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Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtscha. Buchhandel. 8499 X 141, 18. Juni 1924. —WP—SW Völkerkunde usw. Auch eine Übersetzung von Ben Hur in di« Buren sprache, die u-uter diesen Büchern mit dis )4 der Anzahl nach ver treten ist. Das Bibliothekswesen ist in hoher Blüte. Die schon 1831 eröffnete Öffentliche Bücherei in Kapstadt hat 130 OVO Bücher und ist in schönem eigenen Gebäude untergebracht. Australien, das ja heute noch am Nachkriegshaß festhält und keine Deutschen zuläßt, hat auch noch Freude an Kviegsbüchern, die in allen anderen Ländern verblaßt ist. Ein Verlag in Sidney gab den 12. Band der amtlichen Geschichte Australiens im Kriege heraus, der mit 750 Kriegsbildern geziert ist. Das Buch wie die Bilder sind in Australien hergestellt worden. a> Zur Preissteigerung des Zeitungsdruckpapiers (siehe Bbl. Nr. 137 und 139) hat der Landtagsabgeordnetc Braunwarth an die Baye rische Regierung folgende Anfrage gerichtet: Das Syndikat der Druckpapier-Fabrikanten hat mit Wirkung vom 5. Juni den Preis für Druckpapier abermals nm 1026 erhöht. Der Zeitungsdruckpapier preis, der im März ö. I. auf 25)4 Pfennig pro Kilo stand, stieg am 1. April auf 37 Pf., am 5. Mai auf 29)4 Pf. und beträgt nunmehr aus Grund einseitiger Festlegung 31)4 Ps. gegenüber einem Friedens preis von 20 Pf. pro Kilo. Diese Sy ndi katspreise liegen erheblich über den Auslandpreisen, d. h. es erhält das Ausland deutsches Papier billiger als das Inland. Die Mitglieder des Syndikats sind bei Konventionalstrafe an die Beschlüsse gebunden. Bei der Preisfest setzung wird, wie bei allen Konventionen, im Interesse der Geschlossen heit des Syndikats auf den wirtschaftlich schivächsten und unrentabelsten Betrieb Rücksicht genommen. Setzen sich diese Steigerungen fort, so besteht die Gefahr, daß die allmählich wieder gesundenden deutschen Tageszeitungen und Fachpressen abermals in ihrer Existenz gefährdet werden. Diese Preispolitik muß auch lähmend auf unser geistiges und kulturelles Leben wirken, was nm so bedenklicher erscheint, als in den letzten Jahren die Herausgabe von Büchern nahezu unmöglich war. Was gedenkt die bayerische Regierung zu tun, um die Reichs- regierung zu veranlassen, sich endlich für die freie Preisbil dung auf dem Papier markt einzusctzen? Umlaute im Saß. — Unsere deutschen Umlaute machen den aus ländischen Setzeru immer Kopfzerbrechen, da sie meist keine Umlaut buchstaben iu ihren Kästen haben. Deutsche Buchtitel werden daher schlank ohne Umlautzeichen gedruckt. Hier wird einfach aus de>r Not eine Tugend gemacht. Eine in München herauskommende spanische Zeitung druckte nun statt unserer Umlaute bei den Anzeigen deutscher Firmen immer die Buchstaben hintereinander, wie ae oder oe usw. Die spanische Buchhändlerzeitschrift dagegen, in der viele deutsche Namen Vorkommen, weil dort viele wissenschaftliche, hauptsächlich medi zinische deutsche Werke iu spanischer Sprache augezeigt werden, druckt sehr richtig echte deutsche Umlaute bei den Verfassernamen. Sonst Hilst mau sich durch ein Dach über den Vokalen. Ins Gegenteil verfiel jetzt ein englischer Setzer, indem er eine große Anzeige des neuen Brockhaus in ?ub1isber8' Oircular mit einem Umlautbuchstaben, und noch dazu großen Buchstaben druckte, und was kam dabei heraus? Handbüch des Wissens. Mit unseren großen Buchstaben ist es noch schwerer. Während der Engländer und Amerikaner bei Anzeigen von Buchtiteln sämtliche Hauptwörter mit großen Anfangsbuchstabe» setzt, erscheinen deutsche Buchtitel meist im Gegenteil mit-nur kleinen Buchstaben, oder die großen Buchstaben bei den falschen Wörtern. Unsere sprachgewandten Setzer und Korrektoren macht uns wohl kein Land so leicht nach. Sch. Postvcrkchr mit Deutsch-Österreich. — Der Postauftrags- und der N a ch n ah m e v e r k e h r für Pakete zwischen Deutsch land und D e u t s ch - Öst c r r e i ch ist wieder aufgenommen worden. Der Höchstbetrag für Postaufträge beträgt in der Richtung n ach Öster reich 2 Millionen Kronen, in der Richtung nach Deutschland 100 Bil lionen Papiermark. Für Nachnahme auf Pakete uud Frachtstücke ist die Höchstgrenze im Verkehr nach Österreich auf 023 Billionen Papier- mark, im Verkehr von Österreich auf 1V Millionen Kronen festgesetzt. Von der Wiederaufnahme des Nachnahmoverkehrs auf Briese hat die österreichische Postverwaltung aus finanzpolitischen Gründen noch Abstand genommen. t Verurteilung wegen zu hoher Zinsberechnung. — Ein aufsehen erregendes Urteil fällte das große Schöffengericht in Gotha gegen den Direktor der Gewerbe- und Landwirtschaftsbant in Gotha wegen zu hoher Zinsberechnung. Die Beweisaufnahme