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69, 24. März 1886. Nichtamtlicher Teil. 1551 Sein Sohn Adolf Hofmeister (ff 1870) führte in Ge meinschaft mit seinem Bruder Wilhelm Friedrich (ff 1877 als Professor der Botanik in Heidelberg) das Geschäft fort. Durch sein Handbuch der musikalischen Literatur (8 Bde. 1844—79) und eine monatlich erscheinende Bibliographie hat er dem Musikalienhandel einen wesentlichen Dienst erwiesen. Die jetzige» Besitzer der Firma sind Prof. Hofmeisters Erben und Albert Röthing. Im Jahre 1803 wurde durch Johann Friedrich Hart- knochd. I. (geb. in Riga 1769, ff 1829), die von seinem Vater (geb. 1740 zu Goldap in Litauen, ff 1789)*) in Mitau ge gründete Buchhandlung nach Leipzig verlegt. Sein Vater hatte in Königsberg Theologie und Philosophie studiert, war dann in der Kanterschcn Buchhandlung daselbst beschäftigt, und gründete 1763 ein eigenes Geschäft. Er verlegte dasselbe 1767 von Mitau nach Riga. Aus seinem Verlage gingen namentlich Werke von Kant, Herder, Klinger, Knigge, auch verschiedene Zeitschriften her vor. Er selbst verfaßte 1773 ein Werk über Kosaken, Kalmücken re. Sein Sohn setzte unbehindert das Geschäft fort, bis er 1803 in folge hämischer Denunciation der Censur (er hatte unter an geblicher Umgehung derselben ein Exemplar des Göttinger Revolu- tionsalmanachs kommen lassen) streng zur Rechenschaft gezogen wurde. Die ihm widerfahrene Unbill hat er selbst in der Geschichte seiner »Gefangenschaft« erzählt. Die Sache hatte ihn so verdrossen, daß ihn selbst eine gewisse Rehabilitierung durch die höchste Behörde in seinem Entschluß Riga zu verlassen nicht wankend machen konnte. Er setzte also den Buchhandel in Leipzig fort, kaufte einen Teil des Verlags von G. Müller in Gießen, verlegte Werke von Kind, Rochlitz und anderen Belletristen, war beteiligt bei der Unterdrückung des Nachdrucks (1804—5), zeigte sich aber intolerant hinsichtlich der Zurückweisung jüdischer Buchhändler von der Börse (vgl. From- mann). — Sein Nachfolger wurde sein Sohn Georg Hartknoch (ff 1832), der 1826 Seumes Werke verlegte; 1834 der zweite Mann seiner Witwe, Karl Otto Baumann; 1861 Georg Baumann. Der letzte Besitzer (1868 — 1879) war William H. French. Ein Teil des Verlags ging an Ed. Wartig's Verlag (Ernst Hoppe), früher C. Hochhausen in Jena, über. Bezüglich der bereits unter Hannover (1885. Nr. 245) er wähnten Ha huschen Verlagshandlung ist nachzuholcn, daß dieselbe 1810 dem Ankauf der seit Ende des siebzehnten Jahrhunderts be stehenden Verlagshandlnng von Kaspar Fritsch ihre Entstehung zu verdanken hatte. Nach dem Erlöschen des Stammes Hahn ge langten die Buchhandlungen in den Besitz von Herbert Wilhelm Thielen, des Enkels von Heinrich Wilhelm Hahn. Groß als Verleger und Bibliograph steht Wilhelm Engel mann (geb. 1808 in Lemgo, ff 1878)**) da. Er bestand seine Lehr zeit bei Enslin in Berlin, wo er bereits die Bekanntschaft mit seinem späteren Autor, dem Zoologen Siebold, anknüpfte, hatte dann Stel *) Vgl. Allg. deutsche Biographie (Eckardt), Börsenblatt 1863 (IVOjähr. Jub.), 1870 Nr. 193, 197, 199 u. 203 (Rigascher Almanach f. 1870), Buchhändler-Akademie. II. Jahrg. Hst. 6 u. 7. — Das Archiv VIII. S. 328 u. folg, enthält Briefe an I. Fr. Hartknoch d. I. von A' v. Storch, 1806 (H.s Funktionen als Kommissionär der Petersburger Akademie betr.) und von F. I. Bertuch, 1814 (Nachdrucksfrage betr.). **) Vgl. Börsenblatt 1869. Nr. 107; 1873. Nr. 192 (Petzholdt, zum 60jährigen Jubiläum Man findet hier zugleich ein vollständiges Ver zeichnis von Engclmanns Bibliographieen von der »Bibliothek der schönen Wissenschaften« bis zu Petzholdts »Libliotbsea biblivAr.«. unter Berücksichtigung seiner Vorgänger Enslin und Löflund); 1879. Nr. 105; Jllnstr. Zeitung 1866. Nr. 1349; Zeitschrift f. wissenschastl. Zoologie. Bd. 32. Hft. 2; Petzholdts Neuer Anzeiger für Bibliographie u. Biblio thek» issenjchaft. Februar 1879; Bierteljahrsschrist d. Astronom. Gesell schaft. 