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^ 83, 9. Februar 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f d. Dtlchn. Buchhandel. 1749 Sehen wir uns nun die einzelnen Gebiete an, auf denen sich die schriftstellerische Schaffenskraft Italiens im Jahre 1911 betätigte. Die Sozialwissenschaften nehmen den ersten Platz mit 1111 Werken ein. Dieser Zweig der Wissenschaften ist in Italien stets mit Vorliebe gepflegt worden, denn auch im verflossenen Triennium standen Liese Wissenschaften stets an erster Stelle: 1908 mit 818, 1909 mit 753 und 1910 mit 759 Werken. Während im oberwähntcn Triennium die Werke über Landwirtschaft, Gewerbe und Handel zusammengenommen die zweite Stelle behaupteten, wurden im Jahre 1911 diese Wissenschaften von den Werken über Medizin zurückgedrängt, indem von letzteren — bei einer Schwankung von 527 Werken im Jahie 1908, von 493 im Jahre 1909 und von 503 im Jahre 1910 — im Jahre 1911 1082 Werke erschienen sind. Über Landwirtschaft, Handel und Gewerbe sind 1056 Werke erschienen (643 im Jahre 1910). — Jetzt kommen in der Reihenfolge der Beteiligung folgende Wissenschaften (die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf das Jahr 1910): Geschichte 938 (599); Schulbücher 863 (601); Philologie 723 (344); Jurisprudenz 622 (349); Physik 589 (139); Unterricht und Erziehung 538 (357); Romane 415 (414); Theater 275 (256); Technologie 411 (253); Deootionalien und Religions- bllcher 371 (295); Kunst 347 (169); Biographien 354 (242); Neue Zeitschriften 327 (837); Poesie 302(273); Philosophie 266 (182); Heer und Marine 206 (116); Geographie und Reisen 194 (86); Verschiedene Schriften 156 (171); Bibliographie 110 (66); Akademische Schriften 59 (?). Nach der Sprache verteilen sich obige Zahlen wie folgt: 10 835 (6 510) wurden in italienischer, 241 (116) in fran zösischer, 34 (21) in englischer, 27 (9) in deutscher, 153 (110) in lateinischer, 10 (5) in griechischer, 16 (10) in spanischer und 1 (0) in portugiesischer Sprache gedruckt. Die Übersetzungen sind mit folgenden Zahlen vertreten: 235 (204) wurden aus derfranzösischen,63(65)ausder englischen, 97 (89) aus der deutschen, 6 (8) aus der spanischen, 27 <I8» aus der lateinischen, 16 (12) aus der griechischen, 10 (10) aus der russischen, 2 (0) aus der hebräischen und je I aus der ungarischen, provenzalischen, norwegischen, chinesischen und japanischen Sprache übersetzt. In den fünf letzt genannten Sprachen hatte man im Jahre 1910 keine, wohl aber aus dem Polnischen 7 Übersetzungen, während diese Sprache im Jahre 1911 überhaupt nicht vorkommt. Nach Provinzen geordnet kommt zuerst die Lombardei mit 2898 (1435), dann folgen: Toskana mit 1623 (908), Latium 1545 (775), Piemont 1507 (983), Emilia 858 (461), Sizilien 757 (517), Campanien 686 (453), Denetien 573 (451), Marken 287 (153), Umbrien 282 (124), Ligurien 227 (158), Apulien 166 (46), Abruzzen 147 (122), Sardinien 125 (61), Kalabrien 76 (17) und die Basilikata mit 60 (4) Druck werken. In dieser Gcsamterzeugung ist die Lombardei durch 285 Werke über Medizin, 260 über Jurisprudenz, 211 Romane, 210 über Landwirtschaft, Handel und Gewerbe, 148 über Geschichte, 144 über Technologie; Toskana mit 248 Schulbüchern, 180 Werken über Medizin, 140 über Geschichte, 137 über soziale Wissenschaften, 134 über Philo logie, 120 über Landwirtschaft, Handel und Gewerbe; Latium mit 192 Werken über soziale Wissenschaften, 154 über Geschichte, 130 über Physik, 125 über Heer und Marine, 122 über Landwirtschaft, Handel und Gewerbe, 107 über Kunst; Piemont mit 204 Schulbüchern, 197 Werken über Landwirtschaft, Handel und Gewerbe, 126 über soziale Wissenschaften, 117 über Medizin, 116 über Jurisprudenz und 