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Redaktioneller Teil. .V 147, 28. Juni 1916. Vorstände wie auch einzelne würltembcrgische Firmen hatten sich wiederholt um die Zuteilung einer Fcldbuchhandlnng beworben. Nachdem diese Versuche längere Zeit ohne Ersolg geblieben wa ren, kam kürzlich ein Hauptmann des A.O.K. der 4. Armee und verhandelte wegen der dort frei werdenden Feldbuchhandlung mit Herrn Stahl und unabhängig davon auch mit Herrn Hose mann, dem Geschäftsführer der Firma Albert Koch L Co. In Anbetracht der kurzen für eine Entscheidung zur Verfügung ste henden Zeit entschloss sich Herr Hosemann, für die Firma A. Koch L Co. die Sache in die Hand zu nehmen, dabei aber Herrn Stahl, der deshalb schon früher eingehende Verhandlungen mit dem Stuttgarter Generalkommando geführt hatte, mit einem Drittel des Kapitals in die zu gründende G. m. b. H. aufzu nehmen. Nun wird man nicht mit Unrecht Bedenken dagegen haben können, daß ein Barsortiment selbständig Sortimentsge schäft« betreibt. Aus dieser Erkenntnis heraus unterbreitete die Firma Albert Koch L Co. den Vorschlag, die Halste des aus ihrem Anteil zu erwartenden Reingewinns dem Stuttgarter und dem Württembergischcn Verein abzutrete», ohne das; diese ein Risiko dabei laufen sollten. Dieses Anerbieten war von den zu- sammenbcrufcnen Vorständen als ein dankenswertes Entgegen kommen angenommen worden. In der Hauptversammlung wurde von einzelnen Mitgliedern auf die Betonung des genossenschaft lichen Charakters des Unternehmens, der auch von Herrn Hose- manu selbst hervorgchoben worden war, besonderer Wert gelegt und der Wunsch ausgesprochen, daß die Vorstände mit den beiden Gründern der G. in. b. H. nochmals in Verbindung treten möchten und man sich einen gewissen Einfluß auf das Unternehmen, dem man schon im Hinblick auf den für die Vereinskassen in Aussicht gestellten Vcrmögenszuwachs bestes Gedeihen wünschte, sichern sollte. Für die demnächst serliggestellte Deutsche Bücherei in Leipzig stiftet der Verein eine Schillerbüste zur Aufstellung im Vorrat»» des eisten Stockes. Der Ausschuß konnte über die Besichtigung des wohlgclungenen Modells im Atelier von Prof. Janßen in Stuttgart berichten. Entsprechend der Bedeutung des Stutt garter Platzes wurde dann noch von der beabsichtigten Einrich tung eines buchhäudlerischcn Archivs Kenntnis gegeben, zu dessen Grundstock der Börsenvercin eine Reihe seiner wichtigsten Ver öffentlichungen gestiftet hat. Herr vr. Druckenmüller hat sich be reit erklärt, die Sammlung und Ordnung des zusammenkommen- den Materials zu übernehmen. Um Überweisung von Katalogen, Bildnissen, Literatur und interessanten buchhändlerischen Korre spondenzen wird gebeten. Bei den Wahlen wurden die aus scheidenden Vorstandsmitglieder Berkhan, vr. Drucken müller und 5zaag - Kirchheim durch Zuruf wiedergewählt. Am Nachmittag vereinigte man sich dann wieder auf der Silberburg zu einem einfachen gemeinschaftlichen Mittagessen, jeder bewaffnet mit den heute unentbehrlichen Ausrüstungsgegen ständen : Brot- und Fleischkarten. Mit warm empfundenen Worten gedachte Herr Kommerzienrat Bonz in einer kurzen Ansprache unserer draußen im Felde stehenden Berufsgenossen. Der Dienstag ist wie immer der Abrechnung gewidmet, die sich teils infolge des Mangels an Hartgeld, teils infolge der leider festzustellcnden Verringerung der Umsätze diesmal wesentlich »ge räuschloser« vollzog, als in sonstigen Jahren. Dagegen legte der Frühschoppen bei Textor, wo im Namen des unvergeßlichen Pet- ters für die Armen und Notleidenden des Standes gesammelt wurde, Zeugnis ab von dem zuversichtlichen Geiste, der trotz allen Nöten den Buchhandel beseelt und der sich in reichen Gaben für die Unterstützungskasse kundgab. Wohl keiner unserer aus wärtigen Gäste, die diese zweite »Kricgsmesse« mitgemacht ha ben, wird es bereuen, die Reise nach der Hauptstadt des Schwa benlandes unternommen zu haben, und alle Teilnehmer haben sich ein frohes Wiedersehen zugerufen im nächsten, hoffentlich