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5046 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. .,1/ 107, 13. Mai 1813. bimus« 1 Ml Mark. Gesaintslimmc aus 20 Werke« in 30 Jahren 53 875 Mark. Das macht pro Jahr eine Einnahme von noch nicht an nähernd 2000 Mark. Also weniger als heute im Durchschnitt ei» »ge lernter Arbeiter« verdient. Wobei noch zu bemerken l bis zum »Trau mulus« hatte sich das »Einkommen« des Dichters nach der obigen Aus stellung aus nur etwas über Ivo Mark pro Jahr belaufen. Zwanzig Jahre lang!« Die geringe Wertung geistiger Arbeit ist eine Angelegen heit, die Schriftsteller und Verleger gleichermaßen angeht. Be strebungen, die materielle Lage des Künstlers zu heben, können daher in unserm Lager nur Sympathien finden. Und wenn der »Schutzverband Deutscher Schriftsteller«, der diesen Dingen hier in Berlin jetzt seine Aufmerksamkeit schenkt, mit den deutschen Verlegern Hand in Hand gehen will, um Mitzstände — notabene beibeiden Parteien — zu bekämpfen, so sehe ich keinen Grund, warum der Verleger sich ablehnend verhalten sollte. Die Erleichterung in der Benutzung der Bücherschätze der öffentlichen, wissenschaftlichen Preußischen Bibliotheken läßt einen gewaltigen Fortschritt erhoffen. Die Königliche Bibliothek in Berlin hat sich bekanntlich der Ausgabe unterzogen, ihren Kata log und den der zehn preußischen Universitätsbibliotheken in ein Alphabet zu bringen. An dieser Riesenaufgabe wird seit Jahren gearbeitet. Die Hauptfrage war nun die: Soll dieser Katalog, wenn vollendet, auch gedruckt werden? Generaldirektor v. Harnack hat, wie das B. T. erfährt, in der letzten Zeit diese Frage nicht nur bejaht, sondern er tritt auch für mögliche Beschleu nigung ein. Ein sichtbares Zeichen dieses höchst lobenswerten Unternehmens liegt in einem Probedruck vor, der von dem Vor steher des Gesamikaialogs, Oberbibliothekar vr. Fick, redigiert nnd einer größeren Anzahl von Fachgenossen vorgelegt wurde. Eine eingehende Besprechung im Kreise der Berliner Bibliotheken hat ergeben, daß die Kosten für dieses große Werk viel weniger als eine Million betragen werden, wenn zwei Millionen Titel, 60 Quartbände L 800 Seiten und 1000 gedruckte Exemplare dieses Katalogs zugrunde gelegt werden — eine wahrhaft win zige Summe gegenüber den Vorteilen, die alle Benutzer jener Bibliotheken, ja alle wissenschaftlichen Arbeiter daraus ziehen würden. Die Beschleunigung der Drucklegung würde auch be wirken, daß wir nicht allzu lange hinter England zurückstehen müssen, das in seinem gedruckten Katalog der Bibliothek des British Museum schon seit Jahren das besitzt, wonach wir erst streben. Auch ist zu hoffen, daß, wenn erst einmal eine größere Probe vorliegt, einige weitere deutsche wissenschaftliche Biblio theken sich dem Unternehmen anschlicßen werden. Dann würde der preußische Gesamtkatalog in höchst erfreulicher Weise zu einem deutschen Gesamtkatalog erweitert und demzufolge für alle For scher viel nützlicher werden. Wie ich schon berichtete, hat der Vorort Wilmersdorf be schlossen, dem »Archiv für Weltliteratur« in städtischen Räumen ein Obdach zu gewähren. Über die nähere Einteilung dieses grotzangelegten Unternehmens berichtet der dortige »General-Anzeiger« das Folgende: Im Parterre des Lchrerhauscs sollen die vier grössten Räume für öffentliche Leseräume Verwendung finden. ES soll ein Lese zimmer eingerichtet werden, in dem hundert Tageszeitungen ausgelcgt werden. Ties soll in der Form geschehen, das, jede einzelne Zeitung täglich ausgewechsclt in einen Zeitungshalter eingeklemmt und auf gehängt wird. In einem andere» Lesezimmer sollen die für die Zwecke der technischen Auskunft bearbeiteten etwa 000 technisch-gewerblichen Zeitschriften ausgelcgt werden. Jede Zeitschrift soll in einer besonderen Mappe gesammelt werden, wobei sämtliche Nummern des lausenden Jahrganges bis zum Jährcsschluß ausbewahrt werden. Da für das Binde» dieser Zeitschriften die Mittel fehlen, sollen am Jahresschlüsse die kompletten Jahrgänge an Volksbibltotheken Verschenkt werden. Ein drittes Lesezimmer wird für sozialwisscnschastliche »nd philosophische Zeitschriften eingerichtet und ein vierter Lcscsaal für allgemeine Re vuen sowie politische Periodika. Die Verwaltung dieser vier großen Lesezimmer soll durch Bibliothekar Frensdorfs, der gegenwärtig die Bibliothek der Treptower Sternwarte verwaltet, übernommen werden. Ferner soll im ersten Stock des Gebäudes zunächst die sozialwissenschast- lickie Handbibliothek untergebracht werden, die nach der soziologischen und technisch-gewerblichen Seite weiter ausgebaut werden soll. Die Handbibliothek zählt bereits über zweitausend Bände. Im zweiten Stock soll weiter das Zeitungsmuseum Ausstellung sinden. Das Zeitungsmuseum besteht aus den in der