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46, 24. Februar 1900. Nichtamtlicher Teil. 1575 verhaftet und mußte bis zum Mai 1787 auf dem Hohen- asperg schmachten. Die »Deutsche Chronik« erschien noch von 1787—1791. Bald nach der Gefangensetzung Schubarts trat Ludwig Weckherlin mit seinen Zeitschriften hervor, die von 1778—1788 erschienen und folgende Titel führten: »Chrono logen» 12 Bände, »Das graue Ungeheuer» 13 Bände und »Hyperboreische Briefe« 6 Bände. So bedeutend die Wir kung auf weitere Leserkreise war, die Wieland, Schubart und Weckherlin mit ihren Zeitschriften ausübten, einen leitenden Einfluß vermochten sie nicht zu gewinnen, einen solchen wußte nur A. L. Schlözer mit seinen »Staatsanzeigen» zu erringen, die von 1783—1794 in Güttingen herauskamen. Schlözer ist als der bedeutendste Publizist des achtzehnten Jahr hunderts anzusehcn. Außer den Journalen von Wieland, Schubart, Weckherlin und Schlözer, in denen die politische Stimmung des letzten Drittels des achtzehnten Jahrhunderts am klarsten und nach drücklichsten zum Ausdruck kam, erschien noch eine große An zahl von Zeitschriften, die teils nur in einseitiger Weise die Ereignisse besprachen und beurteilten, teils ohne selbständigen Standpunkt bloß eine Art Sprechsaal des Publikums bildeten. Zu nennen sind das »Patriotische Archiv für Deutschland» von Fr. K. v. Moser, das »Journal von und für Deutsch land» von L. F. G. v. Gökingk und Sigm. v. Bibra, das »Göttingische historische Magazin» von Meiners und Spittler, das »Deutsche Museum» von CH. W. v. Dohm und H. CH. Bote, die »Minerva, ein Journal historischen und politischen Inhalts» von I. W. v. Archenholtz, das »Braunschweigische Journal» von I. H. Campe, ferner A. Hennigs »Genius der Zeit«, P. A. Winkopps »Journal für Denker und Männer von Geschmack», I. F. Reichardts »Deutschland«. Wie diese Journale den allgemeinen Anschauungen der neuen Zeit zu entsprechen suchen, so fehlt es auch nicht an Blättern, die sich dem unruhigen Geiste der großen Menge abwehrend gegenttberstellten; es waren dies besonders G. B. v. Schirachs »Hamburger Politisches Journal« 1781—1839 und L. A. Hoffmanns »Wiener Zeitschrift» 1792—1793. Hier ist auch noch das »Magazin der Kunst und Litteratur« zu nennen, das von 1793—1797 in Wien erschien. Obwohl gegen den Schluß des achtzehnten Jahrhunderts die litterarischen Interessen stark in den Hintergrund gedrängt wurden, fehlte es doch nicht an Unternehmungen, sie zu erhalten und wieder zu beleben. So hatte Schiller 1785 die »Rheinische Thalia« gegründet, fand aber mit der Monats schrift keinen Anklang, so daß gleich nach dem ersten Hefte eine Pause von zehn Monaten eintrat. Auch Aeuderungen des Titels, von 1786—1791 nur »Thalia«, von 1792- 1793 »Neue Thalia», blieben ohne Wirkung, so daß das Unternehmen fallen gelassen werden mußte. Ende 1794 kündigte Schiller die »Horen» an und erklärte in seiner Ankündigung aus drücklich, das Journal solle einem dringenden Bedürfnisse abhelfen; es sei zu dem Zwecke gegründet, die eingeengten Gemüter aus der starke« Gewalt, mit der politische Begeben heiten und Meinungsverschiedenheiten jetzt alles gefangen genominen haben, »durch ein allgemeineres Interesse an allem, was rein menschlich und über allen Einfluß der Zeiten er haben, wieder in Freiheit zu setzen und die politisch geteilte Welt unter der Fahne der Wahrheit und Schönheit wieder zu vereinigen«. Der mit Januar 1795 beginnende erste Jahrgang der »Horen« zählte alsbald über 1500 Abnehmer; aber schon Ende 1797 mußten die »Horen« eingehen. Auch dem von den Gebrüdern Schlegel herausgegebenen »Athenäum« war nur ein kurzes Leben beschicken. Nach Ostern 1798 erschien das erste Stück des ersten Bandes, und schon im Sommer 1800 war es mit dem »Athenäum« zu Ende. Ebenso rasch ging es mit den von Goethe und dem Maler und Kunsthistoriker Heinrich Meyer herausgegebenen »Pro pyläen« (1798—1800). Einem allgemeinen Bedürfnis kam F. I. Bertuch mit seinem »Journal des Luxus und