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5520 Nichtamtlicher Teil. ^ 135. 14 Juni 1905. Französische Inseratenpreise. — Einen Gegensatz zu den deutschen Journalen, die oft mit einem Übermaß von In seraten erscheinen, bilden die französischen Blätter, die eine ver hältnismäßig geringe Anzahl solcher Ankündigungen aufweisen, trotzdem die Auflagen einzelner derselben jene der deutschen viel fach übersteigen. Dafür stehen aber auch die Jnseratentarife wieder in einem enormen Kontrast gegen die Jnsertionspreise deutscher Blätter. Die französischen Journale stellen ihre Preise je nach der Art ihres Inhalts oder den Platz, den die Anzeigen einnehmen sollen. Nachstehend einige Beispiele: Das Pariser -.Journal- setzt für eine Zeile 3 ^ bis 27 fest; — der .Matin« 4 ^ bis 20 — der »Figaro« 2 bis 40 — das »Petit Journal« 7 ^ 50 H bis 60 — der »Petit Parisien» 7 ^ 50 o) bis 38 (Nach der Österr.-ung. Buchh.-Corr.) Eine Nationalbühne für die deutsche Jugend. — Der bekannte Literaturhistoriker und Dichter Professor Ad o lf Bartels in Weimar macht in einer bei Hermann Böhlaus Nachfolger in Weimar soeben erschienenen Denkschrift den Vorschlag, eine National bühne für die deutsche Jugend zu schaffen. Und zwar soll das so geschehen, daß das Weimarische Hoftheater alljährlich in der Ferienzeit vom 1. Juli bis 15. August einen Zyklus von sechs hervorragenden Dramen der Weltliteratur aufführt, zu dem die Schüler der obern Klassen aller höhern Lehranstalten aus ganz Deutschland einzuladen wären. Dieser Zyklus soll sechsmal wiederholt werden, und da das Hoftheater jeden Abend 1000 Plätze für die Schüler zur Verfügung zu stellen hätte, könnten im ganzen 6000 Schüler an ihm teilnehmen. (Leipz. N. Nachr.) -Eule-, Freier Verein jüngerer Buchhändler in Leipzig. — Am Donnerstag den 15. Juni 1905, abends um 8*/, Uhr, veranstaltet dieser Verein im Saal des Hausväter- Verbandes in Leipzig, Tauchaerstraße 6 — Marienstraße 7, seinen ersten Musik-(Schubert-)Abend, wozu die Mitglieder nebst ihren werten Angehörigen freundlichste eingeladen sind. Auch Gäste, Damen wie Herren, sind herzlich willkommen! Programme werden am Saaleingang verteilt. Nach Beendigung der Vorträge: — Wie die Tagesblätter übereinstimmend melden, ist der Professor an der Universität Chicago, vr. I. L. Laughlin, einer der angesehensten amerikanischen Nationalökonomen, von der Vereinigung für staatswissenschaftliche Fortbildung in Berlin eingeladen worden, im nächsten Wintersemester in der Vereinigung volkswirtschaftliche Vorlesungen zu halten. Da die Vereinigung in engster Beziehung zum preußischen Kultus ministerium steht, so ist anzunehmen, daß auch diese Berufung auf den bekannten, von dem Kaiser angeregten Professorenaustausch zwischen Amerika und Deutschland zurückzuführen ist. So wird aller Wahrscheinlichkeit nach neben Professor Francis G. Peabody von der Harvard-Universität Professor Laughlin von der Univer sität Chicago im nächsten Winter in Berlin lehren. Pensionsanstalt Deutscher Journalisten und Schrift steller (Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit) in München.— Dieser segensreich wirkende Verein veröffentlichte soeben den Geschäftsbericht für 1904, der vom Bureau der Anstalt — München, Max Josephstraße 1/0 — an Interessenten kostenlos versandt wird. Der Bericht, der außer den Berichten des Vorstands und Aufsichts- Versicherungstechnikers Professor vr. W. Wolf-Leipzig enthält, zeigt, daß das den sozialen Interessen der deutschen Journalisten und Schriftsteller gewidmete Unternehmen in befriedigendem Fort schritte begriffen ist. In den letzten Wochen hatte die Anstalt auf dem Gebiete der außerordentlichen Einnahmen einige sehr erfreuliche Erfolge zu verzeichnen, von denen die Anteile an den finanziellen Ergebnissen der Schillerfeiern in Lübeck, Königsberg, Eisenach usw. noch besonders hervorgehoben werden sollen. — Die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Anstalt wird Montag, den 19. Juni, in Darmstadt abgehalten. Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. UaIbmovLt1ieÜ68 I^itsraturverrsiedvig^ckkr »k'ortsed ritte äer?b^siü-, m U^uvgoÜE^. 4. ^kr^vx. No. 9/10, Personalnachrichten. Universitätsprofessor vr. Otto von Franklin f. — In Tübingen starb vor kurzem der verdiente frühere Universi tätsprofessor vr. Otto von Franklin nach längerem Leiden im Alter von 75 Jahren. Nach einer einunddreißigjährigen erfolg reichen Tätigkeit an der Universität als Lehrer des deutschen Privatrechts, des Handels- und des Wechselrechts war Franklin im Herbst vorigen Jahres in den Ruhestand getreten. Geboren am 27. Januar 1830 in Berlin, habilitierte er sich nach mehr jähriger praktischer Tätigkeit als Referendar und Gerichtsassessor im Herbst 1860 an der Universität Breslau und folgte bald einem Rufe nach Greifswald. 1873 kam er als Nachfolger des Professors vr. von Meibom nach Tübingen. Seine Antrittsrede am 20. No vember 1873 handelte über »die Entwicklung des gelehrten Richter- tums in Deutschland-. Nahezu 20 Jahre bekleidete er das Amt eines Mitglieds und Vorsitzenden des literarischen Sach- verständigen-Vereins für Württemberg, Baden und Hessen, 1886/87 das des Rektors der Universität. Auch seine publizistische Tätigkeit war sehr umfangreich. Subarchivar Pater Denifle -j-. — Der Subarchivar des vatikanischen Archivs, Dominikanerpater Denifle, der infolge eines Schlaganfalls seit einigen Tagen in München krank lag, ist am 10. Juni dort gestorben. Heinrich Suso Denifle. der ein Alter von 61 Jahren erreicht hat, war ein gebürtiger Österreicher aus Imst in Tirol. Er erhielt bei den Dominikanern in Graz die Priesterweihe, studierte in Rom und war später theologischer Lehrer in Graz und berühmt als Kanzel redner. Seit einem Vierteljahrhundert wirkte er als Sub archivar des vatikanischen Archivs, dessen Schätze er gründlich kannte, auch als Konsultar der Kardinalskommission für historische Studien. Er war Mitglied der Akademien von Wien. Berlin, Göttingen, Paris, Prag und hatte den Ruf, wohl der gründlichste Forscher auf dem Gebiete der mittelalter lichen Kultur- und Kirchengeschichte zu sein. Seine Studien über die Geschichte der deutschen Mystik, sein Werk über die Universitäten des Mittelalters haben ihm ebenso wie seine paläo- graphischen Abhandlungen zu einem großen internationalen Ruf verholfen. Von seinen bemerkenswertesten Schriften seien ge nannt: »Die katholische Kirche und das Ziel der Menschheit- (Graz 1872), »Der Gottesfreund im Oberland und Nikolaus Briefbuch- (Graz 1875), »Das Buch von geistlicher Armut« (München 1877), »Taulers Belehrung, kritisch untersucht- (Straß burg 1879), »Geschichte der Universitäten des Mittelalters bis 1400- (Berlin 1885), »Die päpstlichen Registerbände des 13. Jahrhunderts« (Berlin 1866), -Das geistliche Leben, eine Blumenlese aus den deutschen Mystikern und Gottesfreunden des 14. Jahrhunderts- (5. Aufl., Graz 1904, U. Moser), »va, ätz8o1atiov äe8 6xli868, wona.8tere8, dopitaux 6v Kranes peväavt Ia> Suerre äs osnt av8- (1897 bis 1899). Lebhafte Erörterungen rief sein zuerst 1903 erschienenes Werk: »Luther und Luthertum in der ersten Entwicklung quellenmäßig dargestellt- (Mainz) hervor, von dem bisher nur der erste Band vorliegt. Seine Tendenz war: »Los von Luther! Zurück zur Kirche!« In vier Wochen war dieses Werk kirchengeschichtlichen und dogmatischen Inhalts vergriffen. Eine ganze Schar pro testantischer Theologen zog gegen Denifle zu Felde, der inzwischen wieder im päpstlichen Geheimarchiv am Werke war und baldigst eine zweite, durchgearbeitete Auflage dieses Bandes (Mainz 1904, Kirchhcim L Co.) erscheinen ließ. Seine Verteidigung: »Luther in nationalistischer und christlicher Beleuchtung. Prinzi pielle Auseinandersetzung mit A. Harnack und R. Seeberg.- Mainz 1904, Kirchhcrm L Co., war eine neue Herausforderung. — Mit Ehrle gemeinsam gab der gelehrte Pater auch das -Archiv für Literatur und Kirchengeschichte des Mittelalters- (Berlin) heraus.