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128, 80. Mai ISO«. Nichtamtlicher Teil. 5411 seinerseits scheute keine Kosten, und in Riepenhausen fanden sie einen tüchtigen Stecher, der den Intentionen des Meisters gerecht wurde Überhaupt waren Lichtenberg wie Dieterich stets nach Kräften bemüht nur Vortreffliches zu liefern, und Lichtenberg scheute keine Mühe, dem Freunde gute Stecher und Radierer nachzuweisen und auf Zeichner aufmerksam zu machen; stets war er bestrebt, während des Aufenthalts in England Material für den Kalender, damals noch Hof kalender, zu schaffen; er sendet Trachtenbilder und Moden kupfer, macht Beschreibungen von Damenputz und sorgt für Stecher und Zeichner. Bei dem Hogarthwerk lagen die Ver hältnisse günstiger, weil Riepenhausen, ein in seinem Fach tüchtiger Mann, in Göttingen ansässig war und Lichtenberg stets eine Art Oberaufsicht ausüben konnte. Lichtenberg würdigt seine Tätigkeit in einem Schreiben an Ramberg, den Vater des bekannten Malers:^) »Um das Verdienst dieser Copien gantz zu erkennen, muß man die Originale dabey haben, um die Ähnlichkeit der Gesichter wahrlich zu bewundern. Glauben Sie, daß dieser Riepenhausen die 6 Platten in 8 Wochen geäzt und dabey noch eine Menge von Vignetten für andere Buchhändler voll endet hat? An diesem Menschen, der etwa 30 Jahr alt ist, ist gewiß ein sehr guter Kopf verdorben. Alles das ist ihm eine Kleinigkeit. »Die nächsten Platten werden gewiß bcßer werden, weil er da mehr Muße haben und nicht gcnöthigt seyn wird, Key Licht zu arbeiten.» Als Ramberg der Ältere uud sein Sohn der Arbeit ihre höchste Anerkennung zollen, ist Lichtenberg sehr entzückt und beeilt sich, an Ramberg zu schreiben:^) -Riepenhausen wird sich sehr freuen, wenn er hört, daß seine Bemühungen Ihre und des Herrn Hofmahlcrs Appro bation erhalten haben. Er wird es gewiß besser machen. Auch fehlt es hier an guten Kupferdruckern, denn mich dünkt, auf den Platten nehmen sich die Arbeiten noch einmal so gut aus, und zuweilen unterscheidet sich denn doch auch einmal ein Ab druck durch Zufall sehr von den übrigen. Allein die recht guten Kupfcrdrucker können hier unmöglich subsistiren, oder ihre Unterhaltung ist nichts für den Buchhändler, der dann doch nur Erläuterungs-Kupfer, Vignetten und mathematische Figuren größten Theils abdrucken läßt, das dann die gewöhn lichen so ziemlich auch können.<- Mit seiner eignen Arbeit an dem Werk ist Lichtenberg durchaus nicht zufrieden; an Goethe schreibt er, noch bevor er ihm das Heft sendet:^) -Die Copien sind vortrefflich; es ist auch nicht ein Gesichts zug verfehlt, aber die Erklärungen desto erbärmlicher. Ich kan die abgedruckten Bogen gar nicht mehr ansehen. Ich glaube, ich gebe mich auf dem Titul für einen Dorf Pastor aä- suvctus aus.« An Eschenburg in Braunschweig, den gründlichen Kenner Englands und Hogarths, dessen gewichtiges Urteil er stets gern zu Rate zieht, schreibt er, allerdings etwas früher:^) »Bin ich so glücklich Ihren Beyfall zu erhalten: so werde ich mich wenig darum kümmern, was das übrige Publikum sagt. Ich werde indessen jede, selbst öffentliche Rüge mit Dank erkennen und nutzen, nur solte es mir lieb scpn, wenn die An zeigen wenigstens nicht abschreckend für die Käufer wären, denn leider hängt der Lohn für meine Mühe kontraktmäßig von dem Abgang des Werks ab.