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Nr. 178. MMMdeOmtOMMandel , «r>ch-,»^w-r?l<igl>ch. -VSr,-nv-r-,»S !^M-^rk">^hrNch?Ä!>^^-n!"«u^and'-^Igt^Ä-mmg WUMinöÄMrsMerUiis'öLrS^Ä1ch^nB'WUVlLr)u'ÄUsi^ Leipzig, Donnerstag den S. August 1S16. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil Entente-Propaganda und schwedischer Buchhandel. Durch die schwedische Presse gehen von Zeit zu Zeit Notizen, die interessante Schlaglichter aus die Art und Weise werfen, in der insbesondere englische Verleger (und diejenigen höheren Stel len, die sich mit deren Namen decken) versuchen, die Stimmung der Neutralen zu beeinflussen. Einen genaueren Einblick und umfassenderen Überblick über dieses unsaubere Treiben — und zugleich eine scharfe Kritik und Zurückweisung dieser Machen schaften — aber vermitteln erst einige kürzlich in »Aftonbladet« erschienene Artikel. »Seit Kriegsbeginn«, schreibt der Gewährsmann der ge nannten Zeitung, offenbar selbst ein Buchhändler, »kamen, zeit weise mit der Regelmäßigkeit einer Zeitschrift, von England her haufenweise auf schwedisch gedruckte Agitationsbroschüren zu uns, die gegen Deutschland und die schwedischen Sympathien für dieses Land gerichtet waren und mitunter höchst sonderbare Titel (z. B. ,1ZerIin Larbari') trugen. Indessen scheint man drüben mit der Ausbreitung und dem Ergebnis nicht zufrieden gewesen zu sein. Nun hat sich das englische Verlagshaus Hod - derLStoughton zum Zwischenträger einer Wirksamkeit ge macht, deren Formen solcher Art sind, daß sie verdienen, der All gemeinheit bekanntgegeben zu werden. Die Firma bringt eine neue Broschüre an die schwedischen Buchhändler zur Versendung, — eine geschickt abgefaßte Agitationsschrift aus der Feder eines angesehenen Schriftstellers, des 78jährigen Lord Bryce, der sich durch sein Buch ,Das Heilige Römische Reich' und das bekannte Werk über Amerika einen Namen gemacht hat. In dem erwähnten Heftchen legt der frühere englische Gesandte in Amerika seine Ge danken über ,Großbritanniens Standpunkt im Weltkrieg' nieder. Niemand wird den Engländern das Recht bestreiten, unter Wahrung des Anstands zu versuchen, die Meinung der Neutralen zu beeinflussen. Aber ist die Form wirklich in diesem Falle eine anständige? Vieles könnte man auch über den Inhalt der Bro schüre sagen, der nicht gerade einer Kritik standzuhalten geeignet ist, doch nicht auf ihn ziele ich jetzt ab. In einem an die schwedischen Buchhändler gerichteten per sönlichen Begleitschreiben spricht der Verleger ,den Wunsch aus, der Broschüre die größtmögliche Verbreitung zu verschaffen', und bittet, ,alle nur angängigen Anstrengungen nach dieser Richtung machen zu wollen'. Er verläßt sich hierbei auf den Wert der Schrift und nicht weniger darauf, daß der Empfänger sich um seines eigenen Vorteils willen für die Sache interessieren werde. Die Verteilung der Schrift solle den Sortimenter fürs erste nichts kosten. Alle. Auslagen sollen ihm ersetzt und jede ge wünschte Anzahl Exemplare ,entirelx kree ok eost' geliefert wer den. Nicht genug damit: der liebenswürdige Verleger, der gleich zeitig ein Aushängeexemplar übersendet, ersucht aufs freund lichste, der Empfänger möge auf seine, des. Verlegers, Kosten umgehend telegraphieren, wieviele gratis zu liefernde Exemplare er wünsche. Wahrlich ein außerordentliches Entgegen kommen, das schwerlich nur den schönen Augen der schwedischen Buchhändler zuliebe ausgeübt worden sein