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W 24, 29. Januar 1927, Redaktionell«! Teil. Börsenblatt f. d. Drschn. BuW-md-I. Die Oberleitung des umfangreich gewordenen Betriebes ging nun auf den ältesten Sohn Carl Christians, Christian Im in anuelMeinhold, über. Er mußte die Leitung bald allein übernehmen, da seine oben genannten Brüder vor ihm starben. Christian Immanuel errichtete eine Schrift- und eine Stercotypcn- gießcrei. Da außerdem die von seinem Bruder Karl Traugott er richtete lithographische Anstalt mit der Hofbuchdruckerei verbunden war, so mußte Christian Immanuel einem Betrieb vorstchcn, der den ganzen Mann erforderte; er war dieser Aufgabe voll ge wachsen und hat den Betrieb noch durch den Ankauf anderer Buch- druckercicn erweitert. In die letzte Zeit seiner Geschäftsführung fällt der Druck der ersten sächsischen Briefmarken, den sich die Firma Mcinhold im scharfen Wettkampf mit einer Leipziger Druckerei errang. Im Jahre 18öS übergab Christian Immanuel seinen Söhnen Theodor und Carl Julius die Leitung des Geschäfts; er zog sich in den Ruhestand zurück, den er aber nicht lange genießen sollte, am 4. Dezember 1861 rief ihn der Tod ab. Von den beiden Brüdern hatte Theodor Meinhold nach bestandener Lehre sich in Leipzig und Paris weitergebildct und besonders der Lithographie sein Interesse zugewandt. Die erlernten wesentlichen Fortschritte dieses Verfahrens wandte er im eigenen Geschäft vorteilhaft an und hob dadurch diesen Zweig wesentlich, indem er die Chromolithographie einführte. Dieses Verfahren ermöglichte es ihm auch, sich im Berlage größeren Auf gaben zuzuwendcn, auf die wir noch zurückkommen werden. Leider wurde Theodor durch eine heimtückische Krankheit au der weiteren Ausübung seiner Tätigkeit gehindert; er mußte sich 1875 vom Ge schäft zurückzichcn. Seinem jüngeren Bruder Carl Julius siel nun die Leitung des umfänglichen Geschäfts zu. Er hatte nach seiner Lehrzeit im väterlichen Geschäft sich bei Tauchnitz in Leipzig weitergebildet und war wie sein Bruder Theodor ebenfalls in Paris gewesen. Heimgckehrt, widmete er sich besonders der Drucke rei, die unter seiner Leitung weitere Ausdehnung erfuhr. Am 28. Januar 1877 konnte das Haus Meinhold das hundertjährige Jubiläum mit freudigem Stolze begehen. Was war in diesen, Säkulum aus der kleinen Stößcl-Krauseschen Druckerei geworden! Eine große Anstalt, die fast alle graphischen Zweige in sich ver einte. Als Carl Julius Meinhold im Jahre 1880 die Augen zum ewigen Schlummer schloß, konnte er die Beruhigung mit ins Grab nehmen, daß seinem Betrieb in seinem ältesten Sohne, Herrn W a l t c r M c i n h o l d, ein würdiger Nachfolger erwachsen war. Walter Meinhold hatte eine sehr vielseitige Ausbildung genossen. Nach Absolvierung des Realgymnasiums war er zunächst ins väterliche Geschäft als Setzerlehrling eingetrcteu, unterbrach aber seine Lehrzeit, um sich bei A. Huch in Zeitz im Buchhandel aus- zubildcn. 1870 wurde er zu den Fahnen cinberuscn und machte den Krieg als Eiujährigfreiwilligcr im Schützcnrcgiinent 108 mit. Nnverwundet zurückgekehrt, arbeitete er kurze Zeit wieder in der väterlichen Offizin, um dann neuerdings in die Welt zu gehen. Er nahm eine Stellung bei Hans Feiler in Karlsbad an, die ihm viel Anregung brachte. Bald darauf trat er in die Ed. Hall- bcrgcrschc Offizin, um eine Mustcrdruckerei ersten Ranges kennen zu lernen. Weiter begleiten wir Walter Mcinhold nach Köln, Frankfurt a. M., in welchen Städten er seiner weiteren Aus bildung lebte. Er ging dann nach England zu niemand Geringe rem als Nikolaus Trübner, der sich des jungen Druckersohncs eifrig anuahm und ihn in die Literatur aller Sprachen eiuführte. Nach den Besuchen einer englischen Druckerei und eines Buchsortimcnts kehrte Walter Mcinhold in die Heimat zurück, um im eigenen Be triebe die in der Welt gesammelten Kenntnisse nutzbringend zu verwerten. Er hob die Leistungsfähigkeit der Druckerei durch An schaffung neuer moderner Maschinen und wußte auch die Stein druckerei kräftig auszubauen. Ferner richtete er eine Zinkätzerei ein, die ihm einen großen Kreis neuer Geschäftsfreunde gewann. Herr Walter Meinhold hatte von 1880 bis in die neunziger Jahre die Leitung des Gesamtbetricbes in Händen. Dann traten ihm seine Brüder, die Herren Fritz und William Meinhold, zur Seite. Der erstere hatte sich zunächst der Landwirtschaft zu gewandt. Als