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Nichtamtlicher Teil. .Ir 29, 5 Februar 191V. hilfestunden erteilten oder Scherzartikcl für den Weihnachts markt erfänden; er selbst hätte dieses oder jenes schon im Nebenamt tun müssen. Es sei bekannt, daß die Autoren in England und Frankreich 7 bis 8mal so hoch, ja selbst in Ruß land fünfmal höher im Durchschnitt honoriert würden als in Deutschland. — Wie hoch die Honorare in England und Rußland sind, weiß ich nicht, aber über französische Verhältnisse kann ich den Herrn Einsender, der Läuten gehört hat, aber nicht Zufammenschlogen, ganz genau informieren. Diejenigen französischen Autoren, die 7 bis 8 mal bester gestellt sind als die deutschen, sind alles Schriftsteller von Ruf und Namen, »von denen man spricht- und deren Privatverhältnifse auch an die Öffentlichkeit dringen; solche, mit ungefähr ebenso hohem Einkommen gibt es in Deutschland auch. Die übrigen, weniger oder gar nicht bekannten erhalten im allgemeinen auch in Frankreich nicht mehr als in Deutschland. Aber selbst wenn die französischen Schriftsteller mit einem größeren Einkommen zu rechnen hätten als die deutschen, so liegt der Grund dafür nicht am Verleger, denn der französische ist durchaus nicht generöser veranlagt als sein deutscher Kollege, sondern an den größeren Auflagen und daran, daß die Überproduktion in Frankreich weniger groß ist als in Deutschland. Es dürste wohl in allen Staaten ein Dichter und Schriftsteller-Proletariat geben, und daß dies auch in Frankreich der Fall ist, beweist die Tatsache, daß von den 1500 Mitgliedern der »Looiöts ckes gens äes lettrss« nur etwa 100 von dem Ertrage ihrer Feder leben können. Der Ein sender tut wirklich so, als ob es einzig und allein in der Macht des Verlegers liege, das Schriststellerclend von einem Tag aus den andern verschwinden zu lassen; er denkt gar nicht daran, daß in Deutschland weit mehr Bücher, besonders solche von mittleren oder unbekannten Größen geschrieben und leider auch gedruckt werden, als das Publikum ausnehmen kann; daß daraus notgedrungen ein glänzendes Elend ent stehen muß, ist nur zu natürlich, aber es ist falsch und un gerecht, den Verlagsbuchhandel in feiner Gesamtheit dafür verantwortlich zu machen. Der beste Rat, den man all den Poeten in Vers oder Prosa, denen die Kritik hartnäckig jeden Lorbeer verweigert, geben kann, ist der, umzusatteln — es ist ja niemand zum Dichten gezwungen! — und sich in einer anderen Bcrussart die hier nicht gefundene Anerkennung zu suchen, zu Nutz und Frommen aller Beteiligten und nicht zuletzt des Buchhandels selbst. Ernst Waldmann. Kürschners Deutscher Literaturkalender auf das 2lchr 1910. Herausgegebcn von l)r. Heinrich Klenz. 32. Jahrgang. Mit 8 Bildnissen. Leipzig 1910, G. I. Göschen'sche Verlagshandlung. VI S., 60 und 2074 Spalten. 8°. Geb. 8 In früheren Jahren mochte wohl mancher sich fragen, ob es gelingen werde, den Literaturkalcnder aus dis Dauer fortzusühren. Er hat sich aber erfreulicherweise so eingebürgert, daß er Jahr für Jahr regelmäßig erscheinen konnte, und von den mannigfachen Werken, die Josef Kürschner herausgegcben hat, hat keins seinen Namen in so weite Kreise getragen, wie der Literaturkalender. Eigentlich ist diese Bezeichnung nicht ganz zutreffend, da das Buch in der Hauptsache ein Verzeichnis der Schriftsteller und ihrer Werke enthält, aber man hat sich längst an jenen Namen gewöhnt, und deshalb würde es sich nicht empfehlen, ihn abzuändcrn. Der neue Jahrgang weist in der Einrichtung keine Veränderung gegenüber seinen Vorgängern auf; doch ist natistlich das ganze Material durchgesehen, verbessert und ergänzt worden. Da die früheren Jahrgänge immer wieder erweitert worden sind, so ist es