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ILO, Jul, ISIS. Nichtamtlicher Teil. «Itt-ndl-tt,. d. DpchA. v-chr-nd-1. 7SL7 großen Volksbestandteils verlangsamen, den Lebensnerv durch schnitten hätte. Die Herstellungsklausel hatte einen einzigen Zweck im Auge: das amerikanische Druckergewerbe vor der billiger arbeitenden europäischen Konkurrenz zu schlitzen, und war in allererster Linie gegen England gerichtet. Durch das amerikanische Urheberrechts-Gesetz vom 1. Juli 1909 ist nun das literarische Niveau der deutsch-amerikanischen Presse etwas hcrabgedrückt worden, und den deutschen Roman- Verlegern - die aus dem Gesetz keinen irgendwie münzbaren Nutzen ziehen können — eine wirksame kostenlose Reklame ihrer Verlagswerke verloren gegangen. Denn die Veröffent lichung eines guten Romans in Fortsetzungen in Zeitungen und Zeitschriften verringert nicht, sondern fördert den Absatz der Buchausgabe. IV. Verkauf von Aufführungsrechten deut scher Bllhnenwerke an amerikanische Ver leger oder Theaterunternchmer. Diese Vermiltelungstätigkeit der geplanten Zentralstelle könnte nur dann in Betracht gezogen werden, wenn — was der Börfenvcrein anzunchmcn scheint — der amerikanische Thcaterbetrieb auf derselben oder wenigstens einer ähnlichen Basis beruhte, wie der deutsche. Während aber in Deutsch land ein paar hundert selbständige, voneinander unabhängige Theaterunternehmungen existieren, wird das ganze ameri kanische Theatcrwesen von fünf oder sechs großen Firmen kontrolliert. Die bedeutenderen (Belasco, Frohmann, Klaw L Erlanger) haben nun keineswegs den Ehrgeiz, ein literarisch wertvolles Repertoire auf die Bühne zu bringen, sie sind viel mehr fortgesetzt auf der Suche nach Zugstücken, zu welchem Zweck sie ihre ständigen Agenten in den europäischen Theater- zcntren unterhalten. Haben die ein in Amerika Erfolg ver sprechendes Werk entdeckt, so setzen sie sich mit den maßgebenden Stellen in Verbindung, das Stück wird bei der Übersetzung dem amerikanischen Geschmack entsprechend etwas umgemodelt (»ackapiprtion«), und hat es in New Uork die Feuerprobe be standen, so zieht dann die Truppe im ganzen Lande herum. Ist der Erfolg so groß, daß das Stück in New Aork ein oder mehrere Winter hindurch Abend für Abend gespielt werden kann, so werden ein oder mehrere Trupps zusammengestellt und auf die Reise geschickt. Da es sich meist um Werke vom Schlage der »Lustigen Witwe« und der »Tür ins Freie« han delt, dürfte auch auf diesem Gebiete eine ersprießliche Tätig keit der Zentralstelle nicht zu erwarten sein. V. Verkauf amerikanischer Buch- und Auf führungsrechte an deutsche Verleger. Nach dem Ankauf amerikanischer Aufführungsrechte dürfte kein deutscher Verleger Verlangen haben; und amerikanische Bnchrechte werden ja auch heute schon nach Deutschland ver kauft. Daß sich die heutigen Käufer dieser Rechte in Zukunft eines doch jedenfalls nicht kostenlos arbeitenden Vermitte- lungsbureaus bedienen werden, ist zu bezweifeln. VI. Wahrung der Rechte deutscher Buch- und Zeitschriftenverleger bei allen vorkommen den Urheberrechtsverletzungen. Hier könnte die Zentralstelle natürlich nichts weiter tun, als die Sache zur weiteren Verfolgung vertrauensvoll in die Hände zweier Rechtsanwälte zu legen. Um noch einmal auf den Hauptzweck des geplanten Unter nehmens — die Einfuhr deutscher Bücher — zurückzukommcn: wie denkt man sich die Verkaufsbestimmungen für Bibliotheken, Private und Buchhändler? Ist das Riesenlager als Barsorti ment für die amerikanischen Buchhandlungen gedacht, so wird es von diesen nur benutzt werden, wenn sie die