Volltext Seite (XML)
241. 15. Oktober 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel 12453 schen Buchhandlnngsgehilfen- Verbandes« geführt haben. Eine eigene Unterstützungslasse der »Sphynx« gereicht dem Verein zur Ehre. Sie hat mancher Not stenern helfen, und die Vollendung des 25. Vereinsjahres hätte kaum würdiger gefeiert werden können als durch die damals erfolgte Vereinsgabe von 300 an den Unter- stützungsvcrein Deutscher Buchhändler und Bnchhandlungsgehülfen in Berlin. Mit vermehrter Ausführlichkeit verweilt der Bericht bei den Ereignissen der jüngeren und jüngsten Vergangenheit. Allem an dern an Bedeutung voran stehen die zahlreichen Dichterabende, mit denen der Verein eine neue, sehr glückliche Bahn beschritten hat. Seine Leiter verdienen vollen Dank für würdige Durchführung dieses guten Gedankens; noch größerer Dank sei den Dichtern gezollt, die sich ohne Zögern bereit fanden, freundschaftlich-geselligen Ver kehr mit den jungen Verbreitern ihrer Werke zu suchen, ihnen diese in persönlichem Vortrage zu vermitteln. Diese Bereitwilligkeit ehrt den Buchhändler, den alten wie den jungen. Sie zeigt den hohen Wert, den der Schriftsteller auf seine Wirksamkeit legt. Wie wenig, selbst von Bedeutendem, kann der arbeitsbelastete Sorti menter lesen! Und doch sollte er »alles« gelesen haben, ivas er an Lesestoff im Laden hat, eine in urteilslosen, aber weiten Kreisen fast als selbstverständlich erachtete Forderung, der übrigens wenig stens der junge Buchhändler immerhin eifriger Nachkommen könnte, als es gemeinhin wohl geschieht. Da geben diese persönlichen Vor träge vorzügliche Anregung, die sicher bei vielen ans weite Zukunft hinaus Frucht tragen wird. Dieser freundschaftliche Verkehr schaffender Geister insbesondere Hamburgs mit dem dortigen Jungbuchhandel offenbart sich in er freulichem Grade auch in den schon erwähnten »Literarischen Bei trägen unserer Freunde«, die letztere (übrigens nicht ausschließlich Schriftsteller) zur vorliegenden Festschrift gestiftet haben. Ludwig Beil eröffnet den Neigen mit schwungvoller dichterischer Ansprache. »Den jungen Buchhändlern«, so ist das Gedicht überschrieben. Sein Schlnßvers sei hier eingeschaltet: Ihr seid zu Hütern dieser Kraft bestellt, Ihr seht und wißt, was in der Bücherwelt Gereistes welkt, Unreifes wächst und wird, Was strahlt und tönt - und was nur gleißt und klirrt. Es ist an euch, zu scheiden und zu richten, Unedlen Stein von gutem Gold zu sichten! Seid Künstler! Und nicht Händler nur allein! Und laßt Gewinn nicht immer Leitstern sein!« In weiterem finden wir die Namen Ewald Gerhard Seeliger, Detlev v. Liliencron, Gustav Falke, Fritz von Briefen, Heinrich Spiero, Charlotte Niese, Otto Ernst, Jakob Loewenberg, Erich Engel, Kurt Küchler, Ernst Michaelis, auch den eines wohlbekannten Buchhändlers, des Kollegen Ulrich Meyer, der in einer kleinen, zum Teil plattdeutschen Erzählung voll köstlichen Humors: »Oll Hinsdörp und ich« ein lustiges Erlebnis aus seiner Lehrzeit zum besten gibt. Die Schlußabteilung »Aus unserer Liedermappe«, von Ulrich Meyer mit dem gedankenreichen, formschönen Festgruß »Heil Sphynx« eröffnet, bringt noch manchen weiteren schönen Sang, der sich auch neben den voraufgehenden Beiträgen von Dichtergrößen wohl sehen lassen darf. L. Kleine Mitteilungen. Öffentliche Buchhandlungs-Gehilfen-Vcrsammlung in Berlin.— Am Freitag, den 18. Oktober, veranstaltet die Ortsgruppe Berlin der »Allgemeinen Vereinigung Deutscher Buchhandlungs- Gehilfen« in Gemeinschaft mit dem »Allgemeinen Deutschen Buch- handlungs-Gehilfen-Verband«, Vorort Berlin, und dem »Krebs, Verein jüngerer Buchhändler«, im »Wilhelmshof«, Anhaltstr. 12, eine öffentliche Buchhandlungs - Gehilfen - Versammlung über die Pensionsversicherung und die dazu bevorstehenden Ver trauensmännerwahlen. Hauptreferent des Abends ist Kollege Alfred Mctzner, der als ausgezeichneter Redner bekannt ist und die Materie wie kaum ein zweiter von Grund aus beherrscht. Chefs und Angestellte haben in diesem Punkte gemeinsame Interessen. Wir laden deshalb sowohl die Berliner Buchhandelschefs als auch sämtliche Angestellte des Berliner Buchhandels zu dieser wichtigen Versammlung ein, die zn ihrem Teile dazu beitragen soll, unsere Börsenblatt fiir den Deutschen Buchhandel. 