Publikation »Deutsches Zcitungsarchiv« auszugsweise wiedergcgebenen Original artikeln, die einzeln auf haltbaren Karton ausgeklebt und in bestimmter Reihenfolge eingchestet ausbewahrt werden. Z» dieser Ausschnittfamm- lnng werden ausftthrliche Register bearbeitet. Die Bearbeitung des Zeitungsarchivs hat am 1. Januar dieses Jahres begonnen, die Zahl der bearbeiteten und bereits ausgeklebten gesammelten Aussätze beträgt etwa 1100. Die Gesamtzahl pro Jahr durste sich aus etwa 10000 belaufen. Da jede Sammelmappe 250 Ausschnitte beherbergt, erfordert jedes Jahr etwa 40 derartiger Sammelmappen. Da die Zeitungsliteratur nach ganz kurzer Zeit bereits sehr schwer zu beschaffen ist, weil die einzelnen Zcitungsnummcrn in der Regel vergriffen sind, bietet die Sammlung der Ausschnitte für die Wissenschaft, aber auch für die Journalistik und für sonstige praktische Zwecke ein wertvolles Hilss- mittel, dessen praktische Benutzung durch die Monatsansgabe des »Zet- tungsarchivs« sehr erleichtert wird. Im ersten Stock soll serner ein Kartcnrepcrtorium der Welt literatur Aufstellung finden. Diese Ausstellung ersolgt in Karten- schräuken, von denen jeder 144 000 Karten saßt. Die Nachweisungen er strecken sich nicht nur auf die Bücher- und Broschiirenliteratur, sondern auch anf Parlaments- und Kongreßreden, sowie vor allem die Zeit schriftenaussätze in etwa viertausend Fachzeitschriften. Die Zahl der vorhandenen Literaturnachweise beträgt gegenwärtig etwa eine halbe Million. Der Zweck dieses Kartenrepertoriums ist die Auskunftscrtci- lung über die über irgendeinen bestimmten Gegenstand bereits vor handene Literatur. Die Auskunftsstelle wirb bereits jetzt in zahl reichen Fällen von Parlamentariern, Schriftstellern, Studenten und Prosefsoren benutzt. Die Auskunftscrteilung ersolgt gegen eine geringe Gebühr durch einen Beamten: es ist aber vorgesehen, daß auch Auskunftsucheude selbst an die Kartcnschränke Herangehen, um sich die gewünschte Literatur heraussuchen zu können. Das Kartenreperto- rium erstreckt sich aus folgende Gebiete: die gesamte» Sozialwisseu- schaften, Wirtschaftswissenschaften und die Politik seit dem Jahre 1005: die gesamte Technik, Industrie und Gewerbe seit dem Jahre 1908: die gesamten Rechtswissenschaften seit dem Jahre 1880. Die zahlreich in der Handbibliothek vorhandenen Ouellenwcrke ermöglichen aber cine Aus- knnftserteilung, die sich zum Teil bis zum Jahre 1820 zuriickerstrcckt. Alle diese Einrichtungen sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, »Nb zwar in der Weise, daß gegen eine Gebühr — gedacht ist ei» Beitrag von etwa 1—2 Mk. — eine Benutzungskart« ansgegcben wird mit der Gültigkeitsdauer von einem Jahre. Im Anschluß an die Bücher aus Menschenhaut sind im »Ber liner Tageblatt« noch andere Kuriosa auf dem Gebiet der Biblio philie zur Sprache gekommen, von denen ich einiges zitiere: »Die Klcinschreibkunst datiert schon aus alter Zeit, denn Pliuius kannte ein geschriebenes Exemplar der Ilias, das in einer Nußschale untcrgebracht werden konnte. In neuerer Zeit gravierte ei» gewisser M. Toppan in New Nork 12 000 Buchstaben auf eine Platte, die einen Achtelzoll Flächeninhalt lenglisch — 80,0395 Onadratmillimeter: 1 eng lischer Zoll — 25,4 Millimeter. Die Red.) hatte. Von gestochenen Platten gedruckt sind auch die den Bibliophilen wohlbekannten win zigen Bände des »llaglisir Itijoa LImansc«, die etwa Zoll hoch und 14 Zoll breit sind und 37 Blätter enthalten, darunter mehrere Seiten Musik und einige Porträts, deren bekanntestes den Romanschriftsteller James Fenimore Cooper darftellt. Schwieriger noch in der Herstellung und darum interessanter sind solche mit beweglichen Typen gedruckte» mikroskopischen Merkwürdig keiten. Zu ihnen gehört das kleinste Buch der Welt, das nur 9,5 Milli meter lang und 0 Millimeter breit ist und auf jeder Seite neu» Zeilen mit zusammen rund 100 Buchstaben zählt: es wurde 1862 von Salmin in Padua gedruckt und hat auch literarischen Wert, denn es enthält einen unveröffentlichten Brtes Galileis an Christine von Lothringen. Aus derselben Ossizin stammt eine 500 Setten starke Dantcausgabe im Format 37: 22 Millimeter vom Jahre 1870. Die kleinste Bibel wurde von David Brycc L Sohn 1890 in Glasgow gedruckt: sie zählt 930 Seiten dünnsten indischen Papiers und ist 1V,:1Vs Zoll groß: bedeu tend winziger noch ist bas Neue Testament desselben Verlages, das "/, Zoll in der Länge und 14 Zoll in der Breite mißt. Noch ein ori gineller Mintaturband ist »Mosm Ilookje ckoor« betitelt, der »kleine Blumenhof«: er ist 1074 von B. Schmidt in Holland gedruckt, zählt 49 Seiten und hat gerade ein Viertel der Größe einer englischen Penny- postmarkc. Eine ganze Reihe anderer Ltliputblicher schließlich führt Slaters »Handbuch für Bitchersammlcr« auf.«