Volltext Seite (XML)
5756 Fertige Bücher. 186, 12. August 1899. H. W. Theodor Dieter, Verlagsbuchhandlung, Leipzig. Neue Kritik über Hartl Fleischer, Abälard und Heloise Eine Liebestragödie in fünf Aufzügen. Ludwig Schroeder schreibt im Iserlohner General-Anzeiger unterm 4. August 1899: Es war im Blumen blühten, Frühling, als die ersten da legte man mir ein Buch auf den Tisch, das mich wie eine Wunderblume anmutete in seiner wunder bar lieblichen Schönheit. Ich habe es später noch zweimal gelesen, um seine ganze Fülle von Poesie in mich aufzunehmen, und ich werde noch öfter nach ihm greifen, wenn mich dürstet nach einem Trünke lauterster Dichtung, die sich an keine Mode stört und nicht nach billigen Effekten hascht, die um ihrer selbst willen da ist wie die köstliche Blüte, die irgendwo tief im Walde, wohin keines Menschen Fuß je gedrungen, in stiller Mondnacht ihren Kelch öffnet und füßen Duft ausatmet. Das Buch führt den Titel: „Abälard und Heloise. Eine Liebe s- Tragödie von Paul Fleischer." Der Name des Dichters ist mir bisher nicht auf gestoßen; nun aber werde ich ihn nicht wieder vergessen, und ich hoffe, daß auch andere ihn beachten werden, weil Paul Fleischer die deutsche Litteratur um ein wirkliches Kunstwerk bereichert hat. Der Dichter hat die alte Geschichte von Abälard und Heloise, einem jener Liebespare von weltgeschichtlichem Rufe frei benutzt, deren Namen unauflöslich miteinander verbunden sind, wie Hero und Leander, Tristan und Isolde, Dante und Beatrice. Er hat sie frei benutzt und auch in den Beziehungen einzelner Personen im Interesse der Dichtung, um sie seelisch zu vertiefen, eine Aenderung eintreten lassen. So tritt Heloise nicht als Nichte, sondern als Tochter des Gelehrten Fulbert auf, wo durch der Konflikt wesentlich verschärft, überhaupt dramatisch verwertbar wird; auch stirbt Abälard im fünften Akt durch Mörderhand, eine Abweichung, die größtes Lob verdient, weil das Drama dadurch einen wirkungsvollen Abschluß erhält. Ich bemerkte schon, daß alle Freiheiten, die sich der Dichter bei Benutzung des Stoffes erlaubte, im Interesse der Dichtung liegen. Als ich den Titel des Buches las, war ich gespannt, wie der Dichter den im Grunde rein epischen, eines befriedigenden Schlusses entbehrenden Stoff dramatisch gestaltet habe; nach be endeter Lektüre war ich entzückt, wie vor trefflich es ihm gelungen. Ob freilich bei des Dramas zur Geltung kommen werden, möchte ich aus mehr als einem Grunde be zweifeln. Der Dichter wird sein Werk viel leicht kaum wiedererkennen. Es wird dem Schmetterlinge gleichen, dem die Hand eines rohen Buben den Farbenschmelz geraubt hat. Freuen würde ich mich, wenn ich hierin irrte, fürchte aber, daß ich recht behalte. „Das ist echte, wahre Poesie, wenn der innere Rhythmus des Gefühls, wenn das nach Er lösung strebende Wort und der Ton des dargestellten Augenblicks sich ungezwungen, absichtslos zur Form krystallisiercn." (Th. Blum.) Fleischers Drama entspricht dieser Forderung des bekannten Kritikers auf jeder Seite, es ist ein Kunstwerk im er habensten Sinne des Wortes, dessen Lektüre einen hohen Genuß gewährt. Ich empfehle das auch äußerlich würdig ausgestattcte Werk, das im Verlage von H. W. Theodor Dieter in Leipzig erschienen ist und in künstlerischem Umschlag broschiert 3 Mark, hochelegant gebunden 4 Mark kostet, aufs angelegentlichste jedem Littcratur- freunde. — Auch mit Berlin schweben es ihm gelungen. einer etwaigen Aufführung die Schönheiten Wie bereits gemeldet, ist das Werk vom Hamburger Stadttheater zur Aufführung angenommen, dahingehende Verhandlungen. Ich bitte Sie, sich für dieses hochbeüeutende Werk zu verwenden, muß aber bemerken, daß ich », cond. nur noch bei gleich zeitiger Barbestellunb liefern kann (in 1 Expl.). Ohne Aussicht auf Absatz lagernde Exemplare erbitte gelegentlich zurück. Hochachtungsvoll K. W. Theodor Dieter. Preis: brosch. ord. ^ 3.—, ü cond. (1 Expl.) ^ 2.25, bar ^ 2.—. „ hocheleg. gcb. . ^ 4.—, „ ( , ) ^6 3.—, „ ^ 2.67. s36095j bilden eine hervorragende Unterhaltungslektüre. Die „Deutsche Leipaer Zeitung" schreibt in der Nummer vom 2. August: Sünden! Moderne Novellen und Satiren von Maximilian Böttcher. Verlag von W. Graf in Höchst a/M„ Preis 2 Das ist doch einmal wieder ein Meisterschuß in das „Schwarze" unserer „hochgebildeten, besseren" Gesellschaft! Unbarmherzig, voller Sarkasmus, lüftet der bestens bekannte Verfasser den „feinen" Tugendschleier, womit jung und alt ihre vielfachen „Sünden" zu verbergen trachten. Unwillkürlich stutzte man bei der Lektüre dieser von scharfer Beobachtung zeugenden Novellen und Satiren, denn so manche „Sünde" findet man in beißen der und treffender Sprache vorgeführt, die man im stillen selbst bekennen muß, dann aber fühlt man das Bedürfnis, dem wackeren Manne, der in solcher Unbefangenheit, in solch anziehender Ge walt und in solch packender Form die menschlichen Schwächen geißelt, die Hand zu drücken. Ich liefere L cond. mit 33^/,°/,; bar mit 40°/, Sie leben getrennt und andere Humoresken von Maximilian Böttcher. Verlag von W. Graf in Höchst a. M„ Preis 1 .F SO Wer in unserer ernsten Zeit das Lachen verlernt hat, der greife nach dem vorliegenden Buche, und er wird lachen, daß ihm die Thränen in die Augen treten werden. O, er ist ein gar schlimmer Schalk, der liebe Böttcher, ein ausgelassener Schelm, der aus jeder Zeile seines Buches uns mit seinen heiteren und sonnigen Augen freundlich anblinzelt und selbst den ernstesten Mann heiter zu stimmen versteht. Unruhige Teufelchen stecken in dem warm pul sierenden Blute der Gestalten Böttchers, die wir jedoch lieb ge winnen und die wir küssen möchten vor Freude. Wir lachen und schmunzeln, und wenn wir das Buch beiseite legen, dann lachen wir von neuem und am nächsten Tage nehmen wir es wieder zur Hand, um wieder nach Herzensgrund lachen zu können. Und warum denn nicht? — „Im Lieben und Lachen lern' das Leben!" und 11/10; je 2 Probeexemplare bar mit 50°/,. Handlungen mit Fremdenverkehr ist hier Gelegenheit geboten, ein gutes Geschäft zu erzielen! Ich liefere gern eine größere Anzahl L cond. und bitte zu verlangen. Höchst a. M. und Leipzig. W. Gras s Verlag