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^ 232, 5. Oktober 1908. Nichtamtlicher Teil. Moses M e n d e l s s o h n (1729—1786). l'Welche Art Güte kann ein Buch besitzen, das seine Leser nicht zum Guten fördert. Jean Jacques Rousseau (1712—1778). Es ist mit den Büchern wie mit dem Feuer in unserem Herde; Voltai're (1694—1778). Voltaire: Philosophisches Wörterbuch (1764). Vorrede. Übersetzt von Mylius. fEin gutes Buch ist ein guter Freunds Bernardin de St. Pierre (1737—1814). Viele Bücher verdanken ihren Erfolg dem Umstand, daß die Mittel mäßigkeit der Ideen des Verfassers mit der Mittelmäßigkeit der Ideen des Publikums übereinstimmt. Nicolas Chamfort (1741—1794). Wer es stiehlt, der ist ein Dieb; Der Galgen ist sein Recht; So bricht er Hals und Bein. (In einer Familienbibel des 18. Jahrhunderts.) Ein Buch. Welch ein sonderbares Ding ist es um ein Buch! Es möchte einem angst und bange werden, wenn man eines liegen sieht und nicht weiß, wes Geistes Kind es sei: ob die Düfte, die aus ihm wehen, Düfte des aufrollt, wird der Zauber gelöst und es wimmelt von Leben. — Nicht so dreist zugefahren, junger Ritter! Wider Zauber schützt dich nicht Rolands Schwert; schützte doch den Herkules seine Keule nicht wider schwarze Kunst. Und was nahest du der Gefahr, zarte Jungfrau, der noch holde Scham auf der Wange glüht? Laßt einen Mann den Zauber prüfen, dessen Stirne zwischen Runzeln der Erfahrung wieder heiter ward; dem Ehrenhaar des Alters die Narben der Jugend mit der Silber locke deckt, dem Pallas Athene, daß er Wahres vom Falschen unter scheiden könne, den Nebel vor dem Haupte zerteilte, dessen innerer blendet Er wird sagen, ob ein holder, weiser Genius befreundete Geister hier aufbewahre, oder ob irgend ein schadenfrohes Zwerglein mit Nixen seines Gelichters seinen Unfug treibt. Laßt ihn prüfen! Wo es nicht geheuer im Walde ist, da hilft dem Jünglinge nicht Rolands Schwert und dem Herkules würde seine Keule nicht helfen! Und die Jungfrau möchte wähnen, nach buyten Singvögeln, welche freundlich und zahm sich ihr naheten, zu Haschen, wenn auf einmal Fledermäuse ihr um die Locken schwirrten, und den Schleier der Zucht zerrissen, und die Rosen der holden Schamröte auf der Wange bleichten. Darum seid behutsam, Jüngling und Jungfrau, und traut — den Kobolden nicht. Fr. Leopold Stolberg (1750—1819). Linie (1778—1781). O Band. " ^ ^ ^ Sie glauben es nicht, wie drückend cs ist, immer unter Büchern zu sitzen. Schiller: Brief an Lotte (1. September 1789). Liest doch nur jeder Aus dem Buch sich heraus, und ist er gewaltig, so liest er In das Buch sich hinein, amalgamiert sich das Fremde. Goethe: Gedichte. Episteln Nr. 1 (gedichtet Oktober bis November 1794). Wem die Welt nicht unmittelbar eröffnet, was sie für ein Ver hältnis zu ihm hat, wem sein Herz nicht sagt, was er sich und andern schuldig ist, der wird es wohl schwerlich aus Büchern erfahren, die eigent lich nur geschickt sind, unfern Jrrtümern Namen zu geben. Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre (1777—1796). Auch die Bücher haben ihr Erlebtes, das ihnen nicht entzogen werden kann. Goethe: Werke (1827—1830). Maximen und Reflexionen. 2. Abteilung. Bücher werden jetzt nicht geschrieben, um gelesen zu werden, um sich daraus zu unterrichten und zu belehren, sondern um rezensiert zu werden, damit man wieder darüber reden und meinen kann, so ins Unendliche fort. Seitdem man die Bücher rezensiert, liest sie kein Mensch außer dem Rezensenten, und der auch so so. Es hat aber jetzt auch selten jemand etwas Neues, Eigenes, Selbstgedachtes und Unterrichtendes, mit Liebe und Fleiß Ausgearbeitetes zu sagen und mitzuteilen, und so ist eins des andern wert. Goethe zu Riemer, 7. November 1806. Man sollte eigentlich immer nur das lesen, was man bewundert. Goethe. Eine seltsamere Ware als Bücher gibt es Wohl schwerlich in der Welt. Von Leuten gedruckt, die sie nicht verstehen; von Leuten verkauft, die sie nicht verstehen; gebunden, rezensiert und gelesen von Leuten, die sie nicht verstehen; und nun gar geschrieben von Leuten, die sie nicht verstehen. Georg Christoph Lichtenberg: Vermischte Schriften (1800—1806). 2. Band, Nr. 2. Bemerkungen vermischten Inhalts. Nr. 8. Literarische Bemerkungen. Ein sicheres Zeichen von einem guten Buche ist, wenn es einem immer besser gefällt, je älter man wird. Georg Christoph Lichtenberg: Vermischte Schriften (1800—1806). Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist dann das allemal im Buche? Georg Christoph Lichtenberg: Vermischte Schriften (1800—1806). die Buchdruckerei Gelehrsamkeit zwar mehr ausgebreitet, aber im Gehalt vermindert hätte. Das viele Lesen ist dem Denken schädlich. Georg Christoph Lichtenberg: Vermischte Schriften (1800—1806). 2. Band, Nr. 2. Bemerkungen vermischten Inhalts. Nr. 1. Philosophische Bemerkungen. Ein Buch hat oft auf eine ganze Lebenszeit einen Menschen ge bildet oder verdorben. Herder (1744—1803). In Nöten dient es als Versatz. Joh. Christoph Friedrich Haug: Epigrammatische Spiele (1807). 4. Buch, Nr. II. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7b. Jahrgang. 1109