Volltext Seite (XML)
X- 65, 17. März 1924. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. vörseublatt f. d. DUckin. vuckdandel 3451 tragen sind. Bemerkt wird noch, daß der Wegsall der Abbuchung nicht gleichbedeutend mit einer Einschränkung des bargeldlosen Ver kehrs ist. Ter Teilnehmer kam, auch setzt seine Gcbllhrenschuld bar geldlos begleichen, entweder durch Postüberweisung aus das Postscheck konto der Nechnungsstelle oder durch Hingabe eines Schecks am Schal ter einer Postanstalt. sVgl. hierzu Bbl. Nr. öS, S. L8M.> Zeitungs-Bahnhossbricse. — Vom Neichspostmimster wird uns geschrieben: Von den Postanstalte» ist in der letzten Zeit wiederholt sestgestcllt worden, das, die Verleger in die von ihnen zu verpackenden Zkitungs-Bahnhossbriese vielfach erheblich mehr Zeituugsstiicke aus- nehinen, als von Ihnen angemeldet worben sind, und daß die Post verwaltung dadurch einen erheblichen Gebührenaussall erleidet. Ich habe mich aus diesem Grunde veranlaßt gesehen, die Postanstalten anzuweisen, knnstig in solchen Fällen, wo es sich ossenbar nicht um ein bloßes Versehen, sonder» um die fortgesetzte Absicht der Ge- biihrenhinterzichung handelt, nicht nur die hinterzogenen Beträge nach zuerheben, sonder» auch gerichtliche Anzeige wegen Betrugs zu er statten. Prcsseabend aus Anlaß der Frishsahrsmessc. lBerichtigung.) — In unscrm Bericht über diesen Presseabend in Nr. 59 des Bbl., S. SVS8, muß in dem Satz: »Aus die Begrllßungsworte des Vor sitzenden vr. Günther« hinter diesem Namen in Klammern stehen »Leipziger Neueste Nachrichten«, weil Herr vr. Günther nicht der Schriftleitung des Leipziger Tageblatts, sondern der'Leipziger Neuesten Nachrichten angehört. PersonalnMWen. Dichter als Ehrendoktoren. — Die philosophische Fakultät der Universität Freibnrg I. B. hat die Schriststeller Hermann Burte in Lörrach und Emil Strauß in Schlierbahn in Anerkennung ihrer Bedeutung für deutsche Dichtung und deutsches Schristtum in Baden zu Ehrendoktoren ernannt. öprMaal. Brief aus der Schweiz. Ein willkommenes Weihnachtsgeschenk bedeutete für den Schwei zerischen Buchhändler das Verschwinden der Valutaordnung und auch der Papiermark. Das Publikum, das fast drei lange Jahre die Buch handlungen mied, stellte sich wieder ein; aus allen Teilen der Schweiz melden die Buchhändler ein Anziehen des Geschäfts. Noch sind die Studentenbuchhandlungen und die zahlreichen Schiebergründungen der letzten Jahre nicht verschwunden, sie bemühen sich natürlich um ihre Weiterexistenz. Zum Teil besitzen sie sehr bedeutende, billig einge- kauste Vorräte, die sie weiterhin unter dem Ladenpreise verkaufen. Der deutsche Verlag macht sich zumeist ein falsches Bild von den Wirkungen der verabschiedeten Valutaordnung auf den Geschäftsgang ausländischer Buchhandlungen. Wohl die allermeisten Buchhandlungen der deutschen Schweiz, insbesondere in den größeren Städten, haben in den letzten drei Jahren mit Verlust gearbeitet; bei manchen war dieser ganz bedeutend. So ist bei vielen Sortimentern die Sorge emge- kehrt, und cs wird wohl Jahre brauchen, bis die geschlagenen Wundem vernarbt sind. Das; der deutsche Verlag jetzt nicht in der Lage ist, lange Kredite zu gewähren, ist ganz begreiflich: ober er sollte die prekäre Lage des schweizerischen Sortiments doch tunlichst berücksich tigen, zumal da diese in der Hauptsache ein Folge seiner eigen-.i verkehrten Preispolitik ist. Es ist ferner zu bedenken, das; hierzu^ lande der vierteljährliche Kundenkredit nie aufgehört hat. Neue Sorgen bereiten uns die außerordentlich hohen Bücher- und Zeitschriflenpreisc. Nicht nur sind viele Kreise gar nicht in der Lage, die geforderten Preise zu bezahlen; sic empfinden diese als Überforde rungen und lehnen schon deshalb häufig ab. Weite Kreise erwarten überhaupt einen Preisabbau und schieben das Biicherkauscn auf einen günstigeren Zeitpunkt hinaus. Die Klagen über, zu hohe Preise be treffen die verschiedensten Verlegergruppen, am. meisten aber die wis senschaftlichen Verleger. Es wird vielfach unmöglich, deren Novitäten zu verkaufen. Tie Bücher kommen zurück mit der Notiz: »weil zu teuer«. Nun weiß man auch in der Schweiz, daß die Arbeitslöhne in Deutschland weit hinter den Vorkricgslöhnen zurück sind. Bücher preise, die das 2- bis 3fache der Vorkriegspreise betragen, können so mit kaum einer normalen Kalkulation entsprungen sein. Früher be- maß der Verleger seine Verkaufspreise mit größter Sorgfalt, weil er wußte, daß die Höhe des Preises einen