühstücks begaben sich die Mit glieder in Gruppen nach den Druckereien der Firmen Rudolf Masse. August Scherl G. m. b. H. und Ullstein L Co., wo sie vieles Interessante und Lehrreiche sahen, das ihnen manche neue Anregung und wertvolle Bereicherung auf technischem Gebiete brachte. Um >/^S Uhr trafen sich die Mitglieder im Kgl. Kunst gewerbemuseum. um dessen Bibliothek zu besichtigen. Herr Direktor Or. Peter Jessen begrüßte die Erschienenen und erläuterte vor dem Rundgang in einer kurzen Ansprache die Mittel, mit denen das Königliche Kunstgewerbemuseum auf die künstlerische Ausgestaltung des Buchgewerbes wirke. Nach einem kurzen Hinweis auf die in einem prächtig aus gestatteten Raum untergebrachte Freiheitlich Lipperheidesche Sammlung von Werken der Kostümkunde erläuterte er die Einrichtung der Bibliothek, des Lesesaales, des Katalogs, der Ornamentstichsammlung usw. und verteilte ein Merkblatt für die Benutzung der Sammlungen. Bei dem nun folgenden Rundgange durch die Bibliotheksräume machte Herr Direktor vr. Peter Jessen, der in liebenswürdiger Weise selbst die Führung übernommen hatte, auf diese oder jene Einzelheit aufmerksam, insbesondere auf die in den verschiedenen Räumen ausgestellten Stichproben aus der Grisebach-Sammiung. der buchgewerblichen und graphischen Sammlung. Nach Beendigung der Besichtigung hielt Herr l>r. Jessen in dem Vortragssaaü noch einen ungemein fesselnden Vortrag über die Grisebach- Sammiung. Der verstorbene künstlerisch feinsinnig veranlagte Architekt Grisebach habe in langjähriger Sammelarbeit etwa 2i>00 Werke der Buchkunst aus allen Zeiten und Stilperioden zusammengebracht. Ein besonderer Vorzug dieser reichhaltigen Sammlung sei der Umstand, daß Grisebach von Anbeginn an nur solche Werke gesammelt habe, die wertvoll für die Buchausstattung gewesen sind. Es sei daher nach seinem Ableben der Wunsch entstanden, die prächtige Sammlung für die Bibliothek des Königlichen Kunstgewerbemuseums zu erwerben; aber der Staat habe keine genügenden Mittel zur Verfügung gehabt. Da hätten sich im Berliner Buchgewerbe eine Anzahl Herren zu einer Sammlung entschlossen, die unter Führung des Herrn Kommerzienrats Bllxenstein und des Herrn vr. Vollert ein so erfreuliches Ergebnis hatte, daß selbst das Herz des Herrn Finanzministers gerührt worden sei und er die noch fehlenden Gelder bewilligt habe. In einer Reihe von Lichtbildern wurden dann Stichproben aus der Grisebach-Sammiung gegeben und bei jedem Bild von Herrn vr. Jessen aus die seine Raumverteilung, die klare Gestaltung der Typen usw. in äußerst lebendiger, fesselnder Weise hingewiesen. Herr vr. Volkmann ergriff hierauf, anknüpfend an den lebhaften Beifall der Zuhörer, das Wort und dankte Herrn vr. Jessen im Namen des Deutschen Buchgewerbevereins für die anregende Führung und den fesselnden Vortrag, der die Berliner Tagung harmonisch beschließe. Das heutige Pro gramm habe Technik und Kunst vereinigt, und so sei jetzt auf die Besichtigung der modernen Großbetriebe ein Blick auf die Werke der alten Meister gefolgt, aus denen immer wieder Kraft geschöpft werden könne und deren begeisterter Prophet Herr vr. Jessen lange Jahre sür das Deutsche Buchgewerbe gewesen sei. das ihn darum zu den