Bücher zum Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. deutschen Nettopreis und mit Partiebezugsrecht dort kaufen können. Wie kommt dann aber die Zentralstelle zu ihrem Verdienst? Will sie aber an Bibliotheken und Private direkt absetzen, so könnte sie aus Kundschaft nur dann rechnen, wenn sie sich an dem heute schon beinahe unerträglichen Preisunter- bietungskampf der deutschen und amerikanischen Buchhand lungen wacker beteiligen würde. Das dürfte aber Wohl kaum die Aufgabe eines offiziellen Instituts des Börsenvereins sei». Der individuelle Verleger, der drüben ein gutes Ausliefe rungslager hält und eine umsichtige, den Verhältnissen ange paßte Propaganda ständig im Gange hält, wird den Absatz seiner Verlagswerke zweifellos steigern können, die Zentral stelle würde für ihn — als eine sechste Buchhandlung neben den zurzeit in New Uork bestehenden fünf bedeutenderen Fir men — jedoch nur insofern Bedeutung haben, als sie sein Spesenkonlo in ungeheuerlicher Weise belasten würde. Wenn je ein Unternehmen schon vor seiner Geburt den Todeskeim in sich trug, so ist es die geplante »Errichtung einer geschäftlichen Vertretung des deutschen Verlagsbuchhandels in den Vereinigten Staaten von Amerika«. Berlin. R. Friderici. Robert: Aber die Amerikaner zu Deutschen machen, eine natürliche Entwicklung aufhalten und vollends alle möglichen äußeren Ein richtungen von Deutschland importieren wollen — Beckmann: Ich will keine äußeren Ein richtungen importieren, sondern ich will die Früchte einer kulturellen Entwicklung, die auf der ganzen Welt nicht ihresgleichen hat, diesem jungen Lande zu gute kommen lassen. <Clse verläßt mit einem verzweislungsvollen Seufzer das Zimmer.) Robert: Als ob das nicht sowieso geschehen würde! <1. Akt S. Szene »Rebekka«, ein deutsch-amerik. Schauspiel von O. E. Lessing.) Beim Lesen des Artikels des Herrn Professor O. E. Lessing im Börsenblatt Nr. 80 kamen mir allerhand Ge danken, von denen ich versuchen will einige hier sestzuhalten. Ich setze voraus, daß dem Leser auch der im Börsenblatt Nr. 273 <1911) erschienene Aufsatz, der anonym erschien, be kannt ist. Daß Herr Professor O. E. Lessing diesen ersten Aufsatz teilweise mißverstand, oder wenigstens die ihm zugrunde lie genden Ideen falsch auffatzte, hat die Redaktion dieses Blattes bereits in ihrer Vorbemerkung zu dem Professor Lessingschen Artikel gesagt. Allerdings mag auch Herr Professor Lessing irrcgesührt worden sein durch anderweitige Mitteilungen, die ihn vielleicht bewogen haben, seine Rundfrage an hiesige Bibliothekare zu versenden. Denn sonst ist es beinahe un denkbar, wie Herr Professor Lessing annehmen konnte, daß es sich darum handle, deutsche Bücher möglichst billig in den Vereinigten Staaten zu vertreiben. Mir schien der erste Artikel ungefähr Folgendes zu be deuten: Eine Anzahl deutscher Herren, die dem Buchhandel (Wohl besonders dem Verlagsbuchhandel) nahe stehen, und von denen einige vielleicht die Vereinigten Staaten bereist und dadurch »kennen gelernt« haben, — diese Herren vermuten, daß in den Vereinigten Staaten ein neuentdecktes, vielver sprechendes Absatzgebiet für deutsche Literatur gefunden sei. Sie nehmen an, daß diejenigen Firmen, die sich — einige seit Jahrzehnten — mit der Verbreitung deutscher Literatur in den Vereinigten Staaten befassen, ihrer Aufgabe nicht ge wachsen sind und weite Strecken ihres Gebietes einfach brach liegen lassen. Sie meinen, daß jetzt 'ein Verband reichs- deutscher Buchhändler (»Vertriebs« oder »Zentralstelle« alias Barsortiment?) mit einem Sitz in New Jork organisiert werden I0S7