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^ 300, 28. Dezember 1908. Mchtamklicher Teil. BSrsrMM s. d. Dtschn. «uchhnüxl. 14889 Rückfrage über eia.n den Verbesserungsvarschlag betreffenden Punkt Klarheit verschaffen*), und anderseits, weil der Ein sender auch die eingegangenen Kritiken mit berücksichtigen wollte. Die inzwischen eingegangenen Kritiken konstatieren eme für uns erfreuliche Übereinstimmung insofern, als jede, sei es auch oft in verklausulierter Form, zugesteht, daß die Rundschreiben heute ein Übel darstellen und daß die Menge derselben auch den Nutzen für den Absender beschränkt. Herr Beyer sieht in dem schnell erblühten »direkten Zettelpaket- vielleicht einen Ausweg, Verlag und Sortiment wieder zufriedenzustellen. Ich glaube prognostizieren zu können, daß, wenn dieses Unternehmen so fortgeführt wird, wie die erste Nummer war, es ein totgeborenes Kind sein ivird, an dem sich auch das Sprichwort »Porttuv gauäeus, kaum bewahrheiten dürfte. Herr Carius, Stettin, klagt über das geringe Interesse, das das Sortiment seinem Verlage entgegenbringt, so daß er jetzt mit gutem Erfolge seine eigenen Wege wandelt. Er schreibt: »Angebote direkt und im Zettelpaket sind genügend erfolgt; das Sortiment hat den Schaden, wenn eS diese nicht beachtet hat« — ein weiterer Beweis, wre zwecklos bei der jetzigen Unmenge diese Prospekte waren. Herr Beer gibt den Rat: der Sortimenter kann seinen Kommissionär anweisen, ihm nur die sür seinen Vertrieb nötigen Zirkulare zuzusenden rc. Wie denkt sich das Herr Beer? Hat er eine Ahnung, was ein Kommissionär zu tun hat, und soll das Sortieren der Chef oder der Schreiber besorgen? Einen erfreulichen Unterschied von diesen Kritiken macht Kollege Francke, Bern, und es ist nur zu bedauern, daß ihn die starke Inanspruchnahme durch das Wsihnachtsgeschäfi verhindert, seine Gedanken streng logisch bis zu Ende zu führen. Francke ist der Einzige in allen Zuschriften, der, wie wir, das Börsenblatt für das offizielle und auch das zunächst genügende Anzeigenblatt ausieht. Ja, er geht sogar weiter als wir, weil er am liebsten -ausschließlich Börsenblatt- benutzung- des Verlegers wünscht, während wir schon zufrieden sind, wenn die Rundschreiben nur da angewandt werden, wo ein wirkliches Bedürfnis vorliegt. Jedenfalls wird cs ihn freuen, zu erfahren, daß wir im Prinzip genau dasselbe wollen und daß es nur an der Rückfrage der Redaktion des Börsenblattes lag, wenn er nicht früher davon in Kenntnis gesetzt wurde. Die Frei burger wollen seinen Wunsch in die Tat Umsetzern mehr Börsenblatt und weniger Zirkulare! Er verpflichtet uns auch zu Dank, daß er sein wertvolles statistisches Material angeben kann. Herr Francke hat in knapp dreiviertel Iah! S4'/- Kilo Rundschreiben erhalten, von denen 29,4 kein Interesse für ihn hatten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Firma Francke, ganz abgesehen von dem selten großen Sortiment, noch mit einem großen Fremdenverkehre und mit einer Bahnhofsbuchhandlung zu rechnen hat, also mir Faktoren, die nur sür wenige Sortimente in Betracht kommen. Von den verbleibenden 24,7 dürfte für andere Geschäfte noch ein erheblicher Prozentsatz in Abzug kommen. Leider scheint Herr Francke seine Statistik nicht so weit aus- gedehnt zu haben, daß er uns auch noch Mitteilen kann, wie viel von dem sür ihn Brauchbaren er gleichzeitig oder später auch noch im Börsenblatt angezeigt fand. Erst dann würden wir genau den geringen Wert der Prospekts zahlenmäßig feststellen können. *) Wir haben vor allem es für unsere Pflicht erachtet, Herrn Speyer zu bitten, daß er seine Vorschläge dem Ausschuß für das Börsenblatt unterbreiten möge. Red. vörirubnnt illr d-u D-Mschin Bechhandll. 