großen Einfluß auf die Absatz- möglichkeit hatte. Heute, wo er sich einem fast völlig verarmten ge bildeten Mittelstand gegenübersieht, scheint er diese Vorsicht abgeleg- zu haben. Zweifelsohne verkleinert ein hoher Preis die Absatzmög lichkeit; andererseits konnte man hier in den Jahren 1915—1918 die Wahrnehmung machen, daß das billige Buch sich ganz neue Käufer schichten erobert hatte, Kreise, denen man das Büchcrkaufen früher nie zugeträut hätte. Diese Probe aufs Exempel sollte nicht der Vergessen heit anheimfallen. Das wissenschaftliche Buch folgt keinen anderen wirtschaftlichen Gesetzen, soweit nicht der Interessentenkreis von vorn herein ein eng begrenzter ist. Bibliotheken und Gelehrte haben ihre Bücherbudgets, die sie nicht überschreiten können. So besteht denn zurzeit für eine ganze Reihe wissenschaftlicher Zeitschriften die Ge fahr, daß wegen des Mißverhältnisses zwischen den Preisen und den vorhandenen Mitteln die Abonnements sistiert werden; für viele ivürde dies den Tod bedeuten. Ich würde deshalb deq..Verlcgern einen raschen Preisabbau emp fehlen, etwa auf Vorkriegshöhe oder auch etwas mehr, um nicht später wieder ändern zu müssen. Preise aber, die um 59. 109 und 299 Prozent über den Vorkriegsprcisen stehen, sind nicht haltbar; sie schaden Verlag und Sortiment. Wenn cs nicht anders geht, auch mit Kürzung des Sortimenterrabatts. Die Kaufkraft weiter Volksschichten im deutschen Sprachgebiet ist stark zurückgegangen: auf sie muß Rück sicht genommen werden, soll das Buch nicht eine gewaltige Einbuße erleiden. Im Auslande aber riskiert es, Boden an andere Kultur länder zu verlieren, wenn es zu teuer wird; diese letztere Gefahr wird in Deutschland gerne unterschätzt, bis man eines Tages sieht, daß Un widerbringliches verloren gegangen ist. Basel, 10. März 1924. B. Wepf. Rückblick auf die Leipziger Frühjahrsmesse 2.-8. März 1921. Nachdem min Aussteller wie Einkäufer glücklich wieder in ihre häuslichen Betriebe zurückgekehrt sind, ist ein Rückblick über die Messe für viele interessant. Tie Messe zeigte ungeheure Mengen von Waren in allen Geschäftszweigen. Man fühlte förmlich, wie der wiedercrwachende gesunde Wirtschaftsgeist zu neuer Arbeit ausholt. Die Bugra bot eine Fülle kostbarer Werke, die, hätte man alles kaufen wollen, den Geldbeutel in große Verlegenheit gesetzt hätte. Nur etwas möchte ich den Ausstellern nahelcgen, was der Zweck meines Schreibens ist. Schicken Sie doch zur Messe auch befähigte Verkäufer! Ich gebe ja zu, es mag vielleicht qualvoll sein, täglich zwei- oder drcihunöcrtmal denselben »Quatsch« herzuberen, aber mit etwas Liebenswürdigkeit ginge es auch. Manche Verkäufer entfalteten eine wirklich erstklassige Geschicklichkeit, den Sortimenter zu bear beite'», die Mehrzahl dagegen tat gerade so, als ob es für den kleinen Messeonkel weit, weit aus der Provinz, aus einem Qrt, wo sich die Füchse »Gute Nacht!« sagen, eine Gnade wäre, überhaupt den Messeauftrag zu bestätigen. Dazu noch erstaunte Gesichter, daß da nicht gleich Partien bestellt werden. Daß der Sortimenter in irgend einem kleinen Provinznest genau so gut Kulturarbeit mit 1 oder 2 Exemplaren eines neuen Werkes leisten kann, ist den meisten nicht einleuchtend gewesen. Ten krassen Fall bildete eine Firma, die mir ein Zirkular vor der Messe zugesandt hatte, in dem auf Vortragsmög lichkeiten hingewiesen wurde. Ich bat nun den betreffenden Verkäufer um Auskunft und erhielt die beinahe klassische Antwort: »Das Rund schreiben kenne ich nicht, und das weiß ich nicht, da müssen Sie sich schon nach dem Verlagsort wenden!« Wirtschaft, Horatio! All diesen Verkäufern hätte ich gewünscht, mich in die Kunst-, Papier- und kunstgewerbliche Abteilung begleiten zu können, da Hütten diese Herren lernen können, wie man dort auch den kleinen Provinzler anpackt, übrigens bemerkte ich wenig ältere Herren in den Meßkojen der Bugra, während in anderen Branchen fast stets ein Prokurist oder eine Vertraucnsperson anwesend war. Sollten diese Zeilen dazu beitragen, daß hier Wandel geschaffen wird, so sollte mich dieses sehr freuen, und ich würde das nächste Mal nochmal so gern nach Leipzig pilgern. I. S.*). *) Ausnahmsweise haben wir von der sonst nötigen Forde rung der vollen Unterschrift (8 14 der »Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblattes«) in diesem Falle abgesehen, um nicht etwa dadurch die Veröffentlichung der wohlgemeinten Mahnung, die im Interesse der Aussteller ergeht, hinfällig zu machen. Red. 440*