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5796 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 103, 10. Mai 1912. Wahl-Ausschuß die Herren Arthur Georgi- Berlin und Anton Hoffmann- Stuttgart. Verwaltungs-Ausschuß des Deutschen Buch händlerhauses die Herren Heinrich Wallmann- Leipzig und Karl W e t tz e r - Leipzig. Ebenso konnten wir uns mit Vergnügen dem Vorschläge anschließen, in den Vereins-Ausschuß als vierten Ver treter der Kreis- und Ortsvereine an Stelle des nicht wieder wählbaren Herrn Heinrich Roemer- Wiesbaden unseren bewährten Hamburger Kollegen Heinrich Boysen zu wählen. Als Wahlmann wird wiederum Herr Prager bei dieser Wahl unsere Vereinigung vertreten. Außer dem bereits erwähnten Jubiläum dieses Kollegen konnten wir im letzten Geschäftsjahre zu unserer großen Freude noch eine andere Jubelfeier begehen. Sie galt dem derzeitigen ersten Vorsteher des Börsenbereins, Herrn Kommerzienrat Karl Siegtsmund, der am 20. August 1911 auf seine 25jährige buchhändlerische Selbständigkeit zurückblicken konnte. Der Vorstand richtete an den hochver dienten Kollegen, der am Tage seines Jubiläums in den Alpen weilte, zunächst einen schriftlichen Glückwunsch, in dem er ganz besonders auf die großen Verdienste hinwies, die der Jubilar sich während feiner zwölfjährigen opferfreudigen und erfolg reichen Tätigkeit als Vorsitzender unserer Vereinigung um diese wie um den Berliner und den deutschen Buchhandel über Haupt erworben hat. Als Herr Kommerzienrat Siegismnnd dann am 4. Oktober zur nachträglichen Feier eine größere An zahl von Kollegen und Freunden um sich versammelte und die Vertreter der verschiedenen buchhändlerischen Vereine den Jubilar in ausführlichen Ansprachen begrüßten, wiederholte auch der Vorsitzende der Vereinigung ihre Glückwünsche münd lich und überreichte als äußeres Zeichen ihres Dankes und als Symbol für Siegismunds tapferes Einstehen für die Inter- essen des deutschen Buchhandels eine Gravüre von Rembrandts »Mann mit dem goldenen Helm«. Möge die Vereinigung der Berliner Mitglieder des Börsen vereins sich auch in Zukunft stets so tatkräftiger und ziel- bewußter Vorkämpfer des deutschen Buchhandels erfreuen wie der beiden Männer, deren Jubiläen wir im abgelaufencn Jahre feiern durften! Aus der Industrie für die Industrie. Unter diesem Titel hat die chemigraphische Kunstanstalt von Meisenbach Riffarth L Co. in Berlin, München und Leipzig eine Mappe herausgegeben, deren Inhalt ein Führer sein soll bei der Wahl unter den mannigfachen Reproduktions verfahren für Reklamezwecke und die dem Drucker wie dem Verleger zu dienen bestimmt ist. Von diesen Verfahren, die sich heute in großer Verschiedenartigkeit gut entwickelt haben, werden auf den 65 Tafeln der Mappe Beispiele in musterhafter Ausführung gegeben, um deren Vielartigkeit anzudeuten und eine richtige Wahl bei vorkommenden Fällen zu ermöglichen. Von den Sujets der ersten zehn Tafeln seien hier genannt: 1. dreifarbige Flächenätzung; 2. Heliotintdruck (Schnellpressen- Kupferdruck); 3. vielfarbige Darstellung in Strichätzung; 4. Auto typie mit Anwendung von Strichätzung; 6. Duplex-Autotypie; 6. fünffarbige Flächenätzung; 7. dreifarbiger Umschlag in Strich ätzung und Autotypie; 8. autotypische Bildillustration; S. Text- illustration in Vierfarbenätzung; 10. Plakatillustration mittels Vierfarbenätzung, usw. Dieses Verzeichnis erschöpft natürlich bei weitem nicht die Arten der durch dieReproduktionstechnik ermöglichten Jllustrations- mittel, wie solche in der Probenmappe der weltbekannten großen Münchner Firma Autoren, Verlegern und Druckern zur An schauung gebracht werden; auch Prägungen in Farben und Gold, Autotypien nach photographischen Aufnahmen nach der Natur und dem Leben (Personen in farbigen Darstellungen), sowie nach Zeichnungen namhafter Meister (Peter Behrens, Klinger u. a.) werden gegeben; — das unbegrenzte Gebiet der Illustration wird auch nach der wissenschaftlichen Seite hin mit höchster Sorgfalt und vollendeter Technik