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Nr. 241. r -Oclltjchcu 'erfo!^ ^'ieferD^ .. « M i?g Uv^e"7 ^ü r' d, e Ü e ^ 0^)k^ ^ S.^3 2N^.^st^tt 3? ^ ^r^/,6. N^N.statNSM. Stellen^eiuche wsrdcn mit ISPs. pro EMZ«WiZK»AWUk«WWAADa Leipzig, Donnerslag den 19. Oktober 1916. 83. Jahrgang. RedäkttoneLlLr Teil.. Berliner Briefs. VII. lVI siehe Nr. 182.1 Berliner Bibliophilenabcnd am 2. Ökt. 1918. — Ausstellung künst lerischer Einbände in der Berliner Kgl. Bibliothek. — Abschaf fung des Rabatts in Berlin, Provinz Brandenburg, Leipzig. — Ein eigentümlicher Fall von Verlegerschlcndcrci. — Die Kriegszeitung von Baranowitschi. — Scheckstempcl und Waren- nmsahstempel. — Feldbuchhandlungen. — Die Klagen der Papiersabrikanten. — -Deutschland, Deutschland über Alles-! hun dert Fahre alt. — Bauer, der Erfinder des ersten deutschen Tauchboots. Im August und September hat der B e r l i n c r B i b l i o - Philenabend Versammlungen nicht abgehalten, dagegen fand am Montag, 2. Oktober, eine Führung der Mitglieder sei tens des Herrn vr. Doegc durch die Lipperheidcsche Kostüm- Bibliothek statt. Herr vr. Doege leitete die Besichtigung durch eine kurze Ent stehungsgeschichte der Sammlung ein. Lipperheide hatte Ende der Mer Jahre des vorigen Jahrhunderts die Modenzeitung ge gründet. Als Material für die Redaktion und die Herstellung sammelte er zu Anfang Modebilder und Modezeichnungen. Die Beschäftigung mit diesen Anfängen führte ihn bald weiter. Er fing Mi, alles zu sammeln, was Tracht, Sitte, Schmuck betraf, und ging bald dazu über, auch Militärtrachten, Waffenbilder, Tur- nierbllchcr und ähnliches seiner Sammlung anzugliedern. Auch Porträts in Öl und Schwarz-Weiß, soweit sie charakteristische Trachten darboten, kamen hinzu. So entstand nach und nach eine Sammlung, die, einzig in ihrer Art, ein fast unübersehbares Material zur Geschichte der Bekleidung und des Schmucks bietet. Zustatten kam Lipperheide, daß zu der Zeit, als er seine Samm lung zu bilden begann und die Hauptstücke erwarb, die Preise in Deutschland noch verhältnismäßig mäßige waren, so daß Stücke vorhanden sind, die er damals mit wenigen Groschen be zahlte, für die man jetzt Hunderte von Mark anlegen müßte. Die Sammlung ist von Lipperheide dem Preußischen Staate geschenkt worden und ist in einem besonderen Gebäude des Kunstgewerbc- Museums in würdiger Weise aufgestellt. Aus diesem reichen Schatz hatte nun Herr vr. Doegc eine passende Auswahl getroffen, die er den Besuchern zur Schau stellte und der er eingehende Erläuterungen hinzufügte. Zuerst die Manuskripte mit schön ausgemalten Bildern. Besonders hob er das Trachtenbuch eines mitteldeutschen Ratsherrn hervor, der ein großer Freund von Anzügen war. Und in jedem dieser An züge hat er sich malen lassen. Das Buch ging an seinen Sohn über, der ebenfalls eine Freude an schönen Kleidern hatte und den Bildern seines Vaters die seinen hinzuftigte. So entstand eine heute unschätzbare Sammlung von Trachten, die bis auf die kleinste Schnalle genau sind und die verschiedenen Klei dungen des 15. Jahrhunderts getreu wicdergeben Die Bücher, die Trachten enthalten und im 18. und den fol genden Jahrhunderten erschienen sind, sind in Fülle vorhanden. Ich führe nur die Namen