dürfte! Noch mehr: die Buchhändler sollen auch an der Sache ver dienen. Sie werden ausgesordert, die Broschüre ,kor a slwrt periock' zu dem angcsetzten Preis zu verkaufen; von einer Ab rechnung ist nicht die Rede, — nein, was sie für das Heft be kommen, das sollen sie behalten. Wenn das nicht liebens würdig ist! — Sollten nach Ablauf eines Monats noch Exemplare unverkauft sein, so sind diese zu verschenken: ,cviI1 xou llinälx arianAS tdat tvav ars cviselx äistributsck ÄMVNA xoar best dikllts'. Ein besonderes Entschädigungsangebot hierfür ist in dem ersten Briefe nicht enthalten. Aber das kann ja noch kommen! Ein Dienst ist des anderen wert. Hat der Buchhändler eine Menge gratis erhaltener Broschüren verkauft, ohne daß er dar über abzurechnen braucht, so kann er sich dafür Wohl in anderer Weise erkenntlich zeigen. Dieser Gegendienst wird in einer Form erbeten, die zu köstlich ist, um nicht im Original wiederge geben zu werden: ,Ik xou reoeivs aav eonunonts about tdis xamgblst krom psoplo in xour eounti'v. cvs sboulci de muck vblixecl ik von will bincklz- eitksr senil us tbe original ckoeument or a oogv tbereok.' Dem schwedischen Buchhandel wird also die Taktlosigkeit zu- gemutet, einer fremden Macht — denn der englische Verleger als solcher wird doch Wohl kaum all dies unternommen haben —, Privatbriefe, noch dazu im Original, auszuliefern. Falls be kannte Persönlichkeiten sich über das Heft äußern, so sollen diese Kritiken in einem englischen Regierungsarchiv aufbewahrt wer den, — sicherlich, um bei Bedarf und Gelegenheit benutzt zu wer den; denn zur persönlichen Erbauung des alten Bryce dürften sie doch nicht bestimmt sein. Sendet ein Kaufmann die Bro schüre mit einigen Kraftausdrücken an seinen Buchhändler zu rück, gleich hat man in England eine neue Adresse für die schwarzeListe! Am Schlüsse feines Zirkularschreibens drückt der vermittelnde Verleger seine Zuversicht aus, daß die Empfän ger der Sache ,urgent attention' widmen mögen. Wir gestatten uns, die entgegengesetzte Überzeugung zu hegen, nämlich die, daß die schwedischen Buchhändler nicht von solchem Kaliber sin», um sich auf ein dermaßen zweifelhaftes und bezahltes Propaganda geschäft einzulassen.« Soweit der erste Referent. In einem zweiten Artikel des selben Blattes, der mit »Buchhändler« unterzeichnet ist, wird dann noch auf die Agitationstätigkeit anderer englischer und auch französischer Firmen eingegangen. »Die Firma Nelson L Sons in London«, heißt es darin, »hat schwedische Privatper sonen wie auch Buchhändler mit schwedisch gedruckten Broschü ren förmlich überschüttet ... Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß Nelson L Sons an gewisse Stockholmer Sortimentsfirmen Hunderte von Gratisexemplaren jeder solcher Broschüren geschickt haben mit der Weisung, sie zu den aufgedruckten Preisen von 10 bis 25 Sre zu verkaufen. Jede Anzahl stehe zur Verfügung, wie denn die Firma auch bereit sei, alle aus der Verbreitung ent stehenden Kosten zu tragen. Bis jetzt zählt meine Sammlung von Broschüren dieser Firma 12 Stück, ich glaube aber, es -sind in zwischen noch zwei oder drei neue herausgekommen. Hodder L Stoughtons Schreiben scheint als Zirkular her ausgegangen und von mehreren anderen gefolgt worden zu sein. Ich selbst besitze ein vom 20. Juni datiertes über eine Broschüre des Juristen James M. Beck, die den Titel trägt: Der Prozeß gegen Edith Cavell, eine Studie über die Rechte der Nichtkom- I02S