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5814 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. 103. 10. Mai 1S12. Albert Langen, Verlag für Litteratur und Kunst, München Für die Reisesaison Demnächst erscheinen Für die Reisesaison folgende fünf neue Bändchen unserer Kleinen Bibliothek Langen Band Ul Ludwig Thoma Schwmchl) Kirchweih Simplicissimus-Gedichte Amschlagzeichnung vonWilhelmSchulz Ludwig Thoma ist heute wohl allgemein als unser erster lebender Humorist anerkannt. Was im besonderen das Gebiet des satirischen Gedichtes betrifft, so kommt ihm gewiß kein zweiter auch nur in großem Abstand nahe. Und das ist eine Sache nicht nur seines Talentes und seines Witzes, sondern auch seiner starken Aberzeugung, die immer temperamentvoll den ganzen Mann ent setzt, wo sie Stellung nimmt gegen die Torheiten unserer Zeit, die wohl nie mit schlagkräftigerem Witz „auf die Kirchweih geladen" worden sind. Band 112 Barbra Ring Zwei Jahre später Erzählung Amschlagzeichnung von Ludwig Kainer Barbra Rings Erzählung „Anne Karine Corvin", die im vorigen Jahre eine so gute Aufnahme gesunden hat, empfängt mit diesem Bändchen seine Fortsetzung und Schluß. Anne Karine ist ein wenig ernster geworden, dabei aber doch das heitere, gefühlvolleMädchen geblieben, und sie hat auch noch nicht alles Burschikose abgelegt- Immerhin kann sie allein nicht mehr für das Amüsement des Lesers sorgen. Dafür sind außer dem wohlbekannten Onkel Mandl in der Hauptsache die alte Generalin und ihr Stiefsohn Nils da, und diesen beiden prächtigen urwüchsigen Gestalten gelingt es denn auch, den alten ausgelassenen Ton in einzelne Partien des Buches zu bringen Anne Karine findet durch alle scheinbaren Wirrnisse, die ihr bald den, bald jenen als empfohlenen Freier über den Weg führen — teils mit, teils ohne gutmütige Intrige —, schließlich den, der ein so selbständiges wildes Mädchen zu führen weiß. Band 113 Hermann Wagner Sieg der Dummheit und andere Geschichten Amschlagzeichnung v.AlphonsWoelfle Roman „Das Lächeln Mariä", hat in diesem Bändchen eine Reihe humorvoller kleiner Geschichten zu einer freundlichen Gabe vereint. Mit ironischer Äber- trcibung macht er sich besonders gerne über diese und jene Schwächen seiner Mitmenschen männlichen und weiblichen Geschlechts lustig, oft nicht ohne Schärfe und immer mit humorvollem Spott. Die Mißgünstigen und dabei Talentlosen, die Familiensimpel und dabei Haßerfüllten, die gealterte dickliche Jungfrau und dabei Liebestolle und ähnliche amalgamierteTypen geben ihm dankbare Modelle ab, und mit sichtlicher Freude zeichnet er ihnen seine Karikaturen nach, an denen sich viele — vielleicht nicht ohne Schadenfreude — erheitern werden. Band N4 Bruno Wolfgang Hexentanz und andere Geschichten Amschlagzeichnung von Ludwig Kainer Im vorigen Jahre erschien in dieser Sammlung von Bruno Wolfgang das lustige Bändchen „Die schöne Frau", das sich mit seinen wohlpointierten kleinen Geschichten sehr viele Freunde erworben hat. Dadurch ermuntert, folgt nun diese neue Sammlung seiner in letzter Zeit in Zeitschriften wie „Simplicissimus" u. a. erschienenen ausgelassenen Skizzen. In allen diesen erweist sich Wolfgang von neuem als geistvoller Witzbold, dem nichts heilig gilt, der mit meuchelmörderischer Lust seine Opfer mit dem Gift der Satire hinschlachtet auf dem Altäre des gesunden Lachens. Der Schlager dieses Bändchens ist wohl die Titelgeschichte, Wolfgangs witziger Beitrag zur Pubertätsfrage und zum Kapitel „Frühlings Erwachen". Aber nicht nur mit dieser Humoreske, auch mit allen anderen wird Wolfgang die Lacher auf seiner Seite haben, die ihm eine vergnügte Stunde danken werden Band 115 Joseph Conrad Das Biest und andere Erzählungen Amschlagzeichnung vonWilhelmSchulz Die drei Erzählungen dieses Bändchens sind das Erste, was von Joseph Conrad deutsch erscheint. In seiner Heimat England sehr geschätzt, wird er nun auch in deutschen Ländern rasch sein Publikum finden und bekannt werden, und als Einleitung dazu ist das Erscheinen dieser drei Geschichten wohl sehr geeignet. Sie zeigen zwar das Antlitz des Autors noch nicht vollständig her, liefern aber bereits einige markante Züge, die uns einen sympathischen und sehr schätzbaren Erzähler immerhin erkennen lassen. Wie die meisten englischen Schriftsteller liebt Conrad das Geschehen. Er kleidet die Handlung gern in die Form von Berichten und läßt so seine Geschichte eigentlich einen anderen erzählen. Ist dieses Kunstmittel auch nicht neu, so weiß Conrad es doch apart und geschmackvoll anzuwenden, indem er die Möglichkeit, der Darstellung durch den fingierten Sprecher eine besondere individuelle Färbung zu geben, mit Feinheitund Können benutzt. Auch ftimmungsvolleMomente,psychischeAkkorde weiß er kunstvoll zu benutzen und zu behandeln und zeigt sich so als hervor ragender Vertreter des heutigen modernen vornehmen Schrifttums in England. Bezugsbedingungen: in Kommission mit 25"/,, bar mit 33'/-°/«, 7/6.