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121, 28. Mai 1912. Künftig erscheinende Bücher. VSrsniblalt e b. Tlschn. vuchhanbrl. 6541 Georq Müller Verlag, München S In den nächsten Tagen gelangt zur Ausgabe: die zweite Auflage von Wilhelm Schäfer Karl Stauffers Lebensgang Eine Chronik der Leidenschaft Geheftet M. 4.—, gebunden M. 5.50, Luxusausgabe M. 16.— Dieses Buch hat allseits einen außerordentlich starken Eindruck hervorgerufen und die glänzendsten Besprechungen gezeitigt. Ich möchte heute hier nur die Äußerungen zweier unserer bedeutendsten Dichter bekanntgeben, und zwar schreibt Richard Dehmel Dein .Stauffer' hat mich tief ergriffen. Während Du sonst fast immer von außen her oder meist sogar von oben herab erzählst, ist hier alles von unten herauf und von innen heraus mitgeteilt. Den Stoff, ich meine den inwendigen Stoff, hattest Du ja schon in den „Mißqeschickten" angefaßt, sozusagen als Teig eingerührt; hier ist er vollkommen durchgeknetet und ausgebacken. Zudem ist es Dein erstes Buch, das mit ganz leichter Land geschrieben aussieht; also der Klimmzug auf die letzte Löhe der Meisterschaft. Im mittelsten Abschnitt fragt man sich sogar, ob der Dichter die Land nicht allzu leicht gehen lasse; man merkt zunächst nicht, worauf er hinaus will. Aber umso mehr ist man dann ergriffen, wenn sich mit ungeahnter Gewalt herausstellt, warum man es nicht merken sollte; gerade das grausig Anmerkliche, in das wir alle allenthalben verstrickt sind, das uns anfangs unsre Erlebnisse leicht macht und sie schließlich zum schweren Schicksal zusammenballt, das hast Du mit solcher Wucht dargestellt. wie wenn eine Lawine zu Tal rollt mit solcher erschütternden Gelassenheit. Als Freund darf ich Dir wohl auch dazu gratulieren, daß Du Dir da allerlei eigenste Seelenschmerzen vom Leibe geschrieben hast, menschliche und künstlerische. Ich glaube, Du kannst jetzt beruhigt sein über das „An musikalische". Früher habe ich öfters gezweifelt, ob Du den Kontrapunkt Deiner verschiedenen inneren Stimmen finden würdest; jetzt nicht mehr. Wer solche Lawinenfuge durchführen kann, ohne dabei verschüttet zu werden, der ist schon ein so kanonischer Kunstmusikant, daß keine Lebensmusik ihn noch aus der Fassung bringt . . Des ferneren schreibt ! Ich schreibe Ihnen voller Ergriffenheit und voller Bewunderung. Ihr „Karl Stauffers Lebensgang" ist ein erstaunliches Werk. Ich verstehe nicht, wie man dieses Buch schreiben konnte, und kann nur wiederholen, daß ich Sie von Lerzen bewundere. Ich kannte den unseligen Künstler; lebte in Belvoir; stand bei seinem Grabe; litt um ihn — leide um ihn, Ihr Buch lesend. — Kein Denkmal in Marmor und Erz kann Karl Stauffer schöner ehren; als Ihr Werk tut. Ich danke Ihnen, daß Sie es schrieben I Die Äußerungen dieser beiden Dichter dürsten Sie wohl überzeugen, daß hier eines der bedeutendsten Werke der letzten Zeit vorliegt, und ich möchte Sie bitten, auch dieser Neuauflage Ihr ganz besonderes Interesse zuzuwenden. Ich will noch einmal liefern, und sehe Ihrer möglichst umgehenden Bestellung entgegen.