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184, S. August 1812. Nichtamtlicher Teil. ««Umdlau I. » Dstchu. Vu4,»nd-I. 8187 Blatt ^kk 17.50, die durch Kupferstich hergestellten mit Platte etwa 100 Am 1. IM hat das neue Urheberrecht (Loxz-riAllk-Liil) in Großbritannien und Irland gesetzliche Gültigkeit erlangt. Die Registrationsformel »Lnkereci ab Skakiouers Lull«, die seit 1557 allen englischen Büchern vorgedruckt war, wird von nun an wegfallen. Die Stationers Lompanz- (Gilde), deren Berichte bis zum Jahre 1576 zurückreichen, hatte 1557 die königliche Genehmigung erhalten. Interessant dürfte es für die Leser des Börsenblattes sein, daß die Erstauflagen von Shakespeares Dramen Hamlet, Romeo and .lullet, Nlle Namiux ok tbe Sllrerr und andere Werke dort eingetragen Waren. Gewiß ein Beweis für die Existenz des größten englischen Dichters.*) Im Jahre 1911 wurden 5968 Bücher und 10 143 Gemälde, Photographien und Zeichnungen regi striert. Selbstverständlich sind eine Menge Bücher über das neue Urheberrecht, über das die Meinungen sehr geteilt sind, erschienen. Am günstigsten wird George Stuart Robertsons Werk »Nim Lacv ok LoxxriZllk« besprochen, das zum Preise von 10/6 net bei der bekannten Liarenckon kross in Oxford erschien. Billiger sind: E. I. Mc Gillivray, Nim Lopxrixllk ^ct 1911 (Stevens L Son, London), 5/— net, und Henry Hurrell, »Lopz-riZIit Lacv null Ille Lopz-rlZllk ^et 1911« (Waterloo L Sons, London), 3/6 net. Viele Kritiker des neuen Gesetzes behaupten, daß sein größter Fehler in der Beschränkung aus Großbritannien und Irland liege, statt wie der im Jahre 1842 gegebene Lox/riAbk ^.ct auf das ganze britische Weltreich ausgedehnt zu werden. Kanada, Australien, Indien und die anderen britischen Kolo nien werden sich ihre eigenen Gesetze geben und durch abweichende Bestimmungen das Mutterland anderen Mächten gegenüber in eine schwierige Lage bringen. So verlautet, daß Kanada die ückanukackurinA Linuse, die hauptsächlich gegen die Vereinigten Staaten ge richtet sein soll, in seinem neuen Urheberrechtsgesetz ein führen Wird. Die Aanukaeturinx Linuse bestimmt, daß nur solche Werke in Kanada Schutz genießen sollen, die gleichzeitig mit dem Erscheinen des Werkes im Ursprungs lande in Kanada in mindestens einem oder zwei Exemplaren gesetzt und gedruckt werden. Die Vereinigten Staaten haben bekanntlich diese Klausel für Werke in englischer Sprache in ihr Gesetz eingeführt, wodurch die englischen Verleger zu großen Ausgaben gezwungen wurden. Sehr viele englische Häuser haben infolgedessen Filialen in New Uork gegründet. Es werden auch Stimmen laut, die die Befürchtung aussprechen, daß das neue englische Gesetz die jetzt bestehenden Beziehungen zwischen England und den Vereinigten Staaten störe (vgl. z. B. Pall Mall Gazette vom 10. Juli). Der Verfasser dieses Artikels behauptet, daß vom 1. Juli ab die amerika- schen Bücher in Großbritannien keinen Schutz gegen Nachdruck genössen und vogel frei seien. Die ersten Autoritäten unter den englischen Verlegern sind aber entgegengesetzter Meinung. Mit der Zeit wird es sich Wohl Herausstellen, wer in dieser Beziehung recht hat, vorläufig regiert das Chaos, und die englischen Kolonien müssen ihre Werke bis auf weiteres in England registrieren, um sich das Urheberrecht zu sichern. *1 Beiläufig bemerktest die Bacon-Shakespeare-Frage neuerdings in ein neues Stadium getreten. Mr. William Smedley veröffent lichte Var kurzem ein Werk vllls ok i -anei- kisoon« iRvbert Banks, 5/— net>, in dem er nachzuweisen sucht, daß die falsche Pagination und die vielen Drucksehler des eisten Folios absicht lich hineingebracht wurden, um die Urheberschaft Bacons den Ein geweihten kenntlich zu machen. Mr. Smedlsy hat jedenfalls die zeitgenössische Literatur über Bacon usw. sehr genau verfolgt, kann aber durchaus keinen stichhaltigen Grund dafür erbringen, weshalb Bacon seine Urheberschaft an Shakespeares