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S60 olergrspalten» pettlzeNea. MttgUe-erprei«: 6ie Zeile 75 pfg., '/.««tu L50Veite „0 M..'/« Seit» 65 M. Nichtmttglteder- Nr. 25 (R. 17). Leipzig, Montag den 30. Januar 1922. 89. Jahrgang. Redaktioneller Teil Das Weihnachtsgeschäft 1921 VII. (Schluß zu Rr. 9, 12, 1ö, 18, 21 uni» 24.) Wortlaut der Fragen: 1. Welchen Einfluß hatte» die Bücherpreise auf den Absatz? 2. Welche Lilevaturgattungen wurden besonders bevorzugt und welche Preislagen nieist gewählt? 3. Welche einzelnen Bücher standen im Vordergrund des Interesses? 4. Fanden Jugcndschriftcn und Bilderbücher lebhaften Absatz? An welchen Preislagen? 5. Fand ernstere oder leichtere Literatur größeren Anklang? s. Was ist sonst noch Bemerkenswertes Wer das Weihnachtsgeschäft zu berichten? Leipzig (siehe auch Bbl. Nr. 12): 1. Die Bücherpreise hatten auf den Absatz insofern Einfluß, als das Publikum bald merkte, daß keine anderen Waren ent sprechend der gegenwärtigen Teuerung so preiswert sind wie Bücher, wenigstests insofern es sich um Geschenke handelte. 2. und 3. In erster Linie wurden wie jedes Jahr Romane gekauft, und zwar in der Preislage von -L 20. — bis 30.—, doch wurden mit ganz ungewöhnlicher Vorliebe auch in Halbledcr ge bundene Romane in der Preislage von ,/t 60.— bis SO.— ge wählt. Unerwartet stark wurden ferner politische Werke und Werke über den Krieg, soweit diese von unseren bekannten Heer führern waren, verlangt. Zu den gekaüftesten Romanen gehörte das Buch von Roofe, Unbesiegt, der neue Zahn, Bloem, Herrin, Bartsch, Seine Jüdin, und dann ein Buch, auf das ich die Käufer immer wieder hinlenke: Haas, Mathias Triebl. 4. Jugendschriften und Bilderbücher wurden ebenfalls außerordentlich stark gekauft, ganz besonders die der Union und der Firma Abel L Müller. Die Preise spielten dabei nur eine nebensächliche Rolle. 5. Leichte Lektüre wurde eigeutttch weniger verlangt, son dern auch in der Unterhaltungslektüre wurde durchwegs die ernstere vorgezogen oder von mir empfohlen. Das Weihnachtsgeschäft selbst war ein bedeutend lebhafteres als im Vorjahr. Rainer Wunderlich. Lörrach: Das Weihnachtsgeschäft 1921 ist im Vergleich zu den frü heren Jahren ein durchaus gutes zu nennen. Vergleicht inan heute die Zahlen der täglichen Bareinnahmen unter Berükkich- tigung der Geldentwertung, so dürfte man jedoch zu dem Schlüsse kommen, daß der Absatz, wie man ihn in Friedenszeit (1913) gewohnt war, noch nicht erreicht ist und infolge der wirt schaftlichen Schwere, die auf uns allen lastet, Wohl auch im kom menden Jahre nicht erreicht werden wird. 1. Die Tatsache, daß alle übrigen Artikel in der Preis steigerung die des Buches im allgemeinen überboten, hat speziell das Bücher liebende Publikum veranlaßt, das Buch als Gc- schenkartikel vorzuziehen. Hieraus ergibt sich der Schluß, daß Bücherpreise im allgemeinen keine große Rolle spielten. 2. Es ist unbedingt schwer zu sagen, welche Literaturgattun gen bevorzugt wurden, es wurde durchweg in allen Gattungen gut gekauft. Gewählt wurde meistens in den Preislagen von 15.— bis 40.—. Jedoch wenn es sich um ganz besondere Ge schenkbände handelte, so wurde nach dem Preise säst gar nicht gesehen und bis zu ^ 500.— für schöne größere Werke gegangen. 3. Im Vordergrund stand das schönwissenschastliche Buch, doch fanden auch Kunst-, naturwissenschaftliche und technische Werke lebhaften Absatz. Unter den gewöhnlichen Romanen fanden wiederum Courths-Mahlcr, Lehne, Mich Woche, Zapp usw., unter den besseren Romanen Heer, Herzog, Ganghoser, Hansjakob, Rosegger, Votz, Zahn und Paul Keller usw. vorzüglichen Absatz. — Seemann- und Callwcy-Kunstmappcn fanden guten Anklang. — Mit Ausnahme von Bismarcks Gedanken und Erinnerungen, Band 3, fanden kriegstechnische oder sonst mit dem Weltkriege in Zusammenhang stehende Bücher fast keinen Absatz. 4. Jugendschriften und Bilderbücher erfreuten sich großer Nachfrage, besonders die etwas spannenden Reiseerzählungen von Karl May, Cooper, Ewald, Thompson usw. — Für Mäd chen wurden die Bücher von Schumacher, Schmidt, Hüben.'! usw. gern gewählt. Hter fanden die Preise bei 40.— meistens die Grenze. 5. Die ernste oder bessere Literatur wurde fast durchweg be vorzugt. 6. Es mutz hier wiederum gesagt werden, daß das Publi kum fast nur auf gute, schöne Einbände sieht, aus gutes Papier und schönen Druck; Lederbände wurden viel getauft, — Die Klassiker fanden 'in allen Ausführungen und Preislagen beim besseren Publikum guten Anklang, hauptsächlich Goethe, Schiller, Shake speare, Storni, Gottfried Keller, Mörike, Körner, Uhland usw. Umständlich im Verkauf war, daß speziell während der Weihnachtszeit Preisänderungcn im Verlag vorkamen: so kam es vor, daß von vielen gleichen Büchern ungleiche Preise notiert waren. Das Publikum sucht auch im Buchhandel mehr Stabi lität in den Preisen, hoffentlich kommen wir in diesem Jahre auch in dieser Hinsicht den Friedensjahren etwas näher. Anläßlich des Dante-Jubiläums wurde auch Dan tes Göttliche Komödie in allen Ausgaben und Aufmachungen ge kauft, ebenso die übrigen Dante-Bücher. Es wurde von den ge ringsten Ausgaben bis zu den teuersten Pergament- und Leder ausgaben ein ansehnlicher Absatz erzielt. CH. Haerdle's Nachf. (W. Maurach). Münster i. W.: Die Bücherpreise hatten keinerlei Einfluß aus den Absatz. Ende November und Anfang Dezember, also bei Anfang des Weihnachtsgeschäfts wurden wertvolle Bücher in den Preislagen von 500.— bis 1000.— öfters gekauft, zum Schluß bevorzugte man die Preislage von ,-kk 30.— bis 60.—. — Im Vordergrund des Interesses stand Bismarck, Gedanken Bd. 3. — Jugendschrif ten gingen sehr stärk, Preislage hauptsächlich von 20.— bis 30.—. — Die ernste Literatur stand im Vordergrund. Jos. Thiele. Schierke am Brocken: Die Einheimischen schränken den Bücherkauf sehr ein. Den Sportfremdcn ist jeder Preis recht, sofern er sich unter «U 40.— hält; danach werden sie etwas kritischer. Gute Romane bevorzugt, besonders auch Naturschildcrungen (Löns). Bismarck ILS