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In erster Linie stand und steht überall die Klage, daß der Sortimentsbuchhandel mit dem ihm von den Verlegern wenigstens auf eine große Zahl von Büchern gewährten Rabatt nicht mehr auskommen kann, und darum hat diese Frage auch bei den gemeinsamen Erwägungen zwischen den Vorständen beider Vereine in erster Reihe gestanden, und nur sie ist zunächst aus der großen Zahl von Fragen, die sich aus dem Fragebogen und den darauf eingegaugenen Antworten ergeben haben, herausgehobcn und zur Entscheidung gebracht worden. Meine Herren, die beiden Vorstände hatten sich in der letzten gemeinsamen Beratung, die hier im Januar statt- gesunden hat, nach eingehendsten Erörterungen über das, was der deutsche Verlagsbuchhandcl zu leisten imstande sein möchte, über drei Punkte geeinigt, die der Vorstand des Deutschen Verlegervereins seiner Hauptversammlung unterbreiten und sie fragen wollte, ob sie diese drei Maßnahmen den Mitgliedern als durchführbar Vorschlägen und empfehlen wolle. Diese drei Fragen, die der Vorstand des Deutschen Verlegervereins nun seinen Mitgliedern gestern vorgelegt hat, haben folgenden Wortlaut: 1. Will der Deutsche Verlegerverein es seinen Mitgliedern ans Herz legen, bei der Herausgabe neuer Bücher in jedem einzelnen Fall zu erwägen, ob der Verleger etwa in diesem besonderen Fall in der Lage ist, mit 30 A statt mit 25 A zu rabattieren? 2. Hält der Deutsche Verlegerverein es für angängig, seinen Mitgliedern die Einführung eines Novitätenrabatts für das Erscheinungsjahr in naher festzustellender Form zu empfehlen, der 5 A betragen und sich auf diejenigen Bücher be ziehen soll, die nicht schon von vornherein mit mehr als 25 A rabattiert sind? 3. Hält der Deutsche Verlegerverein es für angebracht, seinen Mitgliedern zu erklären, daß ein Rabattsatz von weniger als 25 A nur auf die zwingendsten Ausnahmefälle beschränkt bleiben soll? Meine Herren, diese drei Fragen sind in der gestrigen Sitzung des Deutschen Verlegervereins in der eingehendsten und ich darf sagen wohlwollendsten Weise besprochen worden, und ich darf ferner mit Dank anerkennen, daß besonders der Vorstand des Verlegervereins mit vollster Wärme und Überzeugung dafür eingetreten ist, daß die Versammlung diese drei Fragen bejahen möge. Das Ergebnis der Abstimmung ist denn auch gewesen, daß die Frage 1 mit großer Mehrheit und die Frage 3 einstimmig bejaht wurde; nur die Frage 2, in der gefragt wird, ob ein erhöhter Rabatt auf Novitäten im Er scheinungsjahr gewährt werden falle und könne, ist verneint worden. Meine Herren, wir wissen alle, daß mit diesem Beschlüsse des Verlegervereins nicht alle Wünsche erfüllt worden sind, die sich an dieses gemeinsame Vorgehen der beiden Vorstände geknüpft haben. Vor allen Dingen können wir Ihnen nicht den von mancher Seite erhofften Minimalrabatt darbringen, dessen Durchführbarkeit allerdings, ich muß das hier sagen, der Vorstand niemals für möglich gehalten hat, und den er darum auch nicht erstreben konnte. Aber der Vorstand ist doch überzeugt, daß mit diesem Beschluß des Deutschen Verlegervereins ein großer Schritt vorwärts gemacht ist, und daß damit sicher der Anfang zu einer Besserung in bezug auf die Rabattverhältnisse im deutschen Buchhandel gemacht ist. Meine Herren, die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, daß schon manche Verleger von wissenschaftlicher Lite ratur — um diese handelt es sich in erster Reihe — eiuen höheren Rabatt wie 25 A gewährt haben. Wir haben eine Statistik ans dem Börsenblatt aufnehmen lasse», aus der deutlich hervorgeht, daß