selbst verständlich, daß die Zahl der neu aufzunehmenden Schrift steller nicht mehr groß sein kann. Der Umfang des eigent lichen Schriflstellerverzeichnistes ist fast genau der gleiche ge blieben wie im Vorjahre (1926 Spalten gegen 1928 in der Ausgabe für 1909). Dies ließ sich nur dadurch erreichen, daß der Herausgeber im alten Bestände einiges gekürzt hat. So müssen sich einzelne Schriftsteller, die gar zu produktiv sind, mit der kurzen Angabe; -Zahlreiche Romane«, »Zahl reiche Theaterstücke» oder »Fachschriften« begnügen. DerHeraus- geber erklärt, die Kürzungen seien nicht zu umgehen gewesen, da das Überschreiten von 60 Oktavbogen sowohl Unhandlich keit als auch eine Preiserhöhung zur Folge haben würde. Es ist ja auch klar, daß bei einem solchen Nachschlagewerk gewisse Grenzen eingehalten werden müssen. Eine unbedingte Vollständigkeit und Genauigkeit läßt sich gar nicht erzielen, und wenn der Kürschner in einzelnen Fällen im Stich läßt, so muß man eben noch zu andern Hilfsmitteln greifen. Sehr häufig wird das ja nicht Vorkommen, denn der Lile- raturkalender enthält nach einer bereits früher hier mit- geteilten Schätzung rund 15 400 Schriftsteller. Daß sich darunter nur ein verhältnismäßig kleiner Teil von Berufs schriftstellern befindet, ist selbstverständlich Es wäre übrigens sehr zu wünschen, daß der Verleger oder Herausgeber das im Kürschner enthaltene Material statistisch verarbeiten ließe, wie es der Verlag von Fredebeul L Koenen in Esten für Keilers katholischen Literaturkalender für 1910 getan hat (die wichtigsten Ergebnisse dieser Statistik sind in Nr. 12 dieses Blattes, Seite 637 f. zum Abdruck gelangt). Man hätte dann wenigstens einen Anhaltspunkt zu einer Schätzung der Zahl der eigentlichen Berufsschriftsteller. Ursprünglich enthielt der Literaturkalender hauptsächlich die Schriftsteller, die auf dem Gebiete der schönen Literatur tätig sind. Da darunter manche waren, die außer schön geistigen Werken auch gelehrte und rein fachwissenschaflliche Schriften herausgegeben haben, so war damit schon der Weg gewiesen, der in den folgenden Jahren immer mehr einge halten wurde. Es wurden nämlich alle Männer und Frauen ausgenommen, die überhaupt einmal ein Buch ver öffentlicht haben. Durch die Aufnahme der vielen Gelehrten, die literarisch tätig sind, mußte der Umfang des Werkes gewaltig anschwellen. Auch die Zahl der Fachschriftsteller, die nicht gerade zu den Gelehrten zu zählen sind, ist nicht unbedeutend. Dazu kommen ferner die Re dakteure der Zeitungen und Zeitschriften, doch ist auch hier selbstverständlich keine Vollständigkeit erstrebt; es genügt natürlich, daß außer den Redakteuren, die auch Bücher herausgegeben haben, nur die Redakteure der wichtigsten Blätter verzeichnet werden, denn sonst hätte man hier noch eine Zunahme von mehreren tausend Namen zu erwarten. Die kleinen Jrrtllmer und Lücken, die ich bei einer An zahl von Stichproben entdeckt habe, sind dem Umstand zu zuschreiben, daß manche Schriftsteller es nicht für nötig halten, den sie betreffenden Ausschnitt zurückzusenden. Das ist ein Mißstand, mit dem man nun einmal bei allen Werken zu rechnen hat, die im wesentlichen auf die Mit wirkung der Interessenten selbst angewieien sind. Im vor liegenden Falle hat übrigens diese Nachlässigkeit keine bedeutenden Folgen, da es sich wohl zum großen Teil um Schriftsteller handelt, die ihrem Ausschnitt nichts oder nichts Wesentliches hinzuzusügen hätten. Der vorliegende Jahrgang enthält wie seine Vorgänger 8 Bildnisse in schöner Ausführung, und zwar sind diesmal vertreten: Ferdinand Avenarius, Emmi Eiert, Max Geißler, Erich Marcks, Marianne Mcwis, Georg Freiherr von Ompteda, August Scherl, Ernst Zahn. Das Verzeichnis der Verleger,