Volltext Seite (XML)
6526 Böyenblatt s. d. Dtlchn. Buchhandel. Nichtamtlicher TeU. 121, 28. Mai 1912. Exemplare ohne gerichtliche Anordnung wegnehmen und an die Staatsanwaltschaft des Landgerichts I zum Zwecke der Unbrauch- barmachung abliefern. Bei dieser Rechtslage dürfte es im eigenen Interesse der Buchhändler liegen, im Börsenblatt auf das Urteil vom IS. Dezember 1911 und auf die durch den Vertrieb des Buches für den Buchhändler entstehenden wirtschaftlichen und moralischen Schädigungen hinzuweisen, ganz abgesehen von der Möglichkeit eines strafgerichtlichen Verfahren-, da- durch die jetzt erfolgte Freisprechung — worauf ausdrücklich hingewiesen sei — nicht unbedingt ausgeschlossen ist.« Wenn etwas geeignet ist, die Haltlosigkeit unserer gegen- wärtigen Rechtsprechung auf literarisch.künstlerischem Gebiete dar zutun, so ist es die Tatsache, daß ein soeben als künstlerische Schöpfung von moralischer Tendenz seitens eine- Gericht- ange sprochenes Werk nicht verkauft werden darf, weil ein anderes Gericht derselben Stadt sich in einem früheren Urteil auf den ent gegengesetzten Standpunkt gestellt und infolgedessen die Unbrauch- barmachung des Werkes angeordnet hat. So wünschenswert es auch sein mag, daß sich unsere Richter ein eigenes Urteil, unabhängig von den Anschauungen anderer Gerichte bilden, so wenig sind doch Vorkommnisse dieser Art geeignet, da- Vertrauen in unsere Rechtsprechung zu festigen und den Beteiligten eine Sicherheit für ihr Tun und Lassen zu geben, wie dies eine einheitliche Spruchpraxis vermag. Für das Ansehen unserer Rechtsprechung in der Öffentlichkeit aber erscheint es ungleich wertvoller, wenn dem subjektiven Empfinden einzelner Gerichte nicht in dem Maße Rechnung getragen würde, daß darüber der Allgemeinheit der Glaube an die Objektivität unserer Recht sprechung verloren geht. A«S der V«chhäudler-Lehra«ftalt zu Leipzig. — Die Feier de- Geburtstags Sr. Majestät des Königs wurde in der Buch- Händler-Lehranstalt am 24. Mai durch einen Aktus festlich be gangen. Nach dem Gesänge des Chorals »Lobe den Herren« sprach Herr Handelslehrer Friedrich in anregender Weise über das Thema »Die Kontinentalsperre und ihre Bedeutung für das sächsische Wirtschaftsleben«. Herr Direktor vr. Frenzel brachte darauf ein Hoch auf Se. Majestät den König au-, in da- die Fest- Versammlung begeistert einstimmte. Der Gesang des Liedes »Den König segne Gott« beendete die eindrucksvolle Feier. Die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien hielt am 22. Mai im österreichischen Museum für Kunst und Industrie die ordentliche Jahretversammlung des Kuratorium» ab. Anwesend waren die Kuratoren: Professor Dvotak, vr. Richard Faber, Maler Otto Friedrich, Ministerialrat v. Förster-Streffleur, Direktor Hofrat Ganglbauer, vr. August Heymann, vr. Julius Hofmann, Pro- fessor vr. Hupka, Maler vr. Rudolf Junk, Hofrat Professor vr. v. KarabaLek, Exzellenzvr. Kniazio1ucki,DirektorHofrat vr. Leisching, Direktor vr. Meder, Sektionschef vr. Adolf Müller, Regierungsrat Ritter, Direktor Hofrat v. Schäffer, vr. v. Sprung, Hofrat Freiherr v. Weckbecker, Prof. v. Weyr, Minister a.D.vr. Max Graf Wickenburg, Hofrat Professor vr. Baron Wieser, Josef Wünsch, ferner die Sekretäre: Kustos vr. Glück und Kustos vr. Weixlgärtner und der Geschäftsleiter Direktor Gradmann. Hofrat Leisching, als Obmann des Verwaltungsrats, begrüßte die Versammlung und gedachte in warmen Worten der im abgelaufenen Jahre verstorbenen Kura toren Hofrat Professor G. Niemann und Schriftsteller Karl Kuzmany. Nachdem Erbgraf Ferdinand Trauttmansdorff, der bisherige Präsident, wegen vielfacher anderweitiger Inanspruch nahme seine Stellung niedergelegt hat, wurde Se. Exzellenz Minister a. D. vr. Max Graf Wickenburg einstimmig zum Prä sidenten gewählt. Mit einer lebhaft begrüßten Ansprache über nahm der