Werken so geheim gehalten hat. In der jetzt stillen Zeit im Buchhandel sind Reisebücher und Reiselektüre die hauptsächlichsten Bücher, die das Publi kum verlangt. Um so mehr freut sich der Buchhändler, wenn ein Werk während der toten Saison das besondere Interesse des Publikums erregt. Diesmal ist es ein französischer Ro man, der eine ungeahnte Nachfrage seitens des englischen Publikums findet, nämlich Anatole Frances »Les clieux ouk soll« (Calmann-Lävy, Paris; Frcs. 3.50). Der Verkauf der Exemplare dieses ausgezeichneten Romans des jetzt lebenden grüßten französischen Schriftstellers zählt in England nach Zehntausenden. Die Times, das ^illenasum, die Oaiix iilevvs and Leader, der Dali)' Neie^raxb und alle bedeuten deren Blätter und Zeitschriften widmen diesem Roman aus der Revolutionszeit spaltenlange Berichte. Gleichzeitig mit diesem Werke ist die englische Übersetzung eines älteren Werkes Frances, nämlich der »liütisseris cks ia reine Rädaugue«, unter dem Titel »^.i ibe 81Zn ok kbe reine Rädaugue« im Verlage von John Lane (6/—) erschienen, der nach und nach alle Romane Frances in guten und lesbaren Übersetzungen herausbringt. Wie sehr wir in England jetzt im Banne der französischen Ideale stehen, läßt sich nicht nur aus der Unzahl Übersetzungen aus dem Französischen in die englische Sprache erkennen, sondern auch aus der großen Zahl Romane, in denen Franzosen als Helden und Vorbilder aller Tugenden der Chevalerie geschildert werden. Alle Memoiren der franzö sischen Geschichtsliteratur werden nach und nach ins Englische übertragen, so auch neuerdings »Les mämoires inkimes cie i'einxereur ölaxoiäon III.« x>ar ie I!ai»n d'Lmdäs, 2 voi., unter dem Titel »Inkimake Llemoirs ok Napoleon III.« (Stanley Paul, 2 voi. 24/— net), deren geschichtlicher Wert jedoch sehr problematischer Natur zu sein scheint. Die Ge rechtigkeit verlangt das Zugeständnis, daß sich die Franzosen revanchieren, indem fast alle englischen Verfasser, die in Eng land von sich reden machen, wie z. B. Wells, Conan Doyle, Humphrey Ward, Kipling usw., ihre Werke in mehr oder minder guten französischen Übersetzungen wiederfinden. Auch der Napoleonkultus ist an England ebensowenig vor übergegangen wie an Deutschland, nur daß die englischen Verherrlicher Napoleons ihren Helden nicht zu einem Gotte machen, wie es seine deutschen Anbeter getan haben. Es hat sich in England auch kein Verleger oder Komitee gefunden, die eine Napoleon-Gesellschaft zur Förderung napoleonischer Ideen gründen wollten. Die Zweijahrhundert-Feier zu Ehren Rousseaus ist in allen englischen Zeitungen gebührend ge würdigt worden. Die Bedeutung Rousseaus für die modernen Ideale werden durchaus nicht verkannt, als Resultate seiner Philosophie werden die amerikanische Constitution, die fran zösische Revolution, der Romantizismus in der Literatur aller Länder und Fröbels Pädagogik hingestellt. Auch das Wieder aufleben der englischen Dichtkunst wird auf Rousseaus Einfluß zurückgefllhrt. Als Dichter pur exeeiienee gilt jetzt Mr. John Masefield, dessen Gedichte »Nbe everiastinx iilerez-« und »Nbe Vidocv in kbe Lxe Street« (Sidgwick L Sackson Ltd.) alle Kritiker in Aufregung erhalten. Die Brutalität dieser Gedichte, die große unverblümte Wahrheit des Elendes der Massen, die unter dem Joche des Industrialismus seufzen, haben dem Autor viel Tadel und Mißbilligung eingetragen und feine Werke als Geschenkliteratur gänzlich unmöglich gemacht. Wer sich ein gutes Urteil über die englische Literatur bilden will, der greife zu der eben erschienenen Literaturgeschichte von Andrew Lang: »Nbe Historc ok Lngiisb Literakure kroin üeocvuik to Scrindurne« (Lrovn 8 vo, 6/—, Longmans, Green L Co.). Andrew Lang sollte dieses Werk leider nicht lange überleben. Er starb plötzlich am 21. Juli. Einen Tag vorher erschien noch sein wöchentlicher Artikel in der »London Iliustrskeck Necrs« unter dem Titel »^t kbe 81ZN 1188»