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^ 143, 24. Juni 1913. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. b. Dischn. Buchhandel. 6649 Ein Sammelwerk. e^cr Verlag L. Staackmann in Leipzig, der, wie nicht viele unserer Buchverleger von heute, die Tradition aufrechterhält, daß der Verleger dem Autor gegenüber nicht nur eine rein geschäftliche, kühl erwägende Persönlichkeit, sondern vielmehr auch ein treuer und wohlmeinender Berater sein soll, begibt sich soeben an die Herausgabe eines bedeutenden Werkes. Dieses Werk, das nicht weniger als 40 Bände umfassen wird, stellt die Lebensarbeit Peter Roseggers dar. Das heißt mit anderen Worten: alles, was der steirische Dichter im Verlaufe seines nunmehr 7Ojährigcn Lebens geschrieben hat, alles, womit er sich Freunde und Verehrer, Schüler und Nach- cifercr erworben hat, alles, wodurch er gerührt und ergötzt, weinen und lachen gemacht hat, wird sich in jenen vierzig Bänden vereinigt finden, die in ihrer Zahl allein eine kleine Bibliothek ausmachen werden. Wird das ein Schatz sein! Die Post hat mir soeben den ersten Band ins Haus gebracht. Und ich sehe ein schmuckes Buch, das in Pappe gebunden ist und dessen Einband die rechte Leib- und Herzfarbe Peters führt: waldgrün. Die Wahl dieser Farbe ist sicherlich nicht Zufall. Staackmann hat ganz recht empfunden: Der Waldschulmeister darf weder ein rotes, noch ein gelbes, noch ein violettes Gewand tragen. Grün muß es sein, grün wie die Eichenblätter des Sommers, grün wie das Gras, über das Sonnenschein und Regen gegangen sind. Und klappt man das Buch auf, dann schaut einem der Peter leibhaftig entgegen: als junger Bursch, da er die erste Hand an den Waldschulmeister gelegt hat und noch lange nicht gewußt hat, was für berühmte Kerle aus ihm selbst und seinem Schulmeister werden sollten. — Und noch eins: der alte Rosegger ist nicht etwa faul gewesen, wie's ihm sein Alter wohl verstaltet hätte, ohne daß sich irgend ein Moraliste sonderlich darüber aufregen und aufhalten würde. O nein, der Dichter von siebzig Jahren hat's einem weit jüngeren gleichgetan: er hat an seinem Lebens werk gebosselt und gefeilt, gekürzt und verändert. Nicht, wie er im Vorwort zu den „Gesammelten Werken" selbst sagt, am Gehalt, an der Empfindung und an der Gesinnung, beileibe, die hat er so gelassen, wie sie waren. Nur „Lügen, Wiederholungen, Jrrtümer, Polemiken, Sentimen talitäten und was sonst etwa von dem reiferen ilbcrschauer seiner Vergangenheit als geschmacklos empfunden würde", hat er geteilt. Im Herbst 1912 ist'e gewesen, als er diese Arbeit getan hatte. Aber in ihm war's, als ob die Weltordnung auf den Kopf gestellt worden wäre, denn im Herbst 1912 hat in Peter Rosegger der Frühling geherrscht, der Frühling vor 40 und 50 Jahren. Und schön warm war's damals gewesen, warm und sonnig, und der Schulmeister hat die Nase voll frischen, würzigen Waldduft genommen. ... Leo Heller in „Breslauer Zeitung". BandZ der „Gesammelten Werke" v°„ Peter Rosegger Die Älpler in Wald- und Dorfgeftalten gelangt am Z. Juli zur Ausgabe. Die nächsten Wochen bieten die besten Aussichten zur Gewinnung neuer Subskribenten! Leipzig, im Juni I9IZ L. Staackmann Verlag