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57. 11. März 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 3015 kungen der Kaiser Houmayoün und DjahLnguir, die das Werk in ähnlicher Weise, wie es in gewissen Kreisen bei uns mit der Bibel geschieht, zum Erraten der Zukunft benutzten. Der Prophet hatte zwar diese bei allen Völkern wiederkehrende Form, in die Zukunft zu blicken und sich für das eigene Ver halten Rats zu erholen, für die Gläubigen streng untersagt; aber sie wurde trotzdem mit gewissen sophistischen Umgehungen seiner Vorschrift, ausgeübt und sogar nicht selten der Koran selbst zu solcher Zauberei benutzt. Der Katalog gibt aus den Anmerkungen der beiden Kaiser einige wieder, in denen diese von den Ergeb nissen ihrer Versuche berichten. Auch die Parsi-Bibliotheken enthalten oft sehr reiche Bestände an muhammedanischen, besonders persischen Büchern und Hand schriften; so ist sogar eine der schönsten muhammedanischen Biblio theken Indiens von einem Parsen, Mulla Firuz bin Kawus, der 1830 starb, gegründet worden. Sie befindet sich jetzt, stark ver mehrt, in Bombay, wo sie eine der Hauptquellen der persischen und arabischen Literatur und insbesondere zur Kenntnis der Religion des Zoroaster bildet. Ähnliche Bedeutung besitzt auch die Uibliotbeea Nebeijssrana in Nausari (in den Staaten des Herrschers von Baroda), die im Jahre 1872 von einer Anzahl von Nachkommen eines der berühmtesten »Kirchenväter« dieser Sekte, des großen Dastoor Meherjeerana, zur Pflege der zoroastrischen Studien wie zur Erhaltung des Andenkens ihres Präsidentschaft Madras 86, in der Präsidentschaft Bombay 51, in Bengalen 139, im Pendjab 22, in Birma 16, im östlichen Bengalen und Assam 56, in den mittleren Provinzen 13 und in der nordwestlichen Grenzprovinz 8 gibt. Aus Indien stammen übrigens zum großen Teil auch die wertvollen Schätze an persischen, türkischen, arabischen und indisch-muhammedanischen Handschriften, die heute in England, sei es im Britischen Museum, wähnung verdient darunter die Bibliothek des Inckian Okkiee, die seit 1801 in London besteht und in ihren rund 70 000 Bänden nahe an 15 000 zum Teil äußerst kostbare orientalische Hand schriften und Drucke enthält, darunter auch solche aus allen Zweigen der muhammedanischen Literatur. Zu den wichtigsten muhammedanischen Werken gehört dort die Chronik des Tabarl und das DjLmi 'at-tawarikh, wichtige Werke über die Herrschaft der Mongolen und Timuriuger (Timuriden), eine nicht weniger als 330 Nummern umfassende Sammlung zur Geschichte Indiens, Handschriften fast aller Dichter und Dichtungen, besonders solche des Ch!h Name, Wörterbücher u. a. m. Kataloge dieser Samm lung sind bisher von Professor Otto Loth (Leipzig), der 1877 die arabischen Bestände bearbeitete, dem genannten Mr. Denison Ross und anderen herausgegeben worden. (Nach: »Usvus cka Noncke Nugulwan«.) Überreichung des Prachtwerks Die Grotzinduftrie Öfter reichs« an Ee. Majestät den Kaiser. — Se. Majestät der Kaiser von Österreich hat am 4. d. M. eine Abordnung des Kuratoriums und der Redaktion des Prachtwerkes »Die Groß industrie Österreichs« in Audienz empfangen und das Werk huldvollst entgegengenommen. Der Sprecher der Deputation, Hofrat vr. Hermann Hall wich, Präsident des Zentralverbandes der Industriellen Österreichs, hielt an den Kaiser folgende An sprache: »Eure Majestät! Allergnädigster Kaiser und Herr! Vor einem Jahrzehnt, aus Anlaß der Jubelfeier der fünfzigjährigen Regierung Eurer Majestät, wurde uns die besondere Gnade zu teil, an den Stufen des Allerhöchsten Thrones ein umfang reiches Prachtwerk niederlegen zu dürfen, an dessen Stirn die Worte prangten: »Die Großindustrie Österreichs«. In Wort und Bild gab dieses Werk getreulich Zeugnis von der Entstehung und allmählichen Entwicklung, dem Werden und Wachsen eines der ersten und wichtigsten Faktoren der Gesamtheit kultureller Pro duktion dieses Kaiserstaates, namentlich während der ersten fünf Jahrzehnte der Herrscherlaufbahn Eurer Majestät. Dank einem gütigen Geschick vollendeten Eure Majestät in voller geistiger und körperlicher Rüstigkeit das