14. Jahrg. I. Hft. lungen inne bei Heyse in Bremen, wo er mit dem Druckereiwesen sich vertraut machte, bei C. Gerold in Wien, Varrentrapp in Frank furt a. M. — hier wurde er mit Gervinus bekannt — und über nahm 1839 die 1811 von seinem Vater (ft 1823) gegründete Buchhandlung. Sein Verlag weist fast nur schwerwiegende wissen schaftliche Litteratur auf. Zoologie, überhaupt Naturwissenschaften, dann Geschichte sind besonders stark vertreten; doch findet man auch manches gediegene Werk aus anderen Wissenschaften, besonders aber die so höchst schätzenswerten, von ihm bearbeiteten oder verlegten Bibliographieen. Zu seinen ersten Unternehmungen gehörte eine Sammlung griechischer und lateinischerKlassiker mitÜbersetzung. Von seinen berühmten Autoren seien nur die folgenden genannt: De Vary, Bruhns, Carus, Claus, Credner, Dohrn, Ebers, Eichler, Frey, Gegenbaur, Geinitz, Gervinus, Gräfe, Grisebach, Haeckel, Hasse, Heer, Heusinger von Waldegg, Hossmann v. Fallersleben, W. Hofmeister, Holtzmann, Kölliker, Max Müller, Nägeli, Naumann, Oncken, Overbeck, Rammelsberg, Sachs, Schleiden, Siebold, Sonne, Spiegel, Stoy, Vogel, Gg. Weber, Weismann, Wundt, Zirkel, Zöllner. — Seine Verdienste um die Wissenschaften wurden durch die 1858 erfolgte Ernennung zum Doktor anerkannt. — Auch den allgemeinen buchhändlerischen Angelegenheiten widmete er sich mit Eifer; er gehörte dem Vorstand des Börsenvereins und des Leipziger Vereins an. Wie so viele Buchhändler huldigte auch er der Passion des Sammelns. So gelang es ihm namentlich sämtliche Chodowieckischen Kupfer zusammen zu bringen, über welche er einen Katalog veröffentlichte. — In geschäftlicher Beziehung stand ihm 1852 — 76 sein Bruder Theodor zur Seite. — Ein von Engel mann gegründetes Kommissionsgeschäft ging 1874 an Hermann Fries, der Verlag nach seinem Tode an den ältesten Sohn, den Astronomen vr. Rudolf Engelmann über. Zu den großen Buchhändlern, welche ursprünglich der Druck kunst sich widmeten, dann aber auch durch ihren gediegenen Verlag sich auszcichneten, gehört vor allem Benedict Gotthelf Teubner (geb. 1784 zu Großkraußnigk in der Niederlausitz, ft 1856)*). Er erlernte die Druckkunst bei Meinhold in Dresden, war seit 1803 bei Jacobäer in Leipzig, später in Preßburg beschäftigt, über nahm 1806 die Leitung der 1797 von Otto gegründeten, 1806 von Weinedel gekauften Druckerei in Leipzig und führte dieselbe seit 1811 unter eigener Firma fort. 1824 begann er seine Ver- lagsthätigkeit mit einer Sammlung von Ausgaben griechischer und lateinischer Klassiker, die sich auf eine Anzahl der vorzugsweise in Schulen gelesenen Autoren beschränkte und nach 1835 nicht mehr fortgesetzt wurde. Dagegen wird die im Jahre 1848—49 be gonnene vollständig neue, nach einheitlichem Plane bearbeitete Klassikersammlung (Ribliotbsoa 1'sudnsrinnn), welche bis jetzt 400 Bände umfaßt, fortwährend fortgesetzt und findet die weiteste Verbreitung. Diese neue Sammlung, nebst der im Jahre 1826 gegründeten ältesten philologischen Zeitschrift »Jahrbücher für Philologie« legten den Grund zu dem hochangesehenen philologi schen Verlage der Firma Teubner, in welchem die berühmtesten Namen der neueren klassischen Philologie sich vereinigt finden. Zeit weise verlegte die Firma auch bedeutende Werke anderer Gebiete, z. B. Dantes Göttliche Komödie in der Bearbeitung des Königs Johann von Sachsen (Philalethes), H. Kurz' Geschichte der deut schen Literatur, Ruetes Atlas der Augenheilkunde u. a.; jetzt aber bilden Philologie und Mathematik Fundament und Säulen des Verlages. Jederzeit blieb auch der Druckerei besondere Aufmerksamkeit gewidmet; Gravieranstalt, Schriftgießerei, Stereotypie und gal- *) Vgl. Börsenblatt 1856 Nr. 16 (Lpzgr. Tgbl.), 1861 Nr. 24, sowie Äug. Schmitts Festschrift zum 21. Febr. 1861 m. Portt.