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8926 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 177, 3. August 1909. man denke nur an Mannet, Sully, an Sarah Bernhardt, an die Düse, an Joachim. Herr de Caillaret entgegnete, die Schauspieler oder ausübenden Künstler würden für ihr Spiel, wenn es kinematographisch oder phonographisch ausgenommen werde, viel besser bezahlt als die Autoren selber, und denken jeden falls keineswegs daran, mit letzteren zu teilen. Herr Baron P. de Rosenkrantz, Romanschriftsteller und Dramatiker in Kopenhagen, war im Gegenteil der An sicht, man sollte den Schauspielern eine Art Miteigentum an den von ihnen vor dem Kinematographenapparat ge spielten Werken einräumen, wobei das ursprüngliche Eigentum dem Verfasser des Stückes gehöre; ein solches Abkommen empfehle ich um so eher, als die Theaterdirektoren aus Furcht vor der Konkurrenz der Kinematographenanstalten ihren Schauspielern die Aufführung von Rollen vor den Kine- matographenapparaten untersagen; somit sollte man auch die Schauspieler an diesen neuen Aufführungen beteiligen. Diese Frage, die schon auf dem Weimarer Kongreß im Jahre 1903 untersucht wurde, zu einer Zeit jedoch, wo man noch wenig Ausnahmen vom Spiele der Schauspieler machte, wird in Kürze wieder behandelt werden; man wird dann nach Herrn Ost er rieth die rechtlichen Beziehungen zwischen dem Schutz der Inszenierung und dem Schutz der Stimme des Sängers oder dem Vortrag des Darstellenden zu prüfen haben. Schließlich bemerkte Herr Röthlisberger, es bereite sich auf diesem Gebiet in den wissenschaftlichen Ansichten ein lehrreicher Umschwung vor: in einem in der Juninummer der Zeitschrift Osterrieths veröffentlichten Aufsatz lege Professor Köhler dar, daß entgegen seinen früheren Anschauungen, nach denen der ausübende Künstler nur ein Individualrecht hätte geltend machen können, zu seinen Gunsten ein eigent liches Urheberrecht anzuerkennen sei, das die ausschließliche Befugnis zur Wiedergabe seines Spieles bedeute, indem letz teres die bloß fragmentarischen und lückenhaften Angaben des Autors mit Leben erfülle; ein solches Recht müsse aber von der Bedingung abhängen, daß das Spiel durch ein technisches Verfahren festgelegt und sozusagen von der Person seines Schöpfers losgelöst werde, auf daß es einen Gegenstand für sich und von dauerndem Werte zu bilden vermöge.*) (Schluß folgt.) Iectinl8cti-v0lk5>vjrl8ctiaL11ic!ie Uonoxi-aptiien. Ser- 9. Lä.: Die zvirt8e1iLtt1ie1itz LeäeutnnA äer teeU- niseken Lntwiek1uu§ in äer DaxierkabriLLtion. Doktor äor LtLsts^visLonZebLkt. tzO. 384 8. UvipriA 1909. Verlag von Dr. hervor X1iukb»rät. 7 §«b. 8 Wenn es zutrifft, daß der Papierverbrauch als bester Wert messer für den jeweiligen Kulturstand zu gelten hat, so darf die vorliegende volkswirtschaftliche Studie um so mehr auf all seitige Beachtung, auch im Buchhandel, Anspruch erheben, als sie diese an sich schon verdient. Der Verfasser hat sich die Aufgabe ge stellt, am Entwicklungsgänge der Papierherstellung nachzuweisen, welcher Anteil daran den Fortschritten der Technik einerseits zukam und welche wirtschaftlichen Erscheinungen anderseits diese Entwicklung hervorbrachte. Im ersten Kapitel stellt er das Ver fahren der Papiermacher, der älteren, handwerksmäßigen Papier erzeugung, und die moderne Papierfabrikation einander gegenüber, um die großen Unterschiede zwischen den beiden Herstellungs- *) »Autorschutz des reproduzierenden Künstlers« von F. Köhler (Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, Juni 1901, S. 230 u. 232). weisen in möglichster Schärfe hervortreten zu lassen. Im zweiten Kapitel werden die Rohstoffe, Lumpen, Holzschliff, Zellulose, behandelt, die zugleich die volle Ausnutzung der technischen Fortschritte und die ausreichende Befriedigung des Bedarfs ermöglichen. Angesichts ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und des Einflusses, den die Einführung der Ersatzstoffe für Lumpen neben der Verbesserung der maschinellen Einrichtungen auf die Entwicklung der Papiererzeugung ausgeübt hat, widmet der Verfasser der Darstellung des Werdeganges der Industrien dieser Ersatzstoffe besondere Sorgfalt. Im dritten Kapitel wird dann die wirtschaftliche Entwicklung der Papiererzeugung in drei Abschnitten ausführlich geschildert. Die Entwicklung der Papierfabrikation vom Ende des acht zehnten Jahrhunderts bis zur Einführung des Holzschliffs, also von der Zeit, wo die Papiermacher noch zünftlerisch organisiert waren, bis zu den Anfängen der modernen Fabrikation zu Beginn der vierziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts als der Holz schliff für geringere Papiere zur Verwendung gelangte, findet im ersten Teile eingehende Schilderung. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Entwicklungsgänge nach der Entfaltung der Holz schleiferei und nach der Einführung der Zellulose während der letzte Abschnitt die Arbeiterverhältnisse in der Papierfabrikation zum Gegenstand hat. Die Ausführungen werden durch vie e guten Überblick über das umfangreiche Arbeitsfeld. Wir zweifeln nicht, daß jeder Buchhändler, namentlich wer mit der Herstellung beschäftigt ist, aus dem hochinteressanten Werke Anregung und Belehrung schöpfen wird. Ho ffmann. Die moderne Leihbibliothek. Von Wilhelm von Knoblauch. 8". 52 S. Leipzig, Verlag von Herm. Beyer. Brosch. 1 50 H; geb. 2 Die vorliegende Schrift stellt sich als die Zusammenstellung einer Reihe von Aufsätzen vor, die s. Zt. in der »Allgemeinen Buchhändler-Zeitung« erschienen sind und zu weiterer Verbreitung in Buchform geeignet sein dürften. Nach einigen geschichtlichen Rückblicken wird zur Einführung die Leihbibliothek als Probier anstalt für gute Belletristik und biographische Literatur dargestellt, wobei der Verfasser nebenher zu dem überraschenden Ergebnis kommt; daß in keinem Lande im Verhältnis zu dem disponiblen Vermögen der Bevölkerungsklassen so viele Bücher gekauft und gedruckt würden wie in Deutschland und in keinem Lande soviel entliehen wie in England. Die Auswahl und die Anschaffung der Bücher für die Leihbibliothek werden nach allgemeinen und speziellen Gesichtspunkten behandelt und dafür Verhältnis zahlen für die einzelnen Literaturgattungen beigefügt. Weiter werden die Lesegebühren, Lese- und Abonnementsbedingungen unter Wiedergabe von Beispielen eingehend besprochen und der Verkehr mit dem Publikum und seine Organisation für größere Verhältnisse erörtert. Eine ausführliche Be handlung wird dem Katalog, seiner Einteilung und Bearbeitung zu teil, und auch dem Einband und Etikett sind praktische Finger zeige gewidmet. Eine kürzere Behandlung finden Buchführung und Lageraufnahme, während die Reklame der Leihbiliothek wieder mit Recht sehr eingehende Besprechung erfährt. Wenn den Ausführungen auch nur englische Erfahrungen zu gründe liegen, die der Verfasser in Mudies Leihbibliothek in London ge sammelt hat, so sind deshalb doch auch Nutzanwendungen für deutsche Verhältnisse daraus zu ziehen, so daß die Schrift die Beachtung aller Inhaber von Leihbibliotheken verdient, um so mehr, als der Verfasser auch mancherlei Anregung auf Grund seiner fünfundzwanzigjährigen Tätigkeit zu geben weiß. ü. Kleine Mitteilungen. * Die Fünfhundertjahrseier der Universität Leipzig. (Vgl. Nr. 176, 176 d. Bl.) — Der historische Festzug, der sich zur Mittagszeit des 30.Juli durch die Straßen von Leipzig bewegte, befriedigte nach ungeteiltem Urteil allgemein und fand die dank barste, beifälligste Aufnahme. Eine prunkvolle, mit hohem künstle rischen Verständnis durchgearbeitete Vorführung, eine färben- freudige, durch bunten Wechsel der Erscheinungen bezaubernde,