dort eine ganze Anzahl Bücher, die bis her sicher nur mit 25^ rabattiert worden wären, jetzt dem Sortiment mit 30 A angeboten werden. Wir sind nun über zeugt, daß diese Erklärung des Verlegervereins, der in einer zahlreich besuchten Versammlung sich dahin ausgesprochen hat, daß er es seinen Mitgliedern ans Herz legen wolle, in jedem Fall zu prüfen, ob sie der Sorge des Sortiments nicht da mit abhelfen können, daß sie auf die Bücher ihres Verlags einen Mindestrabatt von 30 A gewähren, — daß diese Erklärung des Verlegervereins zweifellos nicht ohne Wirkung bleiben, und daß, wenn auch noch nicht gleich, so doch nach und nach ein Rabatt von 30 A auch bei wissenschaftlichen Werken nicht mehr zu den Ausnahmen gehören wird. Ich will nicht sagen, daß er die Regel bilden wird, aber er wird doch sicher in sehr vielen Fällen gewährt werden. Und die Bejahung der dritten Frage scheint uns außerordentlich wichtig. Gerade darüber wird ja so sehr geklagt, daß der Rabatt eine immer mehr sinkende Tendenz hat, und daß nicht einmal mehr der Rabatt von 25 A der normale Minimalrabatt ist, sondern daß in vielen Fällen ein noch niedrigerer Rabatt gewährt wird. Wenn nun die Vertretung des gesamten deutschen Verlagsbuch handels hier in feierlicher Form erklärt: wir halten es nicht für angängig, daß dem Sortiment ein noch geringerer Rabatt als 25 A gewährt werde, oder daß dies doch nur in ganz besonderen Ausnahmcfällen geschehen darf, die sich der Einwirkung des Verlegers überhaupt entziehen, so glauben wir, daß das sicher nicht ohne die nachhaltigste Einwirkung auf die Ent schließung der Verleger sein wird. Und was endlich den abgelehnten zweiten Punkt betrifft, so wissen wir, daß gerade darüber Klage geführt wird, daß das Sortiment am Vertriebe der Neuigkeiten nichts mehr gewinnt, und aus diesem Grunde war diese Frage im Ver legerverein behandelt worden. Ich kann Ihnen mitteilen, daß dieser Punkt nur mit einer ganz geringen Majorität abgelehnt worden ist, und bin überzeugt, daß für die Herren, die ihn abgelehnt haben, in erster Reihe nicht innere Gründe maßgebend gewesen sind, sondern der äußere Grund, daß sie zunächst keinen Weg sahen, in welcher Weise diese Maßregel zur Durch führung gelangen solle. Ich glaube, daß wir auch in dieser Hinsicht bei den Verlegern trotz dieser Abstimmung ein Ent gegenkommen voraussetzen dürfen, und jedenfalls wird der Börsenverein den Verlegern trotz der erfolgten Ablehnung emp fehlen, auch dieser Anregung, wo es irgend möglich ist, nachzuleben. Meine Herren, das ist das Ergebnis der gestrigen Beschlußfassung im Verlegcrvcrein, und ich wiederhole nochmals, wenn damit auch nicht alle Hoffnungen erfüllt sind, so dürfen wir doch glauben, daß damit ein wesentlicher Schritt zur Besserung getan ist, und dürfen mit Bestimmtheit annehmen, daß damit wenigstens dem weiteren Sinken des Verlegerrabatts Einhalt getan worden ist. Ich gebe im Namen des Vorstandes unserer Freude darüber Ausdruck, daß der Verlegervercin diese Beschlüsse ge faßt hat, und spreche nochmals die Hoffnung aus, daß von ihnen aus eine Besserung der äußeren Verhältnisse im deutschen Sortimentsbuchhandel allmählich eintreten wird. Ich stelle diesen Abschnitt nunmehr zur Besprechung. Wünscht dazu jemand das Wort? Herr Otto Paetsch-Königsberg: Meine Herren, was ich im stillen befürchtete, ist eingetreten. Ich bin mit großen Hoff nungen hierher gekommen, weil ich der Überzeugung war, ein so kraftvoll dastehender Verein wie der Deutsche Verleger verein, wenn er das redliche Bestreben hat uns zu helfen, würde uns ganz helfen. Eine Erhöhung des Rabatts um 5A