Volltext Seite (XML)
121, 28 Mai 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. 6521 Schuster und A.Kuntze wurden mit lobenden Erwähnungen bedacht. Bei einem Einlauf von 33 Entwürfen ist die große Zahl von Anerkennungen bemerkenswert! man darf daraus wohl folgern, daß das Preisgericht von sich aus zum Aus druck bringen wollte, daß das Gesamtniveau der eingelaufenen Arbeiten befriedigend war. In der Tat, wer Gelegenheit hatte, diese 33 Titelköpfe durchzusehen, wird ohne weiteres zugeben, daß von den Schülern der Akademie die gestellte Aufgabe durchweg richtig angepackt worden ist, daß ferner, so verschieden die Be gabungen im einzelnen auch sind, offenbare Entgleisungen in keinem Falle Vorlagen. So einfach und harmlos es auch erscheinen mag. einen solchen Titel zu komponieren, so diffizil wird die Sache doch bei näherem Zusehen. Der Entwerfer hat nämlich so gut wie gar keine Bewegungsfreiheit. Die technischen und prak tischen Forderungen, die gestellt und erfüllt werden mußten, zwingen zu einer sachlichen Beschränkung, wie sie größer kaum gedacht werden kann. Der Text war genau festgelegt, auch bis zu einem gewissen Grade das gegenseitige Größenverhältnis der einzelnen Textgruppen. Der Kopf sollte eine vornehme dekorative Wirkung üben und dabei doch klar und deutlich lesbar bleiben. Die umfangreichen Angaben über dis Erscheinungsweise, Abonnementsbedingun gen. Anzeigenpreise usw. mußten in einwandfreier Weise untergebracht werden. Es mußte schließlich an Raum mög lichst gespart und doch ein dem untenstehenden Textsatz ent sprechendes lichtes Schriftbild erzielt sein. Als einzig mög liche zeichnerische Zutat war vielleicht das vorhandene Wappen in einer dem Duktus der Schrift entsprechenden Umzeichnung verwendbar. Lauter Anforderungen, die Eigen willigkeiten nahezu ausschlossen, Schwierigkeiten, die eine Bewältigung durch die Qualität allein erlaubten. Die größte Mühe machte scheinbar das Wappen, weniger die Unterbringung als die Durchzeichnung. Es zeigt sich da augenfällig die Vernachlässigung der Heraldik, die im Bereich des Zeichners ja — abgesehen von einigen Spezialisten — nur noch eine Nebenrolle spielt. Die meisten sind, wie man deutlich merkt, unsicher. Sie wissen wohl, daß sic eine so ungraphische Darstellung wie die des Vorbildes nicht mehr wagen dürfen, daß eine Auslösung der schwarzen und weißen Flächen in eine den Schristzeilen mehr entsprechende lineare Gestaltung notwendig ist, allein diese ganze Wissenschaft läßt doch viele bei der Ausführung im Stich. Gelegentlich einmal eine originelle Stilisierung, das ist das Höchste, was erreichbar scheint. wissermaßen aussprechen wollte, daß der seitherige Satz in der gleichen Weise beizubehalten wäre. Wenn man sich aller dings einmal daran macht, nachzuprüfen, wieweit dieser Satz übereinstimmt mit dem Duktus der für die eigentlichen Titel zeilen vorgcschlagenen Kalligraphie, so ergeben sich doch Disso nanzen, die ein Ausscheiden aus der Reihe der ausgezeichneten Arbeiten rechtfertigen. Die Art der Anordnung dieses Satzstllckes in zwei Gruppen nebeneinander, die gewissermaßen wie zwei Stützen den Kopf tragen oder in einem breiten Sockel, ist durchweg überlegt vorgenommen worden. Nur einer, der den ganzen Kopf mit einem gar nicht schlecht ge machten Rahmen umrandet, bildet eine Ausnahme, indem ec sich über diese Forderung ganz hinwegsetzt. Die Frage, welche Schrift, ob Antiqua oder Fraktur zu wählen war, mußte selbstverständlich nach einem Blick aus die im Börsenblatt benutzte Schrift zugunsten der Fraktur entschieden werden. Trotzdem gab es doch noch vier Antiquaköpfe. Mit der gebotenen Kalligraphie kann man im all gemeinen zufrieden sein. Man steht, daß an der Akademie der Pflege der Handschrift die Sorgfalt gewidmet wird, die für diese Dinge jetzt schon das übliche geworden ist. Nicht immer verspürt man, wie der Ausdruck heißt: -die schnarrende Feder»! aber eine gewisse Sicherheit in der Handhabung des Schreibwerkzeugs, eine rechte Erkenntnis der technischen Möglichkeiten, die Absicht, ein lesbares und doch dekorativ geschlossenes Bild zu schaffen, wären festzustellen. Und es sagt eigentlich genug, wenn man als ganz unmöglich höchstens zwei oder drei Arbeiten ausschließen könnte. Ge legentlich wird sogar ein artistisch angelegtes Blatt (der Entwurf mit dem Motto: Skizze III etwa) geboten, dar allerdings für die Praxis doch zu gewagt erscheinen muhte. Daß es aber auf eine praktische Lösung in erster Linie an kam, ist erfreulicherweise von den meisten begriffen worden. Das zeigt sich auch aus dem Bestreben, den Umfang auf ein Mindestmaß zu beschränken. Gehen auch einige ein bißchen sorglos mit dem Raum um, so zeigt sich doch bei dem größeren Teil der Einsendungen, daß die Frage nach der Wirtschaftlichkeit immerhin bedacht worden ist. überblickt man auf Grund dieser Erwägungen das Resultat, so wird man, denke ich, dem Preisgericht zu stimmen müssen, daß es den 1. Preis dem Titel mit dem Motto: -Raumersparnis» zuerkannte. Tatsächlich erscheint dieses Blatt als die relativ beste Lösung. Alle technischen und formalen Schwierigkeiten sind geschickt bewältigt. Es ist Übersichtlichkeit und Geschlossenheit da, und es mangelt dem Entwurf weder an Brauchbarkeit, noch an guter Form. Der Erschein! täglich außer Sonn. undFcsttags und wird nur?! 4 anButhhändlcrabgcgcbcn.Iahrespreis für Mitglieder' ! des Börscnvrrrins ein Exemplar 10 M., weitere Erem- » plare zum eigenen Gebrauch >e 15 Mk., für Nichtmil. glieder 2PM., bei Zusendung unter lllreugband (außer dem Porto) 5 m. mehr. Beilagen werden nicht angenom men. Beiderseitiger Erfüllungsort ist Leipzig. AP pfg.; Mitglieder dcsBLrsenvcreins zahlen fürcigcn^^ Anzeigen Ip pfg., ebenso Gehilfen, für Stellengesuche. N k>ic ganze Seite umfaßi 252 drclgcspaitcnc pctitzcilcn. -I I- Preis: Kennwort Raumersparnis. K. Adam. Die Unterbringung der kleinen Angaben mußte ebenfalls Schwierigkeiten bereiten, allein Schwierigkeiten, für deren Be wältigung Sinn vorhanden gewesen ist. Ein Teil der Ein sender hat sich die Sache insofern vereinfacht, als er den Raum, den sie bisher einnahmen, frei ließ und damit ge- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. Gedanke, durch die beiden hervorzuhebenden Schristzeilen den Satz gewissermaßen zu umrahmen, ist anerkennenswert. Die Frage der Anordnung des Signets ist durch die geschickte Verarbeitung zu einem Initial geistreich gelöst. Bei der sonstigen festen Struktur gibt das einen repräsentativen 850