er aber 1880 nach des Vaters Tod Mitbesitzer des Hauses Mcinhold geworden war, wechselte er seinen Beruf und 118 erlernte den Steindruck im eigenen Geschäft. Dann bildete er sich aus der Kunstgcwerbeschule zu Salzburg in der Photographie aus, um später die chemigraphische Abteilung zu übernehmen, die er den Fortschritten der Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten gemäß ausbaute. Der Erfolg blieb nicht aus, sodaß Meinhold L Söhne den Ruf gewannen, mit an der Spitze der chcmigraphischen An stalten zu stehen. Herr William Mcinhold hatte sich nach beendeter Schulzeit dem Haudelsstande gewidmet, eine höhere Handelslchr- anstalt besucht und die Lehre in einem kaufmännischen Geschäft be standen. Dann erst begann die Ausbildung für den eigenen Beruf. Er trat in einen lithographischen Betrieb in Stuttgart ein, wo er sein Augenmerk besonders auf die damals noch junge Chromo lithographie richtete. William Meinhold unternahm dann noch mehrere Reisen, ehe er nach Dresden in den eigenen Betrieb zurück- kehrtc. Hier übernahm er die Leitung der lithographischen Ab teilung, in die er 1913 auch den zukunftsreichen Offsetdruck ein- sührte. Das in voller Blüte stehende Haus Meinhold wurde durch den Ausbruch des Weltkrieges natürlich ebenfalls betroffen. Eine große Anzahl der Angestellten wurde zu den Fahnen einbcruseu, Handel und Wandel stockten ja anfangs, sodaß das Unternehmen sich umznstellen gezwungen war. Es trat mit Kunstmalern in Verbindung, die ihm Kriegsbilder zur Herstellung von Post karten zur Verfügung stellten. Diese Postkarten fanden großen Absatz, sowohl im Felde als auch in der Heimat. Selbst die Schrecken der Inflation haben dem Hause nichts anhaben können; es ist in gesunder Aufwärtsentwicklung geblieben. Im Jahre 1923 erfuhr das Unternehmen eine rein formelle Wandlung, indem es in eine G. m. b. H. umgewandelt wurde. Die Geschäftsführung liegt in den Händen der Söhne Julius Mein- holds, und zwar leitet der Seniorches Herr Walter Mcinhold die Buchdruckerci und den Verlag, während Herr Fritz Mcin hold die chemigraphische Abteilung betreut und Herr William Meinhold der lithographischen Anstalt Vorsicht, auch die kauf männische Leitung liegt in seinen Händen. Ist im Vorstehenden hauptsächlich von den graphischen Zwei gen der Jubelsirma die Rede gewesen, so muß nun noch auf eine nicht minder wichtige Abteilung, den Verlag, eingcgangen wer den. Es wurde oben schon darauf hingewiescu, daß der Verlag von Carl Christian Meinhold ins Leben gerufen worden ist. Auch des juristischen Verlages ist bereits gedacht worden. 1861 tat Theodor Mcinhold einen glücklichen Griff mit der Herausgabe der 2. Auslage von Leupolds Wanderbuch durch Sachsen, de», bald die so bekannten Wanderführer und Routenführer folgten. Diese durch Genauigkeit besonders auch des Kartenmatcrials sich auszeichnendcn Führer fanden weite Verbreitung. Die von nam haften Künstlern geschaffenen Mcinholds Bilder- und Märchen bücher und andere Jugcndschriften fanden ebenfalls großen An klang. Von den Bilderbüchern aus ging Meinhold weiter und kam zu seinem bedeutendsten Berlagswerk, den »Schulwandbil- dcrn». Von diesen seien genannt »Mcinholds Tierbilder», »Bilder zur deutschen Geschichte-, »Bilder zur biblischen Geschichte», ferner »Märchcnbildcr für Schule und Haus-, »Geographische Bilder von Sachsen-, »Physikalische Wandbilder- und viele andere. Daß die Offizin Mcinhold auf die Herstellung aller dieser Werke die größte Sorgfalt verwandte, bedarf bei der Vorzüglichkeit ihrer technischen Anstalten kaum der Erwähnung. Stetig wurde der Verlag wcitcrentwickelt; leider kann dieser Entwicklung mit Rück sicht auf den Raum nicht Schritt für Schritt nachgegangen wer den, so interessant das auch immer sein würde. Wir müssen uns mit der Aufzählung einer Reihe von Verlagswcrken begnügen. Es seien die folgenden aus der großen Reihe herausgehobcn: »Bülau, Deutsche Geschichte« in Bildern nach Originalzeichnungen deutscher Künstler, die »Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler im Königreich Sachsen» in 41 Bänden, und andere kunsthistorische Werke. Ein bekanntes Buch, das weite Verbreitung gefunden hat, ist »Wiedemann, Wie ich meinen Kleinen die biblischen Geschichten erzähle« mit Bildern von Schnorr von Carolsfeld. Aus der neuesten Zeit ist noch das Rcihenwerk »Volks tümliche Gesundheitsbücher- zu verzeichnen.