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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. .U 123, 29. Mai 1916. Oberlandesgerichtsrat Joseph Pertaler, der auch als Abgeord neter des Frankfurter Parlaments bekannt ist, hat den Mosen« geilschen Text mit den Grillparzerschen Änderungen wieder her ausgegeben, was Ambros. Mayr veranlaßt hat, ihn einfach in die Werke Pertalers aufzunehmen. Den auch sonst außerordentlich lesenswerten Erinnerungen an Marie von E b n e r - Es ch e nb a ch, die Fritz Mauthner in Nr. 171 des Berliner Tageblatts vom 2. April veröffentlicht hat, möchte ich eine entnehmen, da sie den Buchhandel besonders an geht. Marie von Ebner-Eschenbach hatte in einer Gesellschaft, in der sie mit einer Baronin »Soundso, einer sehr lieben Frau«, und einem jungen, »sehr gebildeten Herrn« von der Deutschen Botschaft zusammen war, von letzterem sehr zu leiden. — Doch ich will die-eigenen Worte der Schriftstellerin anführen: »Da hat der Attache von meinen armen Büchern zu reden angefangen und nicht aufgehört und immer so schrecklich große Ausdrücke ge braucht, daß ich mich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen hätte. Das hat die Baronin alles mit anhören müssen und hat mir immer freundlich zugenickt, als wär's auch ihre Meinung. Dann hat sie aber gesagt: Ich hakü auch schon von Ihrem neuen Buch erfahren, liebe Ebner, ich hätte mir es schon angeschafft. Aber was macht man nachher damit?«. Mauthner fügt hinzu: »Wie entzückend die Dichterin bei solchen Spitzbübereien kichern konnte, und wie die gütigen Schel- menaugen blitzten!« Die Firma Edmund Meyer in Berlin hat in ihrem Geschäftslokal eine Sammlung alter Flugblätter, Maueranschläge und Stammbücher, die sich aus Berlin beziehen, vereinigt, die sie in einer Sonderausstellung ihren Kunden zur Kenntnis bringt. Dem sich glücklicherweise vergrößernden Kreise von Liebhabern, die für Berlin und seine Geschichte etwas übrig haben, ist ein Besuch dieser Ausstellung warm zu empfehlen. Einen sehr erfreulichen Erfolg im Kriegsjahr 1915/16 hat der Bazar zu verzeichnen. Der Geschäftsbericht der B a z a r - A k t. - G e s. weist eine Erhöhung der Betriebsein nahmen von ^ 321 279.— auf ^ 333168.— und des Zins- gewinnes von «L 33 651.— auf 34 572 auf, und der verteil bare Überschuß beträgt .K 171944.— gegen 152991.— im Vorjahre. Dieser Überschuß ist erzielt trotz der naturgemäßen Rückgänge auf Anzeigen-Konto und des Ergebnisses der fremden Ausgaben durch den erheblichen Zuwachs an Abonnenten und den stärkeren Verkauf von Schnitten und Mustern an Abonnenten. Da das Aktienkapital längst zurückbezahlt ist, fällt der Gewinn lediglich an die Inhaber der Genußscheine, der wie im Vorjahre auf ^ 30.— für jeden Genutzschein festgesetzt ist. Berlin, Anfang Mai 1916. R. L. Prager. Deutsches Bücherverzeichnis der Jahre 1911 dis 1914. Eine Zusammenstellung der im deutschen Buchhandel erschienenen Bücher, Zeitschriften und Land karten. Mit einem Stich- und Schlagwort register. Bearbeitet von der Bibliographischen Abteilung des Börsenvereins der Deut schen Buchhändler zu Leipzig. Lieferung 9 und 10 (Jahrbücher—Kyser), Seite 1281—1592, nebst Titel blatt zum Ersten Band (1911 bis 1914 A—K), Vorwort und Erklärung häufig wiederkehrender Abkürzungen und bibliographisch-technischer Ausdrücke. Lex.-Z". Leipzig 1916, Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Vollständig in etwa 30 Lieferungen zu je 5 oder in 3 Bänden zu je etwa 50 Mit der vor kurzem ausgegebenen Doppellieferung 9 und 10 liegt nunmehr der erste der drei Bände des großen Katalogunternehmens 678 fertig vor, mit dem seit 1914 der Börsenverein der Deutschen Buch händler der Literatur und dem Buchhandel zu dieuen sich bemüht. Unseren Lesern ist der Sachverhalt bekannt, der die umfängliche und verantwortungsvolle Aufgabe in die Hände des Börsenvereins gelegt hat: gleichwohl mag auch hier wiederholt sein, daß sein enger Zu sammenhang mit dem neugeschaffenen großartigen Unternehmen der »Deutschen Bücherei« in Leipzig den Börsenverein die Pflicht er kennen ließ, auf dem von ihm angebahnten Wege fortzuschreiten, seinem werktätigen Eintreten in den Dienst der Berufsgenossen weitere Ausdehnung zu geben und zugleich auch dem deutschen wissenschaft lichen, literarischen und künstlerischen Leben nützlich zu sein. Der Erwerb des Kayserschen Bücherlexikons im