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^ 134, 12. Juni 1908. Amtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 6501 Ortsvereine und den Vorständen der Kreis- und Ortsvereine geleistet worden ist, der wird niemals behaupten, dass Korporationen wie der Vorstand des Börsenvereins, die Vorstände ver Orts- und Kreisvereine, der Verbandsvorstand ihre Pflicht dem Sortiment gegenüber vernachlässigt hätten. Meine Herren, ich bitte Sie, durch einmütige Ablehnung der hier gestellten Anträge zunächst dem Börsenvereinsvorstand ein unbedingtes Vertrauensvotum zu erteilen, und wir Kreisvereins vorstände werden dann wohl berechtigt sein, daran teilzunehmen. Jedenfalls wäre das, was die Herren vr. Lehmann und Genossen hier beantragen, ein so unverdientes und so unberechtigtes Mißtrauensvotum gegen die Männer, die sich für unseren ganzen Stand verdient gemacht haben, daß der Antrag gar nicht verdient, hier ernstlich in Erwägung gezogen zu werden. (Anhaltendes lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Herr Hermann Seippel-Hamburg: Sehr geehrte Herren, gestatten Sie mir nur ein paar Worte. Es könnte nach den von uns gemachten Erfahrungen ja der Fall eintrelen, daß das von uns, von dem Verbandsvorstand seither hier geübte Schweigen diesen abermaligen Angriffen des Herrn vr. Lehmann gegenüber in einer Weise dargestellt würde, die weder uns noch den Mitgliedern des Börsenvercins erwünscht sein könnte. Ich wollte daher nur eine kurze Erklärung dahin abgeben, daß wir mit dem von Herrn vr. Lehmann belegten Rundschreiben weiter nichts getan haben, als nach unserer Überzeugung unsere Pflicht und ein Recht ausgcübt haben, was jeder ausüben darf, dem das Wohl und Wehe des Berufs am Herzen liegt; und uns lag das Wohl und Wehe des Börsenvereins am Herzen, als den Mittelpunkt, von dem alles ausgehen muß. Mit dieser Überzeugung, das habe ich gestern im Jahresbericht schon ausgesprochen, steht und fällt der jetzige Verbands vorstand. (Lebhaftes Bravo!) Vorsitzender Herr Or. Bollert: Wünscht noch jemand zu diesem Antrag das Wort? — Es ist nicht der Fall, ich bringe dann den Antrag der Herren R. v. Boetticher und Or. Lehmann in Danzig, den ich vorhin verlesen habe, zur Abstimmung; d. h. ich frage, ob die Versammlung dem Antrag Folge geben will, daß eine Satzungsänderung in der von den Antragstellern gewünschten Weise vom Vorstande des Börsenvereins in die Wege geleitet werde. Wer diesem Antrag zustimmcn will, den bitte ich sich zu erheben. — Ich bitte die Stellvertretungskarten vorzuzeigen. — Ich hoffe, alle diejenigen Herren, die für den Antrag stimmen wollen, haben sich gemeldet, und sind auch überzeugt, daß ihre Meldung von den Stimmzählern berück sichtigt worden ist. — Es erhebt sich dagegen kein Widerspruch, dann stelle ich fest, daß der Antrag mit allen gegen 24 Stimmen abge lehnt worden ist. (Bravo!) Ein Herr wünscht bekannt zu geben, daß er sich der Abstimmung enthalten hat. Wir kommen dann zu dem nächsten Punkt der Tagesordnung: 5. Antrag der Herren Or. B- Lehmann, R. v. Boetticher in Danzig und Genossen: Der tz 4 der Buchhändlerischen Verkehrsordnung erhält zu seinem Absatz a nachfolgenden Zusatz: »Bei denjenigen Verlagsartikeln jedoch, welche vom Verleger mit einem geringeren als dem Minimal rabatt von 25 A in Rechnung oder 30 A bar verkauft werden, bleibt dem Sortimenter die Festsetzung des Laden preises in das eigene Ermessen gestellt. Bei Artikeln unter 60 ch Ordinärpreis steigt der Minimalrabatt