82 religiösen Schriften vertreten. Ich übergehe die übrigen Provinzen und die nicht- BSri-nblatt sllr dm Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. genannten Wissenschaften, weil es sich da um geringere Zahlen handelt. Von den 327 neuen politischen Zeitschriften fallen 56 auf Sizilien, 38 auf Toskana, 34 aus Campanien, 27 auf Latium, 25 auf die Lombardei, 24 auf Emilia, 23 auf die Marken, 21 auf Apulien, 18 auf Piemont, 16 auf Ligurien, 13 auf Kalabrien, 12 aus die Abruzzen, 7 auf Umbrien, je 5 auf Venetien und die Basilikata und 3 auf Sardinien. Bibliographische Werke wurden 28 in der Lombardei, 22 in Toskana, 18 in Latium, 11 in Piemont, 8 in Venetien, 6 in Emilia, 4 in Campanien, je 3 in Sizilien und Ligurien, je 2 in Sardinien, Marken, Umbrien und den Abruzzen, 1 in Apulien und keine in Basilikata und Kalabrien herausgegeben. Verleger im wahren und engsten Sinne des Wortes haben wir in Italien nur in den Hauptstädten der bedeu tendsten Provinzen, wie z. B. in Mailand (Lombardei), Turin (Piemont), Florenz (Toskana), Neapel (Campanien), Rom (Latium), Bari (Apulien), Palermo (Sizilien), Genua (Ligurien). In Mailand sind die bedeutendsten Verlagsgeschäfte zu finden. Hier unterhalten die Ver leger anderer Großstädte entweder Filtalgeschäfte oder Auslieferungslager auf eigene Rechnung, respektive durch Vertreter, welch letztere aber nicht zum Originalrabatt aus liefern. Die Filialgeschäfte in Mailand führen zugleich eine Sortimenlsbuchhandlung, aber nur italienischen Verlages. Die in Mailand ansässigen Verleger dagegen betreiben fast alle zugleich internationales Sortiment in einem dem Publikum zugänglichen Gcschäftslokal. Wer nicht zum eigentlichen Verlegerstande gehört, ist in den kleineren und auch in) den größeren Städten, nur Buchdrucker, der ausschließlich als typographischer Herausgeber, durchaus nicht als Verleger angesehen werden kann. Solche Typographen drucken meistens aus Kosten und Rechnung des Autors, und so kommt es, daß in der Gesamt produktion Italiens auch die südlichen Provinzen mit einer verhältnismäßig großen Anzahl von Druckwerken in Bandform vertreten sind, ein Zeichen, daß die Kultur auch dort eingezogen ist, wo man vor einem Jahrzehnt nur spärliche Zeichen des geistigen Lebens wahrzunehmen vermochte. Kalabrien z. B., in dem früher die Anzahl der dort erschienenen Bände kaum 20 erreichte, figuriert jetzt mit 76; die Basilikata, die früher kaum 50 Druckwerke herausgab, hatte im Jahre 1911 60 aufzuweisen. Der Fortschritt zeigt sich also auf der ganzen italienischen Halbinsel. Betreffs der deutschen Sprache bemerkt man gleichfalls eine Vermehrung, so in den Aus gaben in deutscher Sprache, die von 9 im Jahre 1910 er schienenen Werken auf 27 im Jahre 1911 gestiegen sind, wie auch in den Übersetzungen aus dem Deutschen. Davon wurden 1910 nur 89 ausgegeben gegen 97 im Jahre 1911. Philo sophie (17), Romane (14), Medizin (18), Theater (9) kommen in erster Reihe; dann haben wir Übersetzungen von philo logischen (6), pädagogischen (6), geschichtlichen (5), sozio logischen (8) u. a. Werken. Die Werke in deutscher Sprache betreffen Technologie (9), Geschichte (8), Philosophie (2), Bibliographie, Biographie, Geographie, Physik, Medizin, Landwirtschaft (je 1) und Verschiedenes (2). L gasigere eboss malbsur «st bov, sagen unsere west lichen Nachbarn, und sie mögen Recht haben, denn der italienisch-türkische Krieg hat eine außerordentliche Erhöhung der Auslagen unserer politischen Tagesblätter mit sich gebracht. Leider ist aber das Zeitungspapier hierzulande ziemlich schlecht, und die Zeitungsoerleger sahen sich wiederholt ge nötigt, die italienischen Papiermühlen infolge von Reklamationen 229