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.V 25S, s, November 1212? Nichtamtlicher Teil. Sörsenvlatt 1. d. Dllchn «uchLandel 13807 men haben. Wir haben uns wirklich mit schwerem Herzen in die Börsenblattreform gefügt, hauptsächlich da uns immer wieder vorgehalten worden ist: es kommt schneller in die Hände der Bezieher als früher. Der Ausweg, den Herr Seemann dorschlägt, ist kein Ausweg, das wäre dasselbe wie bei den Jntelligenzblättern, die nachmittags erscheinen und einfach den nächsten Tag darausdrucken. Ich möchte ihn bitten, auch ein mal auf die Frage einzugehen, ob es möglich ist. daß das Bör senblatt ein Abendblatt wird. Jetzt liegt die Sache so, daß Ein sendungen bzw. Korrekturen, die morgens früh mit der ersten Post eintreffen, in dem Börsenblatt desselben Tages nicht mehr Berücksichtigung finden können. Wenn ich also ein Inserat aufgegeben habe und lasse mir die Korrektur kom men und schicke sie zum Dienstag ab, so kann das Inserat erst in die Mittwochnummer kommen. Würde das Börsenblatt aber ein Abendblatt, so könnte die erste Post noch unter allen Umständen berücksichtigt werden, auch von der Redaktion, das Blatt wäre also, wenn ich so sagen soll, mehr L jour. Auf diesem Wege läßt sich, glaube ich, etwas erreichen. Die Post expediert mit den Abendzügen gegen 10 Uhr; gut, das Börsen blatt werde so hcrgestellt, daß es fertig ist, wenn die Tages arbeit in der Druckerei abschließt. Auf diese Weise, meine ich, müßte sich noch etwas erzielen lassen. Herr Eduard Faust, Heidelberg: Ich glaube, alle Interessen werden hier nicht gleichmäßig befriedigt werden können. Wenn das Börsenblatt ein Abend blatt wird, wird es für die Fernliegenden nicht mit der ersten Post eintreffen, und für größere Sortimenter ist es von er heblicher Wichtigkeit, daß sie morgens mit der ersten Post das Börsenblatt bekommen, sonst ist es für sie für den ganzen Tag verloren. Wenn ich es z. B. mit der zweiten Post um 11 Uhr bekomme, komme ich nicht dazu, es noch an demselben Tage zu lesen, und so ist für mich der ganze Tag verloren. Darum möchte ich dem Vorschläge widersprechen, das Börsenblatt zu einem Abendblatt zu machen. Ich möchte vielmehr bitten, das Bestreben dahin zu lenken, daß das Börsenblatt am nächsten Morgen möglichst mit der ersten Post allen Kollegen zu geht. (Zuruf: Wie wollen Sie das in Königsberg machen?) Den meisten wenigstens. (Zuruf: Dann müssen Sie näher nach Leipzig ziehen!) Wenn das Börsenblatt ein Abendblatt wird, kann es jedenfalls für die Mehrheit am anderen Tage erst mit der zweiten oder dritten Post eintreffen, und das ist ein noch größerer Übelstand. Herr Bernhard Staar, Berlin: Meine Herren, im Aufträge vieler Berliner Kollegen, da wir Berliner durch die Börsenblattreform sehr benachteiligt sind, kann ich bei dieser Gelegenheit unsere Wünsche zur Sprache bringen. Wir Berliner bekommen das Börsenblatt bisher täglich durch die Berliner Bestellanstalt kostenlos vor mittags um 10 Uhr zirka. Wir glaubten, daß wir es durch die Reform am Ausgabetage abends bekommen würden; das ist aber nicht der Fall. Wir haben also bei der Postüberweisung den Nachteil, daß wir eine Gebühr zahlen müssen und daß wir das Börsenblatt doch nicht früher erhalten, als man es durch die Bestellanstalt erhielt, vielfach sogar später. (Zuruf: Die Bestcllanstalt kommt zwischen II und 1 Uhr, Sie haben es 3 Stunden früher I) Ich habe es um 10 Uhr. (Zuruf: Jetzt haben Sie es um 8 Uhr!) Es sind verschiedene Kollegen mit dem Wunsche zu mir gekommen, anzuregen, daß uns Ber linern ebenso wie den »zweiten Chefs« ein bestimmter Beitrag rückvergütet werden möchte, wenn wir das Börsenblatt wie bisher durch die Berliner Bestellanstalt beziehen und auf die Postüberweisung verzichten. Ich betrachte das als eine ebenso berechtigte Forderung, als man den »zweiten Chefs« entgegen gekommen ist, indem man diese vom Zwangsabonnemcnt des Börsenblatts befreit hat. (Zuruf: Die Leipziger bezahlen die Postgebühr