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.V ISS, 20. August 1SI2. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 9551 deutschen Antiquarkatalogen in amerikanischen Bibliotheken Beachtung geschenkt wird. Der Herausgeber ist nämlich Dizedirektor der Ilsre Vorü 8tato I-ibrarx 8oliool, und für ainerikanische Bibliothekare ist sein Buch in erster Linie be stimmt. Aber auch wir können daraus lernen; denn es wird, um einige Beispiele zu geben, nicht allen bekannt sein, daß »i. ck. p.« imperial Saxansso paxsr heißt, »I. x. p.« luäia papsr prooke, »l. v. p.« large vellum paper, -v. p.« veau porpbxre, »s. äe a. i.« sseuäo äs armas impsriaies, »0. ll.« tlastos Iloiulorum, »0. l^. LI.« Oräinis l?ratrum Llluorum usw. Nur das Latein ist etwas anfechtbar. Vsriouss (statt variao) leotiouss und voiumiuss statt volumiua usw. dürfte man eigentlich auch in Amerika nicht sagen. 8. L. Zum Artikel -Das billige Buch«. (Vgl. Nr. 164—166 u. 188.) Sowohl die Redaktion dieses Blattes wie der Verfasser des Artikels >Das billige Buch- waren sich bewußt, daß eine solche Arbeit in ihren einzelnen Teilen nicht unwidersprochen bleiben und auch einige notwendige Ergänzungen im Gefolge haben würde. Eine größere Anzahl Zuschriften war daher zu erwarten und ist auch nicht ausgeblieben. Ein dem Ver fasser unterlaufener Irrtum, die -Rheinische Hausbücherei- betreffend, die nicht zu den Unternehmungen der Bildungs vereine gehört, wurde an dieser Stelle bereits berichtigt (vgl. Nr. 180). Wenn nun auch der Verfasser die Möglichkeit eines Irrtums zugibt und gern Gelegenheit nimmt, diesen zu korri gieren, so muß er sich doch gegen den von einer anderen Seite erhobenen Vorwurf der Parteilichkeit verwahren. Es ist un möglich, den Raum für die Kollektionen der einzelnen Ver leger mit der Elle abzumessen. Wo es notwendig erscheint, in der Behandlung einiger Sammlungen noch Lichter aufzusetzen, wird das in der Broschüre geschehen, zu der die Arbeit erweitert werden soll. Es ist dann auch Gelegenheit ge geben, mancherlei wertvolle Fingerzeige zu benutzen, die vielfach aus dem Leserkreise dieses Blattes in dankenswerter Weise gegeben worden sind. Für den Artikel, der einen bestimmten Umfang nicht überschreiten sollte, war eine gewisse Beschränkung unbedingt erforderlich. An der Hand der bekannteren und ihrer Art und ihrem Inhalte nach allgemein interessierenden billigen Kollektionen sollte dargetan werden, was der Verlags buchhandel aus dem Gebiete des Bildungswesens geleistet hat und noch leistet. Vor allen Dingen sollte auch der unschwer zu erbringende Beweis geführt werden, daß die Verlagsproduktion der Bildungsvereine mit der des regu lären Buchhandels weder numerisch noch qualitativ einen Vergleich aushalten kann. Dabei kam es weniger darauf an, auch alle Anfänge neuer Sammlungen oder Sammlungen von weniger allgemeinem Interesse zu berücksichtigen. Nach bestimmten Richtungen hin ist absichtlich eine gewisse Grenze nicht überschritten worden. Z. B. wurden die Gebiete der sozialen Fragen und der populären Medizin gemieden, weil das soziale Gebiet meist der Parteipolitik sehr nahe steht und insofern nur bestimmte Gruppen von Interessenten in Frage kommen'), und weil ein Mediziner von Beruf dazu *) So wenig die von parteipolitischer Seite herausgegsbenen Schriften in den Rahmen dieses Aussatzes gehören, so sehr ver dienen sie doch die Aufmerksamkeit des Buchhandels im Zu sammenhang mit der Frage der Volksbildung und ihrer Beein flussung durch das Sortiment. Denn wenn es auch nicht dessen Sache ist, in das Recht eines Käufers, sich ein Werk nach seinem Geschmack zu wählen, einzugreisen, so wird man es doch nicht nur als das Recht des Verkäufers, sondern sogar als seine Pflicht bezeichnen müssen, den unentschlossenen Käufer, der sich von ihm beraten lassen will, im Sinne seiner Weltanschauung zu gehört, die wenigen wirklich volkstümlichen und guten Sammlungen populärmedizinischer billiger Bücher aus dem Wüste des Wertlosen