Jahre 1914 mar der erste Schritt auf diesem neuen mühevollen Wege. Nach längeren, von vertrauensvollem Entgegenkommen getragenen Verhandlungei' entschloß sich dann auch die altbewährte Führerin im deutschen Katalog- wcsen, die I. C. Hinrichs'sche Buchhandlung in Leipzig, dazu, ihrer während 118 Jahre durch fünf Generationen einer Familie treu ge pflegten vornehmsten Verlagsbetätigung zugunsten des im Börsen verein verkörperten Gemeinwohls zu entsagen. Damit ergab sich die Möglichkeit, das Kaysersche Bttcherlexikon, die Hinrichsschen Mehrjahrs kataloge und auch den Georgschen Schlagwortkatalog in dem von der Bibliographischen Abteilung des Börsenvereins zu schaffenden »Deut schen Bücherverzeichnis« zu vereinigen und dadurch dem deutschen Buch händler sein unentbehrlichstes Handwerkszeug erheblich zu verbilligen. Ein weiterer Vorteil liegt in der umfassenden Sammeltätigkeit der »Deutschen Bücherei« und ihrer genauen Verzeichnung. Sie bildet die gegebene unübertreffliche Eirundlage für die Deutsche Bibliographie und verbürgt die denkbar größte Vollständigkeit. Die vorliegende Doppellieferung 9 und 10 beginnt mit der Weiter führung des in Lieferung 8 abgebrochenen Stichworts »Jahrbücher und schließt die erste Hälfte des alphabetischen Titelverzeichnisses mit dem Verfassernamen Kyser. Der erste Band des Verzeichnisses für die vier Jahre 1911 bis 1914 ist damit abgeschlossen. Er führt die Seitenzahlen bis 1592. Band-Titelblatt, Vorwort, Erklärung der Abkürzungen sowie der buchhändlerisch- und bibliographisch-technischen Bezeichnungen sind ihm beigcgebcn. Der folgende zweite Band wird die Buchstaben L bis Z umfassen; ein dritter Band mit dem Stich- und Schlagwortregister wird diesen ersten Mehrjahrskatalog des Börsen vereins völlig zu Ende führen. Cs ist zu erwarten, daß er die vielen Benutzer befriedigt und daß alle am Werke Beteiligten mit Genug tuung auf glückliche Überwindung der Schwierigkeiten des Anfangs werden zurückblickcn dürfen. Über die vielen Verbesserungen und Erleichterungen, die diese bibliographische Verzeichnung bringt, ist in den Nummern 212 und 287 d. Bl. vom Jahre 1915 zum Teil ausführlich berichtet worden. Als besonders wichtig begrüßen wir nicht nur die ziemlich streng dnrchgeführte Vollständigkeit der Titelwiedergabe, unter möglichster Vermeidung von Abkürzungen, sondern vor allem auch die angestrebte und unter der förderlichen Mitwirkung der Deutschen Bücherei zum Teil auch erreichte Vollständigkeit in Verzeichnung alles dessen, was deutsches Schrifttum, soweit es den Buchhandel zur Verbreitung braucht, im In- und Auslande an Druckwerken hervorgebracht hat. Leider gar zu oft hält sich noch manches davon, sei es aus Unkenntnis, sei es aus Selbstgenügsamkeit, dem Buchhandel fern. Manche Ver legenheit, verlorene Mühe und Zeit, dazu gelegentlich auch Verdruß erwuchsen dem Sortimenter aus der nicht seltenen Unmöglichkeit, ein verlangtes, bestimmt erschienenes Buch zu beschaffen, das er nirgend verzeichnet fand und über dessen Existenz manchmal selbst große Bibliotheken keine Auskunft wußten. Dem unzweifelhaften Übel nach Möglichkeit zu steuern, ist ein hoch anznschlagender Vorzug des »Deut- chcn Bücherverzeichnisses«. Vom Vorschreiten des Werkes darf übrigens noch manche weitere Verbesserung in den Titelaufnahmen erwartet werden: denn der gegenwärtig vorliegende Band war zu Kantate 1915, dessen Börsen- vereins-Hauptversammlung den Ausschuß für die bibliographischen Ar beiten eingesetzt hat, schon lebhaft in der Herstellung begriffen, so daß manche der später vom Ausschuß aufgestellten Vorschriften, nicht durch weg mehr Anwendung finden konnten. Mancherlei Schwierigkeiten haben sich der Arbeit entgegengestellt. Einberufungen zum Heeresdienst entzogen der Bibliographischen Ab teilung geschulte Kräfte, und wenn auch Ersatz zur Hand war, so be durfte dieser doch mehr oder minder langer Zeit zur Einarbeitung: die Stetigkeit der Arbeit hatte darunter zu leiden. Auch durch die herr schende Teuerung machte sich der Krieg störend bemerklich. Zahlreiche Preisändcrungen mußten berücksichtigt werden, was beim schnellen Vorschreiten des Drucks leider nicht in allen Fällen möglich war. So macht sich ein Nachtrag nötig, der dem zweiten Bande (S—Z) beige geben werben soll. Vorübergehende Preiserhöhungen, auch Erhöhungen des Verlegerrabatts sind unberücksichtigt geblieben.