der Mode« entgegen, das von 1787—1827 erschien. Mit einem kurzen Ueberblick über das Friedericianische Zeitalter schließt der erste Band von Salomons Geschichte des deutschen Zeitungswesens. Das vorstehende Gerippe kann natürlich nur eine schwache Vorstellung von dem ungemein reichen, eine Fülle von neuen Ergebnissen darbietenden In halte des Werkes geben. Nach Erscheinen des Schlußbandes, der in baldige Aussicht gestellt ist, soll auf das verdienstvolle Werk zurückgekommen werden. Kleine Mitteilungen. Die -llsx Heinze». — Der Neuen Freien Presse wird aus Berlin folgendes mitgeteilt: »Es bestätigt sich, daß zwischen der Regierung und den Parteien ein Kompromiß über die llsx Heinze zu stände gekommen ist. Die Reichstags - Mehrheit läßt die Heraufrückung der Schutzgrenze für junge Mädchen und den söge- ' nannten Arbeitgeber-Paragraphen fallen und wird dem auf die Kunst bezüglichen Paragraphen eine andere Fassung geben. - Deutsches Jmport-Musterlager in Konstantinopel. — Die Firma L. Hensel's Erben in Konstantinopel, die dort seit vierzig Jahren besteht, hat sich entschlossen, in Konstantinopel ein Jmport-Musterlager deutscher Erzeugnisse einzurichten. Die Bedingungen für die Beteiligung teilt die Deutsche Exportbank A.-G., Berlin IV., Derfflingerstraße 4, mit. Schwindelfirmen. — Der deutsche Reichsanzeiger warnt vor der Schwindelfirma W. Siehl alias W. Siehl W. Zoon (Wzn), Guillaume Siehl Lls, F. W. Zwitzer, Maison Zwitzer, die in neuester Zeit unter dem Namen Carl Daniel, Lombokstraße Nr. 1, von Rotterdam aus mit deutschen Firmen Beziehungen anzuknüpfen suche. Auch aus Katendrecht soll diese Firma Warenbestellungen versenden. — Außerdem wird vor der Anknüpfung von Geschäfts verbindungen mit Charles Man! im Haag, Körte Potett 10, gewarnt. Pariser Weltausstellung. — Der Deutsche Reichsanzeiger giebt folgendes bekannt: -Von verschiedenen Gesellschaften, die sich mit der Uebernahme geschäftlicher Vertretungen der an der Pariser Weltausstellung teilnehmenden Firmen befassen, sowie von ein zelnen Personen, die den Wunsch hegen, derartige Vertretungen zu übernehmen, sind in letzter Zeit wiederholt an deutsche Aussteller Anträge gerichtet worden, die nach ihrer Fassung die Meinung auf- kommen lassen könnten, es ständen diese Gesellschaften oder Einzel personen mit dem Reichskommissariat in geschäftlichem Verkehr und seien von diesem zur Stellung jener Anträge ermächtigt worden. Demgegenüber ist zu bemerken, daß das Reichskommissariat mit keiner jener Gesellschaften oder Privatpersonen in irgend welcher direkten oder indirekten Beziehung steht, daß der Reichs kommissar es vielmehr grundsätzlich ablehnt, bestimmte Gesell schaften oder Privatpersonen als zur Uebernahme von Vertretungen besonders geeignet zu empfehlen und sich auch sonst jeder Ein mischung in diese Frage unbedingt enthält. Die Herren Aus steller werden daher gut thun, den oben erwähnten Anträgen gegenüber größte Vorsicht zu beobachten.- Ueberproduktion in Bibeln. — Wie dem -lonrval äss vebats« geschrieben wird, befinden sich die Vibelverleger in Amerika gegenwärtig in schwerer Krisis. Die Verlagsbuchhändler, die sich ausschließlich mit religiöser Litteratur befassen, haben die Heilige Schrift in einer so großen Menge von Exemplaren drucken lassen, daß die Bibeln im Preise fast aus Null ge sunken sind; sie liegen massenhaft auf Lager und finden keine Käufer. Es ist eine Art Bibelkrach. Die amerikanischen Verleger schlossen nun ein Syndikat, um ihren Ruin zu beschwören — ver gebliches Bemühen! Dann hofften sie sich mit Hilfe Englands aus ihrer mißlichen Lage zu befreien, aber wieder ohne Erfolg; denn in England besteht ein Bibelmonopol. Die Universitäten Oxford und Cambridge besitzen das ausschließliche Privilegium, die Heilige Schrift zu drucken und zu verlegen. So bleiben Amerika als einzige Absatzquellen seine Missionen. Ferienkurse in Greifswald. — Die diesjährigen Ferien kurse der Universität Greifswald (VII. Jahrgang) finden vom 211*