herauszufinden. Wenn hier auf eine umfangreichere Zuschrift aus dem Leserkreise dieses Blattes näher eingegangen wird, die gerade nach dieser Richtung hin eine Erweiterung vorschlägt, so soll die Notwendigkeit dieser Erweiterung keineswegs anerkannt werden, gleichwohl aber der Verfasser zu Worte kommen, um mit seinen Aus führungen darzutun, in welcher Weise der große Reichtum der deutschen Bücherproduktion über die in dem Artikel »Das billige Buch« absichtlich gesteckten Grenzen auf andere Gebiete übergreift. Der Hauptpassus der Zuschrift lautet; »Ein sittlich und wissenschaftlich gebildetes Volk kann aus populärmedizinische Literatur kaum verzichten. Es sei darum auf die Arbeiter-Gesundheitsbiblio thek in den beiden Ausgaben für 20 und 50 H pro Band, herausgegeben von I. Zadeck und erschienen im Vorwärts-Verlag, Berlin, aufmerksam gemacht. Verzichten kann man auch schwer aus die Sammlungen volkswirt schaftlichen Inhalts. Es sei hierbei auf die Taschen- beeinflussen, ganz abgesehen natürlich davon, daß es dem Sortimenter freisteht, den Vertrieb oder die Beschaffung von Literaturerzeugnissen abzulehnen, deren Tendenz sich nicht mit seinen ethischen oder sozialen Grundsätzen ver einbaren läßt. In welchem Umsange eine solche Betätigung als zulässig angesehen werden darf, wird ebenso von der Persön lichkeit und der Berufsauffassung des Einzelnen abhängen wie von dem Takt gegenüber Andersdenkenden. In jedem Falls wird es sich ein seiner Verantwortlichkeit gegenüber der Allgemeinheit bewußter Sortimenter nicht nehmen lassen, seiner Überzeugung auch durch Stellungnahme zu jener parteipolitischen Literatur Ausdruck zu geben, die ihm nicht als wertvoll und nützlich, sondern als direkt schädlich erscheint. Für diese Auffassung wie für den nationalen Sinn des Buchhandels spricht der Umstand, daß die Mehrzahl aller sozialdemokratischen Bücher, deren Verlag aus bestimmte meist mit der Partei leitung in enger Fühlung stehende Personen beschränkt ist, nicht durch das Sortiment, sondern durch speziell zu diesem Zwecke ins Leben gerufene Parteibuchhandlungen vertrieben wird. Wie viel Gewicht aber von sozialdemokratischer Seite auf die Beeinflussung der Massen durch liteoarische Erzeugnisse im Sinne ihrer Parteiauffassung gelegt wird, geht daraus hervor, daß fast jedem Parteitage sogen. Literaturanträge vor liegen, d. h. Anträge zum Zweck der Schaffung einer eigenen sozialdemokratischen Parteiliteratur, um den Arbeitern das »bür gerliche Gist» sernzuhalten und sie zu immer willigeren Werk zeugen der Parteiführer zu machen. Auch der letzte Jenaer Parteitag hat sich mit solchen Anträgen beschäftigt und dem Parteivorstand u. a. einen Hamburger Antrag überwiesen, in dem es heißt: ». . . . Wir ersuchen den Parteivorstand, die Parteiverlage dahin zu beeinflussen, daß eine Sammlung billiger Monographien aus den Gebieten der Gesellschaftswissenschaften heraus gegeben werde, ähnlich den Sammlungen »Göschen«, «Aus Natur und Geisteswelt«, Wissenschaft und Bildung«. Zur Be handlung müßten u. a. gelangen mit besonderer Berücksichtigung des 19, Jahrhunderts: Deutsches Wirtschaftsleben, Landwirt schaft, Bankwesen, Handwerk, Welthandel, Schiffahrt, Kriegs- wesen, Berufsstatistiken, Bauern und Landarbeiter, soziale Theorien, Zeitungswesen, Versassungsgeschichte, Revolutionen, Reichsgründung, aus der Geschichte der Religion oder des Christentums, aus der Literaturgeschichte, philosophische Systeme, aus der Geschichte früherer Jahrhunderte und anderer Völker.« Inwieweit die Frage in urheberrechtlicher Beziehung in Ver bindung mit dem UWG. für die betr. Verleger Beachtung ver dient, interessiert zunächst weit weniger als die Bedeutung, die derartige Sammlungen für unser öffentliches Leben gewinnen können. Hier wäre für Bildungsvereine und Prüfungsausschüsse, soweit sie sich zu nationalen Grundsätzen bekennen, sin weit ergiebigeres Feld fruchtbringender Tätigkeit durch Aufklärung in Wort und Schrift als in den Versuchen, dem Buchhandel das 1244»