sechste Dezennium einer von Gott gesegneten, an großartigen Erfolgen wie an schweren Prüfungen überreichen Regentschaft. Und Freud und Leid, sie waren während dieser ganzen denkwürdigen Epoche auch Öster reichs Industrie in Hülle und Fülle beschieden. Außere und innere Ereignisse weittragender Bedeutung gaben ihr insbesondere im Laufe des letzten Dezenniums mehr als genug Gelegenheit, ihre Lebens- und Leistungsfähigkeit zu erproben. Unser Werk erbringt hierfür die tatsächlichen und ziffermäßigen Belege. Es bildet deshalb eine notwendige, unerläßliche Ergänzung des früher Gebotenen. Es lebt in unserer Industrie heute der Geist, der sie von Anfang an belebte, der Geist der Arbeit, der rastlos tätigen, loyalen, Humanitären und darum eminent staats erhaltenden Arbeit, die, immer wieder neue große Werke schaffend, sich stets auch der ihr hieraus erwachsenden Pflichten und Rechte bewußt bleibt. In tiefster Ehrfurcht und untertänigster Dankbarkeit erkennt sie die ungezählten Wohltaten, die ihr der mächtige Schutz und Schirm ihres weisen und gütigen, allgeliebten Kaisers und Herrn zu jeder Zeit gewährte. Gott schütze, erhalte und segne auch fernerhin Eure Majestät!« Se. Majestät der Kaiser erwiderte mit folgenden Worten: »Mit derselben Befriedigung, mit welcher Ich vor zehn Jahren die Schilderung des Aufschwunges unserer Industrie während Meiner Regierung entgegengenommen habe, empfange Ich heute aus Ihren Händen das jene Darstellung in so er freulicher Weise ergänzende Werk. Indem Ich Ihnen für diese neuerliche Aufmerksamkeit und für die Mir im Namen der gesamten Vertreter der Großindustrie ausgesprochenen loyalen Gesinnungen herzlich danke, versichere Ich Sie gerne der be sonderen Fürsorge, welche Ich diesem für das Gedeihen und das Ansehen des Staates so wichtigen Teile des wirt schaftlichen Lebens immer angedeihen lassen werde.« Der Kaiser war über das prächtige Werk sichtlich erfreut und dankt? Hofrat Hallwich besonders auch für seine schönen Worte. Die Mitglieder der Redaktion Verlagsbuchhändler Leopold Weiß und Maler Erwin Pendl zeichnete der Kaiser durch huldvolle Worte der Anerkennung aus. Herrn Weiß gegenüber zeigte sich Se. Majestät über die mit der Durchführung des Werkes verbundenen Arbeiten informiert. Der künstlerische Leiter des Werkes Maler Pendl berichtete, daß er den größten Teil der Illustrationen des Werkes ausgeführt habe. (Wiener Fremdenblatt.) Rübezahl«, Verein jüngerer Buchhändler, Breslau. — Viele Monate ereignis- und arbeitsreicher Vereinstätigkeit liegen hinter uns. Der Vorstand hat sich bemüht, durch seine Tätigkeit den Verein zu beleben. Wir wollen hier nur auf die Veranstal tungen im Winterhalbjahr Hinweisen. Am Sonnabend den 2. Januar 1909 fand die herkömmliche Weihnachtsfeier, verbunden mit Gansessen, im kleinen Saale des Kaufmannsheims statt. Sie trug einen besonders festlichen und zugleich familiären Charakter, da mit ihr (als Überraschung für den Jubilar) zugleich das fünfundzwanzigjährige Mitgliedschafts jubiläum unseres lieben und verdienten Kollegen Julius Hülsen (im Hause I. U. Kern's Verlag (Max Müllerj) verbunden wurde, der in dieser langen Zeit dem Verein in den verschiedensten Vorstands ämtern seine Kraft gewidmet hat. In Würdigung dieser Verdienste war in der außerordentlichen Hauptversammlung im Dezember beschlossen worden, unfern Vereinssenior zum Ehrenmitglieds zu zu ernennen. Am Weihnachtsabend überreichte nun der Vor sitzende Kollege Konrad Schneider ihm ein kunstvoll ausgeführtes, gerahmtes Diplom, sowie eine Uhr als Ehrengabe der »Rübe zähler«. — Am 13. Februar veranstaltete die Landesvereinigung Schlesien und Posen des Allgemeinen Vereins Deutscher Buch handlungsgehilfen eine zahlreich besuchte allgemeine Buchhand lungsgehilfenversammlung, an der auch der Rübezahl fast voll zählig teilnahm. Kollege Stresemann (Posen) und Konrad Schneider (Breslau) hielten belehrende Vorträge. — Am 20. Februar fand in der Morse-Loge unsre Faschingsfeier, ein Kostüm abend, statt unter der Devise »Ein Abend am Hofe des Prinzen Karneval«. In fröhlichster Stimmung betraten die Teilnehmer 393*