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AMMMEmVuMaM ^36 Mark jahrNch.^ i^ach Kurland ^rrfolgt^^3ejrrriiig ob-r r-Ip;!g »drr dur^ »r-a,baad^an NichlaUt^tt-d-r ,a i MaumI^Vs^^S.ioÄM^^'.ÄM^V.'s'söM,: sllrMch" N r Mitglieder 40 Vf.. 32 M.. tzd^M.. IO) 2N. — Deiiagcn werden tt Nr. 124. NAeMmöLMMMernM Leipzig, Dienstag den 30, Mai 1916. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Die Bücherausfuhr und ihre Aussichten. Non » * *. Die Ausfuhr eines Erzeugnisses, gleichviel welcher Art, aus dem Ursprungstande ist nur unter bestimmten Voraus setzungen berechtigt. Zunächst nimmt man an, daß von dem ausgeführten Erzeugnis im Überfluß vorhanden ist, sodaß für das über den Bedarf Hervorgebrachte ein Kanal gesucht werden muß. Diese elementare Voraussetzung sollte höchstens bei der Ausfuhr nach eigenen Schutzgebieten außer acht gelassen werden. Denn es ist einfach unmoralisch, wenn, wie es vor Jahren in Deutschland geschah, die mangelhafte Zollgesetzgebung dazu aus genutzt wird, um landwirtschaftliche Erzeugnisse auszuführen, während das Land selbst ungenügend versorgt ist. Das Buch nimmt wie überall so auch hier eine Sonder stellung ein. Vielleicht erscheint es dem Leser befremdlich, daß von Ausfuhr gesprochen wird, obgleich augenblicklich «ine geregelte Ausfuhr überhaupt unmöglich ist. Das geschieht des halb, weil die Bücherausfuhr der bedeutenden deutschen Aus fuhr anderer Erzeugnisse bisher erheblich nachhinkte, und weil es wünschenswert ist, daß das nach der Wiederkehr geordneter Verhältnisse besser wird. Der schwere Stand, den der deutsche Handel haben wird, erfordert jedenfalls größte Bereitschaft, scharfe Waffen und zielbewußte Arbeit, Nun ist der Buchexport immer an gewisse kulturelle Be dingungen geknüpft gewesen, von denen ander« Jndustrie- erzeugnisse und Waren, wie etwa Maschinen, Baumwolle, Kaffee, Spielwaren usw,, nichts wissen. Er kann sich nur bei einer außerordentlich expansionssähigen Nation regelrecht entwickeln, weil die Verbreitung der Landessprache und -Literatur mit der wirtschaftlichen Expansion stets Hand in Hand geht. Von diesem Standpunkt aus gesehen, hat das deutsche Buch einst weilen noch schweren Stand, Die deutsche Kultur ist zwar sprichwörtlich selbst bei unseren Feinden, soweit sie sich nicht verbissen hinter das Schlagwort vom Barbarentum ver stecken, und unsere so bedeutende Literatur wird ihren Weg selbstverständlich finden. Aber wir hatten schon vor dem Kriege mehr Feinde als Freunde, und durch den Krieg wird sich die Lage nicht sonderlich ändern. In dieser Beziehung ist das deutsche Buch dem Buch unserer Hauptseinde gegenüber von vornherein im Nachteil, Angesichts der Verbreitung der englischen Sprach« ist es kein Wunder, daß Eng land aus dem Gebiete der Bücherausfuhr an erster Stelle steht. Die großen Kolonien, wie Kanada, Australien, Südafrika, Indien und andere, die zum Teil kultiviert und dicht besiedelt sind, dann aber die außergewöhnliche Verbreitung der Sprache auch außer halb des Mutterlandes und der Kolonien haben den Erfolg des englischen Buches ohne besondere Arbeit sichergestellt. Auch das französische Buch hatte stets gute Exportausstchten, weil die französische Sprache als diplomatische und Handels sprache überall gelehrt wurde, besonders in slawischen und roma nischen Ländern, in denen das deutsche Buch oft schon aus po