doch auch!) Mögen die Leipziger für sich sorgen, ich spreche für die Berliner. Vorsitzender: Ich möchte den Vorschlag nicht unterstützen. Ich habe mich sehr schweren Herzens dazu herbcigelassen, den zweiten Herren Chefs die Sache zu erleichtern; wenn wir aber die Reform noch weiter durchlöchern wollen — denn es ist eine Durchlöcherung —, dann weiß ich nicht, wohin wir kommen. (Sehr richtig I) Am unglücklichsten scheint mir aber der Vor schlag des Herrn Seemann zu sein, das Blatt vorzudatieren. (Zuruf: Spatz!) Denn das ist doch eine Täuschung, in die wir uns hineinversetzen, und selbst soll man sich doch nicht täuschen. Ich möchte nur das eine noch sagen: unser Bestreben geht da hin, daß diejenigen Firmen, die das Blatt bisher abends be kommen haben, es auch ferner abends bekommen; denn wenn Sie auch etwas daran sparen gegenüber dem Kreuzbandporto, so haben sie doch ganz erheblich größere Lasten auf sich genom men, namentlich, wie eben angeführt worden ist, die Berliner, denen, wenn sie das Blatt erst morgens bekommen haben, die Sache gar nichts gekostet hat; wir haben es um 10 Uhr morgens mit der Bestellanstalt erhalten, und das genügt, vor 10 Uhr werden Sie doch Wohl kaum dazu kommen, es zu lesen. Herr Artur Seemann, Leipzig: Ich wollte nochmals sagen, daß es meiner Ansicht nach eine große Ungerechtigkeit wäre, wenn diejenigen Personen, welche bisher das Blatt per Kreuzband mit Aufwendung von 37 im Jahr abends an demselben Tage bekommen haben, nun deshalb, weil sie es früher gehabt haben, in Zukunft auch so begünstigt werden sollen, daß sie es abends bekommen, während alle übrigen es erst anderen Tages bekommen; denn die Bedingungen sind ja für beide Teile gleich, und es ist un möglich, mehr als 1000 Kreuzbänder morgens sertigzustellen. Da noch ungefähr 1000 Bezieher per Kreuzband beziehen, kön nen wir nur denen die Begünstigung zuteil werden lassen, die sie bisher gehabt haben, die anderen 3000 können wir aber nicht begünstigen. Wenn der Vorschlag der Herren zur Tat würde, würde sich sofort eine große Klage über ungleiche Be handlung erheben. Ich bin also dafür, daß eine möglichst große Gleichmäßigkeit herbeigefllhrt wird und daß, wenn möglich, das Börsenblatt jedem morgens 8 Uhr auf den Tisch gelegt wird. Das ist eigentlich der einzige vernünftige Vor schlag. Ich weiß, daß Zeitungen, die morgens erscheinen, am Abend vorher gedruckt werden und das Datum des nach folgenden Tages tragen. Warum sollte sich das hier nicht machen lassen? Was das »Abendblatt« betrifft, so tväre das gewiß sehr schön für alle Leute, die in der Nähe von Leipzig wohnen, diejenigen aber, die entfernt wohnen, in Königsberg, Straßburg, Freiburg usw., werden bald wieder mit Klagen kommen; nur für diejenigen, die das Glück haben, in der Nähe zu wohnen, ist es ein Vorzug, während die Herren, die weiter weg wohnen, es sich verbitten werden; denn sie werden sagen: die bekommen die Offerten viel früher, die sind also begünstigt, wir wollen gleich behandelt werden mit ihnen. Darum halte ich den Grundsatz für richtig: es muß dahin ge wirkt werden, daß alle Bezieher des Börsenblattes außerhalb Leipzigs es morgens um 8 Uhr in Händen haben. Das läßt sich mit den entsprechenden technischen Einrichtungen machen, und das ist meines Erachtens die einzige gerechte Art, wie das Börsenblatt verteilt werden kann. Vorsitzender: Ich habe mich von vornherein dagegen erklärt, daß Leip zig den Vorzug hat, der sich aus den lokalen Verhältnissen er gibt, und wenn es immer heißt: außerhalb Leipzig mutz Gleichmäßigkeit angestrebt werden, so muß ich sagen: wenn wir wirklich Gleichmäßigkeit Herstellen wollen, dann muß diese Gleichmäßigkeit auch für Leipzig gelten, entweder — oder! Wenn Sie künftig das Börsenblatt zurllckhalten und die grö ßere Leistungsfähigkeit, die Berlin und Hannover durch die Postverbindungen haben, für diese Orte unmöglich machen wollen, nun, dann schön, dann soll allgemeine Gleichmäßigkeit 1785»