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Redaktioneller Teil. 289, 13. Dezember 1913. v. d. Pfordten, Piloty, Nasp, Nehm, Schneider, Schollmcyer, Seuffert, Staudinger, Ltier-Somlo, von älteren Bluntschli, denen die dcntsche Rechtswissenschaft eine stattliche Reihe ihrer besten Lehrbücher ver dankt. Eins der letzten Unternehmen des Verlags ans diesem Gebiet ist das seit 1913 erscheinende »Handbuch der inneren Verwaltung für Bayern rechts des Rheins«. Unter den Werten über p r o t e st a n t i s ch e Theologie sei an erster Stelle erwähnt das »Handbuch der theologischen Wissenschaften«, herausgegeben von Otto Zöcller; Luthardt, Grau, Kübel, Orelli, Zesch- ivitz, Hölscher, von Lebenden Strack, Schäfer, Zoller und andere ange sehene Gelehrte finden wir unter den Mitarbeitern der dritten Auf lage. Von weiteren theologischen Autoren seien Baum, Bender, Burger, Haußlciter, Hofstättcr, Klostermann, Koeberle, Layriz, Löhe, Ottingen, Schniid und Wucherer genannt. Als größere Unternehmungen seien noch von Hofmann: »Die heilige Schrift des Neuen Testaments zusam menhängend untersucht« (11 Teile) und Strack und Zöckler: »Kurzgc- faßtcr Kommentar zu den heiligen Schriften Alten und Neuen Testa ments« (14 Abteilungen) hervorgehoben. Natürlich fehlen Predigt sammlungen und Erbauungsbüchcr nicht. Zn diesem Zusammenhang seien auch die Schriften Johannes Müllers (Blätter zur Pflege per sönlichen Lebens, Von den Quellen des Lebens, Die Reden Jesu, Bau steine persönlicher Kultur usw.) in zum Teil hohen Auflagen erwähnt. Stracks »Llavw linAuaruin semitiearum« (7 Teile) soll uns hinüber leiten auf das dritte große Gebiet des Verlags, die klassische Sprach- und Altertumswissenschaft; sie ist der Teil des Verlags, dem Oskar Beck aus persönlichster Neigung seine besondere Sorgfalt und Liebe entgegenbringt. Namen und Titel ermüden. Wenn ich nur an das große Unternehmen des »Handbuchs der klassischen Al tertumswissenschaft«, begründet von Iwan von Müller, fortgesetzt von Robert von Pöhlmann, erinnere, so werden sie von selbst lebendig. Bekanntlich hat sich dies enzyklopädische Unternehmen rasch zu einer eingehenden Darstellung aller einzelnen Gebiete erweitert, die einzel ne» Darstellungen ergaben selbständige ForschnngSresultatc, ihr Haupl- wert beruht nicht sowohl in der Wiedergabe der Ergebnisse der neueren Forschung, als in deren Fortbildung selbst. Sv verdanken der Anre gung des Verlegers die klassischen Werke Furtwänglers, Roths, Ur- lichs, Krumbachcrs, Christs, Schanz', Windelbands u. a. ihre Entstehung. Ähnlich wurde es bei einem weiteren Unternehmen, das an der Spitze eines vierten großen neueren Verlagszweiges steht, bei dem »Hand buch der Erziehungs- und Unterrichtslehre für höhere Schulen«, das die Methodik der einzelnen Lehrfächer besonders betont: aus den Mitarbeitern an dieser Enzyklopädie wie a» dem »Handbuch des deut schen Unterrichts an höheren Schulen« — das die gesamte Germani stik wie die Praxis und Theorie des Unterrichts umfaßt — erstanden dem Verlag treue Autoren, denen wir manches schöne Werk außerhalb des Rahmens dieser Handbücher verdanken. In einer fünften Gruppe möchte ich die Dichter- und Denk e r - biographien, die großen Einzeldarstellungen des Lebens und der Werke Goethes, Schillers, Herders, Kants, Grillparzers, Kleists, Shake