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12736 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 245, 19. Oktober 1912. Seminar für orientalische Sprachen in die Kenntnis der chinesi schen, persischen, englischen und anderer Sprachen eingefiihrt worden, und in dem gegenwärtigen Wintersemester wird zum erstenmal auch die portugiesische Sprache, besonders für solche Lehrer, die an den deutschen Schulen in Brasilien wirken sollen, gelehrt. Als Dozent ist Herr Amplio de Lemos, ein geborener Portugiese uud ausgezeich neter Kenner seiner Muttersprache, gewonnen worden. Neue Bücher, Kataloge usw. für Buchhändler. Moderne Literatur. Kousu^sdon. Kuxu8druek6. — ^utiqu.- KataloZ Ko. 62 von ?aul O raupe, Antiquariat in öerliu VV. 35, l^ütroxvstrasse 38. 8°. 30 8. 292 Krn. 726 Kru. XouiZstraZse 19. 8°. 86 8. 564 Krn. uucl Kekk L Ko ekler in 81uttZart. kalien. 25. dakrAan^. Oktober 1912. Kex.-8". 1544, 107 8. b Dtteii szistsi ^544^194^'00XXI°8^ besorgt vsiäeii. Inhaltlich mit 1 uud 2 gleich, aber ohne Nettopreise, zum Handgebrauch im Berkehr mit dem Publikum im Laden bestimmt. 4. KiterariZober 8ortinient8-Kata1oA 1912—1913. XuZleieb Ae^ebeu am 16. Oktober 1912. Or.-8". VII, 1511 8. 5. v3886lde unter dem l'itel: Kandkataloss 6er neueren deukeben Literatur. 6. >1u8ikali6n-Ka86r-V6r26iebni8. 1912—13. Or.-8". 104 u. 64 8. (IUanu8kript kür Uuebbändlor.) Kandbüebern au8 naelMebenden Wi886N8ebak1en. Kl. 8".: I. l'beoloAie, ?bilo8opbie, kadaZoZik. 235 8. II. duri8prudenr und 8taat8wi88en8ebakten. 158 8. liebe Hilk8büeber. 242 8. Völkerkunde, Atlanten. 199 8. 122^0^0' ^'^^^^atur868ebIebt6 und 8praeb^ i88«N8ebükt. V. ?bz?8ik, IVleteoroloßie, Obemie, lUatbomatik und Noebanik, Hau- und Ingenieur-VVi886N8obakten, 6k6mj8ebe1'6ebnoloAi6Und06W6rb6kund6,IVl6ebani8eb6 Kunde. Kun8t^d88en8ebakt und kilder^ erke ete. etc. Or. 8". 46 8. 1205 Krn. — Ver8t6i86runA: ^lontaZ, den 21. Oktober 1912 und kolbende läge dureb 0. Kuba8ia (Kuba8ta L Voigt) in Vlen I, 8onnenkel8gL8S6 11. Personalnachrichten. Julius Burggraf f. — In Bremen ist dieser Tage Julius Burggraf, Pastor an der St. Ansgaritkirche, ein bekannter Geist licher und Schriftsteller, tm Alter von S8 Jahren gestorben. Sein Wirken gewann dadurch eine eigene Note, dass er feinen Predigten die Werke deutscher Dichter zugrunde legte. Bemerkenswert in dieser Richtung find besonders seine »Schtllerpredigten« (2. Ausl. 18V8), »Carolathprcdigten>i: <1910> und »Goetheprcdigten über Faust und Iphigenie« <1912). Sprechsaal. Der Sortimenter als Kaufmann. Die Verleger machen uns oft, und nicht mit Unrecht, unser un- kausmännisches Wesen zum Borwurf. Aber was käme wohl heraus, wenn wir uns immer mehr auf den rein kaufmännischen Standpunkt stellen wollten! Das; die am besten rabattierten Bücher auch immer gute sind, wird wohl niemand behaupten, vielmehr könnte mau eher das Gegenteil Nachweisen. Das Resultat wäre also — rühm liche, sich zum Glück mehrende Ausnahmen ausgeschlossen — durch aus nicht erfreulich; unser ganzer Stand käme moralisch herunter! Gewiß, etwas mehr kaufmännischen Geist brauchen wir unbedingt, aber nicht nur Kausleutc, kaltrechnende Köpfe, sondern Bücher freunde wollen wir bleiben, engverbunden mit den besten und größten Geistern der Vergangenheit und Gegenwart! Nur dann erfüllen wir unsere