ergab, daß die Anzeige erstatter in guten Verhältnissen lebten, ihr Konto bei der Bank über zogen und das geborgte Geld zur Vergrößerung ihres Warenlagers benutzten. Nachher ergab sich aber, daß die Warengewinne niedriger waren als die Bankzinsen. Darauf erstatteten sie Anzeige. Das Ge richt erkannte wegen zu hoher Zinsberechnung im Kontokorrent-Ver kehr aus acht Monate Gefängnis und eine hohe Geldstrafe. Aussteller-Anmeldung für das Leipziger Mcßadrcßbuch. — Für die amtlichen Adreßbücher der vom 31. August bis 6. September statt- findendcu Leipziger Herbstmesse läuft die Anmeldefrist am 21. Juni ab. Die noch nicht angemeldeten Firmen wollen umgehend ihre Anmeldung bei der Meßadreßbuchstelle der Verlagsanftalt des Meßamts, Leipzig, Markt 4, eiurcichcn, die auf Wunsch Vordrucke übersendet. Deutsch-spanische Handelsvcrtragövcrhandlungcn. — Das zwischen Deutschland und Spanien bestehende provisorische Handelsabkommen, das am 31. Mai 1924 ablief, ist auf Wunsch der spanischen Regierung trotz erheblicher Bedenken nochmals verlängert worden. Die Verlänge rung ist aber deutscherseits nur bis zum 30. Juni 1924 zugestanden worden. Dabei wurde von der Annahme ausgegangen, daß sich die spanische Negierung innerhalb dieser Frist endlich entschließen wird, den gegenüber Deutschland bestehenden unberechtigten Valutazuschlag aufzuheben. Falsche Rentcnmarkscheinc. — In verschiedenen Gegenden Deutsch lands sind in der letzten Zeit mehrere Sorten Nachbildungen von Rentenbankscheineu zu 50 Rentenmark aufgetaucht, die auf photo graphischem Wege hergestellt sind und die Vorder- und Rückseite der echten Scheine mehr oder weniger entstellt und ungenau wicder- geben. Namentlich in der Wiedergabe des Untergrundmusters und iu der Farbentönung weichen sämtliche Falschstücke von den echten Scheinen ab. Das wichtigste Merkmal der falschen Scheine besteht in der ab- weichenden Pa p i c r b e s cPü f f e n h e i t. Während das Papier der echten Scheine in der ganzen Ausdehnung von einem natürlichen Wasserzeichen durchzogen ist, ist dieses bei den Falschstllcken meist durch Druck oder Farbenaustragung auf dem helleren Aland der Scheine nach gebildet', außerdem sind die bei den echten Scheinen im Papier einge betteten Fasern bei den Falschstücken nur durch Striche in roter, blauer und dunkler Farbe oder Tinte angedeutet. Auch falsche Renten ban k s ch e i n e zu 10 und 5 Rentenmark werden hier und da in Umlauf gebracht, die ebenfalls an dem Fehlen der Papiermerk male der echten Scheine, des natürlichen Wasserzeichens und der ein gebetteten Fasern, außerdem aber auch an der hinsichtlich der Beschrif tung nud der Farbengebung meist recht mangelhaften Wiedergabe der echten Scheine leicht als Nachbildungen erkennbar sind. Die Tagung der Goethe-Gesellschaft in Weimar (13. Juni). In seiner Begrüßungsansprache zog der Vorsitzende, Professor I)r. G. Noetha (Berlin), einen scharfsinnigen Vergleich zwischen Kant und Klopstock, deren 200. Geburtstag in diesem Jubiläumsjahr gefeiert wird. Der Redner gab hierauf den schmerzlichen Gefühlen Ausdruck, die verschiedene Maßnahmen der neuen Zeit, wie z. B. Bewohnung der Kavalierhäuscr des Schlosses Belvedere durch Landes polizei, die Freigabe der Belvedere-Allee für den Autoverkehr und anderes mehr, in den Kreisen der Goethe-Gesellschaft erregt haben, und sprach dann noch einige ivarme Worte des Gedenkens zu Ehren des verstorbenen Vorstandsmitgliedes Prof. Albert Köster. Das Ende August dieses Jahres erscheinende Jahrbuch wird den vorjährigen Festvortrag neben dem diesjährigen zum Abdruck bringen. Den - Jahresbericht der Gesellschaft erstattete vr. Donndorf-Weimar. Er teilte u. a. mit, daß über das Goethe- und Schiller-Archiv ein Ab kommen zwischen der thüringischen Staatsregierung, dem großherzog- lichcn Haus und der Goethegesellschaft über eine gemeinschaftliche Ver waltung für die Zukunft getroffen worden sei, das der Landtag von Thüringen noch zu genehmigen hat. Ferner teilte er mit, daß der Mitgliederbestand sich gegenwärtig auf 6500 beziffert. Hierauf be richtete Professor Vr. Wahle (Weimar) über das Goethe- und Schiller-Archiv und die Goethe-Bibliothek, vr. Hans Wahl, der Direktor des Goethe-Nationalmuseums, gab der Zuversicht auf wach sende Vervollkommnung der Dornburger Schlösser Ausdruck, in denen für 1928 eine größere Feier zur Erinnerung an Goethes Aufenthalt geplant ist. Zum Schlüsse sprach Friedri-ch Lie n h a r d über den Ausbau der Goethe-^Gesellschaft. Im Natioualtheater wurde zu Ehren der Goekhe-Gcscllschast Goethes »Sa ty ros« iu der musikalischen Ver tonung von v. B außner n gegeben. Börsenblatt f. den Deutschen Buchhandel. V1. Jahr-an«. no-;