« Taß ihn nur eitle Gewinnsucht zur Herausgabe des Werks getrieben, betont er stets gern; auch an Ramberg schreibt er bei Übersendung der ersten Lieferung:^) -Ich bitte Sie um unserer Freundschafft willen Ihr gewicht- ">) Lichtenbergs Briefe III, 109. ") Ebenda III, 114. Ebenda III, 108. ") Ebenda III, 106. ") Ebenda III, 108. volles Urtheil darüber gegen andere gütigst zurückzuhalten, wenn cs Ihnen nicht gefällt. Gegen mich selbst sagen Sie alles was Sie davon denken, und um gleiche Freundschafft bitte ich Ihren Herrn Sohn, den Herrn Hofmahler. — Ich kan mich vor diesem Paar Freunde wohl eröffnen, weil ich weiß, daß ich in Ihren Händen sicher bin. -Meine gantze Absicht bey diesem Ding ist, mir etwas zu verdienen, das ich sehr nöthig habe. Nichts weiter. Schlägt mir dieses Fehl, so setze ich keine Feder weiter an. Können Sie es also einigermaßen empfehlen: so thun Sie es, liebster Freund, mir zu Liebe. Das Bißchen Profit, das herauskomt, ist größten teils mein.- Der Erfolg scheint gut gewesen zu sein; wenigstens chreibt Lichtenberg im Februar 1795 seinem Vetter: *») -Ich habe mich zu dieser Arbeit entschlossen meiner Familie ivegen. Hiervon künfftig mehr. Ich weiß meine müßigen Stunden nicht besser anzuwenden, wie Du mir gerne zugeben wirst, wenn ich Dir im Vertrauen sage, daß ich für das erste Heft 30 Louisd'or erhalten habe; ich glaube nach eurem Gelbe 720 fl., und das habe ich spielend an etwa 20 Sommer Morgen zusammengeschrieben. Soll man so etwas nicht thun?» Die Ausgabe der Hogarthschen Zeichnungen war ein glücklicher Griff, der Verleger wie Herausgeber ansehnlichen Gewinn brachte. Nach Lichtenbergs Tode begann das Interesse zu erlahmen; die weitern Lieferungen wurden herausgegeben von Bouterweck, Böttiger, I. P. Lrffer und erschienen in großen Zwischenräumen bis 1816; dann trat eine lange Pause ein; erst 1833 wurde die dreizehnte Lieferung von lw Lotit herausgegeben, und zwei Jahre später die vierzehnte von K. Gutzkow. (Fortsetzung folgt.) Lichtenbergs Briefe III, 144. Vie siaaMAe Pension5° uns fiinierbllebenen-ver- sicherung lje? ?rival-Angestellten. (Schriften des Deutschen Werkmeister-Verbandes, Heft I.) 8°. 45 S- in Umschlag. Düsseldorf 1906, Verlag des Deutschen Werkmeister-Verbandes. Im Buchhandel bei Müllern L Lehneking in Düsseldorf. Preis 30 H. Als Einleitung bietet das Heft einen zusammenfassenden Vortrag des Reichstagsabgeordneteu vr. Potthoff, der in an regender Form die Notwendigkeit und Möglichkeit der Ver sicherung nachweist, über den gegenwärtigen Stand der Peusionsfrage berichtet, um schließlich die Wege zu zeigen, die zur nachdrücklichen Förderung der Bewegung vom Haupt ausschuß zur Herbeiführung einer staatlichen Pensions- und Hinterbliebenen-Versicheruug der Privatangestellten und den augcschlosseneu Vereinen zunächst einzuschlagen sind. Als Materialien zur Versicheruugssrage folgt ein Verzeichnis der Mitglieder des Hauptausschusses, der angeschlossenen Vereine (das nicht ganz vollständig ist) und der freien Vereinigungen und Pensionsausschüsse. Die vom Hauptausschuß aufge stellten »Leitsätze« werden durch eine interessante sachliche Kritik beleuchtet, und weiter findet die Jnvaliditätswahr- scheiulichkeit nach ihren technischen Grundlagen und deren Anwendbarkeit namentlich auf die Bureauangestellten eine nähere Besprechung. Das österreichische Gesetz über die Pensionsversicherung der Privataugestellten wird in den wesentlichen Bestimmungen wiedergegeben, um an einem Bei spiel die Möglichkeit der Durchführung der angestrebten Ver sicherung zu zeigen. Einem Verzeichnis der vom Kaiserlichen Aufsichtsamt für Privatverstcherung genehmigten Pensions kassen in Deutschland folgt eine Gegenüberstellung der Bei träge und Leistungen der größten dieser Kassen, die im Hinblick auf die großen Unterschiede der einzelnen Kassen einrichtungen und der daraus erwachsenden Schwierigkeiten, 706'