neue Präsident den Vorsitz. Auf Antrag des Präsidenten wurde dem Erbgrafen Trauttmansdorff für seine mehrjährige ausgezeichnete Mühewaltung der wärmste Dank ausgesprochen. Aus dem durch den Obmann des Verwaltungsrats, Hofrat Leisching, erstatteten Tätigkeitsbericht, sowie aus dem von vr. Hofmann erstatteten Kassenbericht ist zu entnehmen, daß das abgelaufene Jahr bei reger Verlagstätigkeit und glücklich ge wählten Publikationen einen guten Erfolg und erfreulichen Mit gliederzuwachs aufweist. Die Einnahmen im Berichtsjahr be- liefen sich auf 129 456 L, die Ausgaben auf IIS 013 L, das Ver- mögen der Gesellschaft beträgt 124 220 L. — Dem Ver waltungsrat wurde Entlastung erteilt. Allen, die zu diesem Er folge beigetragen haben, dem Verwaltungsrat, den Sekretären, dem Direktor und dem Beamtenkörper wurde auf Antrag des Präsidenten der Dank des Kuratoriums ausgesprochen. Zu Ku- ratoren wurden gewählt: die Herren Max Horny und vr. Ottokar Mascha, zu Revisoren wiedergewählt: die Herren W. v. Boschan und vr. Faber, in die Kuratorenwahl-Kommission wiederum die Herren L. v. Lieben und Hofrat Baron Weckbecker. Nach Er ledigung der Tagesordnung erstattete vr. Weixlgärtner ein Refe rat über den gegenwärtigen Stand der graphischen Künste unter Vorführung einer Auswahl von Blättern, die die k k. Hofbiblio thek zur Verfügung gestellt hatte. Die feinsinnigen Ausführungen des Redners fanden reges Interesse und lebhaften Beifall. Der verband dentscher kaufmännischer Genossenschaften E. V. mit dem Sitz in Berlin hält seinen diesjährigen 5. Ver bandstag am 10. und 11. Juni in Erfurt ab. Aus der Tagesordnung entnehmen wir, daß außer den üblichen Geschäfts berichten und Wahlen über den weiteren Ausbau der gemein- schaftlichen Reklame der Detailhändler verhandelt werden soll. Ein Antrag Berlin liegt vor, wonach eventuell eine Einkaufs genossenschaft ins Leben gerufen werden soll, die sich über das ganze Reich oder über einen größeren Bezirk erstreckt. Poft. — Vom I. Juni ab ist im Verkehr mit Bulgarien bei Postpaketen Wertangabe bis zum Betrage von 800 (1000 Frcs.) zugelassen. Nähere Auskunft erteilen die Postanstalten. Der 12. Freistudententag wird vom 27. bis 30. Mai in Weimar stattfinden. Von den Verhandlungen wird eine end gültige Einigung über da- Programm der freistudentischen Be wegung erwartet. Der 10. Dentsche Snmaritertag wird vom Freitag, den 20., bi» Sonntag, den 22. September, in Hamburg stattfinden. »e«e vticher, «atal-se «sn». fSr vnchhänvler: üanäsl in 8too1cbolw, S2 vrottninxxs,ts.n. 8°. 42 8. 1084 I^rn. Da- literarische Echo. Halbmonatsschrift für Literaturfreunde. Begründet von vr. Josef Ettlinger. Herausgegeben von vr. Ernst Heilborn. Verlag von Egon Fleische! L Co. in Berlin. 14. Jahr. Heft IS, 16. Mai 1912. Gr.-8". Sp. 1099—1170. Inhalt: O. E. Lefsing, Das amerikanische Drama. — G« Ransohoff, Voiture und die Anfänge des Hütel de Ram bouillet. — Ernst Lissauer, Verse. — Friedrich Rosenthal, Die erste Bühnenausgabe von Freytags »Journalisten«. — Hugo Salus, Zwei Gedichte. — Rudolf Krauß, Theaterromane Personaluachrichte«. MeneudezPelaho-f. — DerAltertumsforscher und Literarhisto riker vr. Marcelino Menendez Pelayo ist am 19. Mai in seiner Vater stadt Santander im Alter von 66 Jahren einem Leberleiden erlegen. Seiner Feder entstammen zahlreiche Monographien und monu mentale Werke. Die bekanntesten sind: »Geschichte der spanischen Heterodoxen-, »Calderon und sein Theater«, »Poetische Studien«, »Geschichte der ästhetischen Ideen in Spanien«. »Die spanische Wissenschaft«, »HoratiuS in Spanien«, »Anthologie der spanischen Lyriker«, »Anthologie der amerikanischen Dichter«, »Geschichte des Roman»«. Auch verdankt man ihm eine ganze Reihe von ge diegenen Übersetzungen altgriechischer und lateinischer Dichter ins Spanische und formschönen originellen Dichtungen.