Aufgabe, nur dann haben wir einen schönen Beruf! Aber sind denn die V e r l e g e r n u r Geschäftsleute? Ge wiß nicht! Müssen nicht viele von ihnen zuweilen um einer guten Sache willen direkt Verluste erleiden? Gerade die am wenigsten davon sprechen, tun es vielleicht am meisten! Auch ihnen fehlt es manchmal an richtigem Geschäftsgeist, aber oft zum Heil ihrer Mit menschen. Die erfolgreichsten Verleger verbinden stets Geschäftssinn mit nobler Gesinnung. Solche Verleger sind im Munde aller Bücher freunde. Nach ihren Novitäten fragt das Publikum mit Ungeduld, während es im allgemeinen über Überproduktion klagt. — Merk würdig bleibt es, daß viele Verleger bei ihrer Kalkulation so wenig an das Sortiment denken, und es sind oft diejenigen, die man zu den anständigen zählt. Daß es z. B. Zeitschriften gibt, die 1.50 Mk. ord. und 1.15 Mk. netto kosten, ist doch ganz unzeitgemäß, und wenn ein Verleger Jugendschristen nicht einmal mit 25°/ö rabattiert und noch unverlangt versendet, so geht das wirklich über den Spaß. Das ist weder kaufmännisch noch nobel! In diesen; Quartal sind verschiedene Zeitschriften etwas teurer geworden, ich habe keinen Abonnenten dadurch verloren und glaube auch nicht, daß anderswo große Verluste zu spüren sind. Um zwei oder drei Groschen gibt's beim Publikum kein Geschrei, es wird eben alles im Leben teurer. Warum in aller Welt darf denn ein literarisches Erzeugnis nicht 25 Pfg. teurer werden? Gewiß, zu teuer nicht, aber drei Groschen schaden doch dem Publikum nichts lind nützen dem Sortimenter, der sein Geld oft pfennigweise einnehmen und in Hundertmarkscheinen ausgeben muß. Worauf beruht denn der Er folg einiger bekannter Sammlungen? Nicht nur auf ihrer inneren und äußeren Vorzüglichkeit, sondern zum großen Teil auf dem kaufmännischen und noblen Geiste der Verleger. Dem Publikum bleibt es ziemlich gleich, ob es für ein Buch 1.50 Mk. oder 1.80 Mk. bezahlt, während dem Sortimenter diese 30 Pfg. sehr viel bedeuten. Warum findet dieser Geist so wenige Nachahmer? Statt dessen werden oft äußere Dinge nachgemacht, ähnlich klingende Samm lungen in einer Weise ins Leben gerufen, die täuschen kann und nicht gerade imponierend wirkt. Auch hier kann man sagen: »Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.« — In einer Hin sicht noch ist bei den Verlegern zuweilen sowohl der kaufmännische als auch noble Sinn zu vermißen. Zum Glück sind das nur Aus nahmen, aber wem sie begegnen, der vergißt sie im Leben nicht! Wie oft man im Sortiment tauschen muß, weiß jeder, und jeder weiß auch, daß es kein Vergnügen ist. Aber wer da nicht mitmacht, gilt für ungefällig und macht sich dadurch unmöglich. Mir ist das in 15 Jah ren bei einem Verleger einmal passiert. Obwohl ich mit Ver gnügen einige Mark dazuzahlen wollte, war alles umsonst. Erst nach Jahren drückte mir ein anderer Verleger ein Pflaster auf diese alte Wunde. Es war beim Remittieren in diesem Februar, da las ich staunend: »Es liegt mir daran, daß bas Sortiment keine Laden hüter aus meinem Verlage hat, und tausche ich daher etwa liegen gebliebene Exemplare gern um.« Keine Antwort war es, sondern ein Angebot aus freien Stücken. — Es hat mich beschämt. Und jetzt kann ich die Ladenhüter des andern Verlegers ansehen, ohne noch Groll zu empfinden. Er tut mir fast leid.