Verteilt, Jobst Ammann, Vecellio, Wenzel Hollar (Hiosaurus mulrorum 1643 lind Lulii Vsnvris) an, ferner die Berliner Trachten von Henschel 1805 und die Suhr- schen Trachtenbilder, welche letzteren, namentlich in annähernder Vollständigkeit, zu den größten Seltenheiten gehören. Die Modezcitungen bilden eine besondere Sehenswürdig keit. Von der 6,-iIoris dos modes sind 6 Jahrgänge vorhanden: die Jahre 1778 u. ff., ferner das kabinst des müdes, sodann von deutschen das Bertuchsche Journal des Luxus und der Moden 1786—1826, von englischen die Kallorv «k kaslüon, die von den Deutsch-Engländern Heidelosf und Ackermann herausgegeben wurde. Es ist bemerkenswert, daß die älteren Modezeitungeu durchaus künstlerische Abbildungen bringen, was mit dem Augen blick aufhört, wo die Modezeitungeu nicht mehr für die große Dame, sondern für de» Gebrauch der Schneiderin herausgegeben wurden. Die Uiiiformwerke schildern die Militär- und Marineuui- sormen aller Staaten in zum Teil prächtigen Ausführungen. Auch das seltene Meuzel-Werk über die Armee Friedrichs des Großen fehlt nicht. Es folgen die Turnierbllcher (Rllxner u. a.): den Beschluß machen die Monumentalwerke, die fürstliche Bei setzungen und Krönungen schildern. Das Leichenbegängnis des Großen Kurfürsten, die Krönung des ersten preußischen Königs, die Wilhelms I., die Krönung Napoleons, die allerdings erst nach seiner Throucntsetzung fertig wurde, die russischen Krönungs werke sind vorhanden. Wie weit Lipperheide seine Sammeltätigkeit ausdehnte, geht aus der fast lückenlosen Folge des LImanaov do Kotim hervor, die, wie man weiß, Trachtenkupfer enthielten. Aufrichtiger Dank lohnte den liebenswürdigen Vorführer dieser Kostbarkeiten von seiten der anwesenden Mitglieder des Bibliophilen Abends, ein Dank, der reichlich verdient war. Einige Tage später, am Donnerstag, den 5. Oktober, wurde den Mitgliedern wiederum ein erlesener Genuß zuteil. Der Jakob Krauße-Bund, eine Vereinigung Deutscher Kunst- ouchbinder, hatte der Verwaltung der König!. Bibliothek gegen über den Wunsch ausgesprochen, eine Auswahl der vorhandenen koftbarcn Einbände zu besichtigen. Die Verwaltung war diesem Wunsche gern nachgekommen, und Herr Gcheimrat Schwenke und Herr Direktor Paalzow hatten sich der Mühe unterzogen, eine Anzahl von Einbänden zusammenzustellen, die, der Zeit der Entstehung nach geordnet, ein Bild der Entwick lung der Buchbinderkuiist darboteu. Herr Professor Hülle hatte dem eine Reihe orientalischer Einbände hinzugefügt, um das Bild abzurunden. Die von den Mitgliedern des Jakob Krauße-BundeS mit großem Interesse besichtigte Ausstellung, die auch in der Buch- biuderpresse mit Anerkennung erwähnt worden ist, sollte nun auch den Bibliophilen dank einer freundlichen Einladung vor geführt werden. In dem schönen Konferenzsaal der König!. Bibliothek, der mit den Bildern der früheren General-Direktoren geschmückt ist, waren die Bücher ausgestellt, und Herr Direktor vr. Paalzow hatte es übernommen, die abendländischen Einbände zu erläu tern, während Herr Professor Hülle sich dieser Mühewaltung für die morgenländischen unterzog. Den Anfang machte das frühe Mittelalter. Hier sind es ausschließlich dem Kultus dienende Bücher, Handschriften in IZ17