speares, Molwres, Ibsens, Nietzsches, durchweg aus berufensten Federn, ferner Volkelts ästhetische Schriften, die deutschen Lite raturgeschichten (Biese n a.) zusammenfassen. Eine sechste Gruppe, Schöne Literatur und Gedichte, bil den Will Vespers Statuen deutscher Kultur, Sagenbücher, deutsche Volks- und Jugendschriften, Bricfsammmlungen (Mörike, Schwind, Thackeray), historische Volkslieder und Zeitgcdichte vom 10. bis zum 19. Jahrhundert, ferner ein stattlicher novellistischer und lyrischer Ver lag (Wilbrandt, Sperl, Gött, Vesper n. a.). Eine siebente Gruppe end lich mag k n n st h i st o r i s ch e (z. B. Pechts deutsche Künstler des 19. Jahrhunderts), k u l t n r h i st o r i s ch e (speziell Bayern und Mün chen betreffend) und historische Schriften einschlicßcn; bei letzteren sei an Namen wie Döllinger, Heigel, Jäger, Bitterauf, an Schultheß' »Europäischen Gcschichtskalender« (63 Jahrgänge), an die reiche Samm lung von Schriften über den Krieg 1870/71 (Tanera, Fröschwciler Ehronik usw.) erinnert. Viele Vcrlagswerke lassen sich weder in diese, noch in jene Gruppe einreihen, wie ja überhaupt diese Aufzählung auf Vollständigkeit keinen Anspruch machen kann. schichtlichcn Einleitung selbst darauf hingewiesen, wie wenige doch von den vielen verlegten Büchern überhaupt rentabel sind, wieviel Nieten ihnen gegcnüberstehcn. Der Außenstehende ist nur zu leicht geneigt, den Er trag eines Vcrlagsgcschäfts nach den wenigen gutgehenden Werken ein- znschätzen, und diesem landläufigen Irrtum im großen Publikum ist nur schwer zu steuern. Der Buchhändler weiß es ja besser! Oskar Beck be tont bescheiden als Ruhm seines Verlags, daß in den ßundertundfünfzig Jahren des Bestehens kein in sittlicher Beziehung anstößiges und ver derbliches Buch ans ihm hcrvorgegangen ist. Der deutsche Bnchbandel und die deutsche Gelchrtenwelt bezeugen ihm freudig, daß er vor Unter nehmungen, bei denen cs von vornherein klar war, daß sie Opfer for dern würden, nie zurückgeschreckt ist, wenn es galt, wissenschaftlichen und sonstigen Kulturzwecken zu dienen, daß er ans die Wissenschaft anregend und fördernd eingewirkt hat wie selten ein Verleger, und daß er so an seinem Teile an dem sittlichen, religiösen, nationalen, sozialen und politischen Fortschritt des deutschen Volks redlich mitgearbeitet hat. Kleine Mitteilungen. Zur Tarifbcwegung im österreichischen Buchgewerbe (vgl. Nr. 287) wird uns aus Österreich geschrieben, daß der Kampf seit 3 Wochen mit einer vorher nie gekannten Wildheit geführt werde. In die Öffent lichkeit dringt so gut wie nichts darüber, da auch die noch nicht streiken den Zeitungssetzer nicht eine Zeile über die Ereignisse setzen. In den meisten Druckereien hat seit Dienstag die passive Resistenz eingesetzt, so daß viele Blätter nur in beschränktem Umfange, andere wieder, wie die »Österreichisch-ungarische Buchhändler-Correspondenz«, gar nicht zur Ausgabe gelangen. Immer mehr zeigt es sich, daß dieser Lolin kampf von der Sozialdemokratie geschürt und zu einer Parteisache ge stempelt wird. Nach Mitteilungen des »Neichsverbands österreichischer Buch- drnckerei-Besitzer« hat sich seit dem Jahre 1890 der Minimallohn in Wien von Kr. 22.— auf Kr. 34.—, somit um mehr als 50 °/« erhöht. Gleichzeitig ist die tägliche Arbeitszeit von 10 ans 8V« Stunden herab gesetzt worden. Der geltende Normal-Lohntarif für Österreich läuft nun Ende dieses Jahres ab. Die zwecks Erneuerung desselben eingcleiteten Ver handlungen mußten als aussichtslos vertagt werden, da sich die Gegen sätze als unüberwindlich erwiesen. Die Forderungen der Gehilfen schaft bezwecken eine fast 20prozcntige Steigerung der Löhne, eine Verkürzung der Arbeitszeit ans 8^/2 Stunden, ferner bedeutende Er schwernisse in bezug auf die Ausnützung der leistungsfähigen neuen Druckmaschinen, eine Verteuerung des Setzmaschinensatzes gegenüber dem Deutschen Reiche und endlich eine Erhöhung des Akkordlohnes um fast 20 0/0. Die Prinzipale waren bereit, eine durchschnittliche Lohnerhöhung r-on 10 °/o zu bewilligen, wenn bas Verlangen nach Verkürzung der Arbeitszeit und insbesondere jene Forderungen der Gehilfenschaft zurückgezogen würden, die sich gegen die entsprechende Ausnützung der Setz- und Druckmaschinen wenden, und endlich die Gehilfenschaft bereit wäre, die in ihren Händen konzentrierte Stellenvermittlung im Sinne des neuen Gewerbegesetzes zu ändern; eine von der Gehilfenschaft allein geleitete Arbeitsvermittlung ist, wie die Buchdruckereibesiher in den letzten Jahren zu ihrem Schaden erfahren haben, in der Lage, jede Bestimmung eines Lohntarifes illusorisch zu machen, insbesondere aber die Lohnsätze nach Belieben zu erhöhen. Nach Vertagung der Tarifverhandlungen eröfsnete die Gehilfen schaft, sich über den bestehenden, bis Ende dieses Jahres gültigen Tarif vollständig hinwegsetzcnd, sofort den Kampf. Sie tat dies nicht in der alten, wenigstens ehrlichen Form des Streiks, sondern durch Parole- ausgabe der passiven Resistenz. In erster Linie werden natürlich die Buchverlcger von dieser Taktik mit betroffen. Sie sitzen mit ihren Arbeiten fest, und es ist gar nicht vorauszusehen, welches Ende diese Bewegung nehmen wird, da den Streikenden ein Fonds von 4—5 Mil lionen Kronen zur Verfügung stehen soll. Kennzeichnend für die Lage ist auch die nachstehende Bekanntmachung des »Vereins Deutscher Zei tungsverleger« in Nr. 50 ihres Organs »Der Zeitungs-Verlag« vom 12. Dezember 1913: Die österreichischen Zeitungsverleger haben sich an den Verein Deutscher Zeitungsverleger mit der Bitte gewandt, daß er die deutschen Zeitungsverleger veranlassen möchte, ihnen in dem derzeit schwebenden Lohnkampfe mit ihren Gehilfen nicht in den Rücken zu fallen, insonder heit also bis zur Beilegung der Angelegenheit sich jeder AbonnemcntS- propaganda in Deutsch-Österreich und Tirol zu enthalten und über haupt in bezug auf das Zeitungswesen nichts zu unternehmen, was die Lage der österreichischen Zeitungsverleger erschweren könnte. Wir bringen diesen Wunsch zur allgemeinen Kenntnis, indem wir der Überzeugung Ausdruck geben, daß jeder Zeitungsverleger es als selbstverständlich erachten wird, dem Ansuchen unserer österreichischen Kollegen zu entsprechen. Ein Kino-Ausschuß für Berliner Schulen ist von Berliner Lehrern gegründet worden. Der Ausschuß will sofort mit positiver Arbeit beginnen und für geringes Eintrittsgeld gute kincmatographische Ju- gcndvorstellnngen veranstalten, zu denen die Schulen besondere Ein ladungen erhalten. Internationale Kartcnkonfcrcnz. — Die 2. Tagung der Internatio nalen Konferenz zur Herstellung einer Karte im Maßstab 1: 1 000 000, auf der 32 Länder vertreten sind, ist am 11. Dezember in Paris er öffnet worden.