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270, 20. November 1897. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 8651 -Krebs-, Verein jüngerer Buchhändler in Berlin. — DaS vierzigste Stiftungsfest des »Krebs-, Vereins jüngerer Buch händler zu Berlin, führte am Sonnabend den 6. November d. I. eine stattliche Anzahl von Mitgliedern, Freunden und Gönnern des Vereins in den prachtvollen Fcsträumen des Hotels -Zu den vier Jahreszeiten- zusammen. Unter den Erschienenen befanden sich viele Ehrenmitglieder, alte Herren und Chefs angesehener Berliner Buch Handlungen, sowie zahlreiche Vertreter der übrigen befreundeten Lokalvereine; galt es doch für den -Krebs» abermals ein Dezen nium erfolgreicher Thätigkeil abzuschließen und durch allseitige Teil nahme zu dokumentieren, welcher Sympathieen sich dieser Verein in den Kreisen des Berliner Buchhandels zu erfreuen hat. Unter den Klängen des Richard Wagnerschen -Einzugs der Gäste» begab man sich zur Festtafel. Der Vorsitzende, Herr Rübner, leitete die Reihe der Toaste mit der Begrüßung der Anwesenden ein, hob die Bedeutung des Tages hervor und schloß daran die feierliche Proklamation dreier zu Ehrenmitgliedern ernannter Ver einsgenossen, nämlich der Herren Richard Bamberg, Emil Kupfer und Alexander Zimmer, die sich in jahrzehntelangem Wirken in Vorstandsämtern, als Festdichter, als Darsteller u. s. f. mit Hingabe und großem Erfolg unauslöschliche Verdienste um den -Krebs» und seine Bestrebungen erworben haben. Nach dem Verklingen des ersten Festliedes sprach Herr Bamberg in warm empfundenen Woiten den Dank der drei neuen Ehren mitglieder aus; daran reihten sich die Glückwünsche der Vertreter des Allgemeinen Deutschen Buchhandlungsgehilfen-Verbandes, der Vereinigung Deutscher Buchhandlungsgeyilsen, des Donnerstags- Clubs und des Vereins -Alte Hallenser». Festgesänge, Toaste, Gesangsvorträge, Verlesung der zahlreich eingegangenen Glück wunsch-Telegramme wechselten in bunter Reihenfolge. Schließlich sprach Herr Otto Mühlbrecht im Namen der alten Herren für die diesen ausgebrachte Ovation seinen Dank aus und hob die Ver dienste des derzeitigen rührigen Vorstandes in anerkennendster Weise hervor. Seinen interessanten Reminiscenzen an das zehnte Stislungssest vor dreißig Jahren folgten die Festteilnehmer mit lautloser Spannung, an diesem Tage erloschen nämlich die Klassiker- Privilegien dec Cotta'schen Buchhandlung, und eine ungewöhnlich gehobene Stimmung verschönte jene Feier. Den idealen An schauungen im Buchhandel war sein Hoch gewidmet und fand beim Jungbuchhandel begeisterten Widerhall. Bald darauf wurde der Ball eröffnet, der die Festgenossen bis zum frühen Morgen zusammenhielt. Nicht unerwähnt darf die brillant gelungene prachtvolle Fest schrift bleiben. Diese stellte sich in ihrer äußeren Ausstattung als eine Kopie der -Zeitschrift für Bücherfreunde» dar, wozu die Verleger Velhagen >L Klasing in liebenswürdiger Weise die Er laubnis erteilt und die Herren Obst L Co. das Original- Papier gestiftet hatten, während W. Drugulin die Druck legung, wie beim Original besorgte. Auf 20 Seiten enthält die Festschrift einige längere Beiträge: -Die Festschriften des Jung buchhandels» von A. Dressel, -Fräulein Else und das Elzcvier- bändchcn« von W. Bronisch, -Zwei Krcbsjahrc» (das lte u 40stc) von H. Nübner, -Drei neue Ehrenmitglieder- mit deren Bildnissen von N. Dressel, dann eine Anzahl Festlieder von dem zu den besten Hoffnungen berechtigenden jungen Nachwuchs des -Krebs--Dichter- krcises W. Landt, Hagemeister u. a., einen offenen humorvollen Brief einer Krcbsgattin und schließlich zahlreiche Inserate zarter und kniffeliger Natur. Eine weitere Festgabe hatte die Firma Meiscnbach Riffarth L Co. in Photogravuren von Berliner An sichten gespendet, die sichtlich mit Freuden ausgenommen wurden. Zweifellos hat dieser Festabend bei allen Teilnehmern hohe Be friedigung erweckt, und die geplagten Arrangeure dürfen sich seines Gelingens von Herzen freuen. Diese Jubelfeier schien den Krebsen jedoch zu wichtig, um mit einem Tage beendet zu sein. Am folgenden Sonntage, dem 7. No vember, begann um vier Uhr nachmittags die Nachfeier im Saale des -Krebs--Vereinshauses, und hier erschien besonders die jüngere Generation in wider Erwarten großer Anzahl. Ein reichhaltiges Programm kam nach dem gemeinsamen Kaffee zur Darstellung: Vorträge gesanglicher und deklamatorischer Art, teils von Vereins mitgliedern, teils durch Künstler von Beruf ausgeführt, fanden