gepflegt. Der Meisenbachsche Probenband wird deshalb nicht nur allen Buchgewerblern, sondern namentlich auch allen Verfassern technischer Werke, welche diese durch bildliche Darstellungen industrieller Schöpfungen allgemein verständlich zu machen wünschen, außerordentlich willkommen sein, und selbst dem aus- übenden Drucker werden die vortrefflichen Musterdrucke manchen wertvollen Fingerzeig zu geben vermögen. Viele der aus Handel, Gewerbe, Industrie und Sport genommenen Sujets enthalten auch Text und zeigen somit ein Zusammengehen von Schrift und Bild, wie es die alltägliche Praxis verlangt, das den Titel der Mappe als für diese trefflich gewählt bewahrheitet. Das gleiche Ziel wie die Meisenbachsche Mustersammlung verfolgt eine von der graphischen Kunstanstalt von Fr. Wilh. Ruhfus in Dortmund versandte Broschüre, betitelt- »Wie illustriere ich?« Sie unterscheidet sich von der Meisenbachschen Mappe dadurch, daß sie nicht durch Druckbeispiele von den ver schiedenen Reproduktionsverfahren allein, sondern auch durch erläuternden Text, vervollständigt durch bildliche Darstellungen der verschiedenen graphischen Verfahren, wirken will. Diese Be schreibungen verfolgen indes keinen ausgesprochen lehrhaften Zweck, d. h. es wird nicht beabsichtigt, uns dadurch in die ver schiedenen künstlerischen und technischen Einzelheiten der graphi schen Verfahren einzuführen und einzuweihen, nur ihr Wesen und ihre Wirkung sollen sie zeigen und es dem Nichtfachmann ermög lichen, die für seine Zwecke geeignete graphische Reproduktionsart selbst zu erkennen und ihre Kosten, Zeitbedarf usw. ihnen an- zupassen. Die erste Abteilung des in seiner vortrefflichen graphischen Ausstattung auch seiner Bestimmung entsprechenden Merkchens behandelt den Holzschnitt und seine Vertretung beim Druck durch die Galvanoplastik, zeigt uns im Bilde auch den Xylographen bei der Arbeit, geht dann zu der den Holzschnitt jetzt vielfach vertretenden, aber niemals voll ersetzenden Strichätzung über mit ihrer gewaltigen Urquelle, der Photographie, widmet hierauf eine ziemlich umfängliche, gut geschriebene, durch zahlreiche feine Klischees erläuterte Abhandlung der Autotypie und behandelt auch in einer allerdings etwas zu kursorischen Manier den Drei- und Vierfarbendruck, um sodann in kurzen Skizzen Lithographie, Steindruck, Lichtdruck, Kupferdruck und Heliogravüre zu schildern, erstere beiden als Flachdruck, letztere als Tiefdruck charakte risierend. Siebzehn Tafeln bilden die zweite Hälfte des Ruhfusschen Merkchens, — sie sind schlagende Beweise von der außerordent lichen Leistungsfähigkeit der Dortmunder graphischen Kunst anstalt des Verfassers dieser höchst schätzbaren Reklameschrift. Ich nenne von ihnen: Holzschnitt, einfach und in Tönen; — eine Strichätzung nach einem künstlerischen Holzschnitt von »Moderne Kunst«; — Autotypie mit Ton, verlaufend nach amerikanischer Retusche; — einen Graviertintodruck, ein Blatt von überraschender Feinheit und künstlerischer Wirkung; — eine Autotypie in Ton- monier; — Duplex-Autotypien; — Autotypien mit Tonplatten; — einen Vierfarbendruck, einen der bekannten Dürerschen Ritter; — Lithographien in verschiedenen Manieren, und zum Schluß eine duftige, poesievolle Landschaft in Lichtdruck — das ist andeutungsweise der Inhalt der zweiten Hälfte von »Wie illustriere ich?«. Beide Druckwerke, die Meisenbachsche Mappe und die Ruhfus- sche Broschüre, obwohl zunächst nur bestimmt, der Reklame zu dienen, sind doch auch erfreuliche und dankenswerte Förderer der graphischen Künste, da sie deren Anwendung auf dem unbe schränkten Gebiete der Industrie durch ausgezeichnete und muster gültige Beispiele zu lehren bestimmt sind, und so zur allgemeinen Bildung des Geschmacks auch in den breiten Massen des Volkes beitragen. Theod. Goebel. Kleine Mitteilungen. Die vierjährige Versammlung des Verbandes deutscher Elektrotechniker findet vom 6.—8. Juni in Leipzig statt. Zur Verhandlung soll vorwiegend das Thema »Bau großer Kraftwerke« gelangen.