auf 35 resp. 40 I. Solche Verkaufsartikel, deren Verkaufspreis dem Sortimenter überlassen wird, erscheinen in sämtlichen Publikationen des Börsenvereins ohne Angabe von Netto- oder Ordinärpreisen." Ich frage zunächst, ob jemand diesen Antrag begrünve» oder unterstützen will. — Es scheint nicht der Fall; dann habe ich selber im Namen des Vorstandes Folgendes zu erklären. Wie schon im vorigen Jahre hier ausgesprochen worden ist, ist eine notwendige Folge der Erledigung der Ver- kaussordnung eine Revision der Verkehrsordnung. Sie haben vorhin von Herrn Siegismund gehört, daß wir hoffen dürfen, die Vcrkaufsordnung in diesem Jahre zum Abschluß zu bringen und der nächstjährigen Hauptversammlung des Börsenvereins zur Beschlußfassung und hoffentlich zur Annahme vorzulegen. Nun hatte der Vorstand ursprünglich geglaubt, daß es nicht möglich sein würde, die Revision der Verkehrsorduung gleichzeitig mit der Verkaufsordnung in die Wege zu leiten. Da wir aber jetzt wissen, daß die Verkaufsordnung soweit erledigt ist, daß auch die Revision der Verkehrsordnung jetzt schon in Angriff genommen werden kann, so hat der Vorstand beschlossen, diese Revision noch in diesem Jahre erfolgen zu lassen, und er hofft, daß er auch die revidierte Verkehrsordnung der nächsten Hauptversammlung wird zur Beschlußfassung vorlegcn können (Bravo!), sodaß wir dann mit diesen beiden großen Gesetzen für den Betrieb unseres ganzen Gewerbes sowohl in bezug auf das Verhältnis zwischen Verlegern und Sortimentern als auch zwischen Sortimentern und Publikum hoffentlich zu festen, bestimmten Normen gekommen sein werden, nach denen wir uns richten können, und daß damit viele Schwierigkeiten, die heute jeden Tag dem Einzelnen in seinem Geschäftsbetrieb und vor allen Dingen dem Vorstand in der Erledigung seiner Arbeiten aufstoßen, aus dem Wege geräumt haben werden. Wir hoffen, daß mit diesen beiden Ordnungen ein Zustand der Ordnung und Sicherheit im deutschen Buchhandel eiukehren soll, der hoffentlich uns allen und auch jedem Sortimenter zum Segen gereichen wird. Der Vorstand hat also beschlossen, die Revision der Verkehrsordnung dem Vereinsausschuß als der hierfür gegebenen Instanz zu übertragen; er hat ferner beschlossen, in den Vereinsausschuß von seiten des Vorstands Herrn Siegismund zu deputieren, und von seiten des Ausschusses für die Verkaufsordnung Herrn I)r. Ruprecht, die beide an den Beratungen mit beratender, aber nicht mit beschließender Stimme teilnehmcn sollen. Zu diesem Entschluß ist der Vorstand aus dem Grunde gekommen, weil die Verkehrsordnung und die Verkaufsordnung zwei so sehr ineinandergreifende buchhändlerische Gesetze sein werden, daß es uns nicht möglich erscheint, daß der Vereinsausschuß ohne enge Fühlung mit dem Verkaufs ordnungsausschuß seine Aufgabe werde erledigen können. Aus diesem Grunde werden wir also diese beiden Herren in den Vereinsausschuß deputieren, und ich bin überzeugt, daß die Versammlung darin dem Vorstand zustimmen wird; ebenso bin ich überzengt, daß der Vereinsausschuß diese Ergänzung willkommen heißt. Da wir nun unmittelbar vor der Revision der Verkehrsordnung stehen, so können wir Sie nur dringend bitten davon abzusehen, in diesem Augenblick an irgend einem Punkte der Verkehrsordnung einzusetzen und ihn für sich ändern oder revidieren zu wollen. Diese Revision und Durcharbeitung der Verkehrsordnung muß von großen Gesichtspunkten aus Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7ö. Jahrgang. 846