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76, 5. April 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dkschn. Buchhandel. 4047 * Königliche Akademie für graphische Künste und Buch gewerbe in Leipzig. — In der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig, Wächterstraße 11, ist eine Ausstellung: »Originale und vergleichende Reproduktionen« eröffnet worden, die bis zum 17. April dauern soll. Geöffnet: Wochentags von 9—12 und von 3—5 Uhr. * Neue Bücher. Kataloge usw. für Buchhändler. l-sipri^. 8". 126 8. 3211 Nrn. I§r. 22.von Lipgius lisobsr in Lisi. 8". 16 8. 472 IVrn. *Gehilsen-Kantate-Aeier 191V. — Den »Monatlichen Mit teilungen des Buchhandlungsgehilfen - Vereins zu Leipzig« (April 1910) entnehmen wir folgende Bekanntmachung: Alljährlich einmal — regelmäßig am Sonntag Kantate — vereinigen sich die Leipziger Buchhandlungsgehilfen zu einer ge meinsamen Veranstaltung, um die sauren Wochen der Ostermeß arbeiten unter sich in ungezwungener Fröhlichkeit mit einem launigen Feste zu beschließen. So soll es auch dieses Jahr sein. Bewährter Überlieferung getreu, hat der Unterzeichnete Ausschuß wiederum Vorbereitungen getroffen, um auch Kantate 1910 eine des Tages würdige Feier zu veranstalten. Die Kantate-Feier 1910 findet Sonntag, den 24. April, im großen Festsaale des Zentraltheaters statt. Einlaß 5 Uhr, Anfang 6 Uhr, Eintritt frei. Jeder Buchhandlungsgehilfe ist willkommen. Um die An zahl der Festgaben rechtzeitig feststellen zu können, ist es für jeden, der an der Feier teilzunehmen gedenkt, unbedingt notwendig, sich spätestens bis zum 15. April mittels Postkarte anzumelden. Die Anmeldung ist zu richten an den Festausschuß für die Kantate feier 1910, Leipzig, Gutenbergkeller (Briefkasten des Buch- handlungsgehilfen-Vereins). Jeder rechtzeitig angemeldete und pünktlich erschienene Teilnehmer erhält seine Anmeldekarte am Festabend (Saaleingang) abgestempelt zurück als Ausweis für Er langung des Festliederbuches. — Zahlreicher Beteiligung sieht ent gegen Der Festausschuß für die Buchhandlungsgehilfen-Kantate-Feier. * Buchhandlungsgehilfen-Berein zu Leipzig (gegr. 1833). — Die Hilfskassen des Buchhandlungsgehilfen-Vereins zu Leipzig haben im März 1910 folgende Beträge ausgezahlt: die Unter stützungskasse 50 — die Pensionskasse: 325 ^ (für II. Viertel jahr 1910); — die Witwen- und Waisenkasse: 918 ^ 75 o) (für II. Vierteljahr 1910); — die Kranken- und Begräbniskasse 229 85-H. Eine Theatervorstellung zu ermäßigten Preisen für die Vereins mitglieder und deren Angehörige (85 einschl. Garderobe) ist für Montag den 18. Avril im Leipziger Schauspielhaus (Sophien straße) vereinbart worden. Zur Aufführung kommt das Lustspiel: »Der dunkle Punkt« von G. Kadelburg und R. Presber. PersonaLnachrichten. * Jubiläum. Am I. April d. I. konnte Herr Heinrich Selle, Inhaber der am 1. April 1885 von ihm gegründeten Firma H. Selle, Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung in Bielefeld auf vollendete fünfundzwanzig Jahre erfolgge- segneten Wirkens zurückblicken. Gern verzeichnen wir diesen Ehrentag einer hochgeachteten Firma und sprechen ihrem Gründer und tatkräftigen Leiter unsere aufrichtigen guten Wünsche aus für langes weiteres geschäftliches und persönliches Wohlergehen. ^ Red. * Paul HeyseS Dank. (Vgl. Nr. 59, 60, 62, 63 d. Bl.) — Als