litischen Gründen keinen festen Fuß fassen konnte. Nun gibt es ja überall im Auslande große Sprachinseln deutscher Zunge, außerdem ist das deutsche wissenschaftliche und technische Buch sehr geschätzt gewesen. Aber das darf uns nicht genügen; denn die Bücher, die für die Auslanddeutschen oder für ausländische Büchereien bestimmt waren, wurden bisher durch einig« wenige Kommissionäre besorgt. Mehr konnte man von dieser so wenig spekulativen Aussühr auch nicht erwarten. Aber es ist die Pflicht des Buchhandels, dem deutschen Buch alle nur denkbaren Kanäle zu öffnen, sei es selbst unter Opfern, Dazu mutz der deutsche Buchverlag aufgerufen werden. Denn der Verlag ist allein imstande, die geeigneten Grundlagen zu schaffen, die eine regelrechte Bearbeitung des Weltmarktes er möglichen, Wenn in England ein Werk erscheint, das der Ver leger auch zu exportieren beabsichtigt, so läßt er mehrere Aus gaben zugleich Herstellen, und zwar die für das Mutterland, und die für den Export bestimmte »Ovlonml Lckition«. Handelt es sich um ein irgendwie bedeutendes Werk, so verkauft er außerdem das Verlagsrecht für die Vereinigten Staaten von Amerika und für den europäischen Kontinent, Die »Oolomal Lckition«, mit der wir es hier zu tun haben, ist billiger als die Originalausgabe und zweckentsprechend ausgestattet. Sie ist stets ungebunden, weil der Einband in manchen Ländern zollpflichtig ist, ferner wählt der Verleger ein möglichst leichtes Druckpapier. Die Ver treter bestimmter englischer Verlagsfirmen bereisten vor Beginn des Krieges sowohl Transsibirien und den fernen Osten, als auch Nord- und Südamerika, also die ganze Welt, Solche Arbeit soll von den deutschen Verlegern noch garnicht verlangt werden, aber von einem wirklich bedeutenden Buche, von dem in Deutschland viele Tausend Exemplare abgesetzt werden, sollte er unbedingt eine Auflage für die Ausfuhr bestimmen und dementsprechend aus statten, Für den Anfang ist es vielleicht praktisch, mit Werken zu beginnen, die ihre Zugkraft bereits auf dem heimischen Bücher markt erwiesen haben. Bei durchgreifender Arbeit mit den deut schen Auslandbuchhandlungen, die durch denkbar hohen Rabatt interessiert werden müßten, lohnt sich das Unternehmen; es wird sich allmählich immer mehr lohnen, nämlich je mehr Pas Buch als Massenartikel ausgeführt werden kann. Einmal muß mit einer regelrechten Ausfuhr doch begonnen werden, denn für die Ver breitung des Buches im Ausland zu wirken, ist Pionierarbeit; wo sich das deutsche Buch behauptet, werden sich auch deutsche Waren und Jndustrieerzeugniss« behaupten können. Deshalb be ginne man am besten sogleich nach Beendigung des Krieges und erinnere sich dabei der Tatsache, daß diese Arbeit die nachdrück lichste Unterstützung der Regierung fordern darf. Der amerika nische Markt, aus den vom Börsenverein ja wiederholt hingewiesen worden ist, am nachdrücklichsten in dem Artikel: »Über die Er- richtung einer geschäftlichen Vertretung des deutschen Verlags buchhandels in den Vereinigten Staaten von Amerika« <Bbl, 1911, Nr, 273), wird Wohl zunächst der fruchtbarste sein. Die Drohungen unserer Feinde mit dem Handelskrieg dür fen niemand irremachen, im Gegenteil, sollte wirklich jemals so etwas in Erscheinung treten, so ist das Buch die Waffe, durch die das deutsche Wort, der deutsche Gedanke zur Geltung gebracht werden kann, 681