Seinen zähle. Erneuter spontaner Beifall für Herrn vr. Jessen folgte diesen Worten. Im Hotel Kaiserhof vereinigten sich abends noch eine große Anzahl Mitglieder zum Abschied, der manchem nicht leicht geworden sein mag. Die Berliner Tagung hat den Beweis erbracht, daß die stille Arbeit des Deutschen Buchgewerbevereins in immer weiteren Kreisen Anerkennung findet. Möge das Jubiläumsjahr 1909 diejenigen, die dem Buchgewerbeverein noch fernstehen, mehr und mehr von dessen nützlicher, ja notwendiger Tätigkeit überzeugen und ihnen die Einsicht geben, daß die Mitgliedschaft bei dem Deutschen Buchgewerbeverein trotz des rein idealen Zieles doch auch für den Einzelnen wie für die Allgemeinheit sehr reale, greifbare Vorteile mit sich bringt! — Deutscher Buchgewerbeverein. Jahresbericht 1908. Der nachfolgende Bericht, der zum ersten Male einer außer- halb Leipzigs, in Berlin, tagenden Hauptversammlung erstattet wird, zeigt sür das abgelausene Jahr 1908 das gleiche erfreuliche Bild rastlosen Vorwärtsdringens, wie die letzten Jahre es boten; I. Allgemeines und Persönliches. Der Mitgliederbestand des Deutschen Buchgewerbevereins betrug Ende 1907 einschließlich der Ehrenmitglieder und korporativen Mitgliedschaften ILV7. Davon sind im Lause des Jahres gestorben oder ausgetreten 54, während 126 Mit zahl am 3t. Dezember 1908 aus 1277. Wir dürfen wohl die Hoffnung ausfprechen, daß das Jahr 1909. in welchem der Deutsche Buchgewerbeverein auf eine fünfundzwanzigjährige mancher, der uns bis jetzt noch fern blieb, die Mitgliedschaft er wirbt und so zu seinem Teile zum Ausdruck bringt, daß er bereit ist, die Bestrebungen des Deutschen Buchgewerbevereins zu teilen. Unter den Verstorbenen des letzten Jahres betrauern wir ein Ehrenmitglied, Herrn Oberbürgermeister Justizrat vr. Tröndlin in Leipzig, der am 27. Mai 1908 plötzlich verstarb. Der Dahin geschiedene hat dem Deutschen Buchgewerbeverein von jeher das freundlichste Wohlwollen und die regste Förderung bewiesen, insbesondere ist es feinen Bemühungen zu verdanken, daß der Rat der Stadt Leipzig im Jahre 1898 dem Deutschen Buchge werbeverein zur Errichtung feines Heims ein Grundstück ge- fcheniweise überlassen hat. Ferner wurden durch Tod abge rufen: 22. Januar Heinrich Rissarth i. Fa. Meilenbach Riffarth K Co., Berlin-Schöneberg. 3. Februar Alexander Faber i. Fa. Fabersche Buchdruckerei, Magdeburg, 28. Februar Ernst Trewendt i. Fa. Eduard Trewendt. Berlin. 6. März Rob. Wilh. Klinkhardt i. Fa. Julius Klinkhardt, Leipzig 8. März Josef Stritzko, Direktor der Firma N. v. Waldheim Wien. 6. April Stadtrat Alphons Friedrich Dürr i. Fa. Alphons Dürr Leipzig. 29. Mai R. Römmler i. Fa. Martin Rommel L Co-, Stuttgart. 3. Juni Joh. D. Wichlein i. Fa. Diercksen L Wichlein, Bremen 23. August Friedr. W. Schütte-Felsche, Leipzig. 20. September Julius Abel, Greifswald. 8. Oktober Eduard Strauch. Verlagsbuchhändler, Leipzig. 24. November Wilhelm Knapp i Fa. Wilhelm Knapp, Halle a. S. 2. Dezember Oscar Schindler, Prokurist der Firma R. Hart mann. Leipzig. 3. Dezember Gustav Bruns i. Fa. I. C. C. Bruns Verlag, Der Geschäftsgang war im allgemeinen ein ziemlich reger, wie die Negistrande mit 3754 Eingängen und 6826 Ausgängen ! ausweist. 438»