76. Jahrs«!,» Wenn nun also Herr Francke unbewußt unsecn Be strebungen zu Hilfe gekommen ist, so ist es für uns doppelt bedauerlich, daß er uns, nachdem wir den Hauptweg ge meinsam zurückgelegt haben, vor dem Ziele verlassen will aus Gründen, die doch wirklich nicht stichhaltig sind. Wir wollen nicht gegen den Strom schwimmen, sondern die Überflutung dieses Stromes regulieren, wenn wir die Forderung aufstellen: Wer Prospekte versenden muß, soll dies mit Auswahl und auf seine Kosten tun. Allerdings wird man im Anfang die Unannehmlichkeit mit in den Kauf nehmen müssen, daß mit jeder Post Zirkulare ins Haus kommen; aber das wird bald Nachlassen, wenn die Sortimenter es sich zum Prinzip machen, nur solche Zirkulare zu Bestellungen zu benutzen, deren Anze-gen im Börsenblatt nicht erscheinen. Bald wird der Verleger merken, daß er das Geld bei einer großen Anzahl von Sortimentern sparen kann, so daß die Überflutung Nachlassen wird. Und wer hindert Sie, sehr geehrter Herr Francke, die mit der Post einlaufenden Zirkulare zu sammeln und sie erst dann zu verarbeiten, wenn Ihre Zeit und die Umstände es Ihnen gestatten? Das sind doch wirklich keine Gründe, uns Ihre sehr erwünschte Mitwirkung zur Herbeiführung gesunder Zu stände zu verweigern. Sie selbst geben doch zu, daß Sie die betreffende Bitte wiederholt ausgesprochen haben. Sie ist im Winde verhallt und wird es auch diesmal tun. * » * Ich bin am Ende meiner Ausführungen und möchte kurz nur noch einmal resümieren. Unser Vorgehen ist kein Schlag gegen den Verlag. Er kann überzeugt sein, daß, wenn er seine Anzeigen im Börsenblatt veröffentlicht, sie von uns mit der gebührenden Aufmerksamkeit beachtet werden. Wir halten es für nützlicher, das sür Prospekte aufgewandte Geld sür Inserate in entsprechenden Fach- oder Tages blättern zu verwenden, wodurch beiden Teilen ein größerer Nutzen erwächst. Wir sind überzeugt, daß eine Besserung nur dann zu erwarten ist, wenn ein energischer Schritt dazu unternommen wird, da sonst keine Verminderung, sondern nur eine jährliche Vermehrung zu erwarten ist. Wer unfern Standpunkt teilt, wer gleich uns der Anschauung ist, daß nur eine energische Gegenwehr zum Ziele führt, der schließe sich uns an. Hans Speyer. Die Pariser Zeitungspreffe. Mit der Zunahme der Bevölkerung, mit dem Fortschritt des Schulwesens und der allgemeinen Bildung ist auch das Verlangen der breiten Volksmassen gewachsen, sich über alle Ereignisse des Tages schnell zu unterrichten, am öffentlichen Leben, wenn auch nur als passiver Zuschauer, teilzunehmen und die zeitgenössische Weltgeschichte mitzuerleben. Im gleichen Maße wie dieses Lese bedürfnis ist auch die Zahl der Zeitungen, ihre Auflage und be sonders ihr Einfluß gewachsen, und wenn man bedenkt, wie viele Wälder heute tagtäglich in Gestalt von Druckpapier durch alle Zeitungspressen der Welt wandern, so muß man sich fragen, was wohl nach einigen Jahrhunderten geschehen wird, wenn der Waldbestand der Erde dem Holzverbrauch der Zeitungen nicht mehr genügen kann, denn ohne Zeitungen können wir uns unser wie ohne Bücher. Dabei empfinden die Zeitungen den Undank der Menschheit in weit größerem Maße als die Bücher. Während diese von Einzelnen mit viel Liebe und Verständnis gesammelt und behandelt werden, während ihnen von andern wenigstens ein Platz im Bücherschrank oder in einer Ecke angewiesen wird, wo sie ihr Dasein fristen können, werden die Zeitungen in den weitaus meisten Fällen noch am Tage ihres Er scheinens achtlos weggeworfen, nachdem man den Inhalt überflogen hat. Wie wenige von diesen eiligen Lesern denken darüber nach, welch eine Unsumme von Mühe und Arbeit, von Pünktlichkeit und Disziplin dazu gehört, um eine Zeitung mit großer Auflage auf die Minute genau fertig- 1939