79. Jahraana. Kollegen ans der bedauerlicherweise bisher an den Tag gelegten Indolenz dem Gesetze gegenüber anfznrütteln, dessen Wirkung sie bald am eigenen Leibe bzw. Geldbeutel erfahren werden. Beginn 0 Uhr, Diskussionsredner sind in möglichst großer Zahl erwünscht. Allihn. Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leip zig 1914. — Am 6. Okt. fand in Leipzig eine Delegierten-Versammlung des Kartells Deutscher Frauenklubs statt, in welcher einstimmig beschlossen wurde, daß das Kartell die Organisation der Gruppe »Die Frau im Buchgewerbe« auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914 übernehmen und die in Frage kommenden Frauenvereine usw. dazu mit heranziehen wird. ! Als Vorsitzende der Gruppe wurde Ihre Exzellenz Frau von Leyden, Berlin, als stellvertretende Vorsitzende Fräulein vr. Windscheid, Leipzig, gewählt. Hiernach ist zu erwarten, daß die Sondergruppe »Die Frau im Buchgewerbe« in besonders umfassender und anre gender Form zur Durchführung gelangen wird. Am 12. und 13. Oktober wurden in zwei von Leipziger und auswärtigen Fachgenoffen, Künstler» und sonstigen Inter essenten etwa 300 an der Zahl — glänzend besuchten Versammlungen die Arbeits-Ausschüsse der Internationalen Aus stellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914 gebildet. Die Versammlung am 12. Oktober wurde namens der Kgl. Staats- rcgiernng von Kreishauptmann von Burgsdorff, der mitteilte, daß Se. Maj. der König von Sachsen das Protektorat der Ausstellung übernommen habe, und namens der Stadt Leipzig von Ober bürgermeister vr. Dittrich begrüßt. Als Vertreter der Ständigen Ansstellungskommission sprach Dr. Heimann-Berlin. In einer be deutenden Rede legte vr. Volkmann, der erste Vorsitzende der Ausstellung, die Ziele des Unternehmens dar. Veranstalter sei der Deutsche Buchgewerbeverein, der damit den Stand des geistig sten aller Gewerbe demonstrieren und die Eigenarten und Fort schritte der einzelnen Nationen zeigen wolle. Dank dem großen Entgegenkommen, das das Unternehmen von allen Seiten erfahren hat, ist bereits ein Garantiefonds von nahezu einer Million gezeichnet; eine zweite Million ist noch zu erwarten. Vom Auslande haben Österreich-Ungarn, Frankreich, England, Amerika, Holland, Däne mark, Schweden, Belgien u. a. bereits zugesagt, teils unter offizieller Beteiligung der betr. Negierungen, und die Mitwirkung von Japan und China steht in sicherer Aussicht. Eine Eigenart der Ausstellung wird darin bestehen, daß sie das, was sie zeigen will, möglichst nicht an toten Objekten demonstriert, sondern all die vielen inter essanten Arbeitsvorgänge in lebendiger Bewegung veranschaulicht. Der Besucher wird das Buch, die Zeitschrift, die Zeitung usw., von der Papiererzeugung beginnend, vor sich entstehen sehen und die vielen Hunderte von Maschinen und die Tausende von Menschen händen in rastloser Tätigkeit beobachten können. Dabei wird man auch alle Hilfsindustrien, wie die Schriftgießerei, die zahlreichen Jllustrationsmethoden, die Buchbinderei und vieles andere studieren können. — Aus der Versammlung heraus wurde eine Reihe von sehr guten Anregungen gegeben, so beispielsweise die, in einer buch gewerblichen Schreckenskammer allerlei Geschmacklosigkeiten zu sammenzustellen, die Kataloge zu reformieren, die Schriftbilder zu verbessern und anderes mehr. — Am Sonntag, den 13. Oktober, sind die Ausschüsse gebildet worden, worauf das Gelände am Fuße des Völkerschlachtdenkmals besichtigt wurde, das über 400 000 <im groß ist. Post. — Bei dem Unfall, den die Dampfer Vandalia und Graecia der Hamburg-Amerika-Linie in der Nacht vom 4. znm 5. Oktober in der Unterelbe erlitten haben, ist die an Bord der Vandalia befindlich gewesene Post mit gesunken. An der Bergung der Post wird gearbeitet, indes ist anzunehmen, daß sie wertlos ge worden oder doch znm mindesten stark beschädigt ist. Sie hat be standen ans a) 1 Briefbeutel von Hamburg 1 für Rio de Janeiro, der lediglich 1 Einschreibbrief enthalten hat, d) aus 413 Postpaketen fiir Sao Paulo und Santos, sowie 9 Postfrachtstücken für Santos und Rio de Janeiro, bei denen der Absender die Leitung über Hamburg verlangt hat. Sie werden in der Zeit vom 24. September bis 4. Oktober aufgeliefert worden sein. Die Post der Graecia ist gerettet; für ihre schnellste Weiterbeförderung ist gesorgt worden. 1S21