Dank für die ihm zu seinem achtzigsten Geburtstage am 16. März d. I. dargebrachten Glückwünsche, insbesondere für das ihm von seinen Freunden durch die Herren vr. Ludwig Fulda und Geheimrat vr. Adolf von Kröner überreichte mit etwa 300 Widmungen in Poesie, Prosa und Malerei erfüllte Gedenk album hat der greise Jubilar den ihn Begrüßenden folgende liebenswürdig-jugendfrischen Verse gesandt: An meine Freunde. Von Paul Heyse. Welch wundersam' Gesicht! In langer Reih', Schier unabsehlich, wallt an mir vorbei Ein festlich stolzer Zug. Ihn führen an Erlauchte Fürsten. Ihnen allen geht Huldvoll voran des Kaisers Majestät, In dichtgedrängtem Schwarme folgen dann Großwürdenträger in des Geistes Reich, Leuchten der Wissenschaft und lorbeerreich Poeten, Künstler, auch der Jüngern Schar, Erprobt im Musendienst seit manchem Jahr. Und wie sie, schon von ferne grüßend, nah'n, Hält jeder auf ein Weilchen bei mir an Und reicht die Hand mir, sagt ein freundlich Wort Und schreitet still im Zuge wieder fort. Manch einer ist mir fremd von Angesicht, Doch mir vertraut, sobald er zu mir spricht, Und manchem voller Freude nick' ich zu Und rufe: Lieber Teurer, kommst auch du? Und du? — und du? O, wie mir wohl geschah, Der ich die Welt stets in den Freunden sah Und nun erfahren soll, daß, nah' dem Ziel, Mir Freundschaft ward zuteil so warm und viel, Daß mir das Herz des Dankes Fülle kaum Zu bänd'gen weiß — und wär's auch nur ein Traum! Doch nein, es ist kein Traum? Liegt nicht vor mir Dies mächt'ge Buch mit wundervoller Zier Greifbar auf meinem Tisch, geprägt darauf Mein Name? Tief ergriffen schlag ich's auf, Und wie ich staunend wende Blatt um Blatt, Erkenn' ich, mich begrüßt an Traumes Statt Beglückend und beschämend Wirklichkeit, Ein Schatz den Enkeln noch in fernster Zeit. Da sind sie, all die Namen wohlbekannt, Die güt'gen Worte, die mir Freundeshand Gewidmet, dran im Lebenswintertag Das Herz des Alten warm sich halten mag. Doch so viel Herrliches — ach, mehr und mehr Macht's dieses alte Herz im Busen schwer, Und banger nur und lauter tönt darin Die Frage: nähm' ein Sterblicher dahin So überreiches Maß an Lieb und Ehre Und wähnte, daß er ihrer würdig wäre? Und ich — was hätt' ich Großes denn getan? Ich schritt dahin auf ebner Lebensbahn, Ein Sinnender, ein schlichtes Kind der Welt, Von Dank und reinstem Glück die Brust geschwellt, Ob all dem Schönen tausendfält'ger Art, Das mir Natur und Leben offenbart, Und von den Schicksalsmächten tief bewegt, Die jedes Menschenherz im Innern hegt. Hiervon zu zeugen, fühlt' ich den Beruf, Und da mich mein Geschick zum Dichter schuf, Tat ich's in Bildern, wie sie Phantasie In bunter Fülle meinem Geiste lieh, In schlichter Red' und tönendem Gesang, Beglückt, wenn mir's einmal nach Wunsch gelang. Wär's aber ein Verdienst, was wir getan Uns selbst zur Lust, und dachten nie daran, Ob unser Werk des Beifalls sei gewiß Oder die Welt dran nähm' ein Ärgernis? Des einen nur berühmen darf ich mich: Stets tat ich das nur, was zu schaffen ich Nicht lassen könnt', und fand mich nie bereit, Zu huldigen dem Götzendienst der Zeit. Und schätz' ich selbst das Pfand, das ich empfing, Verglichen mit so manchem, nicht gering: Stets blickt' ich, wie ein frommer Jünger soll, Auf zu den hohen Meistern ehrfurchtsvoll, Den weltbewegenden, die leuchtend stehn 522