unter dem Zeichen des Friedens stehenden Jahre! Ans dem belgischen Buchhandel. ii. ll siehe Rr. 78.) Deutsche Bclqicn-Bibliographlc. L. Dell: A»g. 18tö bis März 1910. Die welthistorische Red« unseres Reichskanzlers am 5. April, die ganz besonders auf uns Deutsche in Belgien große» Eindruck gemacht hat, hat bei der Erörterung der Kriegsziele diesmal auch Belgiens zukünftige Gestaltung berührt. Tie Voraussetzungen, mit denen ich meine erste Belgien-Bibliographie im vorigen Sommer eingeleitet habe, sind dadurch bestärkt worden und geben nunmehr Anlaß zu der vorliegenden Fortführung dieser Arbeit. Sie umfaßt den annähernd gleichen Zeitraum (acht Monate), während dessen die Produktion sogar noch zugenommen hat, wenn gleich sich die quantitative Bedeutung der einzelnen Literaturgat- tungen etwas verschoben hat. Wir können trotzdem die gleiche bibliographische Einteilung beibehalten wie für die erste Ausstel lung; einige Kategorien treten jetzt mehr hervor, andere beweisen, daß das Interesse dafür nachgelassen hat, und als neue Rubrik werden wir am Schlüsse eine Anzahl belletristischer Neuerschei- nungen zu verzeichnen haben. Mit der Toppelrubrik »Geographie und Geschichte« begin nend, haben wir zuerst «ine originelle Sammlung kleiner, volks tümlicher Monographien von katholischen Verfassern zu er wähnen, die unter dem Titel »Der Kampf um Belgien« vom »Sekretariat Sozialer Studentenarbeit« in Hcstchen von 16—32 Seilen herausgegeben wird und bis jetzt folgende neun Titel umfaßt: 1. Schwering, L., Flandern. — 2. Schwering, L., Flandern und Bra bant. — 3. Esser, H., Abriß der belgischen Geschichte. 4. Dresemann, O., Die Verkehrsentwicklung in Belgien. — 5. Fürstenberg, A., Der belgische Klerus. — 6. Ritter, H., Die belgische Landwirtschaft. — 7. Bachem, I., Das religiöse Problem in Belgien. — 8. Wimburg, H., Der Charakter Belgiens und seine Entwicklung. — 9. Brauer, Th., Die belgische Arbeiterbewegung. (Heft 8 »kk —.25; alle anderen «kk —.15. Volksvereins-Verlag, M. Gsiwlmch.) Mit Belgiens Land und Leuten in Vergangenheit und Gegenwart be schäftigten sich ferner: Quelle, Otto, Belgien und die franzö sischen Nachbar-Gebiete. Eine Landeskunde für das deutsche Volk. (8°. 130 S. mit Taf. u. 1 färb. Karte. G. Westermann, Braunschweig. Pappbd. .4k 3.—.) Oppermann, E., Belgien einst und jetzt (Geographie, Geschichte, Bevölkerung, Kunst, In dustrie, Kolonie). 8". 118 S. Jul. Klinkhardt, Lpzg. .4k 2.—. Kronscder.O., Brüssel vom kulturgeschichtlichen Standpunkt; Belgien in geographischer Hinsicht. (Qu. 8". 22 S. A. Deichert'sche Verlags-Buchh. Ns., Lpzg. u. Erlangen: Kleine geschichtlich-stati stische Aufklärungsschrift für di« derzeitigen Bedürfnisse.) Lang hammer, Jos., Belgiens Vergangenheit und Zukunft. Eine geographisch-geschichtliche Bewertung. <8". 140 S. Ed. Stracke, Warnsdorf i. Böhm. Geb. »kk 3.—.) Dieses Buch, zugleich die erste Publikation über Belgien, die in einem österreichischen Verlage erschienen ist, führt uns bereits wieder in die Zukunft des Landes und rollt die »belgische Frage« auf, über die schon Hun derte und Aberhunderte von Artikeln in Zeitschriften und Zei tungen erschienen sind, und die auch folgende Bücher behandeln: Lamp recht, Karl, Deutsche Zukunft. — Belgien (Aus den nachgelassenen Schriften), Wiedergabe von Vorträgen des leider viel zu früh hingegangenen Leipziger Kulturhistorikers, von denen derjenige über Belgien, vor Jahresfrist in der Woche ver öffentlicht, damals viel Beachtung gefunden hat. (8°. 58 S. F. A. Perthes, Gotha, ^k 1.—.) — Möller banden Bruck, Belgien und Balten. (Heft 59 der Jaeckhschen Samm lung »Der deutsche Krieg«. 8". 38 S. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, ,4k —.50.) — Zimmermann, Karl, Das Problem Belgien, oder »Es lebe der Geuse«, eine in den »Schriften zum Verständnis der Völker« erschienene, durch de bosters Ulenspiegel stark beeinflußte, temperamentvolle und geist reiche Arbeit, die jedoch ihres konfessionellen Standpunktes wegen 834