bei fällige Ausnahme; den Gipfelpunkt bildete jedoch ein vom Vereins mitglied O. Schulze verfaßtes Festspiel: Der Stellvertreter, das viele Anspielungen aus -Krebs--Verhältnisse brachte und sowohl durch seinen Inhalt als auch die flotte Darstellung ungeheuren Jubel hervorrief. Gar bald trat auch an diesem Tage der Tanz in seine Rechte und brachte diese seltene Feier zu einem amüsanten harmonischen Abschluß. — Nun vorwärts auf das goldene Jubi läum zu! Personalnachrichten. Gestorben: am 17. November, 54 Jahre alt, nach langem und schwerem Leiden Herr Kommerzienrat Bruno Klinkhardt, Mit inhaber der hochangesehenen Firma Julius Klinkhardt in Leipzig, in deren Mitbesitz und Leitung er mit seinem Bruder Robert seit dem 2. Januar 1869 eingetreten war. Der deutsche Buchhandel, insbesondere aber der deutsche Buchdruck und das gesamte Buchgewerbe haben mit dem Hin scheiden dieses hervorragend tüchtigen und opferfreudigen Berufs- genossen einen schweren Verlust erlitten. Der Heimgegangene hat sich außerordentliche Verdienste namentlich um die Hebung der sozialen, tariflichen und gewerblichen Verhältnisse des Buchdruck wesens erworben und durch seine hervorragende fachmännische Befähigung auf allen praktischen Gebieten hat er in beson derem Maße zur Entwickelung des väterlichen Geschäfts bcigetragen. Von seiner umfangreichen, aus die allgemeine Wohl fahrt des Berufs gerichteten Thätigkeil legt die Thatsache Zeugnis ab, daß Bruno Klinkhardt vieljühriges Vorstandsmitglied und Kassierer der Innung Leipziger Buchdruckereibesitzer bezw. des vor maligen Vereins Leipziger Buchdruckereibesitzer, sowie vicljähriger Vorsitzender des Deutschen Buchdruckeroereins und des Kreises VlI (Sachsen) dieser Genossenschaft war. In dieser Eigenschaft wurde ihm in Würdigung seiner Verdienste anläßlich des fünsundzwanzig- jährigcn Jubiläums des Vereins von Sr. Majestät dem König von Sachsen der Titel -Kommerzienrat», sowie von Sr. Majestät dem Kaiser der Rote Adlerorden vierter Klasse verliehen. Weiter gehörte der Verblichene der Deutschen Buchdrucker-Berufsgenossenschaft und deren Sektion Sachsen, sowie der Tarifkommission für Deutschlands Buchdrucker viele Jahre als Vorstandsmitglied an. In dieser Eigen schaft erwarb er sich große Verdienste um den mit der Gehilfen schaft vereinbarten Lohntaris. Von allen, die ihn kannten und die zu ihm in Beziehung getreten waren, wurde er hochgeschätzt; bei seinen Mitarbeitern und Untergebenen, denen er ein Vorbild uner müdlicher Schaffenskraft war, erfreute er sich großer Beliebtheit. Sein Andenken wird allezeit gesegnet bleiben! Sprechsaal. An die geehrte Redaktion des Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel, Leipzig. In den Schaufenstern der hiesigen Buchhandlungen sehe ich vielfach ein Buch -Die elegante Welt ausgestellt, und einige Sortimenter erweisen mir die Ehre, in einem ge schriebenen Zettel meinen Namen darüber zu setzen, wie es scheint, als besondere Empfehlung. Ich bedaurc das, denn ich habe an dem sehr um fangreichen Buch keinen andern geistigen Anteil als den, daß ich einen großen Teil der darin enthaltenen Tischreden verfaßt habe, damals, vor Jahren, im Ideenaustausch mit dem Herausgeber P. Langenscheidt, die Absicht verfolgend, solche Reden über das in den gewöhnlichen Toastbüchern enthaltene Niveau zu erheben und sie litterarischer zu gestalten. Von dem übrigen Inhalt des Buches bekam ich erst Kenntnis, als das Buch — dessen übrige Mitarbeiter ich nicht kenne — voll endet vorlag. Ich habe damals schon Herrn P. Langenscheidt in Berlin, dem ersten Verleger des Buches, brieflich mitgeteilt, wie wenig der Inhalt nach meinem Geschmack ist. Llerundsechzlgll«" Nhr-Lvz. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie diese Thatsache wenigstens in der Buchhündlerwelt durch Veröffentlichung dieser Erklärung verbreiten würden, denn es ist mir leider zu Ohren gekommen, daß über jenes Buch abträgliche Aeußerungen gefallen sind, und wenn mir das gesamte Material damals Vorgelegen hätte, würde ich mich nicht zum Abschluß eines Vertrages herge geben haben, durch den ich mein litterarisches Renommee ge fährdet sehe. Hochachtungsvoll Wien, November 1897. Paul v. Schönthan. Erwiderung. I)>. I'. ^kN86N80k6läk. LLRL,II^Lir81R^88k 48 18. Nov. 1897. Löbl. Redaktion des Börsenblattes für den Deutschen Buchhandel Leipzig. Die Unterzeichnete Verlagsbuchhandlung begnügt sich, nach stehendes zu erwidern: 1